Mahlkönig E65S Grind by Weight im Test

Mahlkönig E65S Grind by Weight im Test

Mit der Mahlkönig E65S Grind by Weight (GbW) landen wir in der obersten Preisklasse unserer Espressomühlen-Testserie. Diese Mühle gilt als Benchmark in unserer Reihe, denn sie vereint modernste Technologie mit professioneller Leistung. Im Testvideo wurde bereits die Frage aufgeworfen, ob die E65S GbW tatsächlich die beste Mühle im Test ist – und ob sie für den Heimgebrauch nicht völlig überdimensioniert sein könnte.

In diesem Blogartikel greifen wir diese Fragen auf. Wir stellen die Mühle und ihre Besonderheiten vor, besprechen Design und Verarbeitung, beleuchten die Bedienung und technischen Features wie das Grind-by-Weight-System, prüfen Mahlgeschwindigkeit, Partikelverteilung und Präzision, diskutieren Single Dosing und Totraum und teilen Praxiserfahrungen aus Gastronomie und Heimnutzung. Abschließend ziehen wir ein Fazit: Für wen lohnt sich diese High-End-Mühle wirklich und ist sie für Zuhause sinnvoll?

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Design & Verarbeitung

Die Mahlkönig E65S GbW beeindruckt schon auf den ersten Blick durch ihr wuchtiges, aber dennoch elegantes Design. Trotz ihrer Größe wirkt sie im Vergleich zu älteren Mahlkönig-Modellen schlanker und moderner. Wo frühere Gewerbemühlen oft sehr breit und klobig waren, zeigt sich die E65S GbW mit einer schmaleren Silhouette: ca. 20 cm Breite bei einer beachtlichen Höhe von 62 cm. Der Korpus besteht aus hochwertigen Materialien (Metallgehäuse in mattem Schwarz, robuste Verarbeitungsqualität), was auch zum stattlichen Gewicht von rund 13 kg beiträgt. Die Tiefe liegt je nach Messpunkt zwischen 23 cm (ohne Auffangschale) und 29 cm am Fuß. Mit diesen Abmessungen nimmt die Mühle deutlich mehr Platz ein als typische Home-Barista-Mühlen – ein erster Hinweis darauf, dass sie primär für den professionellen Einsatz konzipiert ist.

Auch der mitgelieferte Bohnenbehälter unterstreicht den Profi-Charakter: 1,2 kg Fassungsvermögen ermöglichen es, einen ganzen Kilobeutel Kaffeebohnen einzufüllen. Das ist ideal für den Dauerbetrieb in Cafés, aber im Heimgebrauch wohl selten nötig. Insgesamt wirkt das Design durchdacht: Trotz ihrer Größe strahlt die E65S eine gewisse Eleganz aus – klare Linien, ein hochwertiges Finish und eine Bauform, die eher in die Höhe als in die Breite geht. Die Materialqualität überzeugt; alles fühlt sich stabil und langlebig an. Diese Mühle ist darauf ausgelegt, täglichem intensiven Gebrauch standzuhalten, wie er in der Gastronomie üblich ist. Kurz: Die Verarbeitung ist auf Top-Niveau, was man in dieser Preisregion (rund 2.000 € bzw. ca. 2.700 CHF) auch erwarten darf.

Bedienung & Features

Trotz – oder gerade wegen – ihres professionellen Anspruchs setzt die E65S Grind by Weight auf moderne, benutzerfreundliche Features. Zentral ist das Display an der Front, das nicht nur der Bedienung dient, sondern auch wichtige Informationen anzeigt. Über ein ikonengestütztes Menü lässt sich die Mühle intuitiv steuern (z.B. Dosiereinstellungen abrufen, Profile wechseln). Besonderes Highlight: Im Display wird in Echtzeit der Mahlwerksabstand angezeigt. Diese Disc Distance Detection (eine patentierte Technologie von Mahlkönig) misst den Abstand der Mahlscheiben in Mikrometern und ermöglicht so eine extrem präzise und reproduzierbare Einstellung des Mahlgrades. In der Praxis heißt das: Hat man einmal den perfekten Mahlgrad für einen Espresso ermittelt, kann man diesen Wert exakt speichern oder zumindest jederzeit wieder einstellen. Sogar eine Arretierung des Mahlgrades ist möglich, damit sich nichts unabsichtlich verstellt – ein nützliches Feature gerade im hektischen Café-Alltag, wenn mehrere Personen mit der Mühle arbeiten.

Die Bedienung erfolgt weitgehend über den Dreh-/Drückregler in Kombination mit dem Display. Für tiefergehende Einstellungen – etwa das Kalibrieren der Waage oder Ändern der Sprache – muss man ins Administrator-Menü, das mit einem PIN-Code geschützt ist. Dieser Code (im Video genannt) erlaubt es, die Mühle zu kalibrieren und Parameter wie die Empfindlichkeit der Waage einzustellen. Die E65S GbW bietet nämlich eine Reihe von individuellen Anpassungsmöglichkeiten: Man kann z.B. die Empfindlichkeit der integrierten Wägezelle regulieren. Eine höhere Empfindlichkeit sorgt für maximal präzises Abwiegen, kann aber dazu führen, dass die Mühle etwas länger „nachdenkt“ (mehr dazu gleich in der Praxiserfahrung). Eine geringere Empfindlichkeit beschleunigt den Workflow, indem kleine Gewichtsschwankungen schneller akzeptiert werden.

