Die Eureka Mignon Specialità ist eine der beliebtesten Espressomühlen im mittleren Einstiegsbereich. Sie steht in vielen Haushalten und leistet insgesamt eine gute Arbeit als Espressomühle. In diesem Espressomühlen Test werfen wir einen Blick auf die Specialità und ordnen Stärken und Schwächen im Vergleich mit 23 anderen Mühlen ein.
Eureka Specialità von oben-seitlich. Kompakt und mit kleiner Mahlgradverstellung.
Klein und kompakt ist sie, die Eureka Mignon Specialità. Neben einer Espressomaschinen drängt sie sich nicht auf, sondern tritt auch aufgrund der geringen Tiefe eher in die zweite Reihe zurück. Vieles an den Eureka Mignons ist gut verarbeitet, insbesondere der äußere Hauptkorpus, Display und Stand. Alle Mignons (Perfetta, XL, Specialità) haben jedoch eines gemeinsam. Der Kunststoffe-Bohnenbehälter und Deckel sitzen eher schmal auf der Mühle und vor allem der Deckel holt sich bei unvorsichtiger Benutzung schon mal einen Riss.
Die Aufhängung des Siebträgers lässt sich verstellen und so können sowohl La Marzocco Siebträger, Siebträger von ECM, Rocket oder Ascaso ohne weiteres eingespannt werden. Allerdings ist die Aufhängung nicht so robust, dass der Siebträger im Mahlvorgang einfach losgelassen werden kann. Durch die Vibration wandert dieser und kann auch aus der Aufhängung heraus gleiten. Festhalten ist da auf jeden Fall sinnvoll.
Die Eureka Mignon Specialità ist bei vielen guten Fachhändlern zu haben. Schaut am besten im lokalen Fachgeschäft vorbei. Im Online-Handel gibt es die Espressomühle in Deutschland z.B. bei Stoll oder Coffee Circle. Wir haben sie für Preise zwischen 450 und 520 Euro gesehen. In der Schweiz gibt es die Mühle in Basel bei uns, in Bern bei Electras und in Zürich z.B. bei der Kaffeewerkstadt für rund 650 CHF.
Die Eureka Mignon Specialità liefert nicht nur espressofeines Kaffeepulver, sondern auch eine gute Partikelverteilung. Das Hauptpeak ist im Verhältnis zu vielem Mühlen der gleichen Preisklasse gut und der Feinanteil gehört ebenfalls zum besseren Mittelfeld. Damit ist die Specialità gut geeignet, um leckeren Espresso in allen Facetten zu Brühen.
Entsprechende Ergebnisse haben wir sowohl mit helleren als auch dunkleren Röstungen erzielt. Eine Blinddegustation im Vergleich zu den anderen Espressomühlen der gleichen Preisklasse folgt.
Während die Mühle über die verschiedenen Extraktionen hinweg gut Ergebnisse erzielte und auch ohne Verstellung des Mahlgrades sehr gut reproduzierbare Ergebnisse zeigte (siehe Tabelle oben: Test 2: X50=307 Micron, Feinpeak=18,8 %, Grobpeak=233 und Test 3: X5=309, Feinpeak=19,5 %, Grobpeak=234), konnten die Ergebnisse beim Verstellen und Zurückstellen weniger überzeugen.
Die Grundeinstellung der Eureka Mignon Specialità ist einfach und schnell zu vorzunehmen. Leider ist die Reproduzierbarkeit bei der Verstellung und Rückkehr zum gleichen Mahlgrad nicht so gut. Verantwortlich dafür ist vor allem das kleine Mahlgradeinstellungsrad.
Der Mahlgrad der Eureka Specialità wird über das oben auf der Mühle angebrachte kleine Drehrad vorgenommen. Das geht im Prinzip einfach! Allerdings bedeuten bereits kleinste Verstellungen eine größere Veränderung des Mahlgrades. Da der Mahlgrad verantwortlich für die Geschwindigkeit des durchlaufendes Espressos ist, wird mit diesem Mahlgrad über die Qualität entschieden.
