Kaffee aus Kapseln ist gekommen um zu bleiben. Für viele ist es die bequemste Art, Kaffee zu trinken. Andere sehen zu viele Kompromisse: geschmacklich und vor allem ökologisch. Patrizio Frigeri erklärt in seinem Gastbeitrag was Kapseln können, was nicht, und wie ökologisch sinnvoll Kapselkaffee ist.
Ein Gastbeitrag von Patrizio Frigeri*
Was Kapseln richtig gut können?
Sie garantieren eine einfache Zubereitung per vorportioniertem Kaffee im Zusammenspiel mit der entsprechenden Maschine.
Die Kritik an Kapseln, was sie nicht können, sieht oft so aus: Kapseln machen keinen richtigen Espresso. Sie sind teuer im Vergleich zu Bohnenkaffee und produzieren nur Abfall.
Lasst uns diese Positionen einordnen.
Die Kapsel wurde vor mehr als 40 Jahren vom Nestlé Ingenieur Eric Favre erfunden und von derselben Firma erfolgreich vermarktet. Die Erfolgsgeschichte kennt mittlerweile jeder. Anbei empfehle ich die DOK Sendung vom Schweizerfernsehen, ab Minute 32 geht es direkt zum Beitrag von Eric Favre.
Doch Nespresso ist schon lange nicht mehr der einzige Anbieter – Nespresso-Klone und eigene Systeme können überall gefunden werden. Auf Grund der aufwendigen Produktion waren es in der Vergangenheit vor allem grosse Anbieter, welche die Kapseln in ihrem Sortiment hatten. Hier ändern sich jedoch gerade zwei Dinge – immer mehr Kleinröstereien bieten ihren Kaffee in Kapseln an, und es gibt Anzeichen, dass auch Spezialitätenröstereien der Kaffeekapsel nicht mehr abgeneigt sind.
Das Kapselsystem ist wohl so erfolgreich, weil es allen Kaffeeliebhabern erlaubt, auf intuitive Art und Weise per Knopfdruck eine konstante Tassenqualität zu extrahieren, und dies ohne jegliche Vorkenntnisse bezüglich der Zubereitung von Kaffee.
Patrizio Frigeri
Diesen Anspruch hatte bereits SAECO, als der Kaffeevollautomat erfunden wurde. Als man anfing, Espresso auch zu Hause zuzubereiten, kamen findige Ingenieure und wollten die Abläufe vom Mahlen und Extrahieren dem Konsumenten vereinfachen.
Das Kapselsystem geht noch einen Schritt weiter als der Vollautomat, nämlich nimmt es dem Konsumenten die Vermahlung ab und löst somit einige Probleme: erstens gibt es keinen alten Kaffee durch zu lang geöffnete Verpackungen, und zweitens erledigt sich die Einstellung des optimalen Mahlgrads. Der wird ja schon vom Kapselafüller festgelegt.
Der Mahlgrad bei den Vollautomaten ist je nach Bohnensorte nicht immer ideal und die Einstellbarkeit meist auf ein paar Stufen limitiert. Die Kapsel kommt perfekt verschweisst in einem luftdichten Behältnis «röstfrisch» zum Kunden.
Nachfolgend beschreibe ich die Abfolge der Schritte im Leben einer Kapsel, vom Grünkaffee bis in den Abfall.
Für die Kapsel kann man ähnlich wie für andere Kaffeeprodukt, den Kaffee sortenrein oder als Blend haben. Geröstet wird der Kaffee generell etwas dunkler als für eine Siebträgermaschine, weil die Extraktion mit der Kapsel kurz ist, und in dieser Zeit möglichst viel Kaffee aus dem Mahlgut gelöst werden soll.
Nach der Röstung gibt man dem Kaffee zwecks Ausgasung etwas Ruhe. Danach werden die Bohnen unter Ausschluss von Sauerstoff in Kapseln abgefüllt. Das Füllgewicht beträgt meistens zwischen 5 und 6 Gramm. Nach der Füllung wird die Kapsel mit einer Folie verschlossen.
