Statische Ladung des Mahlgutes ist Schuld, wenn der gemahlene Kaffee nicht in den Siebträger oder Dosierbecher gleitet, sondern stattdessen am Mühlenkörper oder dem Auswurf haftet. Das kommt vor allem bei Single Dosing Mühlen vor, aber auch Mühlen mit Bohnenbehälter haben manchmal Statik-Probleme. Statische Ladung sorgt aber nicht nur für eine schmutzige Arbeitsumgebung, sondern kann auch die Espresso-Extraktion negativ beeinflussen. Doch eine einfache Methode kann helfen: ein Sprühstoß Wasser auf die Bohnen vor dem Mahlen.
Diese Technik nennt sich Ross Droplet Technique (RDT) und wurde 2005 von David Ross im Home-Barista-Forum vorgestellt. Mittlerweile wurde sie verfeinert und es wurden auch wissenschaftliche Studien zum Thema vorgestellt. In diese Artikel erfährst du wie du RDT anwendest, welche Studien dem zu Grunde liegen und wie die statische Ladung entsteht.
Studien zeigen, dass 0,1 - 0,2 g Wasser pro 18 g Kaffee ausreichen, um die statische Ladung deutlich zu reduzieren. Dadurch bleibt weniger Kaffee in der Mühle hängen und das Mahlgut wird gleichmäßiger verteilt.
Die statische Ladung beim Kaffeemahlen entsteht durch zwei Hauptmechanismen:
Diese Aufladung führt dazu, dass sich feine Kaffeepartikel an größere Partikel anlagern und Agglomerationen (Klumpen) bilden. Die unterschiedlichen Ladungen (positiv und negativ) bewirken, dass sich die Partikel anziehen und elektrisch neutrale Aggregate entstehen. Dadurch wird die Dichte des Kaffeebetts ungleichmäßig verteilt – es entstehen Bereiche mit hoher Dichte und Bereiche mit viel Leerraum, was eine gleichmäßige Extraktion erschwert.
Die wohl umfassendste Studie von Méndez Harper et al. (2024) zeigte, dass Feuchtigkeit ein zentraler Faktor für die statische Aufladung ist. Bohnen mit weniger als 2 % Feuchtigkeitsgehalt neigen zu einer negativen Ladung, während feuchtere Bohnen eher positiv geladen sind. Das erklärt, warum unterschiedliche Röstgrade unterschiedlich stark aufgeladen sind.
Ein oft diskutierter Punkt ist, ob Wasser in der Mühle langfristig Schaden anrichten kann. Studien und Praxisberichte legen jedoch nahe, dass die geringe Wassermenge schnell verdunstet und keine Feuchtigkeitsrückstände hinterlässt. Zudem fügen viele Röstereien industriell bis zu 5 % Wasser pro Kilogramm Kaffee hinzu – deutlich mehr als die 1 - 1,5 % bei RDT (0,1 - 0,2 Gramm auf 18 Gramm Kaffee).
RDT ist eine einfache und effektive Methode, um statische Aufladung beim Mahlen zu reduzieren. Sie sorgt für eine sauberere Arbeitsfläche, gleichmäßigere Mahlgutverteilung und kann sich positiv auf die Espresso-Extraktion auswirken. Während wissenschaftliche Studien noch keine eindeutigen Beweise für eine verbesserte Extraktion liefern, ist der praktische Nutzen für viele Heimanwender und Profis klar erkennbar: Weniger statische Ladung bedeutet mehr Kontrolle über den Mahlprozess und angenehmeres Zubereiten von Kaffee. Und wenn es mehr Freude macht, dann schmeckt man es anschließend auch in der Tasse.
"A study of espresso puck resistance and how puck preparation affects it" Jonathan Gagné, Coffee ad Astra
"Assessing the impact of RDT on espresso extraction" von Jeremy und Joe von Socratic Coffee
"BETTER WAY TO GRIND COFFEE: Deep Dive on New Hendon Paper" von Lance Hedrick
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
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