Eine weitere große Stärke der Mühle ist die automatische Siebträgererkennung. Sobald man den Siebträger in die Halterung einhängt, tariert die Waage kurz (das Display leuchtet zunächst rot) und beginnt dann automatisch mit der Mahlung, bis die Soll-Dosis erreicht ist. Ist die Zielmenge im Siebträger, wechselt das Display auf grün – das Signal, dass die Portion fertig gemahlen ist. Dieses Ampelprinzip macht die Bedienung narrensicher: Rot bedeutet „bitte warten, Mahlvorgang läuft/gleich läuft an“ und Grün bedeutet „Dose erreicht, du kannst den Siebträger entnehmen“. Die Mühle lernt dabei von Shot zu Shot dazu: In der Regel pendelt sie sich nach wenigen Bezügen auf die exakte Dosis ein und mahlt dann bei jedem Bezug hochpräzise das gewünschte Gewicht. Wichtig ist, dass man bei Inbetriebnahme (oder nach längerer Pause) zunächst die Waage kalibriert – idealerweise mit einem passenden Kalibriergewicht. Eine regelmäßige Kalibrierung stellen die maximale Genauigkeit sicher (Mahlkönig empfiehlt ±0,1 g Toleranz; im Test war die Abweichung praktisch 0,00 g nach Kalibrierung!).

Das Herzstück der E65S GbW ist natürlich das Grind-by-Weight-System – die eingebaute Wägezelle unter der Siebträgergabel. Anders als bei timerbasierten Mühlen mahlt die E65S GbW nicht nach Zeit, sondern stoppt exakt bei Erreichen des Zielgewichts. Dieses System arbeitet beeindruckend präzise: Im Test konnten wir über viele Bezüge hinweg immer wieder genau 18,0 g Espresso mahlen, ohne merkliche Abweichung. Das gibt ein enormes Vertrauen beim Einstellen des Espressos – man weiß, dass Dosis X auch wirklich als Dosis X im Sieb landet, Bezug für Bezug. Auch ungewöhnlich: Das eingebaute Wiegesystem ist so präzise, dass herkömmliche Barista-Waagen daneben verblassen. Im Test stellen wir fest, dass es kaum Sinn ergibt, mit einer zusätzlichen (oft weniger genauen) Waage nachzukontrollieren. Voraussetzung ist natürlich, dass die interne Waage kalibriert ist und korrekt benutzt wird. Unser Tipp: Kalibriergewicht besorgen und die Waage regelmäßig justieren, dann arbeitet die Mühle auf Laborwaagen-Niveau.

Neben dem Wiegemechanismus bietet die E65S GbW auch die üblichen Features einer Profi-Mühle: Speicherplätze für verschiedene Dosierungen (etwa Einzel- und Doppelshot, evtl. sogar mehrere Rezepte), leicht einzusetzende Mahlgradeinstellung (stufenlos über einen griffigen Ring) und einen leicht zu entnehmenden Auswurf/Siebträgerhalter für Reinigung oder Anpassung an verschiedene Siebträgergrößen. Insgesamt ist die Bedienung – trotz vieler High-Tech-Elemente – logisch und flüssig. Nach kurzer Eingewöhnung navigiert man sicher durchs Menü, stellt Mahlgrade und Dosen ein und kann sich im Alltag auf das konzentrieren, was zählt: konstant guter Espresso.

Mahlgeschwindigkeit & Leistung

In puncto Leistung setzt die Mahlkönig E65S GbW neue Maßstäbe. Die Mahlgeschwindigkeit ist geradezu brachial – und das bei hoher Präzision. Im Test haben wir ca. 18 g Espresso in knapp 3 Sekunden gemahlen. Hochgerechnet schafft die Mühle rund 6 g pro Sekunde, was bedeutet, dass z.B. 40 g Kaffeemehl in etwa 6–7 Sekunden im Siebträger landen. Damit ist die E65S GbW eine der schnellsten Espressomühlen, die wir je in unserem Labor hatten. „Geschwindigkeit ist Bombe“, fasse ich es im Video zusammen. Diese Schnelligkeit ist insbesondere im gastronomischen Umfeld Gold wert: Bei Stoßbetrieb in Cafés, wenn viele Espressi hintereinander zubereitet werden, spart jede Sekunde pro Bezug Zeit und Nerven.

