Über die Bianca V3 von Lelit können wir aus verschiedenen Perspektiven und Barista-Flughöhen sprechen. Sie ist eine sehr gute Dualboiler-Espressomaschine, die sich in den Kernfähigkeiten eines Dualboilers vor keinem anderen Dualboiler der Preisklasse verstecken braucht. Während das Potenzial der Einstellungs- und Bedienmöglichkeiten unendlich ist, können wir die Bianca V3 genauso einfach bedienen wie jede andere Espressomaschine mit Faema E61-Brühgruppe.
Wir schreiben das so deutlich und klar zu Beginn dieses Artikels, damit alle Home-Barista-Anfänger in der Folge nicht verloren gehen, wenn wir in die Tiefen und Möglichkeiten der Lelit Bianca V3 abtauchen.
Ihr entscheidet, was die Bianca V3 für euch für eine Espressomaschine ist und wie ihr sie bedient. Ihr könnt den Bezugshebel ziehen und die Rotationspumpe mit Standarddruck von 8–9 Bar arbeiten lassen. Oder ihr öffnet die Welt der Fließgeschwindigkeit, Vorbrühung und Puckresistenz.
In jedem Fall könnt ihr mit der Lelit Bianca V3 als Home-Barista wachsen. Und den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt.
Wir haben unser Modell der Bianca V3 gekauft. Als Lelit neue Farbmodelle der Maschine auf den Markt brachte, wurde uns ein solches zu Marketingzwecken kostenlos angeboten. Wir haben abgelehnt. Wir kaufen grundsätzlich die Espressomaschinen, die wir testen. In wenigen Fällen haben wir sehr teure Espressomaschinen, wie die Faema Faemina, gegen Leihrechnung geliehen. Wenn dem so ist, machen wir das kenntlich. Darüber hinaus haben wir keine Beratungszusammenarbeit mit Lelit und haben auch diese Espressomaschine wie alle anderen Espressomaschinen nach bestem Wissen und Gewissen getestet. Neben der vorliegenden Espressomaschine haben wir in den letzten Jahren zahlreiche Lelit Biancas in unseren Home-Barista-Kursen verglichen, durchgemessen (und das Offset eingestellt, dazu später mehr).
Dieser Test hat lange gedauert. Das liegt zum einen daran, dass die Bianca V3 eine komplexe Espressomaschine ist. Zum anderen liegt es daran, dass wir das gesamte Thema der Fließgeschwindigkeitskontrolle, von Druckprofilen und die Konsequenzen auf den Geschmack sowie die Veränderung des Kaffeekuchens während der Brühung tiefer verstehen und untersuchen wollten. Dieser Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Dennoch sind wir heute soweit, dass wir eine erste Version eines Tests der Lelit Bianca vorlegen können.
Zu den oben genannten Themenkomplexen sind wir an vielen weiteren Untersuchungen dran, die uns teilweise Monate oder auch Jahre beschäftigen werden. Deshalb wird dieser Test mit unseren Forschungen und unserem Lernen weiter wachsen. Versteht ihn nicht als abgeschlossen, sondern als vorläufig gefasstes Bild, welches die Lelit Bianca als Espressomaschine beschreibt.
Habt ihr Erfahrungen mit der Maschine? Dann schreibt sie uns in die Kommentare. Wenn ihr Fragen zur Maschine habt, könnt ihr uns auch per Mail erreichen. Wir sind euch jedoch dankbar, wenn ihr zunächst die Community fragt, weil viele die Bianca-Espressomaschine zu Hause haben.
Hier eine Übersicht, was von uns zur Lelit Bianca erscheinen wird.
Eine „Faema E61 mit Dualboiler“ klingt erst mal so gewöhnlich wie so viele andere Espressomaschinen auf dem Markt. Doch bereits das Paddle auf dem Thermosyphon signalisiert: „Ich bin anders“. Nein, nicht anders wie eine La Marzocco Mini mit Fake-Paddle, welches nichts anderes als ein Bezugsstart ist, sondern anders, mit manueller Fließgeschwindigkeitskontrolle. Und nicht nur das: Lelit beschenkt uns in der Version V3 mit einem doppelten Nadelventil, das wir manuell und elektrisch steuern können. Dazu später mehr.
Bleiben wir bei der Faema E61 und dem Dualboiler. Erstere ist im Prinzip so klassisch, dass wir auf gefühlt vier Dutzend Artikel in unserem Blog verweisen können. Bis auf die Einlassung des Nadelventils und des nachgelagerten Manometers, welches den Druck gegen den Widerstand des Kaffeekuchens anzeigt.
Die Lelit Bianca V3 wartet mit einem Brühkessel von 800 ml und einem Dampfboiler von 1,5 Litern auf. Das liegt größentechnisch im Mittelfeld der Boiler-Espressomaschinen und verspricht solide Leistung. Angetrieben wird das Wasser von einer leisen Rotationspumpe, die wir mit 61 Dezibel Lautstärke messen.
Der 2,5-Liter-umfassende Wassertank ist ein Hinweis darauf, was Lelit gerne und öfter macht: außerhalb der Box denken. Symbolisch dafür ist der Wassertank nicht in die Espressomaschine integriert, sondern hängt hinten an. Lösen wir eine Schraube oben und eine Schraube unten, lässt sich der Tank entfernen und wahlweise links oder rechts an die Maschine hängen. Klingt nett, aber wofür? Die Bianca gibt euch die Flexibilität, rechts- oder linkswandig aufgestellt zu werden, und wer keine Tiefe auf seiner Arbeitsfläche hat, wird sich ebenfalls über die Reduzierung des Hinterteils freuen. Der Wassertank selbst lässt sich allerdings nur nach oben entnehmen, fährt dafür aber schön ein und kommt ohne Schläuche aus.
