Kaffeerösten ist keine Kunst, sondern ein Handwerk. Und deswegen könnt ihr auch zu Hause einfach euren eigenen Kaffee rösten. Damit es aber auch lecker und nicht allzu gefährlich wird, haben wir euch diese Ratschläge zusammengefasst.
Wer schon mal in einer Kaffeerösterei war, weiss, wie viel Platz Röstmaschinen einnehmen können. Wir rösten auf einem 12kg-Röster, der aber auch schon gut 500kg wiegt und die Grösse eines Kleinwagens hat.
Unser 1kg-Probatino Röster ist auch deutlich über 100kg schwer, aber auch immer noch ziemlich gross. Wer dann mal in einer grossen Rösterei war und einen 250kg-Röster gesehen hat, erfährt, dass diese Maschinen mit allem drum und dran an die Grösse eines kleinen Häuschens ran kommen.
Nun geht es aber auch deutlich kleiner. Es gibt Geräte, die maximal so gross sind wie eine Schuhschachtel, mit denen ihr 50g oder auch mehrere hundert Gramm zu Hause rösten könnt. Und das macht echt Spass. Kaum sonst seid ihr so nah am Produkt dran, wie wenn ihr Kaffee im kleinstmöglichen Massstab röstet.
Wir haben verschiedene Heimröst-Maschinen ausprobiert und stellen sie in auf unserem YouTube-Channel vor. Eins vornweg – ich hatte riesigen Spass. Ich röste normalerweise auf einem 12kg-Röster und berate andere Röstereien die 5kg – 60kg Röster haben. Das sind Grössen, die ich mir gewohnt bin.
Nun aber ein paar wenige Gramm zu rösten, ist irgendwie sehr aufregend. Vieles ist heikler, unkontrollierbarer, schneller und – ja – manchmal einfach auch zufälliger. Das Hintergrundwissen, das ich mir über Jahre auf grösseren Röstern angeeignet habe, wird hier auf den Prüfstand gestellt. Solltet ihr also gegenteilige Erfahrungen machen mit den besprochenen Maschinen oder auch sonst, so schreibt uns doch in die Kommentarfunktion.
Selber Kaffee zu rösten ist erstmal ein kleines Abenteuer. Es raucht, es knackt, es wird heiss, vielleicht passieren Dinge etwas unkontrolliert, aber ihr werdet euren Kaffee mögen. Auch wenn er unter Umständen nicht so lecker ist wie von anderswo, die Arbeit, die da drin steckt, die schmeckt richtig gut.
Mit unserem kleinen Guide zeigen wir euch, wie ihr gleich von Beginn an einen soliden Kaffee zu Hause rösten könnt.
Vorneweg müssen wir euch enttäuschen – wir können euch keine genauen Angaben zu Zeit und Temperatur geben. Nicht, weil wir das nicht wollen, sondern, weil wir es nicht können.
So wenig wie mein Mahlgrad dein Mahlgrad ist, ist meine Temperatur, deine Temperatur. Ich habe kürzlich bei zwei verschiedenen Röstern auf zwei typgleichen Maschinen geröstet. Die Temperatur aber war bei Röster A immer etwas kühler, als bei Röster B.
Das hatte vor allem damit zu tun, dass Röster A eine andere Temperatursonde im Röster verbohrt hat. Eine, die dünner und somit sensibler war. Röster B hatte eine dickere und somit trägere Sonde verbohrt.
Welches war nun also die richtige Temperatur? Ich würde sagen, keine von beiden. Mir ist es ehrlich gesagt auch egal, welche Temperatur es „genau“ ist – Hauptsache ist, dass wir uns an einer Temperatur festhalten und von da an weiter denken.