Der Kapselkaffee kommt konfektioniert in einem Umkarton à 10 bis 20 Kapseln zum Konsumenten. Einige Kapseln sind noch in einem sog. single flow pack eingepackt. Oft ein Hinweis darauf, dass die Kapsel selbst nicht luftdicht ist und eine Plastikschutzhülle dies kompensieren soll.
Solche Kapseln sollte man als Konsument vermeiden, um unnötiges Verpackungsmaterial zu generieren, und um auch sicherzustellen, dass man qualitativ eine gute Tasse Kaffee erhält mit der nötigen „Frische“.
Beim Konsumenten wandert die Kapsel idealerweise sobald als möglich in die Kaffeemaschine. Diese muss meist durch die Betätigung einer Bezugstaste angeschaltet werden. Die Aufheiz-Zeit des Heizers (Thermoblock) beträgt im Normalfall nicht mehr als 30 Sekunden.
Zukünftige Technologien werden kein Aufheizen von Aluminium mehr benötigen, sogenannte Heizer ohne Masse (bekannt unter dem Namen instant-heater).
Wenn die Kapsel in die Brühkammer eingelegt wird, muss meist die Kammer mit einem Hebel geschlossen werden. Beim Verschliessen der Brühkammer wird die Kapsel aufgestochen, jedoch unterscheiden sich die Systeme beim Aufstechen. Die einen stechen zuerst nur auf der Pumpenseite auf, andere aus Gründen von Patentschriften stechen auch leicht auf der Auslaufseite an.
Auch wird unterschieden, ob mit einer oder mehreren sogenannten Nadeln aufgestochen wird. Jede Entwicklung hat ihren Hintergrund, wie aufgestochen wird. Meistens war man von einer gewissen Anordnung von Nadeln und Kapselform überzeugt, dass dies den besten Kapselkaffee in der Tasse ergeben wird.
Per Knopfdruck kann man nun die Extraktion starten. Auch hier gibt es unterschiedliche Systeme, meistens kann jedoch der Nutzer zwischen einer kurzen oder langen Tasse oder zwischen verschiedenen Volumina (Dolce-Gusto) wählen.
Die Extraktion wird gestartet, das Wasser strömt in die Kapsel und brüht den Kaffee vor. Sobald in der Kapsel genügend Druck aufgebaut ist, berstet die Folie am Kapselboden gezielt und der Kaffee fliesst in die Tasse.
Hier fragen sich einige Kunden oft:
Warum produziert Kapselkaffee so viel Crema? Hauptsächlich aufgrund des Kohlenstoffdioxids (CO2), welcher vom Röstprozess noch im Kaffee vorhanden ist und ja nirgends hin kann – es bleibt in hoher Konzentration in der Kapsel drin. Analog zum Bohnenkaffee, je frischer der Kaffee, desto mehr Crema bekommt man in der Tasse. Zusätzlich gibt es in der Extraktion rund um die aufgestochene Folie turbulente Strömungen, welche die Crema-Bildung unterstützen.
Zum Auswerfen der Kapsel öffnet man die Brühkammer, welche die Kapsel freigibt und in einen Behälter auswirft. Es gibt auch Systeme auf dem Markt, bei denen man den Kapselhalter herausnimmt und die Kapsel separat ausserhalb der Maschine auswirft.
Der Behälter der Maschine wird nach rund sechs Bezügen geleert. Nun fliegt die Kapsel in den verbrennbaren oder neu auch vermehrt in den Eimer der Grünabfälle.
Im Volksmund, vor allem in der Schweiz, erhält man einen «Nespresso». Für viele heisst der Kaffee einfach so, weil mittlerweile «Nespresso» in der Tat als Name für eine eigene Zubereitungskategorie steht, die Kategorie der Zubereitung per vorportioniertem Kaffee in der Kapsel.
Wenn man dies als Kategorie betrachtet, dann kommt man auch nicht in Versuchung, den «Nespresso» mit einem Getränk aus einem Siebträger vergleichen zu wollen (zu müssen).
