Im November 2021 hat die Gutsch Genossenschaft den ersten Schweizer Bio-Haferdrink lanciert, der speziell für Kaffeegetränke entwickelt wurde. Wir haben mit anderen Kaffeeunternehmen die Genossenschaft mitgegründet. Damit setzen wir ein Zeichen für die Schweizer Bio-Landwirtschaft, den bewussteren Konsum und die sinnhafte Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen.
"Wasser aus Schlieren statt Schweden" war lange der Gutsch-interne Wahlspruch, bis dieser immer mehr die Runde machte und schliesslich als Gesprächsanfang mit Interessierten diente. Ein Haferdrink besteht zu ca. 90% aus Wasser, der Rest ist verarbeiteter Hafer, Öl, Salz, und im Falle von Gutsch, Rotalgen. Soyana in Schlieren bei Zürich füllt für Gutsch den Drink ab, von woher auch das Wasser stammt.
Die Haferdrinks, die besonders in der Spezialitätenkaffee-Branche äusserst geschätzt werden, stammen zu einer grossen Zahl aus England, Schweden, oder Dänemark. Der Haferdrinkmarkt bewegt sich gerade sehr schnell und differenziert sich immer mehr, jedes Jahr kommen weitere Produkte auf den Markt.
In der Schweiz sind die Produkte von Soyana sehr weit verbreitet, wir haben sie auch jahrelang im Café Frühling und am Kaffeemacher Café am SBB Basel ausgeschenkt. Emmi hat mit Beleaf vor Kurzem einen Haferdrink mit Schweizer Hafer (nicht-Bio) lanciert und es sollen laut Branchenkennern weitere Drinks auf den Markt kommen.
So war es auch wenig verwunderlich, dass wir mit Gutsch schon früh die Absage von einem Bio-Grossverteiler bekamen, dass dieser nicht interessiert sei am Wiederverkauf. Zum Glück - denn dies hat den Ansatz von Gutsch wesentlich mitgeprägt. Wir mussten andere Kanäle als den Wiederverkauf an Grosshändler suchen.
Gutsch ist nicht der erste Bio-Haferdrink mit Schweizer Hafer - der Drink vom Lebenshof Aurelio hat schnell viele Fans gewonnen, wie auch der Haferdrink vom Biohof Hübeli. Diese Projekte waren die ersten in der Schweiz, die Biohafer verwendeten. Es dürfte noch schnell weitere Produkte geben, und vor allem wird der Markt nun auch für die grösseren Abfüller interessant.
Mit Gutsch hatten wir einen klaren Fokus: wir wollten in die Gastronomie - wir wollten da hin, wo wir selbst Bedarf hatten. Da hin, wo wir Kontakte haben, da hin, wo wir wussten, was die Anforderungen für einen Haferdrink in der Kaffee-Branche sind. Also haben wir die für passende Alternative selbst in die Hand genommen. Und Gutsch musste Bio sein - das war immer klar.
Foto: Boris Müller, aus dem Tagesanzeiger Instagram-Kanal
Wir haben mit Gutsch statutarisch festgehalten, dass wir nicht in den klassischen Retail gehen werden. Die erste Anfrage von einem Supermarkt kam bereits sechs Tage nach dem Launch - der Bedarf an einem Schweizer Bio-Haferdrink ist also da.
Um die grossen Mengen eine Private Label Produktion überhaupt absetzen zu können, bedienten wir von Anfang an die Gastronomie-Kanäle. So konnten wir mit den drei ersten Testversuchen von 50,000 Litern schon verschiedene Cafés und Restaurants beliefern und direktes, unverblümtes Feedback reinholen. Eine Woche nach der Lancierung im November 2021 durften wir mit Gutsch schon über 30 Betriebe beliefern. Alle Betriebe, die Gutsch ausschenken, sind Mitglied der Genossenschaft - das ist Bedingung.