Sonst noch augenfällig: Ein Doppelmanometer für Dampf- und Brühdruck, das „Lelit Control Center“ mit PID-Steuerung und viele smarte Einstellungsmöglichkeiten.
Standardmäßig kommt die Lelit Bianca in Edelstahl mit Holzgriffen und Holzpaddel daher. Wahlweise gibt es sie auch gegen einen gehörigen Aufpreis in Weiß oder Schwarz. Die Ästhetik liegt, aus diplomatischen Gründen, im Auge des Betrachters. Von „alt“ bis „stilvoll“ haben wir über die Lelit Bianca schon alles gehört. Fakt ist, dass die Edelstahlvariante, wie alle Edelstahlboliden, Fingerabdrücke chronisch anzuziehen scheint. Klopfen wir gegen die Maschine, klingt es blechern. Andere Espressomaschinen in der gleichen Preisklasse wirken in Sachen Materialstärke solider. Die weiße und schwarze Variante hingegen wirken deutlich robuster, auch wenn das nur die zusätzliche Beschichtung der Edelstahlkarosserie sein mag.
Die Bianca V3 ist eine kompakt gestaltete Espressomaschine mit einer Höhe von 40,5 cm beim Paddle. Die Tassenablage der Maschine befindet sich auf 38,5 cm Höhe. Die Lelit Bianca weist eine Breite von 29,3 cm und eine Tiefe von 50,0 cm auf. Der Wassertank lässt sich jedoch an die Seite montieren, wodurch die Tiefe um 8,7 cm abnimmt. Ebenfalls zu bedenken: Der Siebträger steht vorne über und fügt der Tiefe 9,5 cm hinzu. Das Gewicht der Maschine liegt bei 27,0 kg.
Die geringe Lautstärke der Bianca haben wir bereits angesprochen. Neben der leisen Pumpe sind dafür die Gummischoner in vielen Übergangsbereichen verantwortlich. Ob bei den Gittern der Tropfschale, der Tassenablage oder dem Deckel des Wassertanks, überall verhindern Gummistopper Vibrationen und damit Lautstärke.
Unterhalb der Tropfschale stellen wir scharfe Kanten fest. Die sichtbaren Kanten sind jedoch jeweils gebogen und somit unproblematisch. Die Tropfschale fasst 0,98 Liter.
Der Lieferumfang der Lelit Bianca kann sich sehen lassen. Neben einem bodenlosen Siebträger ist auch der Lelit-typische Siebträger mit zwei Ausläufen im Lieferumfang enthalten. Diese liegen so nah beieinander, dass sie auch gut zum Extrahieren in eine einzelne Espresso-Tasse geeignet sind. Daher kann er auch als 1er-Siebträger verwendet werden. Allerdings erfordert die Nähe der beiden Ausläufe präzises Zielen, um zwei Tassen zu befüllen. Da der Abstand zwischen Auslauf und Tropfschale recht hoch ist, erleichtert eine mitgelieferte Gittererhöhung das Zielen. Einzig das Balancieren einer Waage darauf könnte eine Herausforderung darstellen.
Im Lieferumfang enthalten sind außerdem eine Wasserfilterpatrone, die in unserem Test von Filterpatronen allerdings nicht empfohlen wird, ein Blindsieb, ein Plastiklöffel (Warum?), sowie ein 18er und ein 20er Sieb.
Besonders gut gefällt uns der polierte Tamper, der laut Lelit einen Durchmesser von 58,55 mm hat und fast bündig mit dem mitgelieferten Sieb abschließt. Der Abstand zum Rand beträgt lediglich 0,4 mm. Übrigens ist die Siebträgeraufnahme der Lelit Bianca standardmäßig 58 mm groß, sodass viele Siebträger kompatibel sind.
Neben einem Anschlussset für Festwasser sind auch ein Mikrofasertuch und eine zusätzliche 4-Loch-Spitze für die Dampflanze im Lieferumfang enthalten.
Immer wieder überrascht der Hersteller Lelit aus Baitella, Brescia, in Italien mit der Extrameile. Faema-E61-Espressomaschinen gibt es wie Sand am Meer, und die meisten funktionieren auch ganz ähnlich. Doch Lelit setzt nicht nur auf diese bewährte Technik, sondern belässt es dabei nicht. Die Ingenieure im Unternehmen suchen immer wieder nach smarten Lösungen, um die Maschine besser zu machen.
Das fällt bei den Details auf, wie zum Beispiel dem nach vorne gebogenen Siebträger, der so den sämig auslaufenden Espresso dem Home-Barista zeigt. Das geht in die Tiefe, wenn wir die Steuerungsmöglichkeiten des LCC oder auch des strategischen Überhitzens beim Start der Maschine anschauen. Lelit heizt dabei den Brühboiler bewusst über die Zieltemperatur hinaus, um den Siebträger schneller aufzuheizen, und lässt dann die Temperatur wieder auf den gewünschten Wert fallen. Das führt bei der Lelit Bianca zu einer Aufheizzeit, die wir bei 17 Minuten messen, bis Zieltemperatur und aufgeheizter Siebträger erreicht sind. Das ist rund 8 bis 12 Minuten schneller als bei der durchschnittlichen Faema-E61-Siebträger-Espressomaschine.
Die doppelte Fließgeschwindigkeitskontrolle, die programmierbare Preinfusion und der umbaubare Wassertank außerhalb der Maschine sind weitere Zeugnisse dafür, dass auch ein bewährtes System innovative Gedanken verträgt.
