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    Sage the Oracle Dual Boiler im Espressomaschinen-Test

    Sage the Oracle Dual Boiler im Espressomaschinen-Test

    Die Sage Oracle Dual Boiler ist eine All-in-One Dualboiler-Espressomaschine im High-End-Bereich, die nahezu alle Schritte vom Mahlen bis zum Milchschäumen automatisiert. Sie richtet sich an Komfort-liebende Espressofans und Umsteiger*innen von Vollautomaten, die bereit sind, 2.600 € (CHF ~2.600) zu investieren. Ihre Stärken liegen in der schnellen Betriebsbereitschaft (~4 Min Aufheizzeit) und einem gut geregelten Temperaturhaushalt (Temperaturabweichung <±2 °C selbst nach 15 Bezügen). Auch die volumetrische Shot-Steuerung und das automatische Milchschäumen funktionieren beeindruckend zuverlässig. Schwächen zeigt die Oracle Dual Boiler jedoch bei der integrierten Mühle: Deren Dosiergenauigkeit schwankt spürbar, was die Reproduzierbarkeit der Espresso-Qualität einschränkt. Ausserdem ist die Maschine ständig von einem hörbaren Lüfterbrummen begleitet.

    Gesamtpunktzahl: 86/120, Preis-Leistung: 8/10 – ein gelungenes Komfort-Gesamtpaket mit Abzügen für Inkonstanzen und den hohen Preis.

    Einordnung & Testsetup

    Um unabhängig zu testen, kaufen wir alle Testgeräte, auch wenn wir ständig von Herstellern gefragt werden, ob wir ihre Geräte nicht kostenlos testen wollen. Wenn ihr unsere Arbeit und den Kauf weiterer Testmaschinen unterstützen wollt, dann probiert gerne unsere Kaffees oder bestellt die Sage Oracle Dual Boiler über unseren Partnerlink z.B. bei Amazon. Das kostet dich nicht mehr, aber wir erhalten eine kleine Provision.

    Die Oracle Dual Boiler ist Sages fortschrittlichstes Siebträgermodell und positioniert sich als Brücke zwischen klassischer Siebträgermaschine und Vollautomat. Mit Dualboiler-Technologie, eingebauter Mühle, automatischer Tampfunktion und selbständigem Milchaufschäumen zielt sie darauf ab, Einsteigern den Weg in die Espresso-Welt zu erleichtern, ohne sie mit manuellen Arbeitsschritten zu überfordern. Gleichzeitig soll sie ambitionierten Home-Baristi genug Kontrolle bieten, um über einfache Rezepteinstellungen auch selbst Einfluss zu nehmen. Kurz gesagt: Sage verspricht mit dieser Maschine „espresso making on easy mode“ in Profi-Qualität – und das zu einem Premium-Preis.

    Wir haben die Oracle Dual Boiler wie immer unabhängig und ausführlich getestet. Unser Test fand in einer kontrollierten Umgebung (Raumtemperatur ~21 °C) statt, unter Verwendung von weichem Wasser und frischen Apas-Bohnen. Die Maschine wurde zunächst in Nutzung genommen, einige Tage im Alltag verwendet und dann in das Test-Szenario überführt.

    Dann folgte unser übliches umfangreiches Messprotokoll: Dazu gehörten Temperaturmessungen mit Scace-Sensor im Siebträger, Volumetrik-Tests der Pumpe, Präzisionswägungen der ausgegebenen Kaffeemehl-Menge und Partikelverteilung sowie Lautstärkemessungen im Betrieb. Ausserdem simulierten wir praxisnahe Szenarien – vom einzelnen Morgen-Espresso bis zum WBC-Protokoll mit 14 aufeinanderfolgenden Bezügen – um die Leistungsgrenzen der Oracle Dual Boiler auszuloten. Auch die Stromaufnahme wurde in verschiedenen Betriebszuständen ermittelt (siehe Energie & Effizienz). Kurz: wir haben die Maschine richtig intensiv durchgetestet und sowohl mit Daten als auch sensorisch geprüft, wo sie glänzt und wo nicht.

    Design, Verarbeitung & Zubehör

    Äusserlich wirkt die Oracle Dual Boiler sofort als typisches Sage-Produkt. Materialität und Verarbeitung erinnern stark an günstigere Sage-Modelle – im Positiven wie Negativen. Die Maschine besteht überwiegend aus gebürstetem Edelstahlblech, wirkt solide und bringt mit ~17 kg ein ordentliches Gewicht auf die Waage (gut für die Stabilität). Allerdings fällt kein grosser Sprung in der Anmutung gegenüber einer 1.000-€-Sage auf. Die Spaltmasse sind sauber, aber die Materialdicke (z.B. der Tassenablage) könnte für das aufgerufene Budget höher sein. Immerhin: Im Inneren verstecken sich zwei Edelstahlboiler und sogar eine beheizte Brühgruppe – letzteres ein cleveres Feature, das den Siebträger schnell auf Temperatur bringt. Die Kehrseite dieser Technik-Offensive ist ein Dauerläufer-Lüfter, der für Kühlung sorgen muss und zu einem permanenten Brummen führt. Dieses Lüftergeräusch erinnert etwas an einen PC-Lüfter. Man hört förmlich, dass hier ein kleiner Computer mit an Bord ist.

    Zubehör & Lieferumfang

    Sage stattet die Oracle Dual Boiler sehr grosszügig aus. Im Karton finden sich unter anderem eine Edelstahl-Milchkanne, eine Abklopfbox (Knockbox) für Kaffeesatz, Reinigungsutensilien und natürlich der Siebträger samt Einsätzen (Einzel- und Doppelsieb). Auch ein Wasserfilter für den 2,3 L fassenden Wassertank ist enthalten. Das ist bei Sage üblich, ein sinnvoller Zusatz, den wir empfehlen regelmässig zu wechseln.

    Der 58 mm-Siebträger selbst besteht aus massivem Edelstahl und liegt gut in der Hand. Er rastet plan in der Brühgruppe ein; der Dichtungsring greift satt, wobei der Spannhebel etwas weiter nach rechts drehen muss als bei E61-Maschinen. Auffällig ist die breite, herausnehmbare Tropfschale (ca. 1,3 L Volumen), die mit einem Edelstahlgitter abgedeckt ist. Unter dem Gitter setzt Sage auf Kunststoffelemente. Das ist funktional okay, optisch und haptisch aber nicht ganz so hochwertig. Pluspunkt: Im Tropfschalenfach gibt es ein praktisches Staufach für Zubehör (z.B. Blindsieb, Reinigungswerkzeug) und einen Rollmechanismus, um die schwere Maschine auf der Arbeitsplatte einfacher vor- und zurückzubewegen.