Wichtig ist: Trotz der hohen Geschwindigkeit bleibt die Mahlleistung extrem konstant. Oft leiden schnelle Mühlen daran, dass sie die Zielmenge überschießen oder schwanken, wenn sie so rasant mahlen. Nicht so die E65S GbW – dank Echtzeit-Wiegung trifft sie die Dosis quasi punktgenau. Wir haben beobachtet, dass die Mühle ganz am Ende des Mahlvorgangs fein dosiert „nachpulst“ – das Mahlen verlangsamt sich minimal kurz vor Erreichen des Sollgewichts, um dann exakt mit z.B. 18,0 g zu stoppen. Dieses clevere Feindosieren ermöglicht es, zugleich schnell und präzise zu mahlen. 

Auch in anderen Leistungsaspekten überzeugt die E65S: Die große Mahleinheit (65 mm flache Mahlscheiben aus gehärtetem Stahl) zerkleinert die Bohnen effizient und ohne übermäßige Hitzeentwicklung. Unsere Messungen ergaben eine durchschnittliche Mahlgut-Temperatur von ca. 33–34 °C, was nur rund +1,3 °C höher ist als die Bohnen vor dem Mahlen. Solche Werte liegen im grünen Bereich und sprechen für ein gutes Temperaturmanagement trotz High-Speed-Mahlung. Zudem ist die Mühle überraschend leise für ihre Größe und Kraft. Mit ca. ~70 dB (in 1 m Abstand gemessen) bewegt sie sich im Test in einem angenehmen Geräuschrahmen. Einige kleinere Mühlen waren in unseren Messungen ähnlich leise oder teils minimal leiser, aber für eine Gastro-Mühle dieser Leistungsklasse sind ~70 dB hervorragend und unaufdringlich im täglichen Betrieb. 

Ein Wort noch zur Leistungsfähigkeit bei Dauerbetrieb: Die E65S GbW ist als Arbeitsmaschine konzipiert. Sie kann ohne Probleme über Stunden immer wieder mahlen, etwa in einer Coffee-Shop-Schicht, ohne dass die Ergebnisse nachlassen. Die robuste Motorisierung (ca. 450 W) und das durchdachte Kühlsystem zahlen sich hier aus. Wir stellten auch nach mehreren hintereinander gemahlenen Portionen keine nennenswerte Konsistenzverluste fest – die Dosis stimmte, der Mahlgrad blieb stabil, die Temperatur stieg kaum an. All das untermauert: Diese Mühle ist ein Leistungsbenchmark in unserem Testfeld und aus diesem Grund hat die Mühle auch in unseren Cafés ihren Platz gefunden.

Partikelverteilung der E65S Grind by Weight


Partikelverteilung e65s


partikelverteilung e65s 2


Fazit und Zusammenfassung Mahlkönig E65S GbW

fakten mahlkonig e65s


Benjamin Hohlmann
Benjamin Hohlmann
Benjamin Hohlmann ist Gründer der Kaffeemacher GmbH. Er war bis Ende 2016 neun Jahre teilhabender Geschäftsführer und Wirt im Kaffeehaus unternehmen mitte. Mit der Kaffeemacher-Akademie, dem Spezialitäten-Café frühling im Kleinbasel und dem Kaffee-Mobil hat er in Basel Massstäbe in Sachen Kaffee gesetzt. In den letzten Jahren sind zum Kaffeemacher-Universum die Kaffeefarm Santa Rita sowie unsere Rösterei hinzu gekommen. Benjamin ist Co-Geschäftsführer der Kaffeemacher verantwortlich für Finanzen, Strategisches und Öffentlichkeitsarbeit. Als Sensoriker und Berater unterstützt er ausserdem Unternehmen und Projekte. Er ist Dozent an der ZHAW Wädenswill im Bereich Kaffee und als Vortragsredner international im Einsatz.

4 Kommentare

Sebastian
Sebastian
Hallo zusammen, vielen Dank für den Test und auf das zurück holen auf den boden der realität :) als itler is das mit dem computer schon echt mega reizvoll auch die kombi hohe geschwindigkeit und das wiegen reizt mich sehr. Aber da ich nen handhebler daheim betreibe ist das mit dem durchsatz so ne sache :) ich bin zwar 100% im homeoffice aber mehr als 15 shots über den tag werden es nicht. Was sind denn so die gegenspieler der e65s die was speed und genauigkeit angeht mithalten aber für daheim besser geeignet sind. Gruß
Benjamin Hohlmann
Benjamin Hohlmann
Hoi Sebastian, in der Preisklasse haben wir noch nicht viel getestet. Aber in unserem großen Espressomühlen Blog findest du viele weitere interessante Mühlen: https://www.kaffeemacher.ch/blog/espressomuehlen-zuhause/
Paul
Paul
Bzgl. GbW: Werdet Ihr auch noch die neue Eureka Libra testen?
Thomas Jöbstl
Thomas Jöbstl
Hey Paul, in unserer Mühlentestserie nicht mehr, aber vielleicht schieben wir wieder mal einen Mühlentest ein. Schöne Grüsse Thomas

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