Es macht Sinn, Kapseln mit Kapseln zu vergleichen. Wie es auch beim Espresso aus der Siebträgermaschine gravierende Unterschiede gibt, unterscheiden sich die Qualitäten bei Kapselkaffee enorm. Es gibt Röstereien, die ihre Energie in die Kapseltechnologie investieren, und dabei den Qualitätskaffee vernachlässigen. Andere wiederum können noch nicht die einwandfreie Technologie anbieten, versuchen aber, komplexen Geschmack in die Kapsel zu bringen.
Zurück zum Punkt, was als Extraktion in die Tasse kommt. Von den 5g Kaffee in der Kapsel erhält man in der extrahierten Flüssigkeit von rund 25 Gramm bei einem regulären kurzen Kaffee 4% an gelösten Stoffen. Das ergibt eine Extraktion von genau 20%, die angestrebte Grösse in der Kaffeewelt. Jedoch ist die Grundeinstellung bei den meisten Kapselmaschinen bei min. 40ml pro Tasse angesetzt, was das Getränk dann wieder verdünnt. Die Mengen, resp. das Volumen des Getränks, können aber alle Anwender selbst bestimmen. Hier lohnt es sich, die Extraktion kürzer zu halten.
Die Aromen und der Geschmack sind je nach Bohnensorte und Röstgrad verschieden. Von floral, beerig und säurebetont eines sortenreinen Äthiopiers vom Marktführer, über schokoladig, nussig und süss einer Arabica-Mischung von einer Zürcher Kleinrösterei.
Die wichtigsten im europäischen Raum sind wie folgt:
Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die Systeme nebst der Kapselform primär wie, wo und wann die Kapsel aufgestochen wird. In der Maschine selber arbeiten meistens die üblichen Komponenten am Resultat in der Tasse, dies sind:
Der freie Kaffeefluss ab Kapsel direkt in die Tasse von Dolce-Gusto ist ein grosser Vorteil. Bei Dolce- Gusto ist der Kaffeeauslauf in der Kapsel integriert und somit kommen keine Bauteile mit Kaffee in Berührung, was eine Reinigung äusserst vereinfacht. Die Reinigung ist nämlich ein gutes Stichwort:
Mit dem Kapselsystem hat man als Nutzer das Gefühl, dass man nur «konsumieren» kann. Dem ist nicht so, da die meisten Brühgruppen der Kapselmaschinen durch schlechte Reinigung ranzig werden können.
Patrizio Frigeri
Mit einem geeigneten Reinigungsmittel (z.B. Reinigungs-Kapsel) kann aber auch hier das Kaffeefett von dem Kaffee- Extrakt führenden Teilen befreit werden, bevor diese ranzig werden.
Die Materialien sind meistens Aluminium, Kunststoff oder einem Verbund von Kunststoff und Aluminium. Diese Materialien haben sich auch in der Aufbewahrung der Bohne im Beutel bewährt. Sie erreichen einen hohen Schutz des gerösteten und vermahlenen Kaffees. Der Schutz ist wichtig, so dass kein Sauerstoff zum Kaffee vordringen kann und dieser anfängt sich abzubauen und an Qualität verliert.
Natürlich wäre es besser, wenn gar keine Verpackung im Spiel wäre. Im Bereich der Genussmittel, wo man hohe Qualitäten schätzt, muss das Kostbare mit geeigneten Mitteln vor dem Verderben geschützt werden. Bei den Materialien hat man jedoch grosse Fortschritte im Bereich der biologischen Abbaubarkeit erzielt.
Mittlerweile gibt es einige Kapselkörper, welche biologisch abbaubare Eigenschaften gepaart mit einer hohen Sauerstoffbarriere zum Schutz des Kaffees bieten. Bei den biologisch abbaubaren Materialien gibt es zwei Qualitäten hinsichtlich der Möglichkeit zur Kompostierung.
Industriekompost
Gruppe 1, meist Polymere auf Milchsäure- oder Zuckerrohr-Basis sind Materialien, welche der industriellen Kompostierung zugeführt werden können, z.B. für die Gewinnung von Biogas.
