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Kaffeebohrer, Broca, Coffee Berry Borer – Die Kaffeeplage

Kaffeebohrer, Broca, Coffee Berry Borer – Die Kaffeeplage

Der Kaffeebohrer ist die schlimmste Insektenplage im Kaffeeanbau. Der im spanischen als Broca bekannte Käfer, lateinisch Hypothenemus hampei und englisch Coffee Berry Borer (CBB), ist verantwortlich für jährliche Schäden von mehr als 500 Millionen US Dollar (Infante, 2018). Was sich abstrakt anhört, bedeutet konkret den Verlust von großen Teilen der Ernte, der vor allem Kleinproduzenten immer wieder trifft. Der Kaffeebohrer frisst sich in eine Kaffeefrucht, vermehrt sich dort und zerstört den Kaffeekern von innen.

Wie sich der Kaffeebohrer vermehrt, welche Maßnahmen unternommen werden können und welchen Schaden er verursacht, berichten wir in diesem Artikel.

In der Kaffeebohne leben

Es gibt diese Gäste, die das Café nicht verlassen. Sie sind morgens die ersten, besetzen mit ihrem Computer einen Platz und tippen bis abends vor sich hin. Dabei trinken sie zwei große Latte Macchiatto verteilt über den ganzen Tag. Der Kaffeebohrer ist in zweifacher Hinsicht extremer. Er lebt komplett in der Kaffeebohne und verlässt sie wenn überhaupt um zur nächsten Ecke weiter zu fliegen. Zu allem Übel vermehrt sich der umtriebige kleine Stecher vor Ort. Er trinkt nicht etwa zwei Kaffeegetränke sondern am Ende ist die Kaffeebohne von innen komplett leer gefressen.

Bei den Kaffeebohrern haben deutlich die Damen das Sagen. Sie bohren sich bevorzugt ab 120 Tagen nach der Blüte in die sich entwickelnden grünen Kaffeekirschen. Der Eintrittspunkt ist meistens das dem Stängel gegenüberliegende Ende. Mit ihrem Legestachel (Ovipositor) legt das Insekt über 20 Tage bis zu 3 Eier pro Tag. Nach einer Ausruhzeit startet der Vorgang erneut. Bis zu 120 Eier werden auf diese Art und Weise von einer weiblichen Kaffeebohrerin gelegt.

Die Mutterbohrerin und der umtriebige Nachwuchs konsumieren den Kirschkern vollkommen. Einmal ausgewachsen, vermehren sich die Nachkommen munter untereinander weiter. Während die männlichen Genossen niemals die Kirsche verlassen, machen sich die jungen Weibchen bald auf den Weg zur nächsten Orgie. Der Umzug findet statt, wenn die alte keine Substanz zum Fressen und vermehren mehr bietet. Via Flug legt der Kaffeebohrer Strecken von bis zu 500 Metern zurück.

Verbreitung und Umtriebe

Der aus Zentralafrika stammend Kaffeebohrer ist mittlerweile auf der ganzen Welt in fast allen Anbauländern zu finden. 1908 wurde er in Indonesien und später dann in Brasilien entdeckt. Von dort aus verbreitete er sich in ganz Süd- und Zentralamerika.

Studien zeigen, dass der Kaffeebohrer sich besonders gut in tieferen Lagen verbreitete. Der Befall einzelner Bäume ist hier stärker, wie auch die allgemeine Dichte des Befalls. In der gleichen Studie wurde außerdem festgestellt, dass die Verbreitung in angelegten Kaffeeplantagen sehr viel höher ist, als z.B. in wildwachsenden Gärten mit geringerer dichten Bepflanzung.

Die Verbreitung von Kaffeebohrern findet außerdem bei schattigen Plantagen ausgeprägter statt, da das Insekt gewisse Feuchtigkeit bevorzugt. Andererseits wächst in diesem Klima auch der natürliche Gegner und Pilz Beauveria Bassiana besser, der als natürliches Insektizid funktioniert.

Am Baum zurück gelassene Kirschen oder solche die zu Boden fallen, sind ein Brutkasten für die Verbreitung des Kaffeebohrers.