Die 180° in einem Popcorn-Röster* sind wohl andere 180° in einem Trommelröster. Es kommt immer darauf an, was und wo gemessen wird. Deswegen sind Temperaturen irrelevant. Wenn ihr schon zu Hause röstet, habt ihr ja schon Erfahrungswerte gesammelt und könnt euch an diesen orientieren. Wenn ihr bei Null anfängt, dann empfehlen wir, die vorgeschlagene Temperatur des Herstellers einzustellen.
Zeit und Temperatur bedingen sich beim Rösten gegenseitig.
Je heisser die Temperatur, desto schneller die Röstung.
Je kühler die Temperatur, desto langsamer die Röstung.
Genaue Zeiten anzugeben, hilft hier nicht viel, da verschiedene Röstmaschinen verschiedenartig die Hitze in die Bohne bringen.
Generell:
4 Minuten wäre wohl zu kurz, der Geschmack wäre ziemlich harsch, weil der Kaffee noch nicht genügend Zucker-Umwandlungen durchlaufen hat.
20 Minuten sind ziemlich lang, vor allem bei Kleinstmengen – da backen wir den Kaffee nur noch und höhlen ihn förmlich im Geschmack aus.
Alles dazwischen scheint lecker zu sein. Kürzere Röstungen für Filterkaffees und hellere Kaffees, etwas längere Röstungen für Espresso. Das wäre universell – Zeit- und Temperaturangaben aber leider nicht.
Einer der grossen Vorteile des Röstens ist, dass viele Schritte einfach erklärbar und logisch sind. So auch die Frage danach, wie viel Menge in die Rösttrommel gegeben werden soll.
Kleine Mengen werden schneller heiss – grosse Mengen werden langsamer heiss.
Macht Sinn.
Gerade bei Kleinen Röstern, Popcorn-Röstern etc., gibt es kaum Energie, die sich im System (Rösterwand, Boden, Deckel, etc.) speichert. Die meiste Energie-Zufuhr kommt über heisse Luft oder aber über direkte Kontakthitze.
Wenn ihr Rohkaffee in den Röster (=Röst-System) gebt, verliert das System zuerst mal an Energie. Rohkaffee von 20° C Umgebungstemperatur kommt in heisse Umgebung und nimmt zuerst mal Hitze auf.
Wenn ihr Lasagne bäckt, den Ofen vorheizt, dann die Tür öffnet und die kalte Lasagne reingibt, sinkt die Temperatur im Ofen zuerst einmal. Das passiert genauso beim Rösten.
Wenn ihr also eine grosse Menge in egal welchen Röster gebt, dauert die Röstung länger, weil ihr dem System Energie entzieht.
Wenn ihr eine kleine Menge Kaffee in der Röstung fügt, entzieht ihr dem System weniger Energie und ihr könnt schneller rösten.
Ihr kennt die Antwort bereits – nein, gibt es nicht. Alles ist System-abhängig. Haltet euch sicher mal an die Vorgaben, die der Hersteller macht. Dann schaut ihr, wie lange die Röstung dauert und orientiert euch an den oben erwähnten Punkten.
Wenn ihr Anpassungen an der Chargen-Grösse vornehmt, dann macht die unbedingt deutlich. Wenn ihr die 1. Charge mit 100g und die 2. Charge mit 110g röstet, ist der Unterschied deutlich kleiner, als wenn ihr z.B. 100g und 150g röstet.
Wenn ich bei Röstberatungen auf einen neue Röstmaschine stosse, mache ich immer etwas extremere Tests, lote die Stärken und Schwächen des Systems so aus, in dem ich grössere Unterschiede in Chargen oder der Temperatur wähle. So kommt ihr schneller ans Ziel.
Über mehrere Minuten hin nähert ihr euch dem ersten Crack, dem ersten Pop, oder eben einfach dem Knacken. Dann, wenn der Druck in der Kaffeebohne so gross ist, dass dieser entweichen muss, hört ihr je nach Röstsystem ein deutlich leiseres oder lauteres Knacken.
Weichere Kaffees tendieren dabei zu knacken, wie wenn ihr Erdnüsse zerdrückt. Diesen Knack hören wir oft bei Brasilianischen Kaffees.
