Die ACM Milano Homey ist eine der günstigsten uns bekannten Zweikreiser Espressomaschinen. Für gerade einmal 979 € ist die Basis-Variante zu haben, trotz bewährter Faema E61 Brühgruppe. Natürlich sind für diesen Preis Abstriche zu erwarten, dennoch lässt sich die ACM Homey zu gutem Espresso trimmen. Was wir von der Maschine halten, wie wir sie nutzen und welche Kaffees sich eignen, lest ihr in diesem Test-Bericht.
Mehr zum Vergleich mit 11 anderen Zweikreiser-Espressomaschinen erfahrt ihr hier.
Das Prinzip der Faema E61 Brühgruppe hast sich über Jahre bewährt. Durch das zirkulierende Wasser im Thermosyphon wird die gesamte Gruppe erwärmt und es sind in der Regel konstante Temperaturen zu erwarten. Wichtig ist, die Espressomaschine gut vorzuheizen und vor allem bei der ersten Nutzung der Maschine Wasser zu beziehen, damit sich der Thermosyphon füllt. Aufwärmzeiten von 20 bis 25 Minuten sollten bei eine Faema E61 Brühgruppe immer eingeplant werden, um die gewünschten Zieltemperaturen zu erreichen. Durch die Betätigung des Hebels werden die Ventile geöffnet und Wasser auf den Kaffee gegeben.
Zweikreiser Espressomaschinen mit Faema E61 Brühgruppen neigen dazu, bei längerer Nichtbenutzung zu überheizen. Auch die ACM Homey ist dafür ein Kandidat. Durch einen „Cooling-Flush“, einem einige Sekunden andauernden Bezug von Wasser ohne eingespannten Siebträger, kann die Temperatur in einen wünschenswerten Bereich abgekühlt werden.
Bei der ACM Homey mussten wir sehr lange spülen, um die Temperatur des Brühwassers nah in Richtung eines guten Brühbereiches zu bringen, der bei ca. 93 Grad liegt. Ohne langes Spülen haben wir teilweise Brühtemperaturen von weit über 96 Grad gemessen. Über die Zeit der Brühung selbst ist die Temperatur relativ konstant und schwankt um ca. 0,8 Grad.
Die hohen Temperarturen in der Brühphase betonen besonders eine unangenehme Bitterkeit des Espressos und führen oft zu einem trockenen Nachgeschmack. Die Säure ist nicht balanciert und der Espresso unausgewogen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn der verwendete Kaffee selbst bittere Noten mitbringt.
Bitterkeit wird durch die Wahl des Rohkaffees und durch die Röstung bedingt. Dunklere Röstungen haben eine deutlich ausgeprägtere Bitterkeit, die oft unangenehme metallische und harsche Aspekte aufweist. Diese Bitterkeit wird durch die Bildung von Phenylindanen ausgelöst, was wir in einem eigenen Artikel besprochen haben.
Auch Espressomischungen mit hohem Robusta-Anteil sind tendenziell bitterer und weniger geeignet, ausser es handelt sich ausgewiesener Weise um sehr hochwertigen Robusta.
Unser Tipp deshalb: bei höheren Temperaturen wie bei der ACM Homey eher hellere Röstungen verwenden. Solche findet man kaum im Supermarkt und erst recht nicht unter den Espressoröstungen (wenn, dann bei Filterröstungen).
Spezialitätenkaffees, die eher heller geröstet sind, eignen sich deutlich besser bei höheren Brühtemperaturen. Eine Auswahl von Röstereien, die sich mit Spezialitätenkaffee beschäftigen, hat sich für das Projekt Kaffee-Panel angemeldet. Einfach mal durchprobieren!
Mit einer Breite von 27 cm, einer Tiefe von 40 cm und einer Höhe von 40 cm entspricht die ACM Milano dem Durchschnitt. Sie ist weder besonders kompakt noch riesig gross – ein mittler Zweikreiser eben. Auch das Gewicht der Maschine ist mit 18 kg so wie bei vielen anderen Zweikreisern. Die Maschine hat eine verbaute Vibrationspumpe, die ordentlich Lärm produziert. Das liegt auch daran, dass sie einfach aufgeschraubt ist und keine Gummiaufleger oder ähnliches das Scheppern von Deckel und Tropfschale eindämmen.
