Management Summary: Transparenz auf der Kaffeewertschöpfungskette. Bachelor Arbeit von David Wistorf

Management Summary: Transparenz auf der Kaffeewertschöpfungskette. Bachelor Arbeit von David Wistorf

Gerade im Spezialitätenkaffee ist immer mehr die Rede von Transparenz und Rückverfolgbarkeit auf der Kaffeekette. Was bedeuten jedoch diese Grössen? Und welche Vor- oder Nachteile bringen sie einem Unternehmen in der Kommunikation? Und was ist ihr Erklärungswert?

David Wistorf von den Kaffeemachern ging diesen Fragen in seiner Bachelor-Arbeit nach. Die Arbeit ist dicht, führt mit einem gründlichen Literatur-Teil in die Materie ein und gipfelt dann in Davids eigenem Modell zur Messung der Transparenz.

Hier fasst David die griffigsten Punkte seiner Arbeit zusammen. Ebenfalls macht er seine Bachelor-Arbeit frei zugänglich.

Bei uns Kaffeemachern bewirken Davids Inputs gerade viel und wir planen, unseren Ansatz, wie wir über Kaffees berichten wollen, voranzutreiben. Und das soll Davids Arbeit bewirken – sie soll hinterfragen und neue Ideen liefern.

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David Wistorf: Management Summary

Der Preis für ein Pfund Arabica-Kaffee lag am 17. Oktober 2019 bei rund 0,92 US-Dollar. Dieser Preis ist seit 2016 stets gesunken, wodurch viele Produzierende nicht mehr ihre Produktionskosten decken konnten. Durch die fallenden Kaffeepreise gibt es in der Kaffeebranche Vorstösse, die Wertschöpfungskette von Kaffee transparent zu zeigen.

Durch die Offenlegung der Kostenverteilung soll erreicht werden, dass eine gerechte Bezahlung aller Parteien der Wertschöpfungskette möglich wird. Jedoch gibt es bisher keine Analyse des Konzepts der Transparenz in der Kaffeebranche. Ausserdem wurde nicht untersucht, wie die Transparenz in der Kaffeeverarbeitung allenfalls gemessen werden kann.

Das Ziel der Arbeit ist es einerseits, die wichtigsten Aspekte zur Herstellung von Transparenz in der Kaffee-Wertschöpfungskette aufzuzeigen. Anderseits soll ein Modell zur Analyse der Transparenz in der Kaffee-Wertschöpfungskette aufgestellt werden.

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Fragestellungen zur Transparenz

Die Arbeit setzt sich mit dem Segment des Spezialitätenkaffees auseinander und beantwortet folgende Fragestellungen: 

  1. Welche Aspekte müssen beachtet werden, um Transparenz im Segment des Spezialitätenkaffees herstellen zu können?
  2. Welche Ansätze zur Herstellung von Transparenz von Wertschöpfungsketten beim Vergleichsprodukt Kakao vorherrschen und was davon auf die Kaffeebranche übertragen werden kann?
  3. Wie ein verifiziertes Modell zur Analyse von Transparenz in der Kaffee-Wertschöpfungskette aussehen kann?

Zur Beantwortung theoretischer Aspekte der Fragestellungen wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt. Ausserdem wurden Leitfadeninterviews und ergänzend ein Kurzfragebogen eingesetzt, um Röstende, die Organisation «the Pledge» und Konsumierende zu befragen. In der vorliegenden Arbeit wurden von den Röstenden und der Organisation «the Pledge» folgende Personen befragt:

Erkenntnisse David Wistorf

Welche Aspekte müssen beachtet werden, um Transparenz im Segment des Spezialitätenkaffees herstellen zu können?

Bei der Beantwortung von Fragestellung 1 zeigte die aktuelle Literatur, dass das Konzept der Transparenz weder nur Vor- noch Nachteile besitzt, sondern dass die Ergebnisse von Transparenz fallweise bewertet werden müssen. Wichtige Masseinheiten zur Analyse von Transparenz in der Kaffee-Wertschöpfungskette sind bisher der FOB-Preis und der ex-farmgate-Preis. Jedoch wurde in der Literatur und in den Ergebnissen der Befragung an beiden Preisen Kritik geäussert.

Das Interesse und der Fokus der Befragten liegt deutlich bei den Arbeits- und Verarbeitungsschritten im Anbauland. Den befragten Röstenden ist in einer transparenten Wertschöpfungskette besonders wichtig, Informationen über die Löhne der Farmarbeitenden, den ex-farmgate-Preis, das Processing, die Trocknung, den FOB-Preis und die Herstellkosten zu erhalten.

Für eine transparente Wertschöpfungskette sind den befragten Konsumierenden Kenntnisse über die Bezahlung aller Parteien im Anbauland, die Arbeitsbedingungen, die ökologische Belastung, den Wasserverbrauch in der Aufbereitung, die Röstung und den Versand und Übergabe am wichtigsten.

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Welche Ansätze zur Herstellung von Transparenz von Wertschöpfungsketten beim Vergleichsprodukt Kakao vorherrschen und was davon auf die Kaffeebranche übertragen werden kann?