Bei härteren, dichteren Kaffees, wie zum Beispiel aus Kenia, ist das Knacken viel lauter und explosiver als ob ein Feuerwerk abgehen würde.
Es macht Spass, dieses Knacken zu hören und den Kaffees zuzuordnen. Achtet euch auf dieses Knacken und ihr werdet eure Kaffees noch viel besser verstehen.
Hab ich schon gesagt, dass es wirklich Spass macht, den 1st Crack zu erhorchen? Je nach Geschmack, den ihr anpeilt, kommt euer Crack früher (hellere Kaffees, weil schnellere Röstung), oder später (entwickeltere Kaffees, Espresso z.Bsp.)
Der 1st Crack kommt in einer sich verstärkenden Intensität, ähnlich einer Normalverteilung auf diesem Bild. Zuerst ist es nur eine einzelne Bohne, die den Anfang macht und knackt (ganz links im Bild). Danach kommen eine zweite, eine dritte, und eine vierte gesellt sich dazu (erster Strich von links). Danach wird es intensiver. Sobald ihr die erste Triole hört, also ein dicht aufeinanderfolgendes Knack-Knack-Knack, dann heisst das für uns, dass wir den 1st Crack markieren (zweiter Strich von links).
So können wir sicher gehen, dass jetzt die ganze Charge anfängt zu knacken. Es braucht etwas Übung, Nerven und Geduld, nicht gleich beim ersten Knacken den 1st Crack zu markieren.
Kurz nach dem 1st Crack geht dann die ganze Charge ab und es knackt immer gleichmässiger, die Mehrheit der Bohnen (dritter Strich von links) knackt jetzt gleichzeitig.
Danach fällt die Kurve ab, bis kein Knacken mehr zu hören ist. Solltet ihr an dieser Stelle noch länger und vor allem heisser weiter rösten, nähert ihr euch dem 2nd Crack, der deutlich leiser ist, und eher an ein Knistern erinnert. Für unseren Ratgeber hier lassen wir den 2nd Crack aussen vor.
Weil wir dadurch ein einfaches und präzises Mittel haben, Kaffees individuell zu rösten. Wenn ich strikte nur nach Zeit röste, z.B. alle Filterkaffees 10, alle Espressi 14 und alle Dark Roasts 18 Minuten, dann tue ich dem Kaffee unrecht. Denn viele Kaffees verhalten sich beim Rösten unterschiedlich.
Da wir viele Kaffees für andere rösten, sammeln wir Erfahrung mit ganz verschiedenen Kaffees. Je mehr verschiedene Kaffees wir rösten, können wir eine Vorhersage zu einem uns noch unbekannten Rohkaffee machen.
Beispiel:
ich nehme einen pulped Natural aus Brasilien und röste diesen für 10 Minuten, da dies mein „Filter-Rezept“ ist. Danach röste ich einen Kaffee aus Kenia für 10 Minuten.
Die beiden Kaffees verhalten sich komplett unterschiedlich und schmecken auch so. Die 10 Minuten für den Kenianischen Kaffee lassen diesen vielleicht im besten Licht erscheinen – fruchtig, balanciert, gut integrierte Säure, während der Kaffee aus Brasilien vielleicht schon verkohlt ist, da dieser viel weicher ist.
Wenn wir uns stattdessen also daran gewöhnen, bei jedem Kaffee den 1st Crack zu markieren und nicht nach totaler Röstzeit rösten, schmecken die Kaffees ziemlich schnell viel besser.
Nach dem 1st Crack beginnt die sogenannte Entwicklungszeit. Das ist die Zeit, die der Kaffee vom Beginn des 1st Crack bis zum Zeitpunkt der Kaffee-Entnahme aus dem Röster verbringt.
