Die Lagom P64 von Option-O hat sich in den letzten Jahren einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet und wird von vielen als eine der besten Single-Dosing-Mühlen auf dem Markt angesehen. Ihre Kombination aus hochwertiger Verarbeitung, minimalem Totraum und hoher Mahlkonsistenz macht sie zu einer spannenden Option für anspruchsvolle Home-Baristas und Profis gleichermaßen.
Wir haben die Mühle über mehrere Monate hinweg ausgiebig getestet – in der heimischen Küche, in der Kaffeeschule und im Labor. Unser Fokus lag darauf, die Mahlqualität, die Benutzerfreundlichkeit sowie die Espresso- und Filterkaffeequalität zu beurteilen. Die Mühle hat unser ausführliches Testprotokoll durchlaufen. Dabei wollten wir herausfinden, ob die Lagom P64 die hohen Erwartungen erfüllt und ob sie eine sinnvolle Investition für passionierte Kaffeeliebhaber darstellt.
Neben der langen Videoversion gibt es wieder eine Kurzversion sowie eine englische Version des Tests.
Bereits beim Auspacken hinterlässt die Lagom P64 einen hochwertigen Eindruck. Das Gehäuse besteht aus massivem, CNC-gefrästem Aluminium, das sowohl optisch als auch haptisch überzeugt. Die Mühle fühlt sich äußerst robust an, und es macht Freude, mit ihr umzugehen. Das Gleiche gilt auch für den mitgelieferten Dosierbecher sowie den Dosierring.
Das hauseigene WDT-Tool ist dagegen eher grobschlächtig und hat uns nicht überzeugt.
Mit einer Größe von 21 cm Tiefe, 13 cm Breite und 38 cm Höhe ist sie kompakt genug, um auch in kleineren Küchen Platz zu finden. Ihr Gewicht von rund 7,8 kg sorgt für eine hohe Standfestigkeit, was besonders beim Mahlen mit Single Dosing wichtig ist. Das Design ist minimalistisch gehalten, mit klaren Linien und einer modernen Ästhetik, die sich gut in verschiedene Umgebungen einfügt.
Die Mühle ist in den Farbvarianten Schwarz und Silber erhältlich.
Wir haben unser Modell wie immer selbst gekauft, um unabhängig und neutral bewerten zu können.
Die Lagom P64 ist mit 64-mm-Mahlscheiben ausgestattet, die in mehreren Varianten erhältlich sind. Option-O bietet sowohl eigene Mahlscheiben an, die Mühle ist aber auch kompatibel mit Drittanbieter-Mahlscheiben wie den Varianten von SSP.
Kompatible Mahlscheiben, mit denen die Lagom P64 direkt gekauft werden kann:
Ein weiteres technisches Highlight der Lagom P64 ist ihr bürstenloser 300-Watt-Gleichstrommotor (BLDC) mit einer variablen Drehzahl von 300 bis 1400 Umdrehungen pro Minute (RPM). Dies ermöglicht eine Anpassung der Mahlgeschwindigkeit an verschiedene Bohnen und Brühmethoden.
Unseren Test für Espresso haben wir mit einer RPM von 1000 vorgenommen.
Die Mahlkonsistenz ist einer der wichtigsten Faktoren bei der Bewertung einer Kaffeemühle. Im Test zeigte sich, dass die Lagom P64 eine außergewöhnlich schmale und präzise Partikelverteilung im Hauptpeak liefert. Dies wirkt sich direkt auf die Extraktionsqualität aus und sorgt für wiederholbare Ergebnisse.
Besonders für Espresso überzeugt die Mühle mit einer engen Partikelverteilung und einer exzellenten Reproduzierbarkeit der Mahlgradeinstellungen. Bereits kleine Veränderungen am Mahlgrad haben einen messbaren Einfluss auf die Extraktionszeit. Dies ermöglicht eine sehr feine Anpassung des Geschmacksprofils.
Die Mühle verfügt über eine stufenlose Mahlgradeinstellung, die präzise justierbar ist. Ein feines Nachjustieren des Mahlgrades ist problemlos möglich, was gerade für die Espressozubereitung entscheidend ist. Die Mahlgradreproduzierbarkeit war sowohl in den Partikelverteilungen als auch bei den Espressoextraktionen gut.