Der Zugang zum Boiler unterhalb der Maschine macht die Wartung der Heizung der Lelit deutlich einfacher, da dieser nicht ausgebaut werden muss.
10 Sekunden Low Flow beim Start (langsame Fließgeschwindigkeit).
Die Lelit Bianca V3 ist mit einer zweifachen Fließgeschwindigkeitskontrolle ausgerüstet. Ein vorgelagertes Nadelventil kann auf Niedrig- und Normalfluss programmiert werden (Niedrig Fluss = Low-Flow), und ein nachgelagertes Nadelventil kann mit einem Paddel zur weiteren Flussreduzierung verwendet werden.
Es ist erstaunlich, wie wenig über die Fließgeschwindigkeit von Wasser bei Espressomaschinen gesprochen wird, bedenkt man, wie wichtig diese für die Zubereitung des Getränks ist. Druck wird häufig angegeben, und nicht selten wird vor allem bei günstigen Espressomaschinen mit Vibrationspumpte mit einem Druckpotenzial von 15 Bar geworben. Dabei ist hoher Druck nicht gleichbedeutend mit gutem Kaffee oder gar der Gleichmäßigkeit der Extraktion.
Der Druck wird über die Pumpe der Espressomaschine erzeugt. Günstige Espressomaschinen sind mit einer Vibrationspumpe ausgerüstet, welche die Geschwindigkeit des an den Siebträger gelieferten Wassers relativ träge umsetzt, um dann gegen den Kaffee den Druckaufbau zu realisieren. Eine Rotationspumpe kommt schneller in die Gänge, und entsprechend zeigt sich der Druckaufbau auch deutlich zügiger gegen den Kuchen und im Manometer. Bei Rotationspumpen stellen wir den Mahlgrad etwas feiner ein. Dennoch zeigen sich die ersten Extraktionströpfchen oft schon nach 5 bis 6 Sekunden. Bei der Vibrationspumpe warten wir in der Regel über 8 Sekunden. Die dritte, sehr selten eingesetzte Pumpe ist die Getriebepumpe bzw. Zahnradpumpe. Diese Pumpe lässt sich in ihrer "Druckausübung" im Bezug hoch- und runterregeln. Die Vibrations- und Rotationspumpe liefern klassischerweise relativ statisch die eingestellte Druckkraft. Espressomaschinen wie die Decent oder San Remo YOU zeigen aber, dass auch bei diesen Pumpen mehr Flexibilität möglich ist, als oft einesetzt.
Wir können den realisierten Druck der Pumpe auf den Kaffeekuchen reduzieren, indem wir nach der Pumpe die Fließgeschwindigkeit durch Ventile reduzieren. Im Falle der Lelit Bianca werden dafür zwei Nadelventile verwendet. Bildlich gesprochen setzen wir, beziehungsweise setzen sich die Nadelventile, auf den Schlauch. Warum aber rüstet Lelit die Bianca mit gleich zwei Nadelventilen aus? Und was ist die Folge der reduzierten Fließgeschwindigkeit, die sich dann auch im Druck auf den Kuchen äußert?
Ja und nein. Der Bezug eines Espresso lässt sich in verschiedene Phasen einteilen: eine Durchsättigungsphase, bei der das Brühwasser den gesamten Kaffee durchnässt, eine Hauptextraktionsphase und schließlich eine Phase, in der die Extraktionsfähigkeit des Kaffeekuchens abnimmt und die Resistenz des Kaffeekuchens rapide einbricht. Dieses Wissen hilft, um bei Espressomaschinen mit Fließgeschwindigkeitskontrolle den Fluss zu modulieren.
Brühen wir einen Espresso nicht mit vollem Druck von 8 bis 9 Bar gegen den Kuchen, sondern zum Beispiel mit 6 Bar, ist es einfacher, eine gleichmäßigere Extraktion zu erreichen. Hoher Druck erhöht die Wahrscheinlichkeit von Channeling und reduziert auch schneller die Widerstandsfähigkeit des Kaffeekuchens. Allerdings können wir mit niedrigem Druck nicht alles aus dem Kaffee herauslösen.
Wer jedoch wenig Zeit für eine sorgfältige Puckpräparation verwenden möchte, fährt mit geringerem Brühdruck grundsätzlich besser. Die Reduzierung des Druckes ist jedoch nicht grenzenlos möglich, denn fällt der gegen den Kuchen aufgebaute Druck zu stark, reduziert sich die Extraktion bzw. ist die Stärke des Kaffeegetränkes zu gering. Geschmacklich wird es nicht mehr als Espresso wahrgenommen werden.
Ein niedriger Druck zu Beginn, in Verbindung mit sehr geringem Druck, ermöglicht eine vollständige Wassersättigung des Kaffeekuchens. Kann diese erreicht werden, bevor der volle Brühdruck ausgelöst wird, ist eine gleichmäßigere Extraktion garantiert. Bleiben trockene Ecken im Kaffeekuchen zurück, werden diese vom folgenden Wasser gemieden. Trockener Kaffee ist grundsätzlich wasserabweisend (hydrophob), bis zur Durchnässung.
Folgt nach der vollständigen Durchnässung ein Druckanstieg, kann der Kaffeekuchen lange gleichmäßigen Widerstand bieten, vorausgesetzt er wurde sorgfältig vorbereitet und verdichtet.
Über das Paddle der Lelit Bianca lässt sich die Fließgeschwindigkeit der Espressomaschine manuell steuern. Dem Home-Barista stehen hier fast alle Möglichkeiten zur Verfügung. Zunächst muss der Bezugshebel der Espressomaschine gezogen werden.