Ein Beispiel:
Ich röste einen Kaffee, der nach 8 Minuten knackt. Ich markiere den 1st Crack. Jetzt röste ich noch 90 Sekunden und entnehme dann den Kaffee aus dem System. Die Entwicklungszeit wäre also 90 Sekunden, im Verhältnis zu 480 Sekunden. So können wir die prozentuale Entwicklungszeit berechnen, die in diesem Fall 15.8% wäre (90sec von 570sec).
Röstzeit bis 1. Crack | Entwicklungszeit | totale Röstzeit | % Entwicklungszeit |
480 Sekunden | 90 Sekunden | 570 sec | 90sec/570sec = 15.8% |
Und was heisst das jetzt?
Eine kürzere Entwicklungszeit von ca. 5% kann heissen, dass ich
Eine mittlere Entwicklungszeit von ca. 8-10% kann heissen, dass ich
Eine längere Entwicklungszeit von ca. 12% plus kann heissen, dass ich
Eine lange Entwicklungszeit von ca. 18% plus kann heissen, dass ich
Alle diese Angaben sind so oft „ohne Gewähr“, weil sie eben vom jeweiligen Röstsystem abhängig sind. Ich habe versucht, sie aber möglichst generell zu behandeln, so dass es doch mehr universell als sehr spezifisch ist.
Alles, was während der Röstung im System drin passiert, können wir mittlerweile mit Temperatursonden messen und über eine Schnittstelle digital nachzeichnen. Diese sog. Röst-Log-Software hilft uns, möglichst präzise und konsistent zu rösten.
Früher – also noch vor ein paar wenigen Jahren – war diese Software kaum verbreitet. Programme wie Cropster oder Artisan aber erleben seit ein paar Jahren ein immenses Wachstum. Immer mehr Röstereien setzen nicht nur auf ihr Gefühl, sondern möchten ihre Daten in Informationen umwandeln, diese grafisch darstellen und so noch mehr lernen.
Röstprofile lesen wir von links nach rechts. Die x-Achse zeigt die Zeit, die y-Achse links die Bohnentemperatur, die y-Achse rechts zeigt die Rate of Rise (RoR) – der Energiezuwachs pro 30 Sekunden.
Temperatursonden an verschiedenen Orten im Röstapparat zeichnen messen die Temperatur und zeichnen sie in einer Software auf. Im obigen Beispiel seht ihr drei Kurven aus unserer Rösterei.
Die blaue Kurve ist der Ichamama, ein hell gerösteter Filterkaffee.
Die gelbe Kurve ist unser Feingeist, ein Speciality Espresso.
Die rote Kurve ist ein langgestreckter Vollautomaten-Kaffee, den wir im Auftrag eines Private Label-Kunden rösten.
Die Röstsprache der drei Profile könnte nicht unterschiedlicher sein. In der Zeit unterscheiden sich die Kaffees zwischen 9:10 und 17:30 Minuten. Die Endtemperatur ist auch jeweils verschieden. Was aber ganz deutlich wird, ist der Temperaturanstieg – sehr steil beim Ichamama, etwas flacher beim Feingeist, und deutlich langsamer beim Vollautomatenkaffee.
Wie ihr selbst, ohne eine aufwändige Röstsoftware, so eine Kurve zeichnen könnt, schauen wir uns an einer anderen Stelle an. Wichtig bis hier ist zu verstehen, dass Zeit- und Temperaturunterschiede einen massiven Einfluss auf das Endprodukt haben.
Wolfram Sorg von Backyard Coffee hat zur Profil-Erstellung einen erleuchtenden Beitrag geschrieben: https://www.backyard-coffee.com/blogs/kaffeewissen/entwicklung-eines-kaffees.
Es gehört wohl zu den schönsten Aufgaben, die in einer Rösterei anfallen: die Rohkaffee-Auswahl. Gleichzeitig ist es aber auch eine mit vielen Konsequenzen. Je nach Auswahl des Rohkaffees öffnet oder limitiert ihr den Einsatzbereich des gewählten Kaffees.
