Die Satrap Espresso XA ist eine Espressomaschine die in coop Supermärkten sowie im coop Bau und Hobby verkauft wird. Beim Kassensturz-Espressomaschinen Test wurde sie Testsieger. Wir haben uns die Satrap XA genauer angeschaut und fassen hier zusammen, was das 249,- Franken teure Gerät leistet.
Unser Anliegen als Kaffeemacher ist, Nutzern von Espressomaschinen zu helfen, bessere Ergebnisse aus ihren Maschinen zu holen. Wir finden das gerade bei günstigeren Espressomaschinen wichtig und auch spannend. Je teurer eine Espressomaschine ist – und wir testen Maschinen die 1000, 2000 oder 3000 Franken kosten – desto mehr erwarten wir von der Espressomaschine, dass sie abliefert. Je günstiger eine Espressomaschine ist, desto mehr wird ein Testbericht ergänzend zu einer Anleitung mit Tipps und Tricks, um alles aus einer Kaffeemaschine heraus zu holen.
So hatten wir es uns auch bei der Satrap Espresso XA vorgenommen. Einiges gefällt uns an der Satrap Espresso XA auch wirklich gut. Und entsprechend motiviert haben wir uns den grössten Baustellen der Espressomaschine genähert, um heraus zu arbeiten, wie man sie übertünchen kann.
Drei Zubehörteile bzw. Eigenheiten zeichnen die Satrap Espresso XA positiv aus. Der Tamper ist nicht nur für die Preisklasse sehr gut geeignet. Er schliesst sauber mit dem Sieb im Siebträger ab, hat eine feste Metallbasis und ist damit perfekt geeignet, um das Kaffeepulver nivelliert und gut zu verdichten. So einen Tamper wünschen wir mancher Zweikreiser-Espressomaschine für über 1000 Franken Anschaffungswert.
Ebenso beeindruckt der Siebträger. Das Sieb umfasst 58mm, was eine Standart-Grösse von professionellen Espressomaschinen und Maschinen mit Faema E61 Brührgruppe ist. Tatsächlich gilt hier das gleiche wie für den Tamper. Der Siebträger würde ohne Qualitätsverlust eine gute Figur an einer Espressomaschine für weit über 1000 Euro leisten. Der 2er-Auslauf respektive 1er Auslauf lässt sich abschrauben und austauschen.
Während wir Manometer nicht für wirkliche Hilfe beim Einstellen der Espressomaschine halten, gefällt uns die Zeit-Anzeige gut. Sie gibt dem Barista eine Gefühl, wie lange der Espresso bereits läuft. Warum das auch zu Verwirrungen führen kann, besprechen wir im Kapitel «Einstellung der Espressomaschine und Mühle». Dennoch ist ein Timer grundsätzlich hilfreich und alles andere als Standard im Preisbereich unter 300 CHF.
So positiv der Tamper, der Siebträger und auch die Zeit-Anzeige erwähnt werden müssen, so sehr ist der Rest der Espressomaschine ein Kontrastprogramm. Billiges Plastik allenthalben – dem Preis angemessen mag man sagen. Unschön ist aber, dass das getestete Modell bereits das zweite war, welches während dem Espresso-Bezug aus der Dampflanze tropfte.
Ansonsten ist die Maschine mit 35.5 cm in der Länge, 31.9 cm in der Breite und 38.4 cm in Höhe kompakt. Der Wassertank lässt sich abnehmen und auffüllen. Wichtig: bei allen Espressomaschinen enthärtetes Wasser verwenden!
Wir haben guten Espresso mit der Satrap Espresso XA gemacht. Leider sind wir jedoch mit allen Tricks und kniffen nicht zu konstanten Ergebnissen gekommen. Das grösste Problem der Maschine ist die Temperaturkonstanz.
Was wir belastbar sagen können: vor dem Bezug eines Espresso sollte mindestens 5 Sekunden Wasser bezogen werden. Wenn nicht, dann ist die Temperatur während des Espresso-Bezugs in jedem Fall zu hoch. Es ist jedoch leider so, dass sie trotz Wasserbezug oft über die gewünschte Zieltemperatur hinaus schiesst. Für das zubereiten von Espresso, liegt die perfekte Brühtemperatur bei rund 93 Grad Kaffee. Je nach Auswahl des Kaffees, weicht das leicht nach oben oder unten aber. Wir sprechen aber von einer Abweichung von 1 – 2 Grad Celsius.
Die Satrap Espress XA ist nicht nur mit ihrer Starttemperatur jedes Mal woanders, sondern auch mit der Endtemperatur. In manchen Bezügen haben wir Temperaturschwankungen von bis zu 15 Grad gemessen.
Die Temperaturkurve der Satrap Espresso XA ist beeindruckend inkonstant.
Das grenzt extraktionstechnisch und geschmacklich an eine runde russich Roulette, wobei abwechselnd Bitterkeit und Säure euch aus den Schuhen pusten. Niedrige Temperaturen stärken immens die wahrgenommene Säure. Hohe Temperaturen fördern unangenehmen Bitterkeit zu Tage. In beiden Fällen fehlt eine ausgleichende Säure.
Darüber hinaus hat die wechselnde Temperatur auch Auswirkungen auf die Extraktionsgeschwindigkeit. Diese wird normalerweise über den Mahlgrad eingestellt, was wir im folgenden Abschnitt besprechen.
