Die Bezzera BZ10 macht ihre Hauptaufgaben vorbildlich. Sie liefert mit sehr viel Konstanz in Sachen Temperatur und Druck was es für einen perfekten Espresso braucht. Als eine der günstigsten Espressomaschinen im Segment der Zweikreiser ist sie damit eine sichere Kandidatin für das Preis-Leistungspodium in unserer Testreihe.
Mehr zum Vergleich mit 11 anderen Zweikreiser-Espressomaschinen erfahrt ihr hier.
Wer vor allem guten Espresso will, der macht bei der Bezzera BZ10 nichts falsch. Sie meistert die wichtigsten Aufgaben einer Espressomaschine. Die Brühtemperatur ist äusserst konstant und pendelt nur leicht zwischen 92 und 94 Grad. Ganz seltene Ausschläge auf 95 Grad fielen kaum ins Gewicht, wenn nicht mehr als ein Espresso pro Minute gebrüht wurde.
Bezzera BZ10 Frontansicht
Auch das Schäumverhalten der Bezzera BZ10 lässt keine Wünsche übrig. Sämiger Milchschaum lässt sich mit der Espressomaschine gut Schäumen. Der Druck ist ausreichend und die Qualität nur Übungssache.
Angesichts eines Preises ab 1460 CHF in der Schweiz und ab 1100 € in der EU ist die Bezzera BZ10 eine sehr gute Einstiegswahl für alle, die vor allem an Getränkequalität interessiert sind.
Kompromisse macht die Maschine an mancher Stelle in Sachen Material und Komfort. Wenn euch das egal ist, brauch ihr nicht weiterlesen. Wer aber z.B. Hitze-sensible Finger hat, sollte doch noch die nächsten Abschnitte anschauen.
Wenn ihr lernen wollt, wie die Zubereitung von gutem Espresso gelingt, dann besucht unseren Home Barista Online Kurs oder erhaltet einen guten Einblick mit unserem Artikel „Espresso zubereiten“.
Eine Espressomaschine wird heiss! Natürlich, denn das Wasser muss ja erhitzt werden. Bei einem Zweikreiser wird der Boiler auf über 120 Grad Celsius erhitzt. Das durchlaufende Rohr gibt diese Temperatur dann an das Brühwasser weiter. Ausgehend vom Boiler verteilt sich die Temperatur in der Espressomaschine. In höheren Preissegmenten werden Boiler isoliert, um die Temperatur vor allem im Boiler zu halten. Bei der BZ10 verteilt sich diese Temperatur grosszügig überall – da wo eben Temperatur aufgenommen werden kann: im Metall!
Eine weitere Hitzequelle – in der BZ10 planmässig mit eigener Heizung – ist die Brühgruppe. Auch von dort verteilt sich Temperatur entlang aller Wärme-leitenden Teile. Und bei der BZ10 wird es besonders heiss. Brühgruppen sollte man sowieso nie anfassen. Aber Knöpfe und Schalter?
Den An- und Aus-Schalter der BZ10 sowie der Schalter für den Kaffeebezug kann man selbst mit Milchschäum-resistenten Händen kaum länger als 2 Sekunden anfassen. Die Temperaturen am Schalter erreichen Temperaturen von deutlich über 60 Grad! Das ist nicht sehr NutzerInnen-freundlich.
Die Milchlanze ist eine klassische Milchlanze – also nicht moderne Cold-Touch Lanze. Ein Gummi-Überzug ermöglicht hier aber das Anfassen.
Bei den Kanten des gebogenen Edelstahlgehäuses spart Bezzera mit dem Entgraten der Kanten. Wenn Kanten im inneren scharf sind, dann stört das nicht weiter und bedarf vor allem der Vorsicht, wenn man z.B. den Wassertank entnimmt. Aber auch an den vorderen gut sichtbaren Ecken der Maschine kann man sich beim schnellen Griff zur Espressotasse schneiden. Das geht deutlich besser.
Die Bezzera BZ10 ist mit einer Breite von 25 cm, einer Höhe von 37,5 cm und eine Tiefe von 42,5 cm durchaus kompakt – bringt aber immerhin 19 Kilogramm auf die Waage. Die Vibrationspumpe ist gut zu hören und provoziert auch einige Vibration, welche z.B. den Deckel über dem Wassertank merklich scheppern lässt. Das Kesselvolumen beträgt 1.5 Liter und der Wassertank fasst 2 Liter.
In den Wassertank sind Schläuche einzuführen, die das Wasser beziehen. Da gibt es mittlerweile deutlich schönere Varianten mit einem Ablauf im Boden. Aber wie gesagt – wir befinden uns im Einstiegsbereich der Espressomaschinen und die Bezzera BZ10 wurde bewusst günstig gehalten.