Wir haben uns für das Modell der Genossenschaft entschieden, weil wir Gutsch als Community-Projekt sehen. Gleiches Recht, gleiche Stimmanzahl, viel Basisdemokratie. Eine Mitgliedschaft in der Genossenschaft bekommt man mit einem Anteilsschein von 500 CHF (Unternehmen) oder 250 CHF (Gönner). Diese Modell der Vergabe von Anteilsscheinen diente uns als Startkredit. Wir versuchten, Gutsch nicht wie ein Food-Startup aufzusetzen. Somit fiel das Modell der Fremdinvestition weg. Gleichfalls wollten wir die Menschen am Steuerrad von Gutsch haben, die Gutsch mittragen - und das sind die Genossenschafter:innen.
Innerhalb eines Jahres war Gutsch marktreif. Von den ersten Gesprächen mit Soyana, über die Rezepturfindung, zum Design, zu der Aufsetzung der Lieferkette. Im Lead dabei waren Philipp Schallberger (Kaffeemacher:innen) und Mathias Bühler von der Adrianos Kaffeebrennerei in Bern.
Soyana ist Pionierin für pflanzliche Drinks in der Schweiz. Gründer Walter Dänzer war von Beginn weg ein Freund vom Gutsch-Projekt und mittlerweile selbst Genossenschafter.
Soyana Geschäftsführer Walter Dänzer im Gespräch mit Sascha Britsko vom Tages-Anzeiger
Der Artikel vom Tagesanzeiger vom 5.11. ist unter diesem Link abrufbar: Gutsch Reportage
Mit Gutsch wollten wir andere Wege gehen, so auch beim Design. Sara war gerade vor ihrem Bachelor-Abschluss an der Design & Kunst Hochschule in Luzern. Wir kamen mit Sara in Kontakt und sie nahm sich Gutsch an. Sara gestaltete die ganze Markensprache, die Schriftsetzung, das Corporate Design, die Website, und: die "eigentliche" Verpackung.
Doch warum sieht Gutsch nun einfach nur weiss aus?
Wie so oft sind es technische Gründe. Die Mindestbestellmenge für eine eigene Packung sind mehrere Hunderttausend. Diese Investition wollten wir nicht tätigen und suchten nach Varianten. Die weisse Packung ist nun der Rohling, den uns die Herstellerin zur Verfügung stellt. Die Rückmeldungen aus der Produktion waren gemischt, es sähe "schon noch speziell aus" - da wussten wir, dass es passt.
Sara Dietrichs ganze Arbeit kann hier eingesehen werden.
Die weisse Packung ist eine Notlösung, die uns mittlerweile sehr gut gefällt. Es ist einfach anders. Saras Verpackung ist aber das Ziel - je mehr ihr alle Gutsch trinkt, umso näher kommen wir da hin, Gutsch in Zukunft in Saras Tetrapaks, angelehnt am Schweizer Industrie-Design der 1970er Jahre, abzufüllen.
Die Preise für Endkonsumierende liegen zwischen 3.70 bis 3.95 CHF/l. Den Verkaufspreis in dieser Spanne entscheidet jeder Betrieb für sich, ausgehend von den eigenen Aufwendungen.
Der Verkaufspreis von Gutsch an Genossenschaftsmitglieder:innen variiert zwischen 2.40 CHF/l bis 2.80 CHF/l, je nach bestellter Menge.
Mehr Nutzen für alle - das haben wir bei Gutsch so beschlossen. Je mehr Betriebe bei Gutsch mitmachen, umso besser werden die Konditionen für alle. Das ist das Ziel einer Genossenschaft. Auf unserer Website schreiben wir:
Zusammen kommen wir weiter. Je mehr sich an der Gutsch Genossenschaft beteiligen, desto attraktiver können wir die Rahmenbedingungen für alle gestalten. Die Genossenschaft hat die Signalwirkung einer Bewegung. Je mehr Cafés sich in der Schweiz zusammen für die gleiche Sache stark machen, desto mehr werden Anreize zur Produktion von Bio-Hafer geschaffen. Und davon haben wir alle etwas.
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Weiterführende Links:
Tagesanzeiger Reportage: https://www.tagesanzeiger.ch/jetzt-kommt-die-schweizer-biohafermilch-890018745704
Artikel von Benjamin Hohlmann: https://www.benjamin-hohlmann.org/blog/gutsch-hafermilch/
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
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