Faemina Espressomaschine im Test

Faemina Espressomaschine im Test

Mit der Faemina wird das Unternehmen Faema im Bereich der heimischen Espressomaschinen aktiv. Faema war zuletzt vor allem wegen der Kult-Brühgruppe, der Faema E61, in den Küchen und Haushalten von Home-Baristas beliebt. Der Fokus des Unternehmens lag derweil mit der E71 auf Gastro-Espressomaschinen.

Mit der Faemina möchte Faema an die Erfolgsgeschichte der Brühgruppe anknüpfen und platziert eine eingruppige Siebträgermaschine im Oberklasse-Segment. Mehr als 6000 Euro bzw. 7000 Franken kostet die wuchtige Espressomaschine. Der Name passt dabei mit der Verniedlichungsform "-ina" ebenso wenig zum Preis wie zu den Formaten der Maschine. Die Faemina wiegt satte 37 kg, ist 41,5 cm hoch, 51,7 cm tief und hat eine Breite von 37,5 cm. Mit eingespanntem Siebträger erreichen wir eine Tiefe von 62,5 cm. Das Diminutiv ist hier also wenig passend, passt dafür aber zum Funktionsumfang der Maschine. Denn die Faemina hat vor allem eine Stärke: sie brüht gut und konstant Kaffee. Eine Fließgeschwindigkeitskontrolle oder Druckprofilierung sucht man in diesem eleganten Klotz vergebens. Immerhin präsentiert die Maschine eine smarte Vorbrühfunktion, die sie z.B. gegenüber der preisgleichen GS3 von La Marzocco positiv abhebt. Und die Faemina kann Filterkaffee brühen, also im Prinzip. Tauchen wir ein und schauen uns die Maschine im Detail an.

Stärken und Schwächen der Faemina

Pros der Espressomaschine

  • Schnelle Aufheizzeit des Espressoboilers von nur 7 Minuten
  • Sehr gute Temperaturkonstanz
  • Leise Maschine mit nur 51 Dezibel
  • gut steuerbar über Steuerung an Brühgruppe
  • Kraftvolles Schäumen
  • Relativ geringer Stromvebrauch, vor allem bei ausgeschaltetem Dampfboiler
  • Interessante Maschine für die Kleingastronomie

Contras der Espressomaschine

  • Verarbeitung der Tropfschale
  • Limitierung von Fliess- und Druckeinstellungsmöglichkeiten
  • App hakt

Positionierung und Einordnung

Ja, die Faemina ist eine eingruppige Espressomaschine. Ja, Faema möchte damit auch stärker im Heimsegment präsent sein. Dennoch wird zu diskutieren sein, ob die Faemina nicht doch eine eingruppige Gastro-Espressomaschine ist. Die genutzten Komponenten jedenfalls sind es. Die Faemina setzt bis auf die Pumpe auf das Innenleben, das wir auch aus President und Co. kennen. Das sorgt für eine sehr gute Performance und macht die Faemina zu einer sehr konstanten und hochwertigen Espressomaschine.

Von der Brüh- bis zur Dampfperformance, was die Faema liefert, ist sehr gut und kann sich in jedem Gastrobetrieb sehen lassen. Ich würde nun schreiben: perfekt für kleine Cafés oder Bäckereien. Wäre die Faemina selbst nicht so wuchtig. Denn zunächst muss einmal ein Platz gefunden werden.

Natürlich leistet die Faemina auch auf der heimischen Barista-Bar grandiose Arbeit. Und eines der stärksten Argumente für die Espressomaschine ist die sagenhaft schnelle Aufheizzeit für einen Boiler. Der Brühboiler von 0,6 Litern sitzt direkt über dem Siebträger und sorgt dafür, dass auch der Siebträger schnell aufheizt. Zudem leitet die Faemina die Energie zunächst prioritär in den Brühkessel, was diesen schon nach 7 Minuten einsatzbereit macht. Die Maschine selbst signalisiert bereits nach 5 Minuten, dass die Aufheizzeit beendet ist. Wer Cappuccino brühen möchte, muss dann noch einige Minuten warten.

