Jedes Jahr dient der Algrano Market Trends Report dazu, die Kaffeewelt besser zu verstehen. In diesem Jahr hat algrano die Autorin Erika Koss dazu geholt, die zusammen