Stark säurehaltige Kaffees sind lecker für Filterkaffees, weil wir sie da mit viel Wasser verdünnen und ein leichtes Getränk entsteht. Diese Rohkaffees sind aber wohl nicht jedermanns Sache wenn es um den Espresso geht.
Aber auch umgekehrt – einfachere, tendenziell nussig-süssliche Kaffees können einen tollen Espresso ergeben, eventuell jedoch einen etwas eintönigen Filterkaffee.
Hier seid ihr an der Reihe. Denn jede Röstsprache ist individuell. Jeder der röstet, hat seine eigene Interpretation der Dinge, wie der Kaffee am Schluss schmecken soll.
Irgendwo müsst ihr ja anfangen, und gleich einen ganzen 60kg-Sack zu kaufen ist wohl nicht zielführend. Also verkaufen wir neu auch 1.5kg und 3kg Beutel Rohkaffee. Es sind die gleichen, die wir in unserem Sortiment benutzen. Wenn ihr also wollt, könnt ihr zum Beispiel unseren klassischen Dreispitz-Blend nachrösten.
Welcher unserer Kaffees benutzen wir für was:
Filter | Espresso | Geschmack | Säure | Textur | Preis 1kg | |
Kenia, Ichamama | ja | nicht unser Geschmack | fruchtig, beerig | viel, saftig | mittel-schwer und weich | 16.95CHF |
Brasilien, APAS | möglich | aber sicher | nussig, schokoladig | wenig, mild | weich und sanft | 6.40 CHF |
Nicaragua, Santa Rita, Leica Washed | ja | möglich | süss-sauer, zitrisch und nussig | mittel | rund | 13 CHF |
Äthiopien, Bulga | ja | ja | komplex, fruchtig, intensiv | mittel | viel, Tee-ähnlich | 16 CHF |
Ruanda, Simbi | ja | möglich | Schwarzee, Honig, Orangen | mittel | Tee-ähnlich | 16 CHF |
Indien, Faith Estate, Robusta | nicht unser Geschmack | sicher | Wumms. Holzig, nussig | kaum | schwer | 5.90 CHF |
Honduras, 18 Conejo | ja | möglich | Limetten, Steinobst, dunkle Schokolade | viel | saftig | 13.65 CHF |
Peru, NORCAFE | möglich | ja | zitrisch, balanciert | mittel | rund | 6.80 CHF |
Henrique, Demeter, Brasilien | ja | ja | Schokolade, leichte Säure, nussig | mild | schwer | 13.65 CHF |
Welcher Kaffee am besten zu euch passt, wisst ihr schon – wenn ihr noch etwas Inspiration braucht, dann haben wir hier einen kleinen Ratgeber zusammengestellt für euch.
Wir empfehlen, standardmässig mit einer Stoppuhr zu rösten, den 1st Crack zu markieren und die Daten aufzuschreiben. So könnt ihr Referenzen schaffen und immer wieder vergleichen.
Das Ende der Röstung bestimmt ihr. Dann, wenn ihr die gewünschte Entwicklungszeit erreicht habt, nehmt ihr den Kaffee aus dem Röstsystem.
Danach gilt es, so schnell wie möglich den Kaffee zu kühlen. Nicht mit Wasser, das wird nur mit grossen Mengen gemacht, sondern mit Luft. In unserer Akademie benutzen wir diese Lüfter, die Luft nach unten saugen und so
a) den Rauch weg ziehen
b) den Kaffee rasch kühlen
Ihr könnt auch einfach ein Pastasieb nehmen und den Kaffee da drin kühlen. Wichtig dabei: immer in Bewegung halten und blasen, um den Kaffee runterzukühlen.
So stoppen wir die physikalischen und chemischen Prozesse der Röstung und verhindern ein unkontrolliertes weiter-Rösten.
