Zugegeben, der Titel ist etwas reißerisch. Doch die Sage Barista Express Impress tritt an, um die manchmal etwas komplizierte Welt der Siebträgermaschinen mit der einfachen und sauberen Welt der Kaffeevollautomaten zu verbinden. Sie möchte den Komfort einer Automatik mit der Präzision eines Baristas vereinen und verspricht leckeren Espresso – fast ohne Aufwand. Doch ist das überhaupt möglich? Ist die Maschine die eierlegende Wollmilchsau oder ein schlechter Kompromiss, der eigentlich niemanden glücklich macht?
Sage bewirbt die Barista Express Impress als halbautomatische Kaffeemaschine. „Kein Stress. Kein Aufwand“. Damit ist die Zielgruppe der Maschine eigentlich klar. Sage richtet sich an Menschen, die eine stylische und hochwertige Kaffeemaschine mit Siebträger-Feeling möchten, aber sich nicht zu sehr mit der Arbeit eines Baristas auseinandersetzten wollen. Brührezept, Durchlauftemperatur, Mahlgutverteilung, Levelling, Tampen, Channeling? Über diese Dinge muss sich der Käufer einer Express Impress kaum Gedanken machen
Auf der anderen Seite ist die Maschine längst kein Vollautomat. Wer sie zu Hause hat, kann nicht einfach nur auf einen Knopf drücken und in wenigen Sekunden eine saubere Tasse Kaffee trinken. Die Sage Barista Express Impress nimmt einem nicht die gesamte Arbeit ab, sondern nur einen Teil davon. Sie versucht, sich zwischen den Welten einer Siebträgermaschine und eines Vollautomaten anzusiedeln – und das gelingt nur mittelprächtig.
Man kann mit der Maschine richtig leckeren Espresso zubereiten, doch um ganz ehrlich zu sein, muss man dafür oft sogar mehr Aufwand betreiben als bei einer klassischen Siebträgermaschine wie der Barista Express, der Vorgängermaschine der Impress. Man muss mit den festgelegten automatischen Einstellungen der Maschine arbeiten oder sie sogar umgehen – und das ist nicht so einfach.
Wer die Maschine hingegen nutzt, ohne sich viele Gedanken zu machen – also im Sinne von „kein Stress, kein Aufwand“ – wird kaum in den Genuss eines wirklich leckeren Espressos kommen.
Deshalb haben wir uns entschieden, neben einem normalen Testbericht der Maschine auch einen Abschnitt mit Tipps und Tricks zu verfassen. Darüber hinaus entwickeln wir gerade einen Online-Kurs, der euch Schritt für Schritt an die Hand nimmt, um wirklich alles aus dieser Maschine herauszuholen. Wenn die Barista Express Impress also bereits auf eurer Küchenarbeitsplatte steht und euer Espresso nicht schmeckt, solltet ihr euch unbedingt für unsere Online Kurs anmelden.
Die Barista Express Impress präsentiert sich im typischen Sage-Design und ist in Silber-Edelstahl sowie in Schwarz erhältlich. Sie verfügt über eine eingebaute Mühle, die an die solide Einsteigermühle Sage Smart Grinder Pro angelehnt ist und 250 g Bohnen im Behälter fasst. Der Wassertank hat ein Volumen von 2 Litern, während die Auffangschale etwa 1 Liter fasst. Im Lieferumfang ist ein Wasserfiltersystem enthalten, mit dem ihr normales Leitungswasser nutzen könnt, ohne es durch separate Filter laufen lassen zu müssen. Das funktioniert gut!
Die Maschine ist eine Thermoblockmaschine. Sie heizt nicht einen oder zwei separate Boiler auf, sondern nutzt einen Thermocoil. Diese Art von Durchlauferhitzer ermöglicht es, die Maschine in kurzer Zeit auf Betriebstemperatur zu bringen. Allerdings funktioniert das leider nicht so gut wie bei anderen Thermoblockmaschinen – dazu später mehr.
Sage setzt auch bei der Barista Express Impress auf ein 54-mm-Siebträgersystem. Wenn ihr also Standardzubehör für 58-mm-Siebträger kaufen möchtet, wird dieses nicht auf die Sage-Maschine passen. Das ist zwar schade, aber mittlerweile sind wir bei Sage daran gewöhnt.
Auf der Front der Maschine befinden sich neben dem Einschaltknopf die Tasten für einen einfachen und doppelten Bezug sowie ein Knopf und ein Drehregler zur Einstellung der Mühle. In der Maschine ist eine sogenannte Volumetrik verbaut, mit der ihr die durchlaufende Wassermenge des Espressos einstellen könnt, sodass ihr nicht bei jedem Shot mit einer Waage messen müsst. Die Volumetrik ist zwar nicht ganz exakt, funktioniert jedoch ganz gut. Das Manometer ist ein nettes Gimmick, aber der angezeigte Druck ist kein Garant für einen leckeren Espresso.
