Die E61 Brühgruppe ist in der Welt der traditionellen Espressomaschinen allgegenwärtig. Von ECM, über Rocket bis hin zu Lelit - alle Hersteller bedienen sich bei der über 60 Jahre alten Technik. Diese hat sich über die Jahre weiterentwickelt, ist aber im Kern doch die selbe geblieben. Wie aber funktioniert das von Ernesto Valente revolutionierte Faema E61-System?
Die Brühgruppe der E61 charakterisiert Maschinen die auf die bewährte Technik setzen bereits von außen. Neben der auffälligen Gruppe ist das zirkulierende Beheizungssystem des Thermosyphons maßgeblich für die Stabilität der Technologie verantwortlich.
Der Thermosyphon zirkuliert das Brühwasser über den Wärmetauscher oder Boiler in einem ständigen Fluss durch die Brühgruppe. Von dort fließt es zurück in den Boiler oder Wärmetauscher, wird weiter erhitzt und fließt wieder in die Brühgruppe. Die Brühgruppe selbst wiegt zwischen 4 und 6 Kilogramm und wird durch das zirkulierende Wasser aufgewärmt. Das ist der Grund warum das Aufheizen von Brühgruppen mit Faema E61 Prinzip mindestens 25 Minuten dauert. Das gesamte Material muss zunächst durch das Wasser erwärmt werden.
Einerseits ist das genial, da keine separate Beheizung wie bei anderen Brühgruppen notwendig ist. Wenn einmal erhitzt, so ist die Thermostabilität der E61 Brühgruppe sehr hoch. Andererseits macht das E61 Prinzip Espressomaschinen träge und sehr energieintensiv.
Die Trägheit wird deutlich, wenn die Brühtemperatur bei PID gesteuerten Maschinen verstellt werden soll. Bis eine Verstellung sich auch in der Brühgruppe zeigt muss viel Wasser gespült oder länger gewartet werden.
Hinzu kommt, dass das System überhitzt, wenn es längere Zeit nicht verwendet wird. Deshalb ist das Spülen vor dem Bezug sehr wichtig, um überhitztes Wasser aus der Brühgruppe zu entfernen. Dazu wird vor dem Einspannen des Siebträgers 2 - 3 Sekunden gespült. Das auslaufende Wasser sollte nicht mehr dampfen und sprühen, wenn der Bezug begonnen wird. Bei E61er Brühgruppen mit Zweikreisern ist das Überhitzen ausgeprägter.
Die Faema E61 Brühgruppe arbeitet mit drei Ventilen, die wichtige Aufgaben im Brühprozess erfüllen. Das Einlassventil ist dafür verantwortlich, das Wasser in die Brühgruppe zu lassen. Das Preinfusionsventil ermöglicht die Vorbenetzung des Kaffees, was eine gleichmäßigere Extraktion fördern kann. Das Ablassventil hingegen sorgt dafür, dass der Druck nach dem Brühvorgang abgelassen wird, um das Ausspannen des Siebträgers sowie eine einfache Reinigung zu ermöglichen.
Die Reinigung der E61 Brühgruppe kann mit dem Rückspülen-Verfahren durchgeführt werden. Wie genau die Reinigung funktioniert, haben wir hier erklärt.
Es wird dafür Reinigungspulver in ein Blindsieb gegeben, der Bezug gestartet und dadurch das Reinigungspulver in den Bereich gezogen, wo sich Restkaffeerückstände nach einer Extraktion festhalten. Auch die Dusche der Gruppe wird so leicht gereinigt.
Um eine Dusche wirklich sauber zu reinigen, sollte diese zusätzlich regelmäßig mit einem Löffel oder Blindsieb herunter gehebelt werden, um den hartnäckigen Druck zu entfernen, der sich unterhalb sammelt.
Wir empfehlen, die Brühgruppe jede Woche einmal zu Reinigen und dafür 5 - 10 Mal mit Reinigungspulver etwa zwei bis drei Sekunden Druck aufzubauen.
Die langsame Aufheizzeit von mehr als 25 Minuten und die Kombination mit großen Boilern, machen die Faema E61 Technik in Sachen Energienutzung äußerst ineffektiv. Die große Wassermenge von oft mehr als einem Liter muss aufgeheizt werden, um das Erwärmen der massiven Brühgruppe zu bewältigen. Setzen wir das ins Verhältnis zu einer Extraktion von einem doppelten Espresso mit ca. 45 Millilitern wird deutlich, dass dass nicht effektiv sein kann.
Andererseits hält eine gut durchgeheizte Espressomaschine mit isoliertem Boiler und aufgewärmter Brühgruppe relativ gut die Temperatur.
Dennoch bleibt die Energiebilanz problematisch. Wir finden die E61 Brühgruppe in Einkreiser-Espressomaschinen, Zweikreisern und Dualboilern im Einsatz. Für den Bezug eines doppelten Espresso mit Aufheizen wird das 2 - 6 fache an Energie im Vergleich zu vielen modernen Thermoblock-Espressomaschinen verbraucht.
Die Faema E61 Brühgruppe wirkt wie aus der Zeit gefallen, wenn wir sie mit modernen Brühgruppen mit schneller Aufheizzeit und geringem Energieverbrauch vergleichen. Für viele Hersteller ist diese Brühgruppe aber noch erste Wahl. Das hat sie ihrer Beständigkeit, der einfachen Wartung und Reinigungsmöglichkeit zu verdanken. Eine Brühgruppe mit sechzigjähriger Erfolgsgeschichte kann kaum irren.
Das wichtigste Pro-Argument scheint aber zu sein, dass viele Espresso-Freaks die alte Technik als beständig und werthaltig kennen gelernt haben und im Zweifel lieber zur bewährten Technik greifen. Das führt auch dazu, dass Hersteller lieber auf bewährte Technik setzen, als zu experimentieren.
Da immer mehr neue und alte Hersteller aber durch clevere Sensorik und Heiztechnik schnellere, energieeffektivere und auch präzisere Brühgruppen bauen, sind die Jahre der Faema E61 aber mittelfristig gezählt. Wir werden die E61 Brühgruppe zwar noch in Liebhaber-Maschinen sehen, doch die dominante Stellung auf dem Markt hat in den letzten drei Jahren zu bröckeln begonnen.
Einige Beispiele für Espressomaschinen mit Faema E61 Brühgruppe:
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
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