    Insgesamt überzeugt die Verarbeitung im Alltag: Nichts klappert, die Bedienelemente (Drehregler, Hebel) fühlen sich robust an. Dennoch bleibt der Eindruck, dass Sage hier eher auf Innenleben statt äusseren Luxus setzt – andere Dualboiler in der 2.500-€-Liga (z.B. Profitec, ECM) wirken deutlich puristischer und edler, verzichten dafür aber auf den ganzen Technikeinbau.

    Bedienung & Workflow

    Die Oracle Dual Boiler präsentiert sich im Umgang als äusserst benutzerfreundlich. Bedient wird sie über eine Kombination aus Menü-Display, Drehrad und einigen Tasten. Das zentrale Display (kein Touchscreen, aber ein informatives LCD) führt durch Einstellungen und zeigt Parameter wie Temperatur, Bezugszeit oder Auswahlmenüs an. Bereits der erste Einschaltvorgang wird von der Maschine mit einem freundlichen Start-Jingle (“Ding-Dong“) angekündigt. Glücklicherweise kann man den in den Einstellungen aber leiser stellen oder deaktivieren.

    Nach dem Einschalten heizt die Oracle blitzschnell hoch (Details im Abschnitt Aufheizzeit). Ist sie bereit, führt sie den Benutzer quasi Schritt für Schritt zum Espresso: Mahlen & Tampen erfolgen auf Knopfdruck vollautomatisch. Man fixiert den Siebträger im Mühlen-Dock und die Maschine mahlt die voreingestellte Menge und drückt den Kaffee mithilfe eines internen Tamper-Vorwerks automatisch fest. Dieser integrierte Tamper hat eine einstellbare Druckstufe; in unserem Test erreichte er ~10-15 kg Anpressdruck, was zu einem gleichmässig festen Puck führte – zumindest wenn die Dosis stimmt (mehr dazu im Kapitel Volumetrik). Nach dem Tamp-Vorgang gibt die Maschine den Siebträger frei und man spannt ihn wie gewohnt in die Brühgruppe ein.

    Bezug starten: Per Tastendruck startet der Espresso-Bezug, standardmässig volumetrisch gesteuert. Das bedeutet, die Oracle bricht den Shot automatisch bei der voreingestellten Flüssigkeitsmenge ab (z.B. ~50 ml für einen Doppio) – genau das macht sie erstaunlich präzise und reproduzierbar. Das integrierte Flowmeter arbeitet tadellos; in Serie gemessene Shots wichen maximal 1–2 ml voneinander ab, was exzellent ist. Damit kann man sich das manuelle Stoppen per Timer sparen.

    Alltagsroutinen

    Die gesamte Benutzerführung der Oracle ist darauf ausgelegt, den Workflow so einfach wie möglich zu gestalten. Eine Smartphone-App ermöglicht es zusätzlich, die Maschine per Timer oder Fernsteuerung ein- und auszuschalten – praktisch, um morgens vom Bett aus vorzuheizen oder die Maschine auszuschalten, falls man es vergessen hat. Dank der kurzen Aufheizzeit wirkt diese Funktion aber aber nur bedingt notwendig.

    Reinigung und Pflege sind durchdacht: Nach dem Bezug entlastet ein Magnetventil den Brühdruck (Dry-Puck Funktion), sodass der Kaffeesatz trocken im Sieb landet. Die Dampflanze spült sich nach dem Milchschäumen selbst mit heissem Dampf frei (automatischer Blast-Out). Zusätzlich kann man durch doppeltes Tippen auf die Heisswasser-Taste einen Reinigungsstoss aktivieren. Das ist ideal um die Brühgruppe und das Sieb zwischendurch zu spülen.

    Die Edelstahl-Oberflächen sind relativ unempfindlich und lassen sich einfach abwischen; Fingerabdrücke fallen weniger auf als bei poliertem Chrom. Dank der ausfahrbaren Rollen kann man die Maschine auch alleine leicht vorziehen, um dahinter zu putzen oder den Tank zu entnehmen. Insgesamt haben wir im Test wenig Reinigungsaufwand empfunden: tägliches Ausleeren der Tropfschale (der Füllstand wird über einen roten Schwimmer signalisiert), Abwischen der Dampflanze (Cool-Touch, verbrennt nichts) und gelegentliches Rückspülen mit Blindsieb und Reinigungstablette – fertig.

    Mühlenautomation – Potential kollidiert mit Realität

    Wo gehobelt wird, da fallen Späne – und wo eine Maschine so viel automatisch macht, gibt es auch Automatik-Tücken. Ein Hauptkritikpunkt ist die Mühlenautomation (siehe Volumetrik): Die Oracle mahlt zwar selbst, misst die Kaffeemehlmenge aber nicht genau, sondern wohl über Füllstand/Anpressdruck. Das führt dazu, dass die ausgegebene Kaffeedosis je nach Bohnen und Einstellung und manchmal auch beliebig leicht schwankt. Im Alltag bemerkten wir, dass mancher Bezug etwas weniger Pulver bekam als erwartet, der nächste etwas mehr und das ohne dass die Maschine Alarm schlug. Die Voraussetzung dafür, dass das komplette Nachstellsystem der Mühle funktioniert, ist aber leider eine präzise Kaffeemengenausgabe.

    Ja, Sage ist das erste Unternehmen, welches eine synchronisierte und automatisierte Einstellung der Mühle im grossen Stil für heimische Espressomaschinen ausrollt. Bleibt eine Extraktionszeit deutlich unter oder über dem Soll, passt die Oracle beim nächsten Shot automatisch den Mahlgrad an. Das Konzept klingt genial, funktionierte im Test aber nur bedingt. Die Toleranzbandbreite, ab wann die Automatik eingreift, ist relativ gross – „viel zu gross“, wie Michel im Team anmerkt.