Diese schnelle Aufheizzeit kann sich mit vielen Thermoblocks messen. Zugegeben, nach dem Test vieler Espressomaschinen mit Faema E61 Brühgruppe, die gute 25 Minuten aufheizen müssen, muss ich mich an eine 7-minütige Erwärmungszeit einer Faema erst noch gewöhnen.

Guter Espresso dank Temperatur und Vorbrühung

Eine konstante Brühtemperatur sowie eine clever gelöste Vorbrühung tragen bei der Faemina dazu bei, dass exzellenter Espresso zubereitet werden kann. Die Faemina ist eine verlässliche Maschine, was sich bei all unseren Messungen wiederholt gezeigt hat. Sowohl das Kaffeemacher-Protokoll als auch das wesentlich ausführlichere WBC-Protokoll mit hoher Taktung zwischen den Bezügen zeigten die hohe Temperaturkonstanz der Espressomaschine.

wbc temperatur protokoll faemina


Beim WBC Protokoll wird Konstanz des Bezugs der Espressomaschine von Sekunde 4 bis 25 verglichen. Die Faemina zeigte eine starke Konstanz und lediglich eine Standardabweichung von 0,49 über alle Bezüge. Die PID-Temperaturkontrolle lässt sich über die App und direkt über die Steuerung in der Brühgruppe bedienen.

Beeindruckend ist, dass die Maschine Faemina bereits nach 7 Minuten in der Lage war, auf Temperatur zu brühen. Das ist im folgenden KM-Temperatur-Protokoll gut zu sehen. Alle Messungen wurden mit dem Scace 2 vorgenommen.

WBC Protokoll Temperaturkurve


Vorbrühung dank Wasserumleitung

Die Faemina verfügt über eine Vorbrühung mit geringerer Fließgeschwindigkeit. Bewerkstelligt wird das über eine Abzweigung, die das Wasser bei der Aktivierung der Funktion über einen auf 0,6 cm verkleinerten Schlauch auf die Brühgruppe leitet. So kann der Kaffeepuck zunächst mit Wasser gesättigt werden, bevor das Brühwasser mit voller Pumpenleistung über das größere Zulaufrohr auf den Kaffee gegeben wird. Etwas schade ist, dass die Reduzierung der Fließgeschwindigkeit zwar gelingt, aber dennoch fast 3 ml pro Sekunde bei Gegendruck auf den Kaffee geliefert werden. Das könnte weniger sein, um diese Funktion noch besser zu nutzen.

Die Ansteuerung der Wasserverzweigung, sowie die Möglichkeit, die Wasserzuleitung komplett zu pausieren, sind auch wichtige Funktionen, um die Filterkaffeeoption der Faemina zu verwenden.

Die Voraussetzung dafür ist außerdem ein präzises Flowmeter, welches bei der Faemina die Programmierung von 5 Knöpfen ermöglicht. Was selbstverständlich klingt, ist bei vielen Espressomaschinen im Segment der Dualboiler und Zweikreiser mit Faema E61 Brühgruppe nicht möglich. Eine sauber funktionierende Volumensteuerung ist aber die Voraussetzung für das Einsatzfeld der Gastronomie. Und hier markiert das Flowmeter der Faemina einen weiteren Pluspunkt.

Dampfperformance mit Kraft

Der 2,6 Liter umfassende Dampfkessel liefert eine kraftvolle Milchverwirbelung. 300 ml werden innerhalb von 20 Sekunden auf Temperatur geschäumt. Zum Vergleich: die Quick Mill Essence braucht dafür über 40 Sekunden.

Entsprechend flüssig lässt sich die Milch schäumen. Auch hier stellen wir fest: mit dieser Performance beweist die Faemina einmal mehr, dass sie eine gute Figur in der Gastronomie machen kann.