Dennoch kann mit vorsichtigen Drehungen der Mahlgrad gut eingestellt werden und die Ergebnisse sind, wie weiter oben ausgeführt, in der Regel gut. Schwieriger ist jedoch, definierte Rezepte zu wiederholen und zwischendurch den Mahlgrad zu wechseln. Dafür sind die meisten Espressomühlen in der Preisklasse der Specialità nicht gut geeignet. Da in vielen Haushalten unterschiedliche Getränkevorlieben herrschen, untersuchen wir dieses Kriterium dennoch.
In unserem Test haben wir den Espresso perfekt eingestellt und versucht, die Mahlgradposition zu markieren und notieren. Dann wurden ein Ristretto und Café crème bezogen (T5 und T6). Anschließend sollte der Mahlgrad wieder auf die gleiche Position anhand der vorigen optischen Markierung zurück gestellt werden. Sichtbar wird das in Partikelverteilungskurve T7, die doch stärker von T4 abweicht als gewünscht. Zwar ist auch diese Mahlung und folgende Extraktion im Espressobereich, jedoch nicht mehr im gleichen Mahlgrad wie bei T4.
Vergleichen wir die Daten der Espressomessungen 2, 3, 4 und 5, so lässt sich daraus folgender Schluss ziehen. Die Eureka Mignon Specialità ist exzellent in der Reproduktion ihrer eigenen Ergebnisse von Bezug zu Bezug. Hier setzt sie sehr gute Maßstäbe. Wer also einmal einen Espresso eingestellt hat, muss diese nur noch durch geringe Korrekturen nachbessern, wenn z.B. der Kaffee altertet. Weniger gut ist die Mühle geeignet, um schnell von einem Kaffee zu einem anderen und zu einem vorher gemerkten Rezept zurück zu kehren.
Keine Stärke der Mühle: die Siebträgeraufhängung.
Mit nur 2,7 Gramm Kaffee weist die Eureka Specialità einen kleinen Totraum auf und gehört in dieser Kategorie zu den besten Espressomühlen im Test. Das ist eine wesentliche Größe, denn alter Kaffee, der irgendwo in der Mühle hängen bleibt und bei einer späteren Mahlung mit hervor kommt, hat je nach Menge einen großen geschmacklichen Einfluss hat. Mit 2,7 Gramm ist dieser Leerraum bei der Specialità vorbildlich klein.
Was die Geschwindigkeit angeht, sitzt die Specialità im hinteren mittleren Feld. Sie ist nicht ganz so langsam wie eine Niche Zero oder Mazzer Electronic, jedoch langsamer als beispielsweise die ECM S64. In 10 Sekunden mahlt die Specialità 21,3 Gramm.
Wirklich positiv ist die geringe Lautstärke. Wir haben 78,9 Dezibel gemessen. Mühlen die unterhalb der 80 db Schwelle blieben, haben wir als "leise" bewertet. Zum Vergleich: eine Lelit PL72 bringt es auf stolze 86,4 db mit unserer Messmethode.
Für die Einschätzung einer Mühlenperfomance unter Last haben wir 6 Bezüge im Abstand von 30 Sekunden vorgenommen und jeweils die Mahlkaffeetemperatur beim Ausgang gemessen. Die Eureka Specialità kam dabei auf durchschnittlich 37,2° Grad Celsius und eine Steigerung über die Bezüge von 1,1 Grad. Damit liegt sie eher im höheren Bereich, wie viele Mühlen mit flachen und kleineren Mahlscheiben. Wir konnten keine sensorischen Veränderungen durch die Wärme feststellen, raten aber nicht dazu, die Mühle im Frequenzbereich zu nutzen.