    Das heisst, kleinere Abweichungen ignoriert die Maschine, und erst wenn ein Bezug richtig danebenging (mehr als 5 Sekunden nach oben oder unten am Ziel vorbei), regelt sie nach.

    Leider lässt sich dieser Regelalgorithmus derzeit nicht manuell feintunen. Zwei Hauptprobleme verursachen zusätzliche Schwankungen und Herausforderungen für das System. Die ungenaue Mengenausgabe sorgt selbst dafür, dass die Brühungen mal kürzer oder länger laufen. Kein Wunder, wenn die Kaffeemenge steuert stark den Widerstand des Kuchens mit, nicht nur der Mahlgrad!

    Wer manuell eine Mühle einstellt, der mahlt immer einige Gramm Kaffee aus der Mühle, damit der sogenannten Totraum geleert wird. Das ist wichtig, denn sonst werden einige Gramm des “alten Mahlgrades” den Bezug negativ beeinflussen. Wir messen rund 3 Gramm Totraum, das lohnt sich heraus zu mahlen.

    In der Praxis ist die Grind-by-Sync Funktion ausreichend genau, um die Bezüge einigermassen im Soll zu halten. Sie ist aber weit davon entfernt, präzise Bezug um Bezug ins genaue Ziel zu bringen. Da ist die händische Kaffeezubereitung bis auf weiteres um Längen vorne.

    Aufheizzeit & Temperaturmanagement

    Dualboiler-Maschinen galten lange als „morgendliche Geduldsprobe“, doch die Sage Oracle Dual Boiler widerlegt dieses Vorurteil eindrucksvoll. Sie heizt in ca. 4 Minuten auf Betriebstemperatur auf – ein herausragender Wert in dieser Geräteklasse. Im Test konnten wir nach knapp 4:00 min den ersten Espresso beziehen, ohne Temperatur-Einbrüche. Möglich wird das durch die Kombination aus zwei relativ kleinen Kesseln, leistungsfähigen Heizelementen (2.300 W Maximalaufnahme) und der beheizten Brühgruppe. Letztere sorgt dafür, dass der Siebträger selbst ohne lange Wartezeit heiss wird.

    Sage hat hier offensichtlich gute Arbeit beim Thermomanagement geleistet. Schon nach 4–5 Minuten erreichen wir stabile Temperaturen – das ist Topkategorie und mit den schnellsten Thermoblock-Geräten vergleichbar. Zur Einordnung: Viele klassische Dualboiler (ohne Brühgruppenheizung) benötigen 15–20 Minuten Vorlauf, um ähnlich stabil zu sein. Mit der Oracle Dual Boiler kann man daher getrost die Devise ausgeben: Ausschalten wenn nicht in Gebrauch, dafür bei Bedarf in wenigen Minuten wieder voll startklar – das spart Energie.

    Temperaturstabilität

    Im aufgeheizten Zustand hält die Oracle die Brühwassertemperatur konstant. In unserem Standard-Protokoll (Bezugstemperatur 94 °C, Bezugsdauer ~25 s) lag die Temperatur während eines einzelnen Espressos im Bereich von ±0,5 °C um den Sollwert – ein sehr guter Wert. Über mehrere Bezüge hinweg bleibt sie ebenfalls beeindruckend stabil: Wir haben in Serie fünf doppelte Espressi gezogen und dabei nur minimale Drift festgestellt.

    Selbst bei einem Härtetest nach WBC-Vorgabe (14 Bezüge direkt hintereinander, mit zunehmend kürzeren Pausen zwischen den Bezügen) blieb die Maschine im grünen Bereich. Hier stieg die Brühtemperatur ganz allmählich an, sodass am Ende etwa +1,5 bis 2 °C über Ausgangstemperatur erreicht wurden. Diese Verlaufskurve ist typisch – durch die Dauerbelastung erhitzt sich die Brühgruppe immer weiter – aber in diesem Fall sehr flach und kontrolliert. +2 °C nach 14 Shots sind absolut unkritisch, zumal das im Heimgebrauch kaum jemand nachstellt.

    Wichtig ist: Für alle normalen Szenarien (1 bis ~5 Bezüge hintereinander) bewegt sich die Oracle Dual Boiler innerhalb ±1 °C um die Zieltemperatur. Das schafft Vertrauen in die Reproduzierbarkeit. Im Alltag konnten wir das auch schmecken: Der zweite, dritte Espresso schmeckte genauso extrahiert wie der erste.

    Unseren Messdaten zufolge gibt es ab Werk ein leichtes Offset von einem Grad. Stellt man z.B. 94 °C ein, kommt man auch sehr nahe an 94 °C im Wasserstrom am Siebträger – eventuelle Abweichungen (<1 °C) liegen in der Messtoleranz. Die Maschine erlaubt es übrigens, einen individuellen Offset zu programmieren, falls gewünscht. In unserem Test war das nicht nötig. Auch nach längeren Pausen (>1 h) und Re-Start zeigte sich kein erster Kaltbezug: Dank intelligenter Aufheizlogik (die Oracle heizt Boiler und Gruppe so abgestimmt auf, dass beide gemeinsam bereit sind) war der erste Bezug sofort im richtigen Temperaturfenster.

    Temperaturmanagement im Detail

    Die Oracle verfügt über PID-Regelungen für beide Boiler. Auffällig war im Test das aktive Kühlsystem: Der erwähnte interne Lüfter springt auch während längerer Bezugsserien an, um die Elektronik und evtl. die Boiler zu kühlen. So verhindert Sage, dass die Temperatur unkontrolliert hochschiesst – clever, aber akustisch präsent.

    Im Ruhezustand halten die Boiler die Temperatur ziemlich genau, wobei der Dampfkessel bei Nichtbenutzung automatisch etwas heruntergeregelt wird, um Energie zu sparen (wir haben beobachtet, dass die Maschine im Idle-Modus die Heizzyklen reduziert).

    Für den typischen Heimanwender heisst das: Mit der Oracle bekommt man ohne grossen Aufwand eine sehr konstante Brühtemperatur – eine wichtige Grundlage für konsistente Espressoqualität.

    Volumetrik

    Die Oracle Dual Boiler kombiniert zwei volumetrische Systeme: Kaffeedosierung und Wasserdosierung. Beide haben wir uns im Test genau angesehen – mit gemischtem Fazit.