Zubehör und Verarbeitung

Im Lieferumfang befinden sich ein 1er und ein 2er Siebträger, die mit klassischen Faema-Sieben ausgestattet sind. Die Siebe sind von ausreichender Qualität, könnten aber durch Präzisionssiebe verbessert werden.

Der 58er Tamper ist hochwertig, schließt jedoch nicht bündig mit den mitgelieferten Sieben ab. Wir messen einen Randabstand von 0,85 mm. Ebenfalls im Lieferumfang sind Festwasseranschlüsse und Ablaufschlauch, da sich die Rotationspumpe an das Festwasser anschließen lässt.

Apropos Rotationspumpe: Diese schnurrt leise vor sich hin und erreicht gerade einmal 51 Dezibel. Das ist außergewöhnlich leise. Die Knopftöne der Maschine waren lauter, ließen sich aber glücklicherweise ausschalten.

Insgesamt ist auch die Verarbeitung der Maschine gut, mit einigen wenigen Ausnahmen. Schon bei den großen Espressomaschinen von Faema bin ich verwundert, wie schlecht die Haptik mancher Plastikteile ist. Der Aktivierungshebel des Dampfes zum Beispiel weist offensichtliche Nähte auf. Das ist einfach nicht schön. Wirklich im Kontrast zur Maschine wirkt jedoch die Tropfschale aus Plastik. Das passt einfach nicht zusammen! Das Plastik ist dünn und wirkt wie ein Fremdkörper an der schweren Maschine.

Für das Plastikgitter auf der Maschine kann man immerhin noch argumentieren, dass es die Maschine vor Kratzern schützt. Schön ist jedoch auch was anderes. Hinzu kommt, dass die direkt unter dem Gitter liegenden Schraubenabdeckungen nicht fest sind und beim Bewegen des Gitters schnell heruntergleiten.

Diese kleinen Mängel können jedoch die insgesamt gute Verarbeitung und Ausstrahlung der Maschine nicht überschatten.

Filterkaffee Perfomance der Faemina

Die Faemina hat eine Brühprogrammierung für Filterkaffee vorgesehen. Das integrierte Flowmeter erlaubt in Verbindung mit einer Steuerung, dass eine Vorbrühung sowie eine Anzahl von Pulsen programmiert werden kann.

Während festgelegt werden kann, wie lange die Vorbrühung mit wie viel Wasser erfolgt, lässt sich für die Hauptbrühung nur noch die Anzahl der Pulse sowie der letzte Puls programmieren. Für die Kalkulation der gesamten Brühzeit ist deshalb zu beachten, dass die Abflusszeit auch noch mit einzuberechnen ist. Bei 300 ml Gesamtvolumen könnte ein letzter Puls also beispielsweise nach 1:40 Min aufgegeben werden.

Die Brühperfomance wird wesentlich von der Verteilungsfähigkeit der Dusche sowie der Steuerung der Programmierung der Pulse bestimmt. Die Dusche liefert in unserem Fall leicht einseitig Wasser, weshalb der Kaffee auf der entsprechenden Seite des Filters mehr verwirbelt wurde.

Es ist auch praktisch, dass die Tropfschale mit einem einfachen Handgriff hoch- und runtergesetzt werden kann, so dass zumindest der zur Maschine passende Filter mit Kanne unter die Brühgruppe passt.

Faema selbst vertreibt ein zur Maschine passendes Filterset, welches sich in unserem Test jedoch als zu breit erweist. Ein zylindrischeres Format, wie das von Scott Rao entwickelt einspannbare Filtersieb (wird in einem unserer nächsten Videos besprochen), scheint eine deutlich bessere Eigenschaft für das Espresso Brühen mit einer Espressomaschine aufzuweisen. Der empfohlene Filter wird in den Außenbereichen nicht mit Wasser benetzt und der dort liegende Kaffee wird so nicht ausreichend extrahiert, was zu einer ungleichmäßigen Kaffee-Extraktion führt.