Ist das Paddel auf 9 Uhr, wird kaum Wasserdurchfluss angeliefert. Steht das Paddel auf 6 Uhr, messen wir ohne Widerstand 2,5 bis 2,8 g/s auf der Waage. Auf 3 Uhr stellen wir einen Fluss zwischen 4,9 und 5,1 g/s fest. Mit komplett geöffnetem Paddle erreichen wir knapp 6 Gramm pro Sekunde Durchfluss auf der Waage.
Wichtig: Diese Werte sind jeweils nicht gegen den Druck gemessen. Gegen den Standarddruck unseres Scace-Siebträgers äußert sich der Druck wie folgt:
Mit dem Gegendruck des Scace messen wir auf 6 Uhr einen Fluss von rund 2 g/s und 4,8 Bar Druck. Auf 3 Uhr realisieren wir 2,5 g/s mit 7,5 Bar Druck gegen das Scace. Komplett geöffnet erreichen wir zwischen 2,7 und 2,8 g/s mit 8,1 Bar Druck. Diese Werte sind mit Vorsicht zu interpretieren. Das aus dem Scace ausfließende Wasser wird mit relativ viel Druck auf den Tassenboden gesprüht, was die Messgenauigkeit der Waage negativ beeinträchtigt.
Die Druckwerte mit dem Scace geben nur einen Näherungswert dessen wieder, was in einem Siebträger und bei der Verwendung mit Kaffee passiert. Bei der Extraktion von Kaffee baut der Widerstand des Kaffees im Laufe der Extraktion ab.
Für eure Lelit Zuhause ist wichtig, dass ihr die Einstellungen eurer Nadelventile anpassen und so den Durchfluss je Bereich gestalten könnt.
Um wiederholbare Ergebnisse zu erreichen, empfehlen wir grundsätzlich, mit festen Positionen zu arbeiten. Ein sich verändernder Druck auf dem Manometer ist dabei normal, weil sich der Widerstand des Kaffeepucks mit der Brühzeit reduziert.
Übrigens: Steht das Paddel nicht genau auf 6 Uhr, hat das nur geringe Auswirkungen. Eine Orientierung an Fixpunkten macht aber dennoch Sinn.
Das Paddle bietet übrigens auch Möglichkeiten, Bezüge zu "reparieren". Schießt das Wasser zu schnell durch den Kuchen, kann mit einem beherzten Griff die Fließgeschwindigkeit reduziert und somit der Bezug verlangsamt werden. Geschmacklich wird das besser schmecken als eine dünnflüssige Super-Unterextraktion.
War die V2 der Lelit Bianca nur mit der manuellen Fließgeschwindigkeitskontrolle ausgerüstet, ist die Version V3 mit einer weiteren elektrischen Kontrolle versehen. Das gibt der Maschine nicht nur viele neue Möglichkeiten, sondern erlaubt es auch, feste Profile und Abläufe zu definieren. Die Reproduzierbarkeit von Bezügen hat stark zugenommen.
Die elektrische Nadelventilsteuerung ist nicht so flexibel wie die manuelle. Im Wesentlichen lassen sich zwei "Low-Flow"-Phasen definieren: einmal zu Beginn und einmal zum Ende. Zu Beginn wird die Dauer des Low Flows eingestellt. Zum Ende wird der Beginn des Low Flows eingestellt.
Wir messen rund 1,5 - 1,7 g/s und 3,1 Bar mit dem Widerstand des Scace in der Low-Flow-Phase.
Mit der Verschachtelung von manueller und elektrischer Fließgeschwindigkeitskontrolle lassen sich weitere Möglichkeiten der Bedienung der Lelit Bianca freischalten. So kann beispielsweise der Low Flow durch die Verwendung des Paddles weiter reduziert werden.
Weitere Möglichkeiten bietet die programmierbare Preinfusion. Durch das Aktivieren der Preinfusion wird eine Pausenmöglichkeit freigeschaltet. Wird die Preinfusion nicht weiter mit Low Flow verschachtelt, startet die Bianca mit normalem Fluss und Druck und pausiert dann für eine ausgewählte Zeit.
Sinnvoll ist, die Preinfusionszeit mit einer Low-Flow-Zeit zu kombinieren. Beispielsweise könnten 10 Sekunden Preinfusion mit 10 Sekunden Low Flow und einer anschließenden 5-sekündigen Pause verbunden werden.
Wir haben über die Möglichkeiten der Espressozubereitung gesprochen. Selbstverständlich müssen wir noch selbst Hand anlegen, den Mahlgrad auf einer guten Mühle einstellen und den Espresso sauber vorbereiten. Wenn das gelingt, wird auch der Espresso gelingen. Alle Voraussetzungen für guten Espresso liefert die Lelit Bianca V3. Die oben besprochenen Optionen sind dafür Wegbereiter, so wie die gute Temperaturkonstanz, die wir als Nächstes besprechen werden.
Oft werden wir gefragt, ob eine bestimmte Espressomaschine zu bestimmten Kaffees "passt". Und tatsächlich gibt es einige Espressomaschinen, die ihre Stärken bei eher helleren oder dunkleren Röstungen ausspielen. Der Lelit Bianca verleihen wir das Prädikat: "kann alles". Von einem komplexen Doña Margarita aus unserer Lila-Linie über die kräftigere Allzweckwaffe Dreispitz bis hin zum als Espresso gebrühten Filterkaffee – mit der Bianca und ihren Einflussmöglichkeiten lässt sich im Prinzip alles brühen.