    Wassermenge / Espresso-Volumen

    Die volumetrische Espressoausgabe der Oracle ist hervorragend. Über das Menü kann man für 1- und 2-Tassen-Bezüge jeweils eine Wassermenge programmieren (werkseitig ca. 30 ml für Single und 60 ml für Double). Im Betrieb stoppt die Maschine den Bezug präzise bei Erreichen dieser Menge. Unsere Testreihen ergaben Abweichungen von maximal ±2 ml zwischen aufeinanderfolgenden Bezügen – praktisch nichts.

    Im Alltag merkt man das: Wenn wir z.B. 40 ml für einen Single-Espresso einstellen, erhalten wir jedes Mal sehr konsistent dieses Volumen in der Tasse. Das entlastet ungemein, weil man nicht manuell stoppen bzw. mit Waage arbeiten muss. Selbst wenn der Mahlgrad leicht daneben liegt und der Bezug schneller oder langsamer fliesst, die Menge stimmt. Sage hat die Kombination aus Durchflussmesser und Steuerung gut abgestimmt.

    Kaffeemenge / Mühlendosierung

    Weniger rosig sieht es wie besprochen bei der integrierten Mühle aus. Statt auf eine integrierte Waage (wie einige neuere Mühlen am Markt) setzt Sage hier auf ein zeit- und füllstandbasiertes Dosierkonzept. Die Oracle „meint“ also zu wissen, wann genug Kaffeemehl im Sieb ist, misst es aber nicht exakt nach. Im Test führte das zu spürbaren Schwankungen: Typischerweise lagen unsere Dosierungen für einen Doppio zwischen ca. 21,0 g und 21,5 g, obwohl 21,0 g angepeilt waren. Einzelne Ausreisser betrugen sogar +0,5 g oder -0,8 g. Das mag nach wenig klingen, kann aber bereits den Espresso-Output (Bezugzeit und Brührate) merklich verändern.

    In der Tasse und im Bezug äussert sich das teilweise deutlich: Einmal schmeckte der Espresso etwas dünner und saurer, beim nächsten Bezug dann wieder kräftiger – obwohl wir nichts verstellt hatten. Hier macht sich bemerkbar, dass die Oracle zwar wie ein Vollautomat „alles auf Knopfdruck“ erledigt, aber (noch) nicht mit der Präzision einer dedizierten Mühle mit Waage.

    Warum schwankt die Dosis? Unsere Vermutung: Die Maschine bricht den Mahlvorgang ab, sobald der interne Tamper einen bestimmten Gegendruck spürt bzw. eine bestimmte Höhe im Sieb erreicht ist. Das ist einfach kein genaues Prinzip. In einem Fall hat die Maschine auch schlicht zu früh aufgehört zu mahlen – der Puck war sichtbar unterfüllt, trotzdem meldete das Display „Dose OK“. Das Resultat war mangelnder Widerstand im Siebträger und zu wenig Kaffee. Dann funktioniert die gesamte Automatik überhaupt nicht mehr. Die Mühle stellt nach, das Brühverhältnis passt nicht mehr. So ein Kaffee kann nicht schmecken.

    Konstanz vs. Komfort

    Die Diskrepanz zwischen exzellenter Wasserdosierung und mittelmässiger Kaffeedosierung ist wohl der grösste Schwachpunkt der Oracle Dual Boiler. Man bekommt zwar auf Knopfdruck immer das gleiche Volumen Espresso ausgegeben, aber nicht immer mit gleicher Stärke, weil die Kaffeemenge schwankt.

    Wer mit der Oracle hohe Reproduzierbarkeit will, dem empfehlen wir, zumindest bei kritischen Shots die Kaffeemenge zu kontrollieren. Am zuverlässigsten geht das, wenn der Siebträger vor und nach dem Mahlen kurz mit und ohne Kaffee gewogen wird. Wer sich das angewöhnt weiss, warum der Bezug danach funktioniert, oder eben auch nicht.

    Alternativ kann man die Mühle auch im manuellen Modus betreiben – dann mahlt sie, solange man den Knopf drückt (bzw. bis zum Abbruch), und man kann die Menge manuell stoppen. Das ist natürlich nicht Sinn der Sache bei einer solchen Maschine, zeigt aber: Der Flaschenhals ist hier wirklich die Mühle.

    Statistik-Freunde aufgepasst

    In einer Serie von 10 Doppelshots lag die Standardabweichung der ausgegebenen Kaffeemehl-Menge bei rund 0,3 g (relativ hoch), während die Standardabweichung der Flüssigkeitsmenge unter 1 ml lag (extrem niedrig). Das verdeutlicht die Diskrepanz. Positiv darf man hervorheben, dass die Partikelverteilung des Mahlguts sehr ordentlich ist. Wir haben das Kaffeemahlgut von der ZHAW in Wädenswil untersuchen lassen.

    Ein Hauptpeak von 284 Micron und eine Feinpeak von 28,5 %, das sind jeweils Werte, die gut geeignet sind, um vor allem mittlere und dunklere Röstungen damit gut zubereiten zu können. Das Potenzial für gute Extraktionen ist also da – es wird nur nicht voll ausgeschöpft, wenn die Menge variiert.

    Espressopotential

    Kommen wir zum Wichtigsten – dem Espresso in der Tasse. Was kann die Oracle Dual Boiler hier liefern und wie beurteilen wir das Geschmackspotenzial?

    Wenn alle Parameter stimmen, brüht die Oracle Dual Boiler exzellente Espresso-Shots. Temperatur und Druck sind stabil, die Vorbrühung kann sanft erfolgen, und das Brühsystem (Duschsieb, Brühgruppe) verteilt das Wasser gleichmässig über dem Puck. In unseren besten Bezügen erreichten wir balancierte Espressi mit sehr gutem Niveau.

    Besonders praktisch ist die Möglichkeit, die Preinfusion manuell zu steuern: Man kann z.B. 5 s mit niedrigem Druck vorbrühen lassen und dann per Tastendruck in die Hauptextraktion übergehen. Dieses halbmanuelle Profiling erlaubt es, Rezepte etwas zu variieren. Die Maschine speichert solche Abläufe auf Wunsch als Programm ab.