Für unsere Kaffees empfehlen wir:
Jedoch machen wir i.a.R. schon nach 24-76h ein Cupping für die Qualitätssicherung. Dabei giessen wir 12g Kaffee mit 200g heissem Wasser auf, warten 4 Minuten, brechen die Kruste und schlürfen den Kaffee ein.
Als Richtmass könnt ihr das hier nehmen:
lange Röstung = lange Entgasungszeit
kurze Röstung = kurze Entgasungszeit
Am besten verkostet ihr die Kaffees regelmässig, jeden Tag nach der Röstung und schmeckt die Unterschiede raus.
So findet ihr schnell die Zeit, die für euch stimmt.
Was der Kaffee-Wissenschafter Chahan Yeretzian zu Frische sagt, haben wir in diesem Video besprochen.
Ein weiterer, faszinierender Aspekt des Röstens ist dieses total Analoge. Im Gegensatz zu einer Digitalkamera, bei der ihr ein schlechtes Foto einfach löschen könnt, müsst ihr die Analog-Kamera im Griff haben, sonst habt ihr Platz auf der Filmrolle verbraucht. Das ist Rösten.
Ihr gebt Rohkaffee ins System, röstet, fertig. Wenn der Kaffee erstmal geröstet ist, könnt ihr nicht noch einmal rösten. Können schon, macht aber keinen Sinn. Ihr verbrennt dann den Kaffee und das macht keinen Spass.
Grün rein, braun raus. Wenn ihr alles richtig gemacht habt, schmeckt das Resultat. Wenn nicht, na dann, noch einmal. Learning by doing, oder wie ein Kollege mal meinte: learning by burning. Es ist also auch immer etwas Adrenalin beim Rösten mit dabei, und wohl deswegen übt es so eine Faszination auf viele Menschen aus.
Um wirklich zu verstehen, wie ihr euch verbessert, müsst ihr eure Daten aufzeichnen. Von Hand, in einer Excel-Tabelle, egal, Hauptsache, ihr nehmt diese Daten mit auf:
Mit dem Wiegen des Röstkaffees am Ende der Röstung eruiert ihr, wie gross der Röstverlust war. Rechnet mal mit 14-20%, je nach Art der Röstung. Vor allem bei einfachen Röstern ohne Temperaturanzeige lohnt es sich, das Gewicht zu messen. So kriegt ihr ein Gefühl, wie viel ihr mit dem Rösten an Material wegröstet.
Wir haben für euch ein einfaches Röstprotokoll erstellt, welches ihr als pdf runterladen und ausfüllen könnt. Je präziser ihr die Daten einfüllt, umso mehr könnt ihr die verschiedenen Röstungen vergleichen und euch verbessern.
Nun können alle Zahlen super aussehen, aber wenn der Kaffee nicht schmeckt, helfen auch die schönsten Zahlen nichts. Deswegen – fordert euch heraus und verkostet jede Charge, und zwar standardisiert.
Wie könnt ihr vorgehen?
Wenn ihr nun alles gelesen habt, euch eine Rösttechnik angelernt habt und nun mal unser Feedback wollt, so schickt uns doch mal eine Probe von eurem Können. Wir verkosten es und geben euch ein Feedback. Unser Feedback ist ehrlich, denn wir möchten, dass ihr euch verbessern könnt.
Also: rösten, üben, rösten, und wenn ihr wollt, sind wir für euch da und denken mit, wie ihr das alles noch besser hinbekommt.
*Den Popcorn Topf haben wir gekauft. Das ist ein Grundsatz für uns bei allen Tests. Denn wir wollen alle Geräte neutral und ohne Ausseneinfluss bewerten. Der Link ist ein Provisions-Link zu Amazon. Wenn ihr über den Link was bestellt, kostet es euch nicht mehr – aber unser Maschinentestkässchen füllt sich ein wenig.
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
12 Kommentare
vielen Dank für diesen super Beitrag!