Der Heisswasserbezug der Maschine wird über einen Hebel aktiviert, wie auch der Dampf zum Schäumen der Milch. Ein schönes Doppelmanometer zeigt den Kesseldruck sowie den Druck des Wassers bei der Brühung des Espressos.
Barista-Trainer Michel Aeschbacher beim Test der Bezzera BZ10
Mit der Maschine wird ein Plastiktamper geliefert, der sich nur für den Mülleimer eignet. Das mitgelieferte Sieb ist deutlich grösser als die angeschriebenen 16 Gramm. Wir haben effektiv ohne weiteres 21 Gramm in das Sieb gefüllt. Das hat Konsequenzen für die Grösse der Endgetränke. Folgt man unserem empfohlenen Getränkeverhältnis von 1:2.5, dann ist auch das Endgetränk entsprechend gross (21 g*2.5 = 52.5 = 2 Espressi à 26.25 Gramm).
Auf dem Bild der Seitenansicht sieht man gut, dass die Tropfschale etwas kurz ist. 3 cm mehr hätten verhindert, dass immer wieder Tropfen vorne über die Maschine hinaus tropfen.
Auch das Rückspulventil trägt seinen Teil dazu bei, dass es immer Tropfen rund um die Espressomaschine gibt. Im Video erklären wir das genauer.
Nach wie vor werden werden die meisten Zweikreiser-Espressomaschinen mit der E61 Brühgruppe konstruiert, die bald ihren 60. Geburtstag feiert. Die E61 Brühgruppe wird im Wesentlichen durch einen wärmenden Wasserkreislauf auf Temperatur gebracht.
Eine Brühgruppe ist der vordere Teil der Espressomaschine, in den der Siebträger und somit auch der Kaffee eingespannt wird. Die gut durchgeheizte Temperatur der Gruppe ist wichtig, da sonst das Brühwasser seine eigene Temperatur an das Metall abgibt und somit nicht mehr die Temperatur erreicht, die zum Brühen von Espresso erforderlich sind. In unseren Tests haben wir eine wünschenswerte Temperatur von 93 – 94 Grad definiert.
Die Bezzera BZ10 setzt auf eine Brühgruppe mit elektrischer Beheizung. Die konstante Temperatur der BZ10 gibt Bezzera hier recht und die Gruppe lässt keine Wünsche übrig.
Konstante Brühtemperatur der Bezzera BZ10
Aus unserer Sicht hat weder eine E61 noch elektrisch beheizte Gruppe grundsätzliche Vorteile. Viel wichtiger ist, dass sie am Ende die richtige Temperatur auf die Gruppe bringt. Das hängt aber nicht von der Brühgruppe ab, sondern von einem Gesamtzusammenhang des Gerätes. Wie weit ist der Weg des Wassers vom Boiler bis in die Gruppe? Wie schnell durchheizt der Wärmetauscher das Wasser? Wann heizt der Kessel nach?
Die Demonatge der Bezzera Gruppe ist vielleicht etwas leichter als die Demontage zur Wartung der E61-Brühgruppe, da nur drei Schrauben geöffnet werden müssen. Das fällt aus unserer Sicht aber nicht ins Gewicht.
Auch ist die Aufheizzeit der Maschine nicht deutlich schneller. Gute 22 Minuten brauchte auch die BZ10 um voll auf Temperatur zu kommen.
Die BZ 10 liefert was sie soll. Guten Espresso und gute Milchschaumqualität. Das macht Freude! Wer also vor allem auf die Getränkequalität schaut, der wird mit der BZ10 sehr zufrieden sein.
Dafür macht die Maschine in der Beschaffenheit und im Lieferumfang Kompromisse. Der mitgelieferte Plastiktamper ist für die Zubereitung von gutem Espresso nicht zu gebrauchen. Die Maschine weist viele Stellen auf, die überhitzen, die aber wie z.B. die Kippschalter für das Betätigen der Espresso-Extraktion eigentlich wichtig sind.
Auch gefallen uns die ungebrochenen Metallkanten an der Maschine nicht, da sie im Alltag Verletzungsrisiko bedeuten.
Als sehr konstante Espressomaschine im Einstiegssegment der Zweikreiser ist die Bezzera BZ10 trotz der Material-Schwächen für uns ein Kandidat für das Podium in Sachen Preis-Leistung. Konstanz ist gerade für Einsteiger der Espresso-Zubereitung sehr wichtig. Und dieses Attribut liefert die Bezzera BZ10 ohne Zweifel!
Zubereitung von Espresso mit der Bezzera BZ10
Wir testen derzeit alle handelsüblichen Zweikreis-Espressomaschinen und fassen die Testreihe anschliessend mit einem umfassenden vergleichenden Testbericht zusammen.
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
21 Kommentare
Welchen Kesseldruck hattet ihr denn eingestellt für 93 grad Brühtemperatur (=bei welchen oberen Druck schaltet die Heizung ab) ?