    Im Test haben wir damit gespielt und z.B. einen Bezug mit sehr langer Preinfusion und einer Gesamtzeit von 35 Sekunden bezogen. Dieser liess sich per Knopfdruck reproduzieren – allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Kaffeemenge stimmte. Hier sind wir wieder beim Punkt: Die besten Rezepte nützen wenig, wenn die Mühle nicht jedes Mal gleich viel liefert. So hatten wir einen auf 27 s ausgelegten Bezug, der wegen 0,5 g Unterdosierung plötzlich nur 23 s dauerte und entsprechend anders schmeckte. Das schmälert die Wiederholbarkeit. In unseren Augen limitiert also die Mühle das Espressopotential der Oracle. Rein von der Brühtechnik könnte sie noch mehr Punkte holen.

    Sensorik & Shot-Qualität

    Die guten Nachrichten: Auch mit leichter Inkonstanz liefert die Oracle insgesamt sehr solide Espressi in der Tasse. Über mehrere Tage verkosteten wir verschiedene Bohnen darauf (von heller fruchtiger Röstung bis klassischem italienischen Röstungen wie dem Compadre) und erzielten durchweg trinkbare bis hervorragende Ergebnisse. In Blindverkostungen hätte man den Unterschied zu einem manuell extrahierten Espresso (mit separater Mühle) kaum herausgeschmeckt, sofern die Parameter passten.

    Wenn die Oracle einen Shot versemmelt, dann liegt es meist an einer groben Abweichung (extrem kurze oder lange Extraktion). Das passiert, wie beschrieben, vor allem dann, wenn die Dosierung deutlich daneben liegt.

    Espressopunktzahl

    In unserer Bewertung erreicht die Oracle Dual Boiler 10 von 15 Punkten im Kriterium Espressopotential. Das ist eine gute Bewertung. Denn das Potential ist da! Die Maschine kann alles, was ein guter Bezug braucht. Ihr müsst dafür nur die Komfort-Funktionen überschreiben und selbst Hand anlegen (den Kaffee nach dem Mahlen nachwiegen).

    Nutzt man die Maschine und Mühle ohne Kontrolle, so begrenzt sich das Potential stark und es landen immer wieder Bezüge in der Tasse, die man auch mit einem Setup für 350 Euro hätte brühen können.

    Für den Geschmack im Alltag bedeutet 10/15: Gut. Die meisten Nutzer werden damit sehr glücklich fein aromatischen Espresso beziehen können – vor allem ohne grossen Aufwand. Wer allerdings ambitioniert experimentieren will (verschiedene Dosis, Ratios, Feintuning), der wird sich mit der Oracle manchmal eingeengt fühlen oder mit Workarounds (manuell nachwiegen) arbeiten.

    In Summe liefert die Oracle Dual Boiler aber genau das, was sie verspricht: Espresso so einfach wie möglich, ohne geschmackliche Kompromisse. Es ist beeindruckend, wie schnell und ohne grosse Vorkenntnisse man mit dieser Maschine trinkbare Ergebnisse erzielt. Das ist ihre grosse Stärke – und da verzeiht man ihr vielleicht, dass sie den absoluten Geschmacks-Olymp knapp verpasst.

     

    Milchdampf & Schäumen

    Ein Highlight der Oracle Dual Boiler ist die Milchschäum-Funktion. Sage hat eine vollautomatische Dampflanze integriert, die auf Knopfdruck Milch aufschäumt – inklusive Temperatur- und Schaumgrad-Steuerung. Im Test hat uns dieses Feature wieder überzeugt: Der Autosteam liefert guten Mikroschaum, mit dem selbst Latte-Art giessen problemlos möglich ist.

    Man stellt einfach den Milchkrug unter die Lanze, wählt per Menü die gewünschte Milchtemperatur (z.B. 60 °C) und den Schaumgrad (von wenig bis viel Schaum in ein paar Stufen) – den Rest erledigt die Maschine. Sie schäumt bis zur Zieltemperatur und stoppt dann automatisch. Das Ergebnis: feinporiger Schaum, gleichmässig integriert, keine grossen Blasen.

    Für jemanden, der keine Erfahrung im Milchschäumen hat, ist das ein Segen: Die Oracle zaubert Milchschaum, der besser ist als in manch durchschnittlichem Café. Im Team waren wir erstaunt, wie gut das System funktioniert. Sage hat hier bereits mit früheren Modellen (Oracle Jet) Erfahrung, und es zeigt sich.

    Geschwindigkeit & Leistung

    In unseren Messungen benötigte sie ca. 68 Sekunden, um 300 ml Milch auf 60 °C zu bringen. Das ist ein langsamer Wert. Viele Haushalts-Espressomaschinen brauchen für 300 ml durchaus 60–90 s, insofern liegt die Oracle im Mittelfeld. Klassische Espressomaschinen und vor allem Dualboiler sind oft aber auch im Bereich von 25 bis 45 Sekunden unterwegs - in der gleichen Preisklasse.

    Manuelles Schäumen

    Wer lieber selbst den Pitcher schwingt, kommt aber auch auf seine Kosten. Die Dampflanze kann jederzeit in den manuellen Modus versetzt werden, indem man sie in die Hand nimmt und wie bei jeder klassischen Maschine den Dampfhebel bedient. Die manuelle Schäumleistung ist ebenfalls überzeugend. Die Lanze ist ausreichend lang und beweglich, der Zweiloch-Dampfkopf erzeugt einen schönen Drall im Kännchen.

    Damit ist die Oracle auch für Lernwillige geeignet. Man kann erst die Automatik nutzen, um ein Gefühl für guten Milchschaum zu bekommen, und später selber üben. Die Maschine limitiert einen dabei nicht. Im Gegenteil, Michel meinte scherzhaft: „bis ihr so sicher seid, dass ihr es von Hand wirklich so gut könnt, bis dahin liefert euch die Sage auf jeden Fall automatisch guten Milchschaum“.

    Reinigung der Lanze

    Ein wichtiger Punkt: Die Dampflanze hat eine Auto-Purge-Funktion. Nach jedem Schäumen spuckt sie kurz Dampf/Wasser aus, um Milchreste aus der Düse zu entfernen. Zusätzlich ist die Spitze abnehmbar und kann gereinigt werden.

    In unserem Test blieb die Lanze aussen dank Cool-Touch-Isolierung relativ kühl, sodass Milch nicht sofort anbrennt. Ein kurzes Abwischen mit dem feuchten Tuch reichte, um sie sauber zu halten. Das solltet ihr jedes Mal nach dem Schäumen kurz machen.