Kontrolle des Kaffeebohrers

Viele Faktoren spielen bei der Kontrolle des Kaffeebohrers eine Rolle. Insbesondere die Dichte der Bepflanzung, das Klima sowie Management der Farm sind dabei wichtig. Um den Kaffeebohrer wirksam zu bekämpfen ist außerdem der Jahreszyklus dringend zu beachten, insbesondere die Blüte, Kirschenentwicklung und Art und Weise der Ernte.

Zur Bekämpfung eignen sich unterschiedliche Methoden. Ethanol-Fallen sind nützlich, um die Kaffeebohrer anzulocken und zu fangen. Der Alkohol in einer aufgeschnittenen Plastikflasche gaukelt den Kaffeebohrern einen bestimmten Reifegrad von Kaffeekirschen vor. Statt ein Festmahl winkt den Kaffeebohrern aber ein Vollrausch ohne Happy End. Die Fallen sind aber weniger geeignet, um wirksam den Kaffeebohrer Befall zu dezimieren. Sie eignen sich besser als Bestandsaufnahme über den effektiven Stand der Verbreitung (wird hochgerechnet).

Das wichtigste Werkzeug zur Kontrolle eines Kaffeebohrer-Befalls ist die regelmäßige Abernte der Vorreifen, Überreifen und ausgetrockneten Kaffeekirschen, vor dem Beginn der eigentlichen Ernte. Diese selektiven Arbeiten sind personalintensiv und entsprechend kostspielig, aber unerlässlich zur Qualitätssicherung der Ernte.

Der endoplasmatische Pilz Beauveria Bassiana ist ein natürliches und organisches Mittel zur effektiven Bekämpfung von Kaffeebohren. Durch das gezielte Aufbringen auf betroffene Pflanzen, werden die Kaffeebohrer im inneren parasitiert und getötet. 

Neben dem Pilz gibt es einige natürlich Feinde des Kaffeebohrers, wie andere parasitäre Insekten. Dazu gehört der afrikanisch stämmige Kollege Cephalonomia stephanoderis.

Für die schlussendliche Qualität des Kaffees ist entscheidend, in welchem Stadium eingegriffen wird. Wird der Kaffeebohrer vor der Vermehrung in der Kirsche gestoppt, so ist die sensorische Auswirkung gering. Ein optischer Stich alleine wird auch bei der physikalischen Bewertung von Rohkaffee nicht als schwerer Fehler angesehen und der Kaffee kann immer noch Spezialitätenkaffee sein.

Mehrere Stiche und der Verlust größerer Masse beeinflusst die Röstung des Kaffees sowie die Alterung. Liegen mehrere Stiche vor, ist auch die sensorische Qualität eines Kaffees äußerst gefährdet.

coffeeberryborer
Kaffeebohrerin auf Kolonialisierungsmission.

Hawai startet Wespen-Experiment gegen Kaffeebohrer

In einem innovativen Ansatz zur Bekämpfung des Kaffeebohrers (CBB), einem schädlichen Insekt, das Kaffeeplantagen auf den hawaiianischen Inseln bedroht, setzen Forscher nun auf die Wespe Phymastichus coffea. Dieses winzige Insekt, das kaum mit bloßem Auge zu erkennen ist, könnte die Lösung sein, auf die die Kaffeebauern von Hawaii gewartet haben.

Phymastichus coffea ist ein Parasitoid - ein Organismus, der seinen Wirt (in diesem Fall den Kaffeebohrer) schließlich tötet. Die Wespe nutzt den Kaffeebohrer als Wirt für ihre Larven. Diese spezifische Art der biologischen Schädlingsbekämpfung hat sich bereits in Zentral- und Südamerika, insbesondere in Kolumbien, bewährt.

Seit 2018 dürfen lebende Exemplare der Wespe unter strengen Quarantänebedingungen nach Hawaii gebracht werden. Forscher haben die Wespe ausgiebig getestet, um sicherzustellen, dass sie keine negativen Auswirkungen auf einheimische Insektenarten hat. Die Tests haben bestätigt, dass P. coffea keine einheimischen Insekten angreift und sogar potenzielle parasitäre Aktivität gegen den Tropical Nut Borer zeigt, einen weiteren Schädling, der Macadamianüsse bedroht.