Viele Grüße Udo
ich bin auf der Suche nach einem passenden Sieb für die Bezzera BZ10, da das Standardsieb, ja wie ihr berichtet hat, viiiel zu groß ist. Ich finde jedoch irgendwie nur Siebe für die E61 Brühgruppen. Sind die trotzdem kompatibel?
Welches Sieb würdet ihr denn konkret empfehlen, um 16g -18g einzuwiegen?
Vielen Dank
Welchen Kesseldruck hattet ihr denn eingestellt für 93 grad Brühtemperatur (=bei welchen oberen Druck schaltet die Heizung ab) ?
Viele Grüße!
Ich hätte Interesse an deiner Lösung, könntest du mir bitte ein Bild davon machen?
keren_suda@hotmail.com
VG
Karan
Ich hätte Interesse an deiner Lösung, könntest du mir bitte ein Bild davon machen?
meistoquincy@hotmail.com
LG Alf
Danke Euch für den Test, der mich dazu bewogen hat mir ebenfalls eine BZ10 zuzulegen.
Nun bin ich auf der Suche nach einem passenden Tamper. Könnt Ihr aus Erfahrung auf bewährte Tamper verweisen oder Empfehlungen aussprechen?
Sollte man einen 58mm oder einen 58,5mm Tamper wählen?
Ich habe aktuell die Original Siebe drin.
Danke Euch im Voraus und weiter so!
ich würde einen 58,5mm Tamper empfehlen. Ein Tamper mit 58mm hat in den originalen Bezzera-Sieben Spiel. Das wird manche nicht zu sehr stören, wenn du aber etwas passgenaues möchtest, um Kaffeemehl an den Rändern zu vermeiden, würde ganz klar den minimal größeren nehmen.
Beste Grüße!
vielen Dank für die super Beiträge und Videos. Ich werde hoffentlich nächstes Jahr mal in die Schweiz kommen können und euch im Laden besuchen.
Ich besitze auch eine BZ10 und sehe ähnliche Schwierigkeiten mit dem riesen Sieb (habt ihr auch beim Test der Magica genannt). Welches Sieb würdet ihr denn dafür empfehlen, dass auch wirkliche 16g oder 18 g im Sieb landen? Kann ich diese dann auch für meine Standard Siebträger mit Doppelauslauf nutzen?
Würde mich sehr über einen Tipp freuen!
Viele Grüße aus Deutschland!
Markus
erst einmal auch von meiner Seite aus vielen Dank für die super informativen Tests. Ich find vor allem gut, dass ihr alles sehr detailliert und „technisch-physikalisch“ erklärt!
Ich schließe mich der Frage von Markus an. Welche Siebe empfehlt ihr für den BZ10-Siebträger, um 18g einzuwiegen? Irgendwer ich online nicht wirklich fündig, was in den BZ-Siebträger/die BZ-Brühgruppe passt - off nur für die E61...
Ich habe das Standardsieb der BZ10 und habe immer 16-16,5g eingewogen. Es ist immer ein schmaler Grat, ob der Espresso schmeckt oder nicht. Ich vermute nach eurem Test, dass es daran liegt, dass sich zu viel Wasser auf dem Kaffeemehl sammelt, da offensichtlich zu wenig Mehl drin ist und somit Channeling entsteht.
Brauche ich sogar einen neuen Siebträger?
Merci, und Grüße aus Berlin
ich habe mal etwas Anderes: Wer von den LeserInnen hier kann Karikaturen zeichnen und diese vertonen? Ich würde es tun, wenn ich es könnte!! Denn ich finde, Benjamin und Michel haben beide(!) so ein markantes Äußeres, dass sie sich wirklich ideal dafür eignen würden :-)
Alles Gute euch, ihr macht eine ganz wunderbare Arbeit!
Marek
Ich habe die BZ10 seit 3 Monaten und kann alle positiven und negativen Punkte voll bestätigen.
Gegen das Spritzen am Ende des Bezugs habe ich eine super Lösung aus einem Stück Edelstahlrohr, in das ich ein Sieb von einer Küchen- oder Badarmatur gedrückt habe, im Baumarkt erhältlich. Es spritzt nichts mehr, super genial.
Ansonsten sind Espresso und Milchschaum klasse.
LG Jürgen aus Hattingen/Ruhr
könntest du mir davon ein Foto schicken? Klingt nach einer guten Lösung!
dominik.boria@gmail.com
liebe grüße
auch ich habe Interesse an deiner Lösung. Könntest du mir bitte auch ein Bild und nähere Informationen zukommen lassen an stefan@deana.de.
Vielen Dank und Grüße aus Fellbach
Stefan
ich interessiere mich auch für deine Sieblösung
würdest du mir auch ein Foto senden.
Dank in voraus liebe Grüße
Was denkst du?