    Bewertung Schäumqualität

    Die Oracle Dual Boiler erreicht 7 von 10 Punkten in der Kategorie Milchschaum. Das ist ein gutes Ergebnis. Abzüge gab es in unserer Bewertung hauptsächlich für die Geschwindigkeit – schnellere Dualboiler oder Profimaschinen schaffen mehr Dampfpower, was aber zu Hause selten nötig ist.

    In der Praxis bedeutet 7/10: Für Home-Bedarf voll ausreichend, auch für mehrere Getränke hintereinander. Apropos: Dank Dualboiler kann man gleichzeitig Espresso beziehen und Milch schäumen, was die Zubereitungszeit für Cappuccino & Co. deutlich verkürzt. Im Test haben wir oft parallel gearbeitet – z.B. den Espresso laufen lassen, während die Automatik schon schäumt. Ergebnis: In 1 - 2 Minuten hat man einen Cappuccino fertig, ohne Hektik. Maschinen ohne Doppelkessel (oder ohne Parallel-Fähigkeit) brauchen hier deutlich länger oder man muss es nacheinander tun.

    Diesen Vorteil spielt die Oracle im Alltag super aus. Zusammengefasst: Milchbegeisterte kommen mit der Oracle auf ihre Kosten. Egal ob Latte Macchiato, Flat White oder Cappuccino – die Maschine liefert den Milchschaum dazu quasi auf Barista-Niveau, wahlweise per Autopilot oder nach eigenem Gusto manuell. Das macht richtig Spass und lädt zum Kaffeekreationen-Basteln ein. Wer viel Milchmixgetränke trinkt, wird die Oracle lieben.

    Lautstärke

    Die Oracle Dual Boiler bewegt sich hinsichtlich Lautstärke auf einem zweigeteilten Niveau. Einerseits arbeitet sie im Brühbetrieb überraschend leise, andererseits besitzt sie durch Konstruktion bedingt eine konstante Geräuschquelle, die man nicht überhören kann: den Lüfter.

    Geräuschpegel beim Espresso-Bezug

    Während des Kaffeebezugs ist die Oracle angenehm leise. Die Vibrationspumpe ist gut gedämmt im Gehäuse gelagert, und man hört lediglich ein gedämpftes Summen, wenn der Druck aufgebaut wird. Wir haben ~60 dB in 1 m Abstand gemessen (ohne Nebengeräusche). Das entspricht etwa normaler Gesprächslautstärke – für eine Espressomaschine ausgezeichnet. Viele Maschinen knacken die 70 dB-Marke, gerade wenn Tassen auf der Tassenablage klappern. Die Oracle hat Gummieinlagen, die Vibrationen dämpfen.

    In unserem Worst-Case-Messung mit absichtlich klappernden Tassen kam ein Spitzenwert von ~69 dB zustande. Das ist immer noch weit entfernt von z.B. einem Staubsauger (80–90 dB). Insgesamt würden wir den Pumpen-/Brühgeräuschpegel als niedrig einstufen – im Alltag empfanden wir die Maschine während der Extraktion als kaum störend. Gespräche in normaler Lautstärke daneben sind problemlos möglich.

    Mahlgeräusch

    Die integrierte Kegelmahlwerk-Mühle produziert ein typisches surrendes Mahlgeräusch. Da sie im Gehäuse verbaut ist, wird der Schall etwas gedämpft, aber vollständig leise ist es natürlich nicht. Wir messen bei der Mühle 73,8 Dezibel.

    Lüftergeräusch

    Hier kommen wir zum Knackpunkt. Sobald die Oracle eingeschaltet ist, läuft im Inneren ein Lüfter, der die Komponenten kühlt. Dieses dauerhafte Brummen ist zwar nicht besonders laut, aber es ist immer da. In einem Serverraum würde die Sage Dual Boiler damit nicht auffallen, vielleicht aber in der Küche oder im Wohnzimmer.

    Andere Dualboiler ohne Lüfter sind im Leerlauf komplett still, geben dafür bei Bezugsstart oft ein lautes Klacken (Relais) und Pumpenvibrieren von sich. Die Oracle kehrt das quasi um – sie ist ständig ein bisschen zu hören, dafür beim Bezug sehr zivil. Welche Variante man angenehmer findet, ist Geschmackssache. Wer die Maschine morgens einschaltet und im Hintergrund laufen lässt, bis sie gebraucht wird, hat eben ein permanentes Ventilieren im Raum.

    Energie & Effizienz

    Die Sage Oracle Dual Boiler setzt nicht nur technisch, sondern auch energetisch Akzente – allerdings mit gemischten Resultaten. Einerseits punktet sie durch die schnelle Aufheizzeit, die es erlaubt, sie gezielt nur bei Bedarf laufen zu lassen. Andererseits verbraucht sie als Dualboiler im Bereitschaftszustand kontinuierlich Strom, um beide Boiler auf Temperatur zu halten. Schauen wir uns einige Zahlen aus unserem Strommessprotokoll an:

    Aufheizvorgang: Das initiale Aufheizen auf Betriebstemperatur (94 °C Brühboiler, ~135 °C Dampfkessel) dauerte ~4 min 30 s und verbrauchte dabei etwa 0,11 kWh Strom. Das ist für eine Dualboilermaschine sehr effizient. Zum Vergleich: Maschinen mit längerer Aufheizzeit ziehen zwar ggf. weniger Spitzenleistung, summieren aber durch die Dauer oft 0,2 kWh oder mehr. Sage heizt schnell und schaltet dann die Heizelemente ab.

    Einzelbezug (Espresso): Ein Espresso-Doppio-Bezug von ~25 s zieht an Strom vernachlässigbare Mengen. In unserem Protokoll kam ein einzelner Bezug (nach Aufheizen) auf 0,016 kWh. Das entspricht etwa 1–2 Wasserkochvorgängen für eine Tasse Tee – also kaum der Rede wert. Inklusive Aufheizen (wenn man die Maschine nur für einen Espresso anwirft) summiert sich das auf ca. 0,127 kWh. Das ist immer noch ein sehr guter Wert. In Haushaltskosten gesprochen: Bei 30 Cent/kWh sind das rund 3,8 Cent pro Espresso (inkl. Warm-up).