Um die Mühle auf ihre Grenzen zu testen, notieren wir uns den ermittelten Markierungspunkt auf den Mahlscheiben für ein Standardrezept. Anschließend bereiten wir einen Ristretto mit sehr feinem Mahlgrad und danach einen Lungo mit einem gröberen Mahlgrad zu. Im vierten Schritt stellen wir die Mühle erneut auf die Ausgangsmarkierung zurück und nehmen eine Mahlgutprobe, die wir mit der Partikelverteilung des Ausgangsrezepts vergleichen.
Zusätzlich beziehen wir einen weiteren Espresso und beobachten, ob Extraktionszeit, Stärke (TDS) und errechnete Extraktion konstant bleiben. In beiden Szenarien können wir der Lagom P64 eine hohe Präzision in der Wiederholbarkeit bescheinigen.
Trotz der hohen Geschwindigkeit bleibt die Temperatur der Mahlscheiben während des Mahlvorgangs stabil. Es gibt keine spürbare Erwärmung des Mahlguts, was ein großer Vorteil ist, da eine Temperatur über 40 °C im Mahlgut zu negativen geschmacklichen Effekten führen kann.
Bei sechs aufeinanderfolgenden Bezügen messen wir lediglich 28,28 °C – ein ausgezeichneter Wert.
Die Lagom P64 hat uns neben der guten Verarbeitung und dem eleganten Design vor allem mit ihrer sehr guten geschmacklichen Performance überzeugt. Dafür mussten wir nicht auf SSP-Mahlscheiben zurückgreifen, sondern haben die hauseigenen Mizen 64ES verwendet.
Und was sollen wir sagen? Diese Mahlscheiben haben fantastisch abgeliefert – und zwar nicht nur im Espresso, für den sie eigentlich konzipiert sind. Auch im Filterkaffee haben sie überzeugt.
Das konnten wir nicht nur geschmacklich feststellen, sondern auch anhand der sehr schmalen Partikelverteilung im Hauptpeak – ein Wert, der sich im Vergleich zu vielen anderen Mühlen, insbesondere auch mit 64-mm-Mahlscheiben, deutlich abhebt.
Achtung! Die Lagom P64 lässt sich praktisch nur mit Wasserspray sinnvoll nutzen. Diese Technik nennt sich Ross Droplet Technique (RDT).
Da man bei Single-Dosing-Mühlen die Kaffeebohnen ohnehin vor dem Mahlen abwiegt, ist es kein Mehraufwand, ein bis zwei Sprühstöße Wasser auf die Bohnen zu geben. Dies reduziert die statische Aufladung des gemahlenen Kaffees erheblich.
Ohne RDT ist der Arbeitsprozess mit der Lagom P64 problematisch:
Mit RDT reduziert sich die Abweichung auf maximal 0,1 g, und das Mahlgut wird konsistenter.
Auch der Totraum war mit 0,2 g permanentem Totraum extrem gering. Temporärer Totraum wurde nicht festgestellt. Die Mühle mahlt sich also nahezu vollständig leer. Es bedarf nur des zweifachen Klopfens auf den Bohneneinfülltrichters. Weil das so gut gelingt, ist bei der Lagom P64 kein Balg notwendig.
Wenn RDT für euch kein Hindernis darstellt, ist die Mühle sehr einfach und intuitiv bedienbar.
Zwei der drei mitgelieferten Tools funktionieren sehr gut:
Ohne den Dosierring rutscht ein Teil des Mahlkaffees daneben. Der Auswurfschacht der Mühle ist relativ eng, was zu einem ungenügend verteilten Mahlgut und einem hohen Kaffeeberg führt.
Mit dem Dosierring bleibt das Mahlgut vollständig im Siebträger und kann durch einfaches Tapping gleichmäßig verteilt werden.
Der Dosierring ist hochwertig verarbeitet und sitzt dank eingelassener Magnete sicher auf den meisten 58-mm-Siebträgern.
Auch in Sachen Geschwindigkeit liefert die Mühle gute Werte. 10 Sekunden werden bei kontinuierlicher Zugabe von Bohnen 24,8 Gramm gemahlen. Dieser Wert dient der Vergleichbarkeit mit Mühlen mit Bohnenbehälter, ist aber sonst weniger relevant. Relevant ist, dass die Mühle für 18 Gramm 12,6 Sekunden benötigt. Das ist ein schneller Wert.
Die Mühle ist mit 83,8 Dezibel mittel-laut. Das Geräusch selbst ist jedoch ein angenehmes. Vor allem bei günstigeren Mühlen hört man oft, wie der Motor einer Mühle arbeitet. Keinesfalls bei der Lagom P64. Diese läuft rund und weich und so klingt sie auch.