Heimkompost
Gruppe 2 sind Materialien, die man dem eigenen Komposthaufen zuführen kann (Polymere auf pflanzlicher Basis). Bei den meisten kompostierbaren Kapseln bestehen die Deckel aus einem speziellen, mehrschichtigen Papier.
Wie hoch ist der ökologische Fussabdruck von Kaffeekapseln? Kurz: das Thema ist komplexer, als dass wir es nur auf die Verpackung reduzieren könnten. Eine Lebenszyklus-Analyse (LCA) hilft hier viel weiter. Das Labor Quantis hat zum Beispiel eine solche durchgeführt, in der es Kapselkaffee mit Siebträgerespresso und Filterkaffee vergleicht.
Die Kapsel als Verpackungsheinheit selbst schneidet im Vergleich zu anderen Darreichungsformen von Kaffee schlecht ab. Jedoch, um die Kapsel und deren ökologischen Fussabdruck objektiver zu beurteilen, gilt es den Ursprung des Kaffees und die Zubereitungsart zu Hause in die Betrachtung miteinzuschliessen.
Anmerkung Kaffeemacher: Sobald wir eine Lebenszyklus-Analyse des Kaffees anstellen, wird die Auseinandersetzung mit den Anbaumethoden des Kaffees zum Schlüsselmoment. Die Verwendung von umweltschonend angebautem Kaffee schneidet in jedem Brühsystem deutlich besser ab, als Kaffee, der aus intensiver Landwirtschaft stammt. Dazu empfehlen wir den Podcast mit Eric Rahn, mit dem Philipp über langfristigen, umweltschonenden Kaffeeanbau gesprochen hat.
Klar ist, dass pro Gramm Kaffee mit der Kapsel mehr Verpackungsmaterial nötig ist, nämlich 0.2 Gramm pro Gramm Kaffee, also 2.5x mehr als bei Bohnenkaffee.
Verpackungsmaterial
Kapsel: 0.2g Verpackung pro Gramm Kaffee
250g Kaffeebeutel: 0.08g Verpackung pro Gramm Kaffee
(Annahme Kapselkörper 1g und Kaffeeportion 5g) beim Bohnenkaffee 0.08 Gramm pro Gramm Kaffee (Annahme Beutel 20g und Bohneninhalt 250g), daher Faktor 2.5.
Schauen wir jetzt aber über die ganze Kette hinweg, ergibt sich ein anderes Bild. Die nachfolgende Grafik aus dem Bericht von Quantis gibt folgendende Erkenntnis:
Die Kaffeeproduktion und die Verarbeitung mit Rösten (coffee supply) bildet den grössten Anteil an Gramm pro CO2 Äquivalent (eq.).
Weiter fällt auf, dass die Nutzung den zweiten grossen Anteil bildet. Um die Gramm CO2-eq. als Konsument gezielt zu beeinflussen, muss man bei der Nutzung, bzw. Zubereitung ansetzen. Weiter kann man die Verpackung des Kaffee optimiert werden wird. Hier gilt es ressourcenaufwändige Materialien wie etwa Aluminium zu vermeiden.
Anmerkungen Kaffeemacher
Kapseln, die auf dem Heimkompost entsorgt werden können, machen heute nur erst einen Bruchteil der angebotenen Kapseln aus. Wer dieses Verfahren aber im Grossen Stile anbieten kann, dürfte wohl das Kapselrennen machen.
Denn was immer bleibt, ist der Abfall. Und da dieser nun halt mal sichtbar ist, sind wir wohl sensibler darauf.
Ob der Heimkompost nun aber der Weisheit letzter Schluss ist?
Wer von euch hat einen gepflegten, gut funktionierenden, wirksamen, von Millionen von Mikroben lebenden Kompost im Garten stehen?