Eureka Mignon Specialità
Die Dosierungseinstellung der Eureka Specialità ist intuitiv und wirklich einfach vorzunehmen. Über das Touch-Display wird für die 1er oder 2er Dosierung per Plus- und Minus-Taste die Mahlzeit eingestellt. So lässt sich einfach die Dosiermenge einstellen. Dieser Teil der Bedienbarkeit der Mühle hat uns wirklich gut gefallen.
Abzüge gibt es für die viel zu sensiblere Steuerung des Mahlgrades. Das Mahlgradrad ist schlicht zu klein, die Sprünge bei der Verstellung sind zu groß und so ist da heran tasten an den richtigen Mahlgrad nicht so einfach, wie es sein könnte.
Auch die Konstanz der Mühle ist gut. Ist die Zielmenge erst einmal eingestellt, so mahlt die Mühle mit guter Zuverlässigkeit die gewünschte Menge aus. In unserem Fall haben wir über 10 Bezüge eine Standartabweichung von 0,11 Gramm berechnet. Sehr gut!
Diese gute Perfomance wiederholt die Mühle auch beim "Single Dosing" Test. Dafür dosieren wir 18 Gramm in den Bohnenbehälter, der vorher gelehrt wurde. Gleichzeitig saugen wir die Mühle aus und beginnen dann mit dem Test. Die 18 Gramm werden aufgegeben, gemahlen und die Ausgabe wird gemessen. Viele Mühlen "fressen" dabei Bohnen. Das ist tatsächlich erstaunlicherweise die Regel. Die Eureka Mignon Specialità hat Mal für Mal die eingegebene Menge mit einer Abweichung von maximal 0,1 Gramm ausgegeben. Damit eignet sich die Mühle im Prinzip sehr als Mühle für den Einsatz von "Single Dosing".
Allerdings darf nicht außen vorgelassen werden, dass der Einsatz als Single Dosing Mühle nur dann Sinn macht, wenn auch schnell und präzise verschiedene Rezepte eingestellt werden können. Da das aber nicht zu den Top-Fähigkeiten der Mühle gehört, ist die beliebteste Einsatzmöglichkeit von Single Dosing nur eingeschränkt möglich. Wer aber gerne frischen Kaffee aufgibt und mahlt und diesen nicht im Bohnenbehälter aufbewahren will (was ihr wirklich auch nicht solltet), kann die Mühle so dennoch gut einsetzen.
Schauen wir auf alle Einflussfaktoren, so bleibt festzuhalten, dass die Eureka Mignon Specialità eine wirklich gute Mühle für den Einstieg in die Welt des Espresso ist. Sie hat einige Schwächen, wenn es um die Einstellung verschiedener Rezepte und Mahlgrade geht. Daran scheitern aber ganz andere Mühlen und für viele Home Barista ist das kein wichtiges Kriterium. Wir hören auch in unseren Kursen immer wieder, dass Zuhause hauptsächlich mit einer Lieblingsmischung gearbeitet wird, bzw. eine Packung Espresso als ganzes verbraucht wird und erst dann ein Wechsel der Bohnen vorgenommen wird. Und dafür ist die Specialità sehr gut geeignet.
Die Konstanz, der geringe Totraum und eine vergleichbar geringe Lautstärke machen die Mühle zu einem verlässlichen Partner im Alltag. Sie erleichtert vielen den Einstieg in die Zubereitung von leckerem Espresso. Ein Grund, warum die Specialità als Espressomühle auch in unseren Kaffee-Akademien in der Schweiz und in Deutschland im Einsatz ist.
Wenn ihr mehr über Kaffee lernen wollt, dann freuen wir uns, euch in Basel oder am Niederrhein z.B. in unseren Home Barista Kursen zu begrüßen.
Wer lieber von Zuhause mehr lernen möchte, findet in unserem Online Home Barista Kurs ein Format. In über 30 Videos erklärt der Barista-Profi Michel Aeschbacher die wichtigsten Tipps zur Einstellung und Pflege einer Espressomaschine.