Auf der linken Seite der Maschine befindet sich der „Tamper-Hebel“, die wohl größte Innovation der Maschine. Hier wird das Kaffeemehl nach dem Mahlen verdichtet. Außerdem wird gleichzeitig analysiert ob der Siebträger voll genug, oder zu voll ist.
Die Mühle in der Barista Express Impress ist im Wesentlichen an die Smart Grinder Pro von Sage angelehnt. Der Mahlgrad lässt sich fein und passgenau einstellen und sie kann auf jeden Fall espressofein malen. Falls die voreingestellte Range am Seitenrad für euren Kaffee nicht ausreicht, so könnt ihr die Mühle im Mahlwerk auch noch einmal grob einstellen. Dazu haben wir ein Video gemacht.
Der Lieferumfang ist durchaus zufriedenstellend. Es gibt ein Milchkännchen, Siebe, einen Wasserfilter und allerlei an weiterem nützlichem Zubehör. Sogar ein Reinigungsprogramm wurde in dem Gerät verbaut, eine absolute Seltenheit bei Maschinen in dieser Preisklasse. Alles in allem ist die Verarbeitung und der Lieferumfang auf einem normalen und sehr gutem Sage-Niveau. Wie bereite ich einen Espresso mit der Barista Express Impress zu?
Ihr nehmt den warmen, sauberen und trocken Siebträger und arretiert ihn unter der Mühle. Der Siebträger wird automatisch an die richtige Stelle gezogen, sodass wenig Kaffeemehl danebenfällt.
Anschließend drückt ihr den Mühlknopf und wartet etwa 10 Sekunden, bis der gemahlene Kaffee im Siebträger ist. Die Maschine zeigt nun an, dass ihr den „Tamper-Hebel“ auf der linken Seite betätigen sollt. Wenn ihr den Hebel herunterdrückt, zeigt die Maschine an, wie gefüllt der Siebträger ist. Im Idealfall leuchtet ein Smiley auf – dann habt ihr die richtige Menge an Kaffeepulver im Siebträger. Wenn die Anzeige zu wenig oder zu viel anzeigt, müsst ihr im manuellen Modus mit dem Drehrad die Mahldauer anpassen, um die Füllmenge im Siebträger zu optimieren. Diese Anzeige kann für Anfänger nützlich und hilfreich sein.
Mehr Kaffeepulver bedeutet nämlich nicht automatisch „besserer Kaffee“. Der Kaffee quillt im Kontakt mit Wasser auf. Dadurch wird er gegen die Dusche gepresst, was je nach Dusche und Eigenschaft eine ungleichmäßige Extraktion provoziert. Deshalb solltet ihr immer darauf achten, den Siebträger nicht zu voll zu machen! Übrigens gibt es auch immer eine Mindestfüllmenge, damit das Kaffeepulver genug Widerstand bilden kann.
Nun spült ihr die Brühgruppe einmal ohne Siebträger, um die Dusche zu reinigen und sie auf Temperatur zu bringen. Danach spannt ihr den Siebträger ein, stellt eure Tassen darunter und drückt den Knopf.
Für einen Cappuccino schäumt ihr die kalte Milch mit der Dampflanze. Mit der Sage Barista Express Impress geht das zwar etwas langsam, aber die Dampfleistung reicht aus, um feinen Mikroschaum zu produzieren. Dank des Thermoblockprinzips erfolgt der Temperaturwechsel vom Brühen und Schäumen sowie zurück recht schnell, was uns ebenfalls gut gefallen hat.
Alles in allem ist es relativ einfach und unkompliziert, mit den automatischen Funktionen der Maschine täglich seinen Kaffee zuzubereiten.
Doch die Frage bleibt: Gewährleistet das automatische Tampen direkt nach dem Mahlen wirklich eine gute Extraktion des Espressos? Wir kommen zu den Problemen der Express Impress:
Der Ablauf bei einer traditionellen Siebträgermaschine sieht vor, dass man nach dem Mahlen gegen den Siebträger klopft, um das Kaffeepulver gleichmäßig zu verteilen. Es gibt sogar Leveler, die eine ebene Oberfläche schaffen, oder Espressoverteiler, die das Kaffeemehl vor dem Tampen auflockern.
Warum ist das wichtig? Idealerweise sollte das Kaffeepulver gleichmäßig und ohne Verklumpungen im Siebträger verteilt sein. Anschließend wird das Kaffeemehl durch das Tampen gleichmäßig verdichtet. Wenn alles richtig gemacht wurde, wird der Espresso über den gesamten Bereich des Siebträgers gleichmäßig extrahiert.
