Das Einfrieren von geröstetem Kaffee ist sinnvoll, wenn es richtig gemacht wird. Ansonsten gilt weiterhin die Aussage: „Kaffee sollte nicht im Kühlschrank oder Gefrierfach gelagert werden!“
Wann das Einfrieren sinnvoll ist, was es zu beachten gilt, damit der Kaffee lecker bleibt, und was unbedingt verhindert werden sollte, erklären wir in diesem Artikel und Video. Da es mittlerweile zum Thema auch die ersten Forschungsergebnisse gibt, beziehen wir die Erkenntnisse ebenso ein wie unsere eigenen Tests. Über mehrere Monate haben wir Kaffees verschiedener Qualität eingefroren und verkostet. Anschließend wurden diese von drei Q-Gradern professionell verkostet.
Das Einfrieren von geröstetem Kaffee dient primär dazu, die Haltbarkeit zu verlängern und Aromen bestmöglich zu konservieren. Dabei spielt vor allem die Verlangsamung der Oxidationsprozesse eine Rolle, die sonst dazu führen, dass Kaffee an Komplexität verliert. Oxidation entsteht, wenn die dem Kaffee innen wohnenden Öle in Kontakt mit Sauerstoff kommen. Die Folge sind ranzige, bittere und andere sogenannte „Off-Tastes“, die Kaffee zunehmend ungenießbarer machen. Auch andere Alterungsprozesse führen dazu, dass Kaffee weniger komplex schmeckt, seine Säuren aggressiver werden und der Geschmack flach wird.
Einfrieren kann diese Prozesse verlangsamen. Zudem zeigt die Forschung, dass das Mahlen von gefrorenen Bohnen die Mahlqualität verbessern kann.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass gefrorene Kaffeebohnen spröder sind, was die Mahlqualität beeinflusst:
Kältere Bohnen führen zu einer feineren und gleichmäßigeren Partikelverteilung. Die Anzahl der sehr feinen Partikel (Fines) steigt, was die Extraktion beeinflussen kann. Teilweise muss bei manchen Kaffees die Mühle etwas gröber gestellt werden. Je nach Mahlgrad und Brühmethode können diese Veränderungen zu einem süßeren oder auch säuerlicheren Kaffee führen.
Wir empfehlen, die gefrorenen Bohnen nicht zu essen, sondern sie als Filterkaffee oder Espresso zuzubereiten.
Wir trinken täglich gefrorene Kaffees und nutzen dabei die oben genannte Technik. Zum Vergleich der Alterung haben wir Kaffees im Verlauf eines Jahres immer wieder verkostet. Die sensorische Bewertung haben wir mit der ursprünglichen sensorischen Bewertung verglichen. Nach sechs Monaten ist die sensorische Auswirkung auf den Geschmack marginal. Nach einem Jahr nehmen wir ein leichtes Nachlassen der Komplexität wahr. Einige Kaffees zeigten leicht mehr Säure, andere wurden etwas flacher. Die Bewertung reduzierte sich jedoch nur um ein bis zwei Punkte im Score Sheet. Kaffees, die stärker prozessiert wurden, verloren deutlich an Komplexität. Nach 1,5 Jahren verstärkte sich die Wirkung. Dennoch haben wir immer noch phantastische Kaffees getrunken.
Ergänzend haben wir einen „Kurzzeittest“ durchgeführt. Dabei war das Ziel festzustellen, ob das Einfrieren auch schon über einen kürzeren Zeitraum sinnvoll ist. Zu diesem Zweck haben wir zwei Kaffees auf verschiedene Art und Weise eingefroren und einen weiteren Beutel des jeweiligen Kaffees nicht eingefroren.
Verwendet wurden die Filterkaffees Amiga und Ichamama. Verkostet wurde von drei Q-Graderinnen und Q-Gradern sowie dem deutschen Baristameister Felix Hohlmann.
Beide Kaffees wurden mit fünf Methoden zwei Wochen gelagert und dann wie folgt erklärt gebrüht:
Bereits über einen Zeitraum von zwei Wochen zeigen die Ergebnisse, dass Einfrieren sinnvoll sein kann. Vor allem beim fruchtigeren Kaffee, dem Ichamama, waren alle eingefrorenen Varianten besser als der Kaffee aus dem Beutel. Beim Amiga, dem klassischeren und etwas dunkler gerösteten Filterkaffee, belegte der Kaffee aus dem Beutel immer noch Platz 3.
In beiden Szenarien schmecken die Kaffees, die direkt nach der Entnahme aus dem Gefrierschrank gemahlen wurden, gut. Beim Ichamama war jedoch auch die Entnahme aus dem Gefrierschrank am Vorabend lecker.
Der Kaffee sollte nicht gemahlen eingefroren werden. Bei beiden Kaffees belegte dieser Kaffee Platz vier und damit eine schlechtere Position.
Beim klassischeren Filterkaffee sollte der Kaffee nicht am Vorabend entnommen werden.
Das Einfrieren von geröstetem Kaffee kann eine effektive Methode sein, um die Frische und Qualität zu erhalten. Allerdings erfordert es die richtige Vorgehensweise:
Das Einfrieren und Mahlen des gefrorenen Kaffees verändert die Partikelverteilung und die Partikeloberfläche. Forscher haben einen schmaleren Hauptpeak und einen höheren Feinanteil gemessen.
Einfrieren ist eine schöne Möglichkeit, um besondere Kaffees aus außergewöhnlichen Jahrgängen und herausragende Röstungen haltbar zu machen. Spezialitätenkaffee-Genuss ist immer ein Kampf gegen das Altern und die fortschreitende Zeit. Einfrieren verlangsamt dieses Spiel und gibt uns mehr Zeit. Und so ist es eine großartige Option für alle, die den besonderen Geschmacksnoten und den besten Kaffees in ihrem Kaffee-Hobby einen zentralen Platz geben.
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