Es klingt dann einfach mal gut, wenn die Kapsel zu Hause kompostiert werden kann. Am überzeugendsten wäre wohl aber eine Kapsel, die sich während der Extraktion auflöst, quasi die eierlegende Wollmilchsau. Wenn diese Kapsel auf den Markt kommt, dann wird die Kapselgeschichte neu geschrieben.
Anmerkung Januar 2024: mit dem Coffee B-System ist Café Royal schon sehr nahe an diesen Zukunftswunsch herangekommen: https://www.kaffeemacher.ch/blog/coffee-b/
Bis jetzt ist aber immer noch die Alu-Kapsel die meist verbreitete Kapselart, vor allem nachdem das Patent von Nespresso auf Alukapseln 2018 ausgelaufen ist. Viele Kapsel-Produzenten setzten dann sofort auf Aluminium, kopierten Nespresso, anstatt intensiv eine wirkliche Alternative zu entwickeln.
Aluminium bleibt Aluminium und ist in der Herstellung äusserst CO2-intensiv. Dies nimmt laut SwissRecycling jedoch deutlich ab, wenn recyceltes Aluminium verwendet wird.
Wie hoch der Anteil an recyceltem Aluminium in den Kapseln wirklich ist, berichtet der Nespresso-CEO hier.
Es lohnt sich, die Kommentare zu lesen.
Guillaume Le Cunff sagt:
„it is quite impressive that when using recycled aluminium, as we do in our new capsules using 80% recycled aluminium, the total energy use is reduced by a considerable 95%.„
Weiter in den Kommentaren wird aber klar, dass momentan nur 30% aller Nespresso-Kapseln überhaupt rezykliert werden.
Es gibt noch viel zu tun.
Gemäss der obigen Grafik schneidet ein Batch-Brew Kaffee, der für 2h auf einer Platte warmgehalten wird, mit Abstand am schlechtesten ab in der gCO2-Äquivalenz-Betrachtung.
Wer einen Filterkaffee ganz präzise, ohne Verlust, brüht, schneidet demnach am besten ab.
Gerne möchte ich hier nun die Zubereitung kurz etwas genauer am Beispiel Filterkaffee (manuelle Zubereitung), Kapselmaschine (Nespresso) und einem Siebträger (Rocket Appartamento) erläutern.
Folgende Annahmen wurden für die nachfolgende Tabelle getroffen:
Zubereitungsart | Verbrauch pro Jahr in kWh |
Filter, Idealfall | 21 |
Filter, Normalfall | 34 |
Delonghi Essenza Mini, Kategorie A+ | 40 |
Rocket Appartamento, Kategorie D | 1’120 |
Betrachtung in Form von kg CO2-eq.
(jährlicher Verbrauch multipliziert mit Wert Strommix)
Art | Schweiz | Europa |
Strommix | 0.181 | 0.63 |
Filter, Idealfall | 3.80 | 13.20 |
Filter, Normalfall | 6.10 | 21.20 |
Delonghi Essenza Mini | 7.2 | 25.2 |
Rocket Appartamento | 202.7 | 705.6 |
PKW mit 6 Liter Treibstoffverbrauch pro 100km (1L Treibstoff: 3 kg CO2-eq / 100km) | 18 | |
PKW mit 6 Liter Treibstoffverbrauch pro 1000km | 180 |
Die Zubereitung einer Tasse Kaffee per Kapselmaschine ist ziemlich effizient. Berücksichtigt man das Überzubereiten beim Filterkaffee (zu viel Wasser aufheizen, zu viel Kaffee brühen, zu viel Kaffee mahlen, mehr Kaffee zubereiten), dann steigt der jährliche Verbrauch rasant an.
Die Siebträger schneiden schlecht ab, weil für eine Tasse Kaffee schlicht sehr viel Energie benötigt wird. Im besten Fall heizt man 0.5 Liter und im schlechtesten Fall 1.5 Liter Wasser auf (grösste Heim-Siebträger-Maschine), um anschliessend 20 Gramm Kaffee-Extrakt zu erhalten.
Damit es sich alle gut vorstellen können: der Jahresverbrauch einer Siebträgermaschine ist in etwa gleich hoch wie 1’000km PKW fahren.