Die Satrap Espresso XA hat eine Zeitsteuerung verbaut. Das bedeutet, dass sie nach einer einstellbaren und somit vorgegebenen Zeit den Wasserbezug stoppt. Standartmässig stoppt die Espressomaschine nach 25 Sekunden.
Eine solche Steuerung ist eigentlich fortschrittlicher als viele Steuerungen von teureren Espressomaschinen, z.B. im Zweikreiser-Segement. Diese stoppen überhaupt nicht automatisch, sondern werden nach Zeit X oder Bezugsmenge Y von den Nutzerinnen und Nutzern manuell gestoppt.
Eigentlich liefert die Satrap Espresso XA hier also mehr als andere Espressomaschinen. Allerdings kann das vor allem dann zu Verwirrung führen, wenn klassischen Einstellungsanleitungen und Guides gefolgt wird oder die Anwender das Prinzip der Einstellung der Mühle und Espressomaschine nicht vollkommen verinnerlicht haben.
Die Satrap Espresso XA kommt ohne doppelwandiges Sieb. Ein doppelwandiges Sieb ermöglicht die Verwendung von vorgemahlenem Kaffee. Normalerweise wird die Fliessgeschwindigkeit des Espresso über den Mahlgrad der Mühle eingestellt. Da vorgemahlener Kaffee bereits gemahlen ist und nicht mehr justiert werden kann, übernimmt der Widerstand im doppelwandigen Sieb die Aufgabe, die Brühzeit des Espressos zu verlängern.
Die Erklärungen zu den Einstellungen einer Espressomühle lauten meistens so: der Mahlgrad ist so einzustellen, dass die Auslaufzeit des Espressos ca. 25 Sekunden dauert, um eine Füllmenge von ca. 20 ml/g in der Tasse zu erreichen.
DecDie Satrap Espresso XA stoppt anders als eine Delonghi Dedica EC 685 oder eine Solis Barista Perfetta Plus nicht nach 20 ml/g in der Tasse, sondern nach 25 Sekunden. Ist der Mahlgrad der Mühle zu grob gewählt, füllt sich die Tasse viel zu schnell. Die Maschinen wird dennoch nach 25 Sekunden stoppen. Die Tasse ist dann voll oder übergelaufen. Ist der Mahlgrad zu fein gewählt, sind in 25 Sekunden kaum Tropfen in der Tasse. Die Konsequenz ist die gleiche wie bei einer Maschine mit volumetrischem Stoppen. Die Mühle muss richtig eingestellt werden. Die Herangehensweise ist aber anders und verlangt bei jedem Bezug eine konsequentere und gleichmässigere Kontrolle der Füllmenge in der Tasse.
Wer gerne Cappuccino oder Latte Macchiato trinkt ist mit der Satrap Espresso XA besser beraten, als all jene, die bevorzugt Espresso trinken. Denn während der Espresso kaum einmal genauso schmeckt wie der vorige, lässt sich der Milchschaum mit der Espressomaschine ordentlich schäumen, wenn man die kleine Kanne verwendet (0,35 Liter).
Und wenn man Milchschaum auf einen Espresso giesst, spielt die Espressoqualität nicht mehr die grösste aller Rollen.
Die Satrap Espresso XA ist auf der Verpackung als Kolbenmaschine angeschrieben, obwohl sie keine Kolbenmaschine ist. Eine Kolbenmaschine wäre eine vollautomatische Kaffeemaschine oder eine Handhebelmaschine wie z.B. die Flair oder die manuelle Drehespresso-Apparatur Aram.
Die Diskrepanz zwischen Verpackung und Inhalt zieht sich auch durch die Maschine. Während uns Tamper und Siebträger zu Freudensprüngen verleiten, kriegen wir bei der Temperaturinkonstanz das Grauen. Während wir die Timer-Steuerung anstatt volumetrischer Steuerung interessant finden, wünschen wir uns diese für eine fortgeschrittene Maschine und halten sie für problematisch im Einsteigersegment.
Deshalb können wir die Satrap Espresso XA zum Espresso machen kaum empfehlen, ausser zur Weiterverarbeitung zum Kaffee-Schnaps oder Cappuccino. Manche Bezüge werden lecker sein und man kann den Espresso auch pur trinken. Oft wird aber die amerikanische Double-Latte Variante die beste Lösung zur Neutralisierung von Bitterkeit und Säure sein.
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
5 Kommentare
Irgendwann wird es mal eine 10x teuerer "richtige" Maschine werden, aber momentan liefert mir die Satrap seit Mitte 2020 zuverlässig meinen täglichen Flatwhite.
es wäre toll, wenn ihr im Rahmen Eurer Thermoblockreihe auch für die DeLonghi Dedica ein Vorheiz-/Spülprofil entwickeln könntet, d.h. wie lange sollte man spülen (Leerbezug) und wie lange dann warten bis der echte Bezug gestartet wird.
In Eurem Einzeltest habt Ihr zwar schon darauf hingewiesen, dass man (bei höchster Temperatureinstellung) vorher einen Leerbezug machen muss, aber ob einer reicht oder es doch zwei sein müssen und insbesondere wieviele Sekunden vor dem Bezug das erfolgen muss fehlt da leider noch.
Und hilft es dann auch noch, die Wasserdampftaste für funfmal Blinken zu betätigen (kann man in einigen Foren als Tipp finden)?
Vielen Dank schon mal und macht weiter so!
Liebe Grüße aus Hamburg
Sven
Thank you that in this world of unthrustworthy reviews you are being honest and unbiased.
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