    Cappuccino (Espresso+Milch): Für einen Cappuccino muss zusätzlich Milch erhitzt werden. Unsere Messung für 1 Cappuccino ab Kaltstart ergab ~0,153 kWh. Darin enthalten sind Aufheizen, Espresso-Brühen und Milchschäumen. Auch das ist moderat – andere Maschinen liegen hier teils höher, gerade wenn sie längere Leerlaufzeiten haben.

    5 Bezüge in Folge: Interessant wurde es beim Szenario mehrerer Getränke. Wir haben die Maschine aufgeheizt und dann 5 Doppel-Espressi in Folge bezogen (insgesamt ~7:30 min Betrieb). Ergebnis: 0,19 kWh gesamt. Das zeigt schön den Vorteil der kurzen Aufheizzeit: Die ersten ~0,11 kWh gehen ins Aufheizen, aber zusätzliche Bezüge kosten kaum mehr extra. Pro weiterem Espresso kamen nur ~0,016 kWh hinzu. Sprich, wer mehrere Getränke nacheinander macht, nutzt die Energie sehr effektiv aus.

    Warmhalten/Standby: Hier liegt die Schwäche vieler Dualboiler – so auch bei der Oracle. Lässt man die Maschine an und betriebsbereit, verbraucht sie rund 0,11 kWh pro Stunde (entspricht ~110 W Dauerleistung). In 30 Minuten waren es ~0,055 kWh, in 60 Minuten etwa 0,11 kWh. Das ist durchaus merklich. Ein Vormittag (4 h) ohne Nutzung schlägt so mit ~0,44 kWh zu Buche – allein fürs Bereithalten. Hier gibt es allerdings Abhilfe: Die Oracle hat eine einstellbare Auto-Off-Funktion. Ab Werk geht sie nach 1 Stunde Inaktivität in Standby (Boiler werden abgeschaltet). Man kann den Timer auch anders setzen. In Standby sinkt der Verbrauch praktisch auf Null. Allerdings dauert das Wiederaufheizen aus komplett kaltem Zustand dann wieder ~4 Min. Sage bietet hierfür die Smarter Home-Integration (App-Timer), um z.B. zu festen Zeiten aus dem Standby wieder hochzuheizen.

    Heisswasser- und Dampfnutzung: Das Entnehmen von Heisswasser (z.B. für einen Americano, ~70 g) kostete uns ca. 0,008 kWh – kaum erwähnenswert. Das Aufschäumen von Milch verbraucht hingegen spürbar Strom, weil der Dampfkessel nachheizen muss. 5 Runden Milchschäumen (5× 300 ml nacheinander) verbrauchten etwa 0,127 kWh. Das heisst, pro Portion (z.B. Cappuccino-Milch) rund 0,025 kWh.

    Insgesamt ist die Energieeffizienz der Oracle Dual Boiler für ihre Gerätegrösse gut, aber nicht bahnbrechend. Sie erreicht in unserer Bewertung 6,5 von 10 Punkten. Warum kein Top-Wert? Weil es mittlerweile Maschinen gibt, die dank Thermoblock-Technik oder besserer Isolierung deutlich weniger Standby-Verbrauch haben. Die Oracle ist durch ihre beiden Boiler etwas energiehungriger, wenn man sie laufen lässt.

    Positiv ist jedoch, dass man dank schneller Aufheizzeit genau das nicht tun muss: Wer nur morgens und abends Espressi zieht, kann die Maschine zwischendurch aus lassen und spart so viel Strom. In einem realistischen Szenario (2 Espressi morgens, 2 abends, dazwischen aus) haben wir einen Tagesverbrauch von ~0,25 kWh gemessen – das ist völlig okay. Lässt man sie hingegen 8 Stunden durchgängig an (z.B. in einem Büro), gehen ~0,9 kWh allein fürs Bereitstehen.

    Fazit Energie

    Die Oracle Dual Boiler ist kein Stromfresser, belohnt aber geplantes Nutzen. Wer sie diszipliniert ausschaltet (oder per App steuert), kann von der tollen Aufheizzeit profitieren und Energie sparen.

    Volumenpotential

    Wie schlägt sich die Oracle Dual Boiler, wenn’s mal etwas hektischer wird? Also viele Getränke hintereinander, Besuch oder gar ein kleiner Kaffeestand? Hier zeigt sich, dass sie zwar überdurchschnittlich leistungsfähig für eine Haushaltsmaschine ist, aber natürlich keine ausgewachsene Gastronomie-Maschine ersetzt.

    In Sachen Leistungsfähigkeit liefert die Sage Oracle Dual Boiler eigentlich vieles, um auch unter Last guten Espresso und Cappuccino zu machen. Es gibt aber einige technische Engstellen. Selbst wenn die Temperatur noch so gut ist und auch die Schäumpower reicht: ohne Festwasseranschluss und Abwasserschlauch bleibt jedes wirkliche Unterfangen in Sachen Massenproduktion limitiert.

    Zwar kann die Oracle Dual Boiler praktisch von verschiedenen Seiten mit frischem Wasser befüllt werden, aber doch muss man das eben machen. Und auch die Tropfschale fasst einiges an Wasser - aber 1,3 Liter sind dennoch zügig gefüllt.

    Es geht alles… ist nur nicht praktisch. Und so kommen wir zu unserer Bewertung des Volumenpotentials.

    Gesamtwertung & Preis-Leistung

    Bevor wir zum abschliessenden Fazit kommen, hier die Gesamtbewertung der Sage Oracle Dual Boiler in den von uns getesteten Kategorien. Diese setzt sich aus gewichteten Einzelwertungen zusammen, die wir im Laufe des Tests vergeben haben:

    Man erkennt, dass die Oracle Dual Boiler in vielen Kategorien stark bis sehr stark abschneidet: Bedienbarkeit, Aufheizzeit, Lautstärke, Zubehör – hier holt sie fast volle Punkte. Bei der Schäumqualität und Espressoperformance gibt’s leichte Abzüge, vor allem wegen der Mühlenproblematik. Grössere Abzüge gab es bei Wertigkeit (hier können teurere Maschinen ihre Verarbeitungsqualität ausspielen), beim Stromverbrauch (Dualboiler-typisch nicht supersparsam) und beim Volumen/Catering (ist eben kein Gastrogerät).