Wo finde ich das angesprochene Röstprotokoll pdf? Ich habe mir ein eigenes erstellt, bin aber immer offen für optimierung!
Ich freue mich aber jetzt shon wieder darauf, wenn meine Frau auf Dienstreise in die Schweiz muss und im Kaffeemacher Café Basel im Bahnhof en gros Bohnen für uns einkaufen darf ;-)
Liebe Grüße
Stefan
Danke fuer den Beitrag, der hilft sehr.
Ich roeste seit ca. 3 Monaten auf einem Gene und bis auf wenige Ausnahmen bin ich zufrieden. Klar, wie du auch schreibst, manchmal fehlt die Tiefe und das Volumen im Geschmack im Vergleich zur Trommelröstung vom Profi, aber selbst gekochtes Essen schmeckt auch nicht immer so wie vom Profi.
Zu meiner Frage: wie hebe ich die fertigen Bohnen zum Ausgasen am Besten auf?
Ich lasse sie fuer ein paar Stunden (meist vom Abend bis zum Morgen) offen rumstehen und dann fuelle ich sie Papiertüten mit Ventil. Somit habe ich jede Röstung des Gene - mit den jeweiligen RöstParameter versehen - immer zur Hand. Meine Sorge ist aber das sie nicht genug Ausgaben?
Any Ideas?
Gruss
Rainer
Wir füllen direkt ab, behalten so das CO2 drin und wissen genau, wann der Kaffee genussreif ist.
Min. 10 Tage warten bei kleinen Mengen für Espresso.
Du kannst aber auch einfach mal einen Batch machen, dann jeweils 15g abwiegen, diese in einen Beutel geben.
Dann täglich einen aufmachen, cuppen, und sehen, wie sich der Kaffee verändert.
Danach weisst du genau, wann er für dich am leckersten ist.
ich bewege mich zwar schon seit einiger Zeit auf eurer Seite, habe mich aber überwiegend mit Berichten und YouTube - Videos zu Siebträgermaschinen beschäftigt.
Nicht zuletzt euer Zweikreisertest hat mich dazu veranlasst in eine Lelit MaraX zu investieren.
Vor Jahren habe ich mich schon einmal mit dem Thema "Home Roasting" beschäftig, es blieb aber bei der Theorie.
Ich habe im Netz günstig zwei "CR-100" von Imex erworben und werde jetzt loslegen. Es sind zwar eher einfache zeitgesteuerte Röster, es lassen sich aber dennoch gute Resultate (Netzinfo) erzielen.
Dann bin ich auf deinen Beitrag gestoßen, für mich als Anfänger eine große Hilfe, vielen Dank dafür.
Wenn ich wirklich mal zu einer guten Röstung kommen sollte, dann würde mich eure ehrliche Einschätzung schon interessieren.
Wie ich schon geschrieben habe, stehen bei mir zwei Röster ... wenn du daran interessiert bist, den Imex CR-100 mal zu testen, kann ich dir gern einen der beiden Röster zusenden.
Die Röster sind originalverpackt und fabrikneu (..also, sie waren noch nicht in Gebrauch..).
Mit einem der beiden möchte ich erste Erfahrungen sammeln, den anderen wollte ich eigentlich modifizieren (Temperaturmessung, Temperatursteuerung ...), habe mich aber in ein anderes Projekt gestürzt.
Viele Grüße und nochmals vielen Dank für die große Anzahl toller Berichte und informativen YouTube - Beiträge.
Olaf
Wirklich ein super Beitrag mit Hand und Fuß, der kaum Wünsche offen lässt!
danke für den sehr ausführlichen Bericht.
auf Kickstarter gibt es einige interessante Micro-Röster, wie
- ikawa (www.ikawacoffee.com)
- power roaster (www.powerroaster.com)
- kelvin (www.kelvinroaster.com; noch nicht erhältlich)
Diese funktionieren alle nach dem Prinzip Popkornmaschine. Konntet ihr diese Maschinen schon testen?