Hier noch ein kurzer Vergleich zum Verhältnis des gemahlenen Kaffees zur erhaltenen Kaffeeflüssigkeit. Mit dem Wissen, dass die Kaffeeproduktion der grösste Treiber in der Ökobilanz ist, hat man es als Konsument in der Hand, wieviel Kaffee und welchen Kaffee man für seine Zubereitung einsetzt. Je grösser das Verhältnis, desto mehr Flüssigkeit erhält man mit eingesetztem Kaffee.
Art | Kaffee in Gramm | Kaffeeflüssigkeit in Gramm | Verhältnis |
Filter | 60 | 1000 | 15 |
Mokka (Bialetti) | 15 | 90 | 6 |
Kapsel | 5 | 25 – 100 (kurz oder lang) | 5 – 20 |
Siebträger | 9 | 18 | 2 |
Man extrahiert eine gute Tasse Kaffee ohne Verschwendung von Mahlgut und ohne unnötigen Energieverbrauch (minimaler Ressourcenaufwand).
Dies ist nun lediglich ein kleiner Einblick in die Welt der Ökobilanzen im Umfeld von Kaffee im Speziellen der Kapsel. Im Netz findet man die detaillierten Studien, falls man tiefer in das Thema eintauchen möchte. Der kurze Einblick sollte jedoch genügen, um zukünftige Diskussionen hinsichtlich Ökobilanz & Abfall der Kaffeekapsel differenzierter und sachlicher angehen zu können.
Wir haben in den letzten Monaten selber viel gemessen. Tobi hat die Erkenntnisse in seinen Grafiken festgehalten, die wir im Rahmen eines Postings im Januar 2024 veröffentlicht haben.
Seit einiger Zeit ist es rechtlich erlaubt, Nespresso-kompatible Kapseln auf den Markt zu bringen. Die Kapsel ist ein Produkt, welches dem Kleinröster erlaubt, die unzähligen Besitzer von «Nespresso»- kompatiblen Geräten mit einer eigenen Röstung zu bedienen. Dies eröffnet den Zugang zu Kunden, die gerne über den Tellerrand von Nestlé blicken möchten und offen für neue Geschmäcker sind.
Aus eigener Erfahrung ist der Kapselkaffee einer Kleinrösterei präziser und ohne Röstfehler gefertigt (Thema Rauchnoten). Das heisst, man kann auch mit der Kapsel geschmacklich den Unterschied zwischen Massen- und Spezialitätenkaffee finden.
Als Kleinröster kann man die Ökobilanz der Kapsel für den Bereich Material hinsichtlich Ressourcenaufwand beeinflussen. Es gibt gute Kapselkörper auf dem Markt die ohne Aluminium auskommen und luftdicht sind.
Thema | Vorteile | Nachteile |
Kundenstamm | Durch grosse Nespresso-Kundschaft riesig | – |
Kaffeequalität | Innerhalb des Segments «Kapsel» kann man sich als Kleinröster in der Qualität abheben | Limitiert, da man sich in einem engen Band an Parametern, die man selber ändern kann, aufhält. Je nach Maschine schmeckt vielleicht das Resultat anders |
Dialog | für neue Kunden interessant, die gerne aus der Nespresso-Welt ausbrechen möchten | für schon bestehende Kunden evtl. Fragezeichen, kann jedoch mit guter Kommunikation abgefangen werden |
Ökologie | Sehr effizientes System hinsichtlich Ressourcen | Materialeinsatz für die Verpackung |
Die Zubereitung von Kaffee ist eine nutzungsintensive Angelegenheit, unabhängig des Systems. Um als Konsument jetzt nicht auf die Nulllösung umzusteigen (keinen Kaffee mehr zu geniessen), gilt es zu reflektieren, wie, wo, wann, und welchen man Kaffee geniessen möchte. Dieser Artikel soll dazu beitragen, dass man sich bewusst wird, welches System wie viel Gesamtenergie benötigt, um eine Tasse Kaffee zu extrahieren.
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Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
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