Die Einstellungsmöglichkeit der Pulse lässt sicher zu, dass mit etwas Optimierung ein guter Filterkaffee gebrüht werden kann. Zuhause würde ich jedoch immer eher zum Handfilter und zur Kanne greifen und den Kaffee durch saubere Verwirbelung und gezieltes Gießen gut brühen. Sind jedoch in einer Gastronomie mehrere Gruppen (mehrere Faeminas?) oder eine wenig genutzte Espressomaschine vorhanden, so ist die Filterfunktion sicherlich als Möglichkeit interessant.

Energieverbrauch

Eine derart große Espressomaschine muss viel Strom verbrauchen, könnte man meinen. Und tatsächlich tut sie das auch unter voller Leistung und mit eingeschaltetem Dampfboiler. Lässt man diesen jedoch aus, so kommt die Faemina dank der kurzen Aufheizzeit auf einen geringen Verbrauch von nur 0,144 kWh für 5 Bezüge laut KM-Protokoll. Ein Espresso verbraucht in diesem Szenario inklusive Aufheizen 0,1 kWh.

Leistungsmessung Faemina ohne Dampf


Wenn wir den Dampfboiler zuschalten, erreichen wir einen Wert von 0,35 kWh, was angesichts des großen Dampfboilers beachtlich wenig ist. Schalten wir den Dampfboiler ein, so verbrauchen wir für den Bezug eines Espressos 0,29 kWh. Ein Cappuccino hingegen bringt es auf 0,31 kWh.faemina mit dampf strom

Fazit zur Faemina von Faema

Die Faemina ist eine interessante Espressomaschine. Vieles weist darauf hin, dass sie sich für den Einsatz in der kleinen Gastronomie, für Caterings oder auch in größeren Büros mit kaffeebegeisterten Mitarbeitern eignet. Letztere werden die schnelle Aufheizzeit schätzen, wobei sich der Start der Maschine auch über die App programmieren lässt. Für die Gastronomie ist die schnelle Aufheizzeit weniger notwendig, aber dennoch eine nette Zugabe. Die gute Gesamtleistung in Bezug auf Temperatur und Dampfqualität sind wichtige Voraussetzungen, um viele Kaffees in kurzer Zeit zu brühen.

Für den privaten Gebrauch könnten die Größe und vor allem der Preis als Gegenargumente dienen, wobei die schnelle Aufheizzeit und die Qualität des Espressos natürlich Pro-Argumente sind. Sicher ist jedoch, dass es andere Maschinen mit größerer Flexibilität und Einstellungsmöglichkeiten in Sachen Fließgeschwindigkeitskontrolle für deutlich weniger Geld auf dem Markt gibt. Wer jedoch keinen Wert auf diese Aspekte legt und eine sehr solide Maschine mit eigener Ästhetik und guter Leistung sucht, wird mit der Faemina eine sehr gute Espressomaschine finden.

Benjamin Hohlmann
Benjamin Hohlmann
Benjamin Hohlmann ist Gründer der Kaffeemacher GmbH. Er war bis Ende 2016 neun Jahre teilhabender Geschäftsführer und Wirt im Kaffeehaus unternehmen mitte. Mit der Kaffeemacher-Akademie, dem Spezialitäten-Café frühling im Kleinbasel und dem Kaffee-Mobil hat er in Basel Massstäbe in Sachen Kaffee gesetzt. In den letzten Jahren sind zum Kaffeemacher-Universum die Kaffeefarm Santa Rita sowie unsere Rösterei hinzu gekommen. Benjamin ist Co-Geschäftsführer der Kaffeemacher verantwortlich für Finanzen, Strategisches und Öffentlichkeitsarbeit. Als Sensoriker und Berater unterstützt er ausserdem Unternehmen und Projekte. Er ist Dozent an der ZHAW Wädenswill im Bereich Kaffee und als Vortragsredner international im Einsatz.

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