Mit Blick auf die Temperatur sind drei Fragen interessant:
Für die Kontrolle der Temperaturkonstanz und der Aufheizzeit verwenden wir das Scace 2 mit einem K-Typ-Sensor und einem PCE-T 330 Datenlogger. Damit zeichnen wir einerseits das WBC-Protokoll und andererseits das KM-Protokoll auf, welches wir zur Aufheizkontrolle, z.B. bei 15, 20 oder 25 Minuten, ansetzen. Dazwischen lassen wir die Espressomaschinen jeweils einen ganzen Tag wieder abkühlen. Ein wirklich aufwendiges Testprotokoll also.
Die Lelit Bianca erreicht laut unseren Messungen nach 17 Minuten ihre Zieltemperatur von 93 Grad Celsius (+/- 1 Grad Celsius). Während die erste Temperatur bei unserer Messung bei einem Mittelwert von 92,03 Grad lag, stieg die Temperatur über fünf Bezüge mit je einer Minute Abstand auf 93,16 Grad. Die Standardabweichung über diese fünf Bezüge, gemessen von Sekunde 4 bis 25 der Extraktion, lag beim KM-Protokoll nach 17 Minuten bei 0,99 Grad. Das ist ein guter Wert.
Bei der Messung des WBC-Protokolls nach einer Stunde Laufzeit kommen wir auf eine Standardabweichung von 0,69 Grad Celsius. Damit ist die Lelit Bianca nicht weit von den Zielvorgaben der World Barista Championship von 0,55 Grad Celsius entfernt.
Wir können für die Lelit Bianca eine sehr gute Temperaturkonstanz von Bezug zu Bezug und während des Bezugs bestätigen. Bei längerer Standzeit empfehlen wir, wie bei allen Faema E61 Brühgruppen, einen Spülshot vor dem Bezug.
Das größte und wichtigste zu beachtende Problem liegt im teilweise massiven Offset. Wir haben in den letzten sechs Monaten über 20 Lelit Biancas durchgemessen. Die Bianca ist immer wieder auch mit Teilnehmern aus unseren Home Barista Kursen bei uns in der Akademie. Auch diese Gelegenheit nutzen wir, um die Temperatur der Espressomaschinen zu überprüfen. Natürlich wollen wir die Teilnehmer unserer Kurse auch mit einer gut kalibrierten Espressomaschine nach Hause schicken (standardmäßig bringen alle Home Barista Teilnehmer ihre Espressomaschine mit).
Das Offset der Lelit Bianca liegt in der Regel zwischen 4 und 8 Grad Celsius. In bisher allen Fällen war dieses negativ, das heißt, die Maschine war effektiv zu kalt. Offset bedeutet, dass eine gemessene Abweichung zwischen der auf der PID-Steuerung angezeigten und der effektiven Brühtemperatur besteht. Um sich auf die Anzeige der Temperatur im Display zu verlassen, ist eine Überprüfung der Temperatur durch den Fachhandel unerlässlich. Vorsicht beim Onlinekauf – eine sauber eingestellte Temperatur ist nicht wahrscheinlich.
Das Offset der Testmaschine betrug 6 Grad Celsius. Das bedeutet, dass wir bei einer angezeigten Temperatur von 93 Grad effektiv eine Brühtemperatur von 87 Grad hatten. Es ist wichtig zu beachten, dass die Steuerung der Lelit zwei Offsetwerte kennt: einen auf der Benutzeroberfläche und einen im Techniker- bzw. Untermenü. Der letztere Wert ist derjenige, der angepasst werden muss.
Von einem Dualboiler für über 2000 Euro erwarten wir nicht nur eine gute Schäumperformance, sondern selbstredend auch das parallele Schäumen zum Espresso-Bezug. Was sich gefühlt beim Schäumen bestätigt, lässt sich auch objektiv veranschaulichen. Die Schäumperformance – und auch hier wiederum das Spektrum an Möglichkeiten, das Lelit vorgesehen hat – ermöglicht es uns, die Lelit Bianca für jeden "maß zu schneidern".
Zur Einschätzung der Dampfpower verwenden wir 300 ml 20 Grad kaltes Wasser und prüfen, wie lange es dauert, dieses auf 60 Grad zu erhitzen.
In der Standardeinstellung mit 125 Grad Boilertemperatur benötigen wir dafür mit der Standard-2-Loch-Düse 47 Sekunden. Wollen wir mehr Power, stellen wir die Bianca auf 135 Grad hoch. Die gleiche Übung wird dann in rund 36 Sekunden absolviert. Wer noch mehr Druck wünscht, wechselt auf die 4-Loch-Düse, die ebenfalls im Lieferumfang enthalten ist. Nun brauchen wir 25 Sekunden, um die 300 ml auf 60 Grad zu erhitzen.
Wie gesagt: Die Lelit Bianca kann für jeden die Schäumpartnerin sein, die gewünscht wird. Wer gut und sicher schäumen möchte, stellt auf 4-Loch bei 135 Grad ein. Wer sich lieber Zeit lässt, um in Ruhe die Phasen des Schäumens zu durchlaufen, bleibt bei 125 Grad und probiert es mit der 2-Loch-Düse.
Je nach Nutzung von Espressomaschinen unterscheidet sich der Energieverbrauch von Espressomaschinen. Espressomaschinen verbrauchen vor allem Strom, wenn sie die Kessel auf Temperatur bringen. Der Leistungsverbrauch von Pumpe oder Displays ist gegenüber den schluckenden Heizungen der Kessel gering.