Und wo kann der Kaffee am besten nach der Röstung ausgasen? Die wenigsten können ihren Kaffee in Tüten mit Ventil einschweisen. Eignen sich dazu Kaffeedosen?
Gruß
Andy
schöner Beitrag und zugehöriges Video.
Macht Lust das Heimrösten einmal auszuprobieren. Man sieht in den einschlägigen Kaffeekanälen in letzter Zeit immer mal wieder den Hive Roaster auftauchen. Klingt vom Preis und Konzept nach einer interessanten und zugänglichen Sache. Habt ihr den schon einmal angeschaut?
Beste Grüsse,
Lasse
Es ist m.W. umgekehrt, die ZHaW hat das in ihrem Coffee Freshness Report auch bewiesen.
Kurze Röstungen = kurze Entgasungszeit (z.B. Filter)
Lange Röstungen = lange Entgasungszeit (z.B. entwickelter Espresso)
In einer kurzen Röstung bildest du einfach weniger CO2, das dann entweicht, und das geht schneller.
erstmal vielen Dank für diesen spannenden und lehrreichen Beitrag.
Ich habe schon mehrfach gelesen, dass sich die Entgasungszeit der gerösteten Kaffeebohnen bei längeren Röstungen verkürzt. Das hänge wohl damit zusammen, dass beim dunkleren Kaffee die Zellstruktur poröser und damit das Entweichen der Gase leichter sei.
Was hälst du von dieser Aussage?
Vielen Dank für die Antwort.
Gruß
Elyas
Ihr könnt Gedanken lesen😉
Habe mir insgeheim gewünscht, von Euch was zum Thema Kaffee rösten zu Hause zu lesen, zu hören oder zu sehen(YT). Daher freue ich mich sehr über euren Blogbeitrag und habe ihn mit Genuss gelesen. Ich selbst röste mit dem Gene101 ca.545€ und beziehe Bohnen über Rohkaffeebohnen.de (Claus Fricke-Buch „Kaffee rösten zu Hause“)
Eure Sicht aufs Rösten erscheint mir jedoch nochmal praxisnäher bzw. plastischer dargestellt. Mein Hauptproblem beim Gene101: Ich höre bei manchen Bohnen (Columbia Supreme 19) den 1stCrack nicht. Bei anderen nur seeeehr leise. Der Spreuflug ist auch nicht immer eindeutig auszumachen. Welche Prameter verraten zusätzlich den 1st Crack?
Dazu kommt: Euer Kollege Thomas Brinkmann (Kaffeeschule Hannover) hält nicht viel vom Gene(zu wenig Power). Er meint man müsse die Maillardreaktion möglichst kurz halten(wenn schon, dann mit Vollgas von Anfang an)...Claus Fricke dagegen schwört auf doppelte Röstung(8min. mit Hitze auftanken, abkühlen und dann wieder rein)...Arno Bauer(Wood Grouse Coffee) sagte mir, ein weiteres Problem sei die geringe Menge abgegebener Feuchtigkeit bei diesen kleinen Chargen...
Lange Rede: Habt ihr den Gene schon unter die Lupe genommen? Über eine Bewertung und Tipps für meine Fragen würde ich mich sehr freuen. Evtl. plagen sich ja noch andere User mit den gleichen Problemen🤔
Für das großzügige Teilen eures immensen Wissensschatzes mal wieder herzlichen Dank! Für die Coronaphase alles Gute!
Hendrik
(der mit der Aldimühle...Latte Art Battle)
Und ja, der Gene hat nicht so viel Power - ich nehme da 150g für eine Filterröstung, um es etwas zu beschleunigen. Eine doppelte Röstung, wie von dir erwähnt, erscheint mir etwas originell - ich kann mir nicht erklären, was das an der Qualität besser machen sollte.
Mal schauen, ein Gene-Video könnten wir in der Tat mal noch machen. Liebe Grüsse
Was denkst du?