Der Kessel der Maschine hat ein Volumen von 1.5 Litern und zieht sein Wasser aus einem 2.8 Liter grossen Tank. Der Tank lässt sich zum Befüllen entnehmen – mit viel Zurren und einiger Mühe. Tatsächlich fehlen Griffe oder Platz für die Finger, um diesen gut zu greifen. Unsere Testmaschine hat einige Dreckrückstände im Wasserbehälter und auch sonst waren an der Maschine einerseits Kratzspuren als auch Staubrückstände. Ordentlich Reinigen vor der ersten Verwendung ist angesagt.
Der Wasserbehälter an sich wirkt hochwertiger als z.B. bei einer Bezzera BZ10. Er kommt auch ohne Schläuche aus und ist über ein Ventil gut an die Maschine anschliessbar.
Auffällig sind die vielen scharfen Kanten der Maschine. Kaum eine Espressomaschine zwischen 1000 und 2000 Euro hat wirklich gut gebrochene Kanten und so kann man das auch kaum von der günstigsten auf dem Markt erwarten. Dennoch ist dieser Punkt zu nennen und Vorsicht ist vor allem dann angebracht, wenn man die Tropfschale heraus nimmt oder den Deckel zum Wasserbehälter öffnet.
Apropos Tropfschale. Sie ist eher klein geraden, da der Raum der Abdeckung nicht vollkommen ausgenutzt wird.
Die Reling dagegen ist aus Metall und punktet damit zum Beispiel gegen die Rocket Appartamento, die deutlich mehr kostet, aber bei der man nur eine Plastikreling dazu erhält. Die Metallvariante muss zugekauft werden.
Im Lieferumfang befindet sich ein Plastiktamper, der als erstes durch einen soliden Tamper ersetzt werden sollte. Plastiktamper sind der beste Verhinderer von guten Extraktionen, da sie gleichmässiges Arbeiten verhindern.
Ausserdem dabei: 1er Siebträger, 2er Siebträger und Metallbürste. Der Einsatzzweck der Metallbürste ist uns Schleierhaft. Bitte reinigt damit nicht eure Maschine!
Übrigens: auf dem Bilden und im Video sieht man die Maschine mit Zeitanzeige, die 120 Euro mehr kostet als die Basis-Variante.
Die hohe Grundtemperatur im Kessel, die zu überhöhter Brühtemperatur führt, ist dagegen ein Plus für die Zubereitung von Milchschaum und Cappuccino.
Beim Schäumen haben wir so viel Dampfdruck, dass ohne weiteres eine grosse Kanne geschäumt werden kann und die Milch wunderbar ins Rollen kommt. Das macht vor allem Freude, wenn man mehrere Gäste hat und sich in der Anwendung von Latte Art erproben möchte.
Die Dampflanze wird aber sehr heiss, inklusive des Gummiüberziehers, der eigentlich zum Anfassen gedacht ist. Die Temperatur, die auf der einen Seite von Vorteil ist, hat hier auch wieder einen Nachteil.
Die zubereiteten Cappuccini waren sehr lecker und konnten sich auch sehen lassen.
Die ACM Homey ist eine Einstiegsgelegenheit in die Welt der Zweikreiser-Espressomaschinen. In Sachen Verarbeitung nimmt man Abstriche in Kauf, erhält aber eine solide Espressomaschine. Die genutzte Technologie ist bewährt und wird auf Dauer gute Arbeit leisten – vorausgesetzt sie wird gepflegt und gereinigt.
Wichtig: eher helle Espressoröstungen verwenden, da die Brühtemperatur etwas zu heiss ist. Langes Vorspülen hilft, die Temperatur in einen guten Bereich zu bringen. Wer gerne Cappuccino trinkt, kommt mit der ACM Homey auf seine Kosten. Die Maschine gibt richtig Gas! Die Milchlanze ist schon fast zu heiss zum Anfassen, aber dafür umso besser geeignet zum Schäumen.
Da Milchschaum süss ist und auch die vermutlich etwas bittereren Espressi balanciert, sehen wir die ACM vor allem bei Milchgetränke-LiebhaberInnen.
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Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
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