Wer nur Espresso trink verbraucht deutlich weniger Strom, als Cappuccino-Trinkerinnen und Trinker. Voraus gesetzt, der meist größere Dampfkessel des Dampfboilers lässt sich ausschalten. Bei der Lelit Bianca ist das möglich. Schalten wir nur den 0,8 Liter großen und isolierten Brühboiler ein, so reduziert sich der Energieverbrauch deutlich. Wir kommen auf 0,133 kWh Verbrauch für das Aufheizen und Zubereiten von 5 doppelten Espressi. Das Zubereiten eines Espressos verbraucht in diesem Szenario 0,1194 kWh, unter Berücksichtigung und mit Einbezug des Aufheizens.
Wird der Dampfboiler mit eingeschaltet, so ist der Verbrauch mehr als drei Mal so hoch. 0,4259 kWh fallen messen wir, unter Berücksichtigung der gleichen Kriterien mit Aufheizen und 5 doppelten Bezügen. Für das Zubereiten eines Cappuccinos inklusive Aufheizen fallen 0,34616 kWh an.
Wenn wir die Gesamtperformance der Lelit Bianca betrachten, bleibt vor allem Anerkennung für eine durchweg sehr gute Espressomaschine. Kaum Wünsche bleiben offen, denn das Gesamtpaket stimmt. Die Vielfalt der Einstellungsmöglichkeiten und Varianten im Bereich der Fließgeschwindigkeitskontrolle, die Möglichkeiten des LCC, die gute technische Umsetzung und der umfangreiche Lieferumfang machen die Lelit Bianca zu einer hervorragenden Espressomaschine. Hinzu kommt, dass die Espressomaschine preislich sehr kompetitiv ist, und das nicht nur, wenn wir das Gesamtpaket im Verhältnis zu anderen Dualboiler-Espressomaschinen betrachten.
Es bleiben nur wenige Wünsche offen, die die Lelit Bianca zur perfekten Espressomaschine machen würden: eine präzise und gute Voreinstellung des Offsets, etwas mehr Materialdicke an den Flanken, eine optimierte Energienutzung beim Einsatz des Dampfboilers und zu guter Letzt, ein leiser Wunsch nach einem Flowmeter und damit einem programmierbaren Bezugsstopp.
Ehrlich gesagt, ist es vielleicht sogar gut, dass die Lelit Bianca das nicht auch noch kann. Denn schon jetzt haben nicht nur Espressomaschinen der gleichen Preisklasse große Schwierigkeiten, mit der Lelit Bianca mitzuhalten.
Eingangs haben wir gefragt, für wen die Bianca die richtige Maschine ist. Auch zum Schluss würden wir sagen: Sie ist eine Espressomaschine, die mitwachsen kann, und deshalb haben wir keine Bedenken, auch Espresso-Einsteigerinnen und Einsteigern die Investition in diese Maschine zu empfehlen.
Im folgenden zeigen wir euch einige Möglichkeiten, wie das Lelit Control Center genutzt werden kann, um verschiedene Profile zu fahren. Diese Kurven wurden mit Hilfe des Espresso Smartsensors und der damit dazu gehörenden App aufgezeichnet. Wir haben jedoch als Siebträger ein Scace 2 verwendet. Die Kurve würde mit Kaffee etwas anders aussehen, weil sich bei der Verwendung von Kaffee der Widerstand reduziert. Der entstehende Druck am Kuchen würde dabei abnehmen. Wir finden diese Visualisierung aber hilfreich, um das Prinzip der verschiedenen Kurven zu zeigen.
5 Sekunden Preinfusion mit anschließender Pause von 5 Sekunden.
5 Sekunden Preinfusion, 5 Sekunden Pause mit 20 Sekunden Low Flow. Nach insgesamt 40 Sekunden wieder Low Flow.
5 Sekunden Low Flow Preinfusion, 5 Sekunden Pause.
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
41 Kommentare
Ihr erwähnt oben 2 Fachhändler eures Vertrauens, (leider) beide in Österreich - habt ihr auch einen Vorschlag für die Schweiz, oder sogar für die Region Bern?
Vielen Dank!
Als ich wiederkam, roch es etwas nach Gummi und das Wasser roch komisch beim Bezug und Dampf. Ich habe sie erstmal ausgeschaltet, das Wasser gewechselt und den Dichtungsring der Brühgruppe gecheckt. Soweit augenscheinlich erstmal alles in Ordnung, das Wasser lief normal aus der Brühgruppe und aus der Dampfdüse. Muss ich mir Sorgen machen über Schäden?
Grüsse Pascal
vielen Dank für eure stets sehr genaue Informationsaufbereitung für uns (die Community).
Ich bin etwas verunsichert, da meine Flussraten sehr von euren, und Usern vom Kaffenetz abweichen.
Während bei euch:
Paddle 9 Uhr = fast kein Wasserdurchfluss
Paddle 6 Uhr = 2,5-2,8 ml/s
Paddle 3 Uhr = 4,9-5,1 ml/s
Ist es bei mir:
Paddle 9 Uhr = 5,5 ml/s
Paddle 6 Uhr = 7,5 ml/s
Paddle 3 Uhr = 10ml/s
Das ist circa doppelt so viel Wasser wie bei euch. Mein Pumpendruck steht bei knapp über 10 Bar.
Vielleicht geht es ja auch weiteren Besitzern so. Was bedeuten diese Werte für meine Maschine. Was heißt es mit diesen höheren Flussgeschwindigkeiten zu arbeiten und sollte man eventuell den Pumpendruck verringern?
Ganz liebe Grüße
Klaus
Eine Möglichkeit ist das paddle neu zu Kalibrieren.
Liebe Grüße
Klaus
Nun warte ich auf meiner Lelit Bianca. Ich habe nur bedenken bei dem Offset-Problem.
Muss die Brühtemperatur und die angezeigte Temperatur des PID übereinstimmen?