Ebenfalls im Lieferumfang enthalten ist ein WDT-Tool. Allerdings sind die Nadeln sehr dick und zu eng beieinander, sodass sie das Mahlgut nicht optimal auflockern.
Aus diesem Grund haben wir dieses Tool in unserem Workflow nicht verwendet.
Ein herausragendes Merkmal der Lagom P64 ist die einfache Reinigung. Zwei Sechskantschrauben sind zu lösen, und schon hat man Zugang zur Ebene der Mahlscheiben.
So lassen sich auch die Mahlscheiben selbst relativ einfach ersetzen. Die werkzeuglose Konstruktion ermöglicht eine schnelle Demontage, wodurch regelmäßige Wartung und Reinigung unkompliziert bleiben.
Mit einem Preis von rund 1.800 Franken ist die Lagom P64 zweifellos eine hochpreisige Kaffeemühle. Die Frage, ob sie diesen Preis rechtfertigt, hängt von den individuellen Anforderungen ab.
Die Mühle bietet eine außergewöhnliche Präzision, eine durchdachte Verarbeitung und einen guten Workflow für anspruchsvolle Nutzer. Wer eine Mühle sucht, die sowohl für Espresso als auch für Filterkaffee auf höchstem Niveau funktioniert, wird mit der Lagom P64 eine langfristige und lohnende Investition tätigen.
Allerdings gibt es einige kleinere Nachteile:
Trotz dieser Punkte bleibt die Lagom P64 eine der besten Kaffeemühlen auf dem Markt. Für ambitionierte Heimbaristas und Profis, die Wert auf Präzision und Qualität legen, ist sie eine ausgezeichnete Wahl.
Wer RDT nicht mag, ist mit der Mühle jedoch nicht gut ausgestattet. Das ist ein Grund, warum wir die Lagom P64 in unseren Home-Barista-Einstiegskursen nicht verwenden. Wir wollen vor allem allen Einsteigern möglichst einfaches Kaffee machen.
Die verschiedenen Drittanbieter-Mahlscheiben erweitern das Einsatzfeld und ermöglichen es, die Mühle auf unterschiedliche Getränke- und Röstbedürfnisse anzupassen.
Und am Ende zählt das wichtigste Kriterium: der Geschmack in der Tasse.
Hier hat uns die Lagom P64 mit den Mizen-Espressomahlscheiben überzeugt – und zwar nicht nur im Espresso, sondern auch im Filterkaffee!
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
21 Kommentare
Danke vielleicht hat jemand einen Tipp
Eine ernste Sache, denn wie schon gesagt: Es geht hier um den dritten Michel-stern***!
Wir nehmen es sehr gerne mit auf:) Vielleicht schaffen wir das im ersten Halbjahr.
Danke dir!! Unser Video kommt bald
alsoo ich hatte die P64 und muss ganz klar sagen, für mich war sie über jeden Zweifel erhaben. Die Verarbeitung, die liebe zum Detail, das Zubehör, der Worflow - das Teil war schon der Hammer. Und was ich hypergenial fand ist die Tatsache, dass man keinen Blasebalg brauchte, für mich einer der Besten Mühlen. Das einzige Problem ist halt der Preis und deswegen habe ich sie damals auch wieder verkauft, ging seinerzeit ohne Verlust. Als sie hier stand find ich nachzudenken an und mir war eine Mühle dann halt doch keine knapp 2000 Euro wert.
Aus heutiger Sicht wäre sie aber meine erste Wahl.
Grüße, Frank
Danke vielmals!
Wir arbeiten da an einer Analyse:)
Michel
Gut für Espresso und Filter? Eine Mühle für helle Röstungen, nicht oder weniger für dunkle? Auffällige Klarheit mit schöner Geschmacksdifferenzierung oder eher ein "Einheits"-körperbetonter Espresso?
Hat diese Mühle durch diese Klarheit ein besonderes Geschmacksprofil, das sie von anderen unterscheidet? ? Und unterscheidet sich das sensorisch von dem der Mahlkönige? [dann das Thema: Mühlen für Espresso - Mühlen für Filter]
Schöne Grüße an Euch und ein Dankeschön im Voraus - falls ihr Lust habt, etwas zu den Fragen zu sagen - Gerhard
Machen wir auf jeden Fall:) Wir sind grad voll im Praxis-Test
Michel
danke für die Antwort. Toll, wie ihr da mal wieder wirbelt. Dafür winkt der dritte Michel-Stern ***!
Danke für deinen Kommentar!
Liebe Grüsse
Michel
Wir haben mal mit den Mizen 64ES angefangen
Michel
Was denkst du?