Wurde das Kaffeemehl jedoch nicht gleichmäßig verteilt, entstehen im Siebträger Stellen, an denen das Espressowasser schneller und andere, wo es langsamer durchfließt. Dies führt dazu, dass der Kaffee teilweise überextrahiert (zu lange Extraktion) und teilweise unterextrahiert (zu kurze Extraktion) wird. Unterextrahierter Espresso schmeckt sauer, überextrahierter Espresso bitter.
Eine mangelhafte Vorbereitung im Siebträger führt also zu einem unausgewogenen Espresso in der Tasse. Einen guten Barista erkennt man vor allem daran, dass er sich viel Zeit für die Vorbereitung des Pucks im Siebträger nimmt. Was bedeutet das nun für die Barista Express Impress?
Da der Prozess des Mahlens und Tampens automatisiert wird, haben wir keinen Einfluss auf das Ergebnis. Das Kaffeepulver fällt nicht gleichmäßig in den Siebträger, sondern bildet prozessbedingt einen kleinen Hügel. Wenn wir den Siebträger dann nicht schütteln und das Mahlgut nicht verteilen, sondern einfach nur an dem Hebel ziehen, tampt die Maschine einen unebenen Berg. Das Resultat ist ein unebener Kaffeepuck. Hinzu kommt, dass der Tamper nicht bündig mit dem Siebträger abschließt und außen ein Rand bleibt, der kaum oder gar nicht verdichtet wird.
Hier noch ein Wort zum Dosing-Automatikmodus: Wenn ihr zu wenig Pulver im Siebträger habt, leuchtet das Smiley beim Tampen nicht auf und die Maschine fordert euch auf noch einmal auf den Mahlknopf zu drücken. Dann Mahlt die Maschine noch einmal für eine Sekunde nach und erzeugt bei erneutem Tampen einen Berg auf den bereits getampten Kaffeekuchen. Diese Oberfläche ist dann dermaßen inhomogen, dass der Espresso niemals schmecken kann. Die Dosing-Automatik verhindert also eigentlich ein befriedigendes Kaffeeerlebnis.
Der Espresso, den ihr mit all dieser Ungenauigkeit zubereitet, ist also immer ein Kompromiss zwischen „zu sauer“ und „zu bitter“ und schmeckt nie wirklich rund und ausgewogen. Es gibt jedoch Kaffees, die viel verzeihen und trotz der ungenauen Vorbereitung gut schmecken, wie zum Beispiel unser Apas Bio Kaffee
Am Ende des Artikels findet ihr einen kleinen Trick, um das Kaffeepulver besser zu verteilen.
Sage hat bereits mehrere Thermoblockmaschinen auf dem Markt, darunter die Sage Bambino und die Barista Pro, die beide mit einem Dickfilmheizer ausgestattet sind. Das Tolle an diesen Geräten ist, dass nach einer Aufheizzeit von nur wenigen Sekunden und einem Durchspülen des Siebträgers die Brühtemperatur für den Espresso konstant und auf einem guten Niveau von etwa 90 °C oder besser 92 °C bleibt.
Das Problem bei diesen Maschinen war es eher, dass sie zu heiß voreingestellt wurden. Sage argumentierte in der Vergangenheit, dass sie die Maschinen nach dem Einschalten zu hoch heizen lassen, um den Siebträger mit zu erwärmen. Bei der Barista Express Impress geht Sage nun einen anderen weg. Und heizt vorsichtiger hoch.
Nach dem Einschalten zeigt die Impress zwar nach etwa 40 Sekunden an, dass sie betriebsbereit sei. Unsere Messungen zufolge erreicht die Barista Express Impress jedoch nicht einmal nach 5 Minuten eine Temperatur von 90 °C. Nach einem Spülshot, um den Siebträger vorzuwärmen, liegt die Brühtemperatur bei der ersten Zubereitung nach 5 Minuten bei etwa 84 °C. Dieser Espresso schmeckt sauer und ungenießbar. Erst nach 3-4 Brühungen erreicht die Maschine Temperaturen von 90-92 °C. Auch nach 10 Minuten benötigt man noch 2-3 Brühungen, bis die gewünschte Temperatur erreicht ist.
Um wirklich sicherzustellen, dass der erste Espresso perfekt zubereitet werden kann, ist eine Aufheizzeit von bis zu 25 Minuten erforderlich. So lange braucht sonst eine große Dualboilermaschinen und nicht eine Thermoblock Maschine.
Wir haben einen Hack gefunden, wie man die Aufheizzeit verkürzen kann. Auch ihn findet ihr am Ende des Artikels.
