Schokolade und Kaffee gehören für viele einfach zusammen – als Genussprodukt. Doch die Ähnlichkeiten und Herausforderungen der beiden Produkte fangen schon im Anbau an. Der Wandel zu einer besseren Schokoladen-Zukunft für die Produzierenden braucht einen anderen Ansatz – Choba Choba präsentiert hierzu ein revolutionäre Alternative.
Oft wird ein „Schöggeli“ zum Kaffee gereicht, weil es für viele einfach so gut zusammen passt. Kaffee selbst wird vielfach als schokoladig beschrieben und beide Produkte machen sich auch optisch zusammen gut. Es scheint so, als ob Schokolade und Kaffee Geschwister wären.
Auch auf der Produktionsseite gibt es viele Ähnlichkeiten – die Kakaobäume wachsen ebenso in den Subtropen, mögen Sonne aber nicht so viel Hitze, mögen Schatten und unterscheiden sich in vier ursprüngliche Sorten.
„Die Unterscheidung in Criollo und Trinitario ist zu einfach“ sagt Christoph Inauen und erzählt, dass sie in Peru einen Varietätengarten angelegt haben um rare, alte, vergessene und wiederentdeckte Varietäten zu kultivieren. Sie, das ist Inauens Unternehmen Choba Choba, das den rechtlichen Sitz in der Schweiz hat, als Unternehmen in Peru agiert und die Produzenten in Peru selbst Aktionäre sind.
Der erwähnte Varietätengarten erinnert mich stark an unser Vorhaben „1000 Variedades“ in Nicaragua – ein Versuchsplot etwas oberhalb unserer Finca Santa Rita, auf dem wir verschiedenste Varietäten anpflanzen und deren Verhalten beobachten wollen.
Christoph Inauen kennt die Kakao- und Schokoladenwelt bestens. Mit 26 Jahren hat er für einen der grössten Schokoladenkonzerne in der Schweiz nachhaltige Lieferketten aufgebaut, die bis heute Bestand haben.
Wenig später trat er der Geschäftsleitung bei – eine beeindruckende Tatsache, dass ein Unternehmen bereits 2007 die Nachhaltigkeit zum Kernanliegen machte. „Ja“, meint Inauen, „viele andere Unternehmen kenne er nicht, die schon so früh damit anfingen.“
Inauen reiste viel in die Kakaoregionen und etablierte neue Partnerschaften. Als er nach mehreren Jahren von einem mittlerweile befreundeten Produzenten darauf angesprochen wurde, dass sich trotz der neuen Situation, der Siegel und dem ganzen Marketing für die Produzenten nicht viel geändert habe, war Inauen baff.
„Natürlich war dies zuerst einmal ein Schock, später dann aber eine Motivation, einen neuen Ansatz zu wählen.“ So gründete Inauen mit seinem Geschäftspartner Eric Garnier Choba Choba und startete die „Chocolate Revolution.“
Choba Choba ist eine Aktiengesellschaft, bei der 30% der Aktien den ProduzentInnen selbst gehört. Sie sind damit direkt am Gewinn des Unternehmens beteiligt. Choba Choba produziert also selbst Kakao, der dann in der Schweiz von Felchlin weiterverarbeitet wird.
Für Inauen sei es besonders beeindruckend zu sehen, wie sich das Selbstbild vieler Produzenten gewandelt habe.
Früher sagte ein Produzent: Guten Tag, mein Name ist Oswaldo, ich bin Kakaoproduzent. Heute sagt er: Guten Tag, mein Name ist Oswaldo, ich bin im internationalen Kakao-Handel tätig.
Christoph Inauen, Choba Choba
Choba Choba zahlt den Produzenten 2,5 bis 3 mal mehr für den Kakao, als wenn sie ihre Produkte über den Weltmarkt verkaufen würden. Die Schokolade wird deshalb auch teurer in der Schweiz verkauft – von ehemals 8.50 CHF gingen dank Effizienzsteigerungen die Preise runter auf knapp 5 CHF.
Für uns war immer klar, dass eine Schokolade nicht 1 oder 2 Franken kosten könne. Das macht einfach keinen Sinn.
Christoph Inauen, Choba Choba
Die Botschaft von Choba Choba ist eigentlich einfach verständlich. Da sie aber mit allem bricht, was die Schokoladenindustrie ausmacht, wirkt sie schon fast exotisch. Die Geschichte ans Regal zu bringen wäre komplex, denn das Produkt soll vor allem durch die Qualität leben.
Ausgezeichnete Rohstoffe, keine Zusatzstoffe und eine präzise Verarbeitung machen Choba Choba zu einer Premium Schokolade. Am Regal soll die Qualität im Vordergrund stehen – die Botschaft für einen neuen Ansatz im Kakaogeschäft soll auf anderen Kanälen kommuniziert werden.
Anfänglich wurde eine 90g-Schokoladentafel für 8.50 CHF verkauft. Der Preis rüttelte auf. Kann Schokolade so gut sein? Die Geschichte musste zuerst erkannt werden. Und die Kritik an Choba Choba wurde lauter, dass sie zwar arme Produzenten erreichen wollen, das Endprodukt aber nur den Reichen zugänglich machen.
Durch Effizienzsteigerung konnte Choba Choba den Preis senken und verkauft die Schokolade heute im Coop für knapp 5 CHF – was für einen Supermarkt immer noch viel ist. So fällt Choba Choba nur schon wegen dem höheren Preis auf.
Im Podcast mit Christoph Inauen rede ich auch darüber, ob kleine Unternehmen immer skalieren müssen – also, ob sie so angelegt sein müssen, dass sie weiter und weiter wachsen.
Die meisten Investoren sehen das als Grundbedingung. Jedoch, und da teilen Choba Choba und wir Kaffeemacher die gleiche Vision: Ideen müssen skalierbar sein. Es braucht Nachahmer, solche, die das Modell kopieren oder noch verbessern.
Inauen sagt im Podcast, dass Choba Choba nie 100’000 Produzenten erreichen möchte, sondern die Gemeinschaft miteinbinden möchte.
Wir müssen nicht schauen, dass wenige Investoren mehr verdienen. Die Investoren soll die Community sein. Also Produzenten und Konsumenten.
Christoph Inauen, Choba Choba
Ja, definitiv. Und nicht nur als Luxusprodukt sondern auch dahinter. Die Warenkette ist ähnlich, die Situation der Produzierenden, der konsolidierte Markt und die Herausforderungen der Zukunft – der Klimawandel, die Überalterung der Produzenten und die Qualität der Böden.
Austausche über den eigenen Tellerrand hinweg sind immer lohnenswert und helfen allen. In diesem Podcast hatte ich fast immer das Gefühl, dass Christof von Kaffee spricht – so deckungsgleich sind einige Geschichten. Als Kaffeemacher lernen wir dabei viel – und möchten noch mehr dazu lernen. Mal sehen, ob wir irgendwann noch Kakao produzieren werden.
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
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