Zur Beantwortung von Fragestellung zwei, welche Aspekte zur Herstellung von Transparenz es bei der Kakaoproduktion vorliegen und wie diese auf die Kaffee-Wertschöpfungskette übertragen werden können, hat die Literatur gezeigt, dass in der Kakaoverarbeitung der Fokus darin liegt, offenzulegen, was jede involvierte Partei zum Leben benötige (existenzsicherndes Einkommen).

Dabei liegt der Fokus besonders auf den Produzierenden, da sie oft einen sehr kleinen Anteil am Endpreis erhalten. In der Kaffeebranche wird der FOB-Preis oder der ex-farmgate-Preis häufig isoliert kommuniziert. Dies ohne dazugehörigen Kontext, ob diese Preise hoch oder niedrig sind. Daher kann von der Kakao- zur Kaffeeverarbeitung der Ansatz zur Ermittlung des existenzsichernden Einkommens übernommen werden. Falls das existenzsichernde Einkommen im Kaffee ermittelt und kommuniziert wird, können die bisher kommunizierten Preise in Kontext gesetzt und so leichter interpretiert werden.

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Wie ein verifiziertes Modell zur Analyse von Transparenz in der Kaffee-Wertschöpfungskette aussehen kann?

Zur Erstellung eines verifizierten Modells zur Analyse von Transparenz in der Kaffee-Wertschöpfungskette (Fragestellung 3) wurden die Ergebnisse aus den Leitfadeninterviews weitergearbeitet.

Daraus ist ein Modell aus drei Teilen entstanden, welche jeweils ein separates Ergebnis bilden. Die drei Teile sind danach aufgeteilt, an welchem Punkt die Wertschöpfung in der Kette steht. Dementsprechend entstanden drei Teile: Anbauland, Logistik und Konsumland.

Sie sind wiederum in insgesamt sechs Glieder aufgeteilt. Diese Glieder sind erneut in total 29 Schritte verfeinert. Diese Schritte wurden aufgrund der Ergebnisse der Leitfadeninterviews gewichtet, sodass falls Informationen über alle Schritte in der entsprechenden Wertschöpfungskette vorliegen, die drei Ergebnisse der Teile jeweils 100 % ergeben.

Bei der Anwendung muss geprüft werden, über welche Schritte der entsprechenden Wertschöpfungskette Kenntnisse vorliegen. In einem nächsten Schritt müssen alle Gewichtungen pro Schritt und Wertschöpfungskette addiert werden.

Dies ergibt die einzelnen Ergebnisse pro Teil der Wertschöpfungskette. Umso höher die Ergebnisse sind, desto mehr Informationen liegen über die Wertschöpfungskette des Kaffees vor und dementsprechend transparenter ist die Wertschöpfungskette.

Modell als Tabelle

Durch die gewonnenen Erkenntnisse dieser Arbeit, insbesondere des Modells, kann in der Praxis analysiert werden, wie transparent eine Wertschöpfungskette von Spezialitätenkaffee ist. Dies bietet die Möglichkeit, verschiedene Wertschöpfungsketten zu vergleichen und aufgrund dessen, Entscheidungen zu treffen.

Die Interpretation und insbesondere die Generalisierung der Ergebnisse ist jedoch mit Vorsicht zu tätigen, da einerseits die Anzahl der befragten Röstenden und Konsumierenden gering ausfiel. Anderseits konnten aufgrund der Corona-Pandemie und dem erschwerten Zugang zu Produzierenden und Kaffeehandelnden, diese nicht befragt werden. Damit sind die Ergebnisse der Arbeit nur aus der Perspektive der Parteien des Konsumlandes. Demzufolge ist der Teil der Wertschöpfungskette bis und mit der Logistik nicht abgebildet.

In Zukunft sollten die Ergebnisse der Arbeit mit einer grösseren Anzahl an Befragten überprüft werden und dementsprechend das aufgestellte Modell angepasst werden. Ausserdem sollte überprüft werden, ob das Modell auch auf Wertschöpfungsketten von Kaffee unter 80 Qualitätspunkten übertragen werden. Die Kakaoverarbeitung hat gezeigt, dass das existenzsichernde Einkommen von grosser Bedeutung sein kann, da es die transparent kommunizierten Preise in einen Kontext setzt. Zukünftige Forschung sollte vor diesem Hintergrund untersuchen, wie hoch das existenzsichernde Einkommen für Kaffeeproduzierende in jeder Region ist.

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Philipp Schallberger
Philipp Schallberger
Philipp Schallberger ist Co-Geschäftsführer der Kaffeemacher. Er leitet die Rösterei und ist verantwortlich für den Rohkaffee-Einkauf und die Projekte im Kaffee-Ursprung. Er ist Q-Arabica Grader und jurierte während mehrere Jahren Barista-Weltmeisterschaften. Die Erfahrung aus Stiftungsarbeit für Kleinproduzenten und in der Forschung und Entwicklung einer grossen Rösterei gibt Philipp auch als Berater weiter. Er führt den Kaffeemacher Podcast Coffea, gründete den ersten Schweizer Bio-Haferdrink "Gutsch" mit und wenn er keinen Kaffee machen würde, dann wäre es wohl Wein.

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