Um einen gleichbleibend leckeren Espresso zu brühen richtet man sich nach einer so genannten Brew-Ratio oder einem Brührezept. Die Menge an gemahlenem Kaffeepulver wird in ein Verhältnis zu den Millilitern Getränk in der Tasse gesetzt. Wir empfehlen häufig 1 Gramm Kaffeepulver für 2,5 Gramm Espresso in der Tasse (Brew-Ratio 1:2,5). Dadurch, dass die Maschine die Kaffeemenge selbstständig steuert und auch das manuelle Steuern eher ungenau ist, wissen wir gar nicht genau welches Brühverhältnis wir schlussendlich haben. Es ist also ein Glücksspiel, ob der halbautomatische Espresso schmeckt. Mal gelingt ein Espresso gut, mal nicht. Wirklich befriedigend ist das nicht.
Da wir uns sehr intensiv mit den Maschinen beschäftigen, sie durchmessen und teilweise auch auseinanderschrauben, stoßen wir häufig auf kleine, versteckte Funktionen oder Hacks. Wir stellen euch zwei Tricks vor, mit denen euer Espresso aus der Barista Express Impress sicher besser schmecken wird. Um in jedes Detail der Maschine einzutauchen, solltet ihr euch aber zu unserem Online Kurs anmelden!
Wer sich eine Thermoblockmaschine kauft, der möchte sicher nicht 25 Minuten auf seine erste Tasse Espresso warten. Durch einen so genannten Fast-Heatup könnt ihr die Maschine schneller auf Temperatur bringen.
Hierfür schaltet ihr die Maschine ganz normal ein. Sobald die die Maschine nach 40 Sekunden „aufgeheizt ist“, stellt ihr ein Milchkännchen unter die Dampflanze und schaltet für ca. 2 Minuten den Dampf an. Dadurch, dass das Milchschäumen eine viel höhere Temperatur als das Brühen benötigt, sorgt dieser Vorgang dafür, dass die Maschine „zu heiß“ wird.
Wenn ihr im Anschluss den leeren Siebträger einspannt und einmal spült, dann seid ihr auf der idealen Espressotemperatur. Ein weiterer großer Vorteil der Methode ist, dass die Temperaturkurve bei weiteren Espressobrühungen stabiler bleibt, als ohne.
Wenn wir jedoch ehrlich sind, ist es keine wirklich elegante Lösung. Wer möchte schon gerne die schicke neue Espressomaschine lautstark und dampfend Minutenlang vorheizen lassen, bevor sie überhaupt startklar ist. Dieser Hack ist zwar nützlich, aber schön ist anders!
Um den Kaffepuck besser und homogener vorzubereiten könnt ihr nach dem Mahlen den Siebträger aus der Maschine herausnehmen. Dann klopft ihr mit der Handfläche gegen ihn („Karate-Move“) und klopft ihn vorsichtig auf die Arbeitsplatte. So schließt ihr Luftkanäle, die beim Mahlen entstanden sind und schafft eine homogene Oberfläche.
Nun könnt ihr den Siebträger wieder unter die Mühle arretieren und den Tamper-Hebel ziehen. Oder ihr tampt außerhalb der Maschine mit einem externen 54 mm Tamper.
Auf diese Weise wird der Espresso viel gleichmäßiger extrahiert und ihr erhaltet ein ausgewogeneres Getränk, bei dem saure und bittere Geschmacksnoten viel balancierter integriert sind.
Automatisierung klingt gut, fortschrittlich und irgendwie sexy. Wir denken an Alltagserleichterungen, geringere Produktionsfehler und gleichbleibende Qualität. Somit wäre der Schritt, den Sage mit der Express Impress geht, völlig nachvollziehbar: Siebträgerqualität und dennoch wenig Arbeit.
Unserer Meinung nach geht das Konzept jedoch überhaupt nicht auf. Die Automatisierung nimmt euch als Home-Barista die wichtigsten Prozesse in der Espressozubereitung aus der Hand und erledigt sie viel schlechter, als ihr es selbst tun könnt. Das ist keine Automatisierung, sondern eine Verschlechterung.
Nach ausgiebigen Tests kommen wir zu dem Ergebnis, dass man erst leckeren Espresso mit der Maschine herstellen kann, wenn man einen großen Teil der „Innovationen“ umgeht und möglichst traditionell den Espresso bezieht. Das ist jedoch umständlicher als mit einer normalen Siebträgermaschine.
Falls ihr die Express Impress bereits zu Hause habt, ist es euch mit unseren Tricks und unserem Online-Kurs möglich, guten Espresso herzustellen. Sofern ihr jedoch nur mit dem Gedanken spielt, die Maschine zu kaufen, raten wir euch davon ab!
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
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