    Die Gesamtpunktzahl beträgt 86 von 120 möglichen Punkten, was umgerechnet ~72 % entspricht. Damit liegt die Oracle Dual Boiler im oberen Mittelfeld unserer bisher getesteten Maschinen dieser Klasse. Vor dem Hintergrund des Preises platziert sie sich ordentlich – nicht überragend, aber gut. Besonders die Preis-Leistungs-Note von 8/10 zeigt, dass wir das Gebotene trotz des hohen absoluten Preises als angemessen einstufen. Man bekommt eben eine sehr umfangreich ausgestattete Maschine, die in vielen Belangen überzeugt und nur in einigen Aspekten (Dosiergenauigkeit, Dauerlauf) schwächelt.

    Skalierung: Auf unserer Preis-Leistungs-Skala (1 = schlechtes PLV, 10 = exzellentes PLV) bedeutet 8/10, dass die Oracle Dual Boiler ihr Geld weitgehend wert ist. Sie ist teuer, ja – aber sie liefert dafür auch Einzigartiges. Maschinen mit Score 9 oder 10 sind meist echte Preisbrecher, die Oracle fällt nicht in diese Kategorie. Aber man zahlt auch nicht für Luft: Die Technik unter der Haube rechtfertigt den Preis zu einem grossen Teil.

    Fazit & Für-wen-geeignet

    Unser Fazit: Die Sage Oracle Dual Boiler ist eine faszinierende Espressomaschine, die Technikbegeisterung und Kaffeegenuss auf einen Nenner bringen möchte. Sie vereint hochwertigen Dualboiler-Espresso mit dem Komfort eines Vollautomaten. In vielen Bereichen – von der Aufheizzeit über die Temperatureinhaltung bis zum Milchschaum – hat sie uns im Test positiv beeindruckt. Sage demonstriert hier, was im Heim-Espressobereich möglich ist, wenn man bereit ist, Technologie einzusetzen.

    Natürlich hat das Paket auch Schwächen: Die integrierte Mühle bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück und sorgt für Inkonstanzen, der dauerhaft laufende Lüfter erinnert einen ständig daran, dass man einen kleinen „Computer“ in der Küche stehen hat, und der Preis von rund 2.600 € lässt zweimal schlucken.

    Dennoch: Die Oracle Dual Boiler hält, was sie verspricht. Sie erleichtert den Espressobar-Alltag enorm, ohne dem Kern – einem guten Espresso – die Seele zu rauben. Man kann mit ihr genauso experimentieren wie mit einer manuellen Maschine, man kann aber auch einfach zurücklehnen und die Automatik die Arbeit machen lassen.

    Für wen ist diese Maschine geeignet?

    Wenn du bisher einen Vollautomaten hattest und nun auf Siebträger-Qualität umsteigen, aber nicht auf Komfort verzichten willst, dann ist die Sage Oracle Dual Boiler wie für dich gemacht. Sie nimmt dir Mahlgrad, Dosierung, Tampen und Milchschäumen grösstenteils ab, liefert aber geschmacklich echtes Barista-Feeling. Ideal für Genießer mit Technikaffinität, die es bequem mögen, aber beim Ergebnis keine Kompromisse eingehen wollen.

    Wenn du in einem Haushalt mit mehreren Kaffeetrinker:innen lebst, die morgens schnell und nacheinander ihre Getränke wollen, dann profitierst du vom Dualboiler und der Geschwindigkeit der Oracle. Cappuccino für alle in kurzer Zeit – kein Problem. Die Maschine eignet sich auch für Bürogemeinschaften oder kleine Teams, solange jemand ein Auge auf Wasser und Bohnen hat.

    Wenn du gerne Gäste bewirtest und auch mal 6–8 Getränke am Stück zubereitest, dann wirst du die Leistungsreserven der Oracle schätzen. Sie schafft kleine Kaffee-Parties locker, ohne dass du als Host ins Schwitzen gerätst.

    Wenn du aber ein Perfektionist bist, der jeden Shot bis ins letzte Detail kontrollieren möchte, dann könnte dich die Oracle etwas frustrieren. Die Automatik (vor allem die Mühle) lässt dir nicht immer die volle Kontrolle. In dem Fall wärst du mit einer klassischen Siebträgermaschine plus separater High-End-Mühle wahrscheinlich glücklicher – dort kannst du jede Variable selbst bestimmen und optimieren.

    Wenn dein Budget begrenzt ist und du bereit bist, für guten Espresso selber Hand anzulegen, dann ist die Oracle vermutlich Overkill. Du kannst für weniger Geld Kombinationen bekommen, die geschmacklich ebenbürtig sind. Du verzichtest dann auf Komfort, sparst aber 1.000 - 2000 Euro.

    Wenn du geräuschempfindlich bist und absolute Ruhe in der Küche erwartest, dann sei gewarnt: Die Oracle brummt immer ein wenig. Es gibt stillere Optionen (z.B. Maschinen ohne Lüfter). Allerdings sind die dann im Betrieb oft lauter – hier musst du abwägen, welche Geräuschart dich mehr stört.

    Profil-Empfehlung: Die Sage Oracle Dual Boiler passt perfekt zu jemandem, der “das Beste aus beiden Welten” will – Qualität und Bequemlichkeit. Wir von den Kaffeemachern hatten viel Spass mit ihr, gerade weil sie vieles richtig macht und hier und da auch Anlass zum nerdigen Diskutieren gibt. Sie ist eine Maschine für Genießer mit Spieltrieb und Anspruch, die bereit sind, für Innovation zu zahlen. Wenn du dich in dieser Beschreibung wiederfindest, wirst du mit der Oracle Dual Boiler eine tolle Zeit haben: Espresso, Cappuccino, Flat White – alles gelingt, und das mit einer Leichtigkeit, die Freude macht.

    Abschliessend können wir sagen: Sage hat mit der Oracle Dual Boiler ein komplexes Gerät geschaffen, das erstaunlich unkompliziert guten Kaffee liefert. Kleine Schwächen verzeihen wir im Anbetracht des Gesamtpakets gern. Für uns ist sie ein Game Changer in ihrer Nische – und eine klare Empfehlung für all jene, die „auf Knopfdruck“ in die Oberliga des Home-Barista aufsteigen möchten.

    Viel Spass beim Kaffeebrühen!

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