Es ist doch normal, dass die angezeigte Temperatur des PID (Brühkessel) nicht mit der tatsächlichen Brühtemperatur übereinstimmt.
Durch die Komponenten sinkt die Temperatur des Brühwassers. Verstehe ich etwas falsch?
Danke für euer ausführlichen Test.
Gruss Dario
Die V3 ist jedoch schon ca. 2 Jahre auf dem Markt. V1 und V2 wurden nach ca. 2-3 Jahren hintereinander veröffentlicht.
Deshalb meine Frage:
Weiß jemand. ob Lelit schon an der V4 arbeitet oder wann diese veröffentlicht werden soll?
Ich plane eine Anschaffung der Bianca V3 und überlege, ob ich nicht noch ein paar Monate warten soll?
Stimmt es dass das neueste Modell (oder Modell EU) der Bianca V3 nicht mehr die E61 Brühgruppe hat, sondern eine Lelit eigene L58E?
Grundsätzlich verbaut Lelit die Faema e61.
Aufgrund der Erweiterung der Brühgruppe durch ein weiteres Termostat innerhalb der Brühgruppe, bezeichnet Lelit diese als L58e.
Mich hat das auch sehr irritiert, daher habe ich mal nachgefragt. 😅
Daher werde ich mir auch die Lelit Bianca zulegen.
Ein weiteres Problem ist dass es beim Schäumen nachsprudelt. Ich habe eine customised Variante mit Kipphebeln.
Ich würde mich sehr über einen Rat freuen.
Vielen Dank erstmal für den ausführlichen Test und Bericht. Ich habe diese Maschine vor einem Monat zu meinem Geburtstag bekommen und freunde mich langsam mit ihr an.
Ich habe eine Frage zur Dampfdrüse, und zwar seitdem ich das erste Mal Milch aufgeschäumt habe, und wenn ich die Maschine an habe, sprüht die ganze Zeit Dampf und etwas Wasser aus der Drüse. Der Steam steht immer bei ca. 1,3 Bar, wenn die Kaffeemaschine an ist, selbst wenn ich das Rad komplett zu gedreht habe und ihn nicht benutze, ist das normal ?
Danke für euren Tipp !
vielen Dank für die vielen ausführlichen Untersuchungen zur Lelit Bianca V3!
Ich habe eine Frage zur Temperaturkonstanz bzw. zur Temperaturoffsetmessung. Habe die Bianca V3 seit ein paar Wochen bei mir stehen und messe aktuell mit dem Scace 2 die Brühtemperatur nach unterschiedlichen (eigenen) Protokollen. Primär um den Temperaturoffset zu korrigieren, aber auch, um meinen Arbeitsablauf hinsichtlich einer guten Temperaturkonstanz zu untersuchen. So wie ich das verstanden hatte eignet sich das WBC-Protokoll nur eingeschränkt als Messprotokoll für eine Offsetkorrektur, da hier hohe Anforderungen an die Maschine gestellt werden. Euer KM-Protokoll zielt ebenfalls mehr auf die Betriebsbereitschaft der Maschine nach unterschiedlichen Aufheizzeiten.
Generell messe ich (nach 25 Minuten Aufheizzeit), ähnlich zu dem was ihr oben (nach 17 Minuten Aufheizzeit) schreibt, dass die Brühtemperatur mit der Anzahl der Bezüge im Mittel langsam ansteigt. Unabhängig davon, ob man vorher flushed oder nicht. Dabei ist die mittlere Brühtemperatur beim ersten Bezug meistens niedriger (ca. -2 bis -1 °C) als der eingestellte Temperatur, bei den späteren Bezügen steigt das Mittel der Brühtemperatur an. Ich könnte vermuten, dass es an der Trägheit der Maschine mit E61 Brühgruppe liegt, die nach den 25 Minuten Aufheizzeit eine bestimmte Wärmemenge gespeichert hat und noch nicht gesättigt ist. Es mag sein, dass sich die gesamte Maschine nach >1 Stunde Aufheizzeit oder mehreren Shots weiter stabilisiert.
Wie würdet ihr damit umgehen? Macht es Sinn die Maschine für die ersten Shots einzustellen um dort möglichst gut die angezielte Brühtemperatur zu erreichen? Das würde sicherlich meinen täglichen Gebrauch am besten abbilden. Man müsste das Ansteigen der Brühtemperatur bei längeren Betriebszeiten und vielen Shots nur im Kopf behalten. Oder für eine gute Stabilität über mehrere Bezüge die Maschine einfach länger aufheizen lassen?
Am wichtigsten ist letztlich natürlich der sensorische Beurteilung des Kaffee's. Es hilft trotzdem, die Dynamik der Maschine etwas zu berücksichtigen, insbesondere, da Lelit Möglichkeiten bereitstellt, diese gezielt zu beeinflussen.
Viele Grüße
Benjamin
Vielen Dank für eure tollen Testvideos und Inputs. Diese sind immer wieder hilfreich. So auch das Video "3 Gründe für eine Kaffeewaage". Darin sagte Ben, es sei nicht so wichtig, welche Waage verwendet wird. In Bezug auf eine Lelit Bianca scheint es, als wären einige zusätzliche Funtionen doch hilfreich. Könnt ihr da bestimmte Waagen empfehlen oder habt ihr Tipps, worauf man achten sollte/ welche Funktionen vorhanden sein sollten.
Vielen Dank für eure Unterstützung.
Grüsse Pascal
Welchen Parameter muss man im Untermenü verstellen um das Temperatur Offset zu korrigieren.
Lieben Dank im Voraus
Grüße Thomas
Bezüglich LowFlow bzw. Pre-Infusion sind eure Ausführungen auch sehr interessant. Ihr empfehlt ja relativ lange LowFlow bzw. Pre-Infusion Phasen (wenn ich mich richtig erinnere im Video, durchaus 10 Sek PI und 5 Sek Pause), damit der Puck komplett durchfeuchtet ist, habe ich verstanden. Das ist natürlich ein plausibler, 'nachmessbarer' Zeitpunkt. Da ich selbst keine Ahnung hatte, wie man mit LowFlow/PI umgeht, habe ich mehrfach die Röster angerufen, bei denen ich einkaufte. Die Aussagen, die ich bekommen habe gingen in folgende Richtung: Grundsätzlich machten sie keinen großen Unterschied ob nun LF oder PI. Sie meinten, die Wirkung ist ungefähr dieselbe. Ansonsten aber: Je heller geröstet, desto mehr LF/PI, da durch die kürzere Röstung, die Bohne nicht so 'brüchig' ist und nicht so gut extrahiert werden kann. Dann soll durch das LF/PI diese 'aufgeweicht' werden, was auch durch eine höhere Temperatur erreicht/unterstützt werden kann, damit dann bei der eigentlichen Extraktion die Bohne besser extrahiert wird, dann am Ende (nach ca. 25/30 Sekunden) wieder LowFlow, damit weniger Bitterstoffe extrahiert werden. Allerdings waren die Empfehlungen eher im Bereich 4 bis 5 Sekunden. Ein Röster empfahl gar genau 5,5 Sekunden LF/PI (also, das war halt deren Rezept, das sie selbst im Cafe anwenden). Aber das Argument, dass der Puck komplett durchfeuchtet sein sollte, macht natürlich Sinn, denn sonst wirkt es ja gar nicht auf das ganze Kaffeemehl ein. Dass er komplett durchfeuchtet ist, sieht man daran, wenn unten die ersten Tropfen aus dem Sieb kommen (aber noch nicht herunterfallen), oder? Ich habe akt. eine Medium-geröstete Bohne in der Mühle. Nach ca. 6 bis 7 Sek PI sind die ersten Tropfen sichtbar.
Bei dunkel gerösteten bekam ich die Empfehlung bspw. 3 Sek LF bzw. 2 Sek PI und 1 Sek Pause, da die Bohnen schon sehr brüchig sind und die Idee ist mehr, nicht gleich mit den vollen 9 bar draufzugehen, vor allem um Channeling zu vermeiden.
Könnt ihr das so bestätigen bzw. kommentieren? Was ich auch nie herausgefunden habe ist, sollte man die LF/PI-Zeit komplett hinzuaddieren zur Extraktionszeit, oder nicht? Es war wirklich so, der eine sagt, der andere so... Tatsächlich mache ich es aktuell so, dass ich sie 'teilweise' (vielleicht zu Hälfte) hinzuaddiere...
Genau durchfeuchtet heisst, dass an der Unterseite des Siebs die ersten Tropfen siehst. Generell sehen wir, dass durch Vorbrühungen es weniger Channeling gibt und das eben dann auch zu einer gleichmässigeren Extraktion führt.
Ich würde die Vorbrühungsphasen nicht unbedingt zur Extraktionszeit hinzuzählen, jedoch werden die Extraktionszeiten durch Vorbrühungen schon etwas kürzer.
Gruss Thomas
Bez. der Zeit beim Schäumen war ich auch erstaunt - meine Erfahrung: Start mit Milchschäumen (350ml Milch aus dem Kühlschrank) für zwei grosse Cappuccinis und danach Start des Bezugs in zwei Tassen - nach 25s ist die Milch schaumig und heiss - und der Kaffee bereit - jedoch mit der 4-Loch-Düse. Dies müsste im Artikel noch korrigiert werden.
Ansonsten - Tolle Maschine und ein (meiner Meinung nach) unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis.
Gruss Pascal
Ich habe die Bianca seit April als Upgrade zu einem Einkreiser und bin wirklich mega zufrieden damit. Wir ihr im Test anmerkt, kann man sie trotz der unglaublich vielen Funktionen auch ganz einfach und wiederholbar bedienen und dann mit der Maschine das eigene Können ausbauen. Mit Low-Flow hatte ich bisher noch nichts gemacht und nur mit Pre-Infusion gespielt. Nach eurem Test ist die Low-Flow Variante ja wohl noch die interessantere Variante und muss ich mich einmal heranwagen. Hier wären noch ein paar mehr Infos aus euren Tests hilfreich, ich habe dem Video so rund 8s LowFlow als Startwert entnommen.
Zwei Dinge würden mich noch interessieren:
1. kann ich den Offset selbst testen und einstellen, sonst frage ich meinen Händler; sind nur 70 km
2. Habt ihr beim Schäumen mit der 2- oder 4-loch Düse gearbeitet. Ich habe die 4-Loch montiert und habe mehr als genug Dampf und zur Not geht es auch schnell mit der Aufwärmung.
Ansonsten ein wirklich super Test und ich wäre froh noch weiteres über die Maschine von euch zu lernen, da sie ja so viele Spielarten beherrscht.
Bei dem Test hatten wir die 2 Lochdüse. Leider hatten wir es versäumt die 4 Lochdüse zu testen. Benjamin probierte dies nach dem Test nochmal mit der 4 Lochdüse und kam auch auf eine schnellere Zeit. Gruss Thomas
Interessant wäre noch eine Anleitung oder Hinweis, wie man den Offset anpassen kann ohne die Maschine zu Hause abbauen zu müssen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies nicht jeder Händler per default prüft und einstellt...
Was denkst du?