Die Forscher planen nun, Tausende dieser Wespen in Kaffeeanbaugebieten in ganz Hawaii freizusetzen. Die Wespen sollen sich in der Wildnis etablieren und ihre Populationen selbstständig aufrechterhalten. In den kommenden Monaten werden sie auf der Big Island und möglicherweise auch auf Maui und Oʻahu freigesetzt.

Ähnliche Ansätze wurden bereits in Kolumbien und anderen Ländern versucht. Ein Forschungsprojekt veröffentlicht im Journal of Pest Science weist darauf hin, dass die Wespe im wesentlichen die gewünschten Kaffeebohrer parasitiert, und nicht genetisch weiter entfernte.

Fazit zum Kaffeebohrer

Wieder einmal ist das tragische, dass der Kaffeebohrer eine Herausforderung ist, die mit finanziellen Mitteln auf der Farm sowie dem nötigen Wissen effektiv bekämpft werden kann. Leider ist vor allem ersteres oft nicht vorhanden, weshalb völlig unnötig Qualität und ganze Ernten verloren wird.

Die Bekämpfung des Kaffeebohrers ist eine der einfachsten Maßnahmen, um die Qualität der Kaffeeernte in der Breite zu verbessern. Besonders dabei: organische Maßnahmen und gezieltes Farmmanagement sind hier genauso wirksam und viel günstiger, als synthetische Mittel.

Quellen und weitergehende Literatur

Mehr über den Coffee Berry Borer, MDPI

Pest Management Strategies Against the Coffee Berry Borer, Journal of Agricultural and Food Chemistry

Biological control of the coffee berry borer: Main natural enemies, control success, and landscape influence, Science Direct

Altitude and coffee production systems influence extent of infestation and bean damage by the coffee berry borer

Efficacy of Beauveria bassiana applications on coffee berry borer across an elevation gradient in Hawaii. Biocontrol Science and Technology

Vega, F. E., Infante, F. & Johnson, A. J. The genus Hypothenemus, with emphasis on Hhampei, the coffee berry borer in Bark Beetles: Biology and Ecology of Native and Invasive Species (eds Vega, F. E. & Hofstetter, R. W.) 427–494 (Academic Press 2015). Google Scholar

Observing the devastating coffee berry borer (Hypothenemus hampei) inside the coffee berry using micro-computed tomography, Nature

Damon A. A review of the biology and control of the coffee berry borer, Hypothenemus hampei(Coleoptera: Scolytidae) Bull. Entomol. Res. 2000;90:453–465. doi: 10.1017/S0007485300000584.[PubMed] [CrossRef] [Google Scholar]

Stadium der Kolonialisierung durch den Kaffeebohrer.
Fortschritt der Kolonialisierung durch den Kaffeebohrer. Creativ Commens Lizenz: https://www.nature.com/articles/s41598-018-35324-4/figures/7

Benjamin Hohlmann
Benjamin Hohlmann
Benjamin Hohlmann ist Gründer der Kaffeemacher GmbH. Er war bis Ende 2016 neun Jahre teilhabender Geschäftsführer und Wirt im Kaffeehaus unternehmen mitte. Mit der Kaffeemacher-Akademie, dem Spezialitäten-Café frühling im Kleinbasel und dem Kaffee-Mobil hat er in Basel Massstäbe in Sachen Kaffee gesetzt. In den letzten Jahren sind zum Kaffeemacher-Universum die Kaffeefarm Santa Rita sowie unsere Rösterei hinzu gekommen. Benjamin ist Co-Geschäftsführer der Kaffeemacher verantwortlich für Finanzen, Strategisches und Öffentlichkeitsarbeit. Als Sensoriker und Berater unterstützt er ausserdem Unternehmen und Projekte. Er ist Dozent an der ZHAW Wädenswill im Bereich Kaffee und als Vortragsredner international im Einsatz.

1 Kommentar

Martina
Martina
Ich habe in meinem gerösteten Bio Kaffee diese Larven entdeckt. Muss ich ihn entsorgen oder ist es unbedenklich? Schließlich sind diese ja geröstet

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