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
22 Kommentare
Grüsse Pascal
danke für die Antwort. Ich denke es liegt an der feinen Mahleinstellung. Die Scheiben sehen in Ordnung aus und es hat von Anfang an recht lange gedauert. Stelle ich den Mahlgrad gröber (Heute gemacht) komm ich bei 18g zu 45g Output auf 15 Sek... irgendwie alles seltsam.
Vielen Dank für euren super Test! Ich überlege mir gerade ob es sich lohnt von einer Demoka M207 auf die Specialita aufzurüsten. Ich konnte leider keinen Vergleich finden wie die M207 so abschneidet. Habt ihr diese doch sehr übliche Standardmühle auch mal benutzt und Erfahrungen gemacht? Hab den Verdacht dass der Feinanteil zu hoch ist und deshalb immer (ich hab echt schon alle Faktoren durchprobiert) eine zu dominante bittere Note entsteht.
Das könnte eventuell das Problem mit der Varianz der Werte haben beim verstellen.
Als Metaller mag das zwar tief im Kopf verankert sein aber für viele ist das ein Punkt der so nicht vorhanden ist.
Übertrieben gesagt wenn das Gewindespiel einem Schritt von 0,5 entspricht dann habe ich wenn ich im Uhrzeigersinn auf 5 meinen gewünschten Mahlgrad habe umgekehrt gegen den Uhrzeigersinn einen Wert von 5,5 oder 4,5 wegen dem Gewindespiel.
Seit einiger Zeit besitze ich nun ebenfalls die Mignon Specialita, jedoch habe ich sehr unregelmässige Ergebnisse und habe das gefühl, dass ich nicht fein genug mahlen kann. Ich habe daraufhin das Web über "burr alignment" dursucht, da ich das Gefühl habe, dass bei mir die Mahlscheiben nicht gerade aufeinander liegen. Jedoch habe ich keine richtig guten Infos oder Videos gefunden, vielleicht könnt ihr dazu mal einen Beitrag oder ein Video machen :) Liebe Grüsse Raphael
Danke und viele Grüße
Die Mühle ist nicht zu empfehlen. Nach nicht mal einer Woche macht der Auslass zu.
Keine überaus öligen Bohnen. Es wurde nicht der Mahlgrad gewechselt, und vor den ursprünglichen Wechseln wurde auch leer gemacht.
Der Totraum ist schlecht und nun passiert das alle 2 Tage.
Wird eigentlich nur mit Druckluft sauber.
Für mehr als 400€ absolut nicht zu empfehlen.
Was ich mich frage - welche Alternative? Die Niche Zero ist ja primär fürs SD
Pascal
Eine Frage zum Gesamtsystem:
Aktuell nutze ich eine Sage Dose Control in Kombination mit einer Gastroback Advanced S (Thermoblock) - und es läuft recht gut.
Ich überlege: Um die Qualität des Espressos zu verbessern, schönere Crema etc. - wäre es da besser
- in eine bessere Mühle, wie eine Eureka
- oder in eine bessere Maschine zu investieren?
Ich mache nur Espresso, davon nur wenige am Tag, und schäume nicht.
Habt ihr zu diesem Thema vllt. sogar ein Video, dss ich nicht finde? :)
Vielen Dank für alle Tipps!
danke für eure interessanten Mühlentests, so auch diesen. Könntet ihr vielleicht das Brührezept für euren Ristretto und den Caffè Crema einstellen? Das wäre sehr hilfreich.
Netter Gruß
Peter
Ein Cafe Creme Rezept findest du hier: https://www.kaffeemacher.ch/blog/cafe-creme-vom-feinsten/
Da die Mühle so weit verbreitet ist würde mich einee Sammlung an Tweaks und Upgrades für die Mühle interessieren. Beim Drehrad wäre ja eine Verlängerung / Klammer bzw. Hebel ganz praktisch sein. 🤔
Btw. bei meinem aktuellen Kaffee (60/40 Cuvée) kommen in 11 Sekunden 18,5g Kaffee raus. Deutlich langsamer als bei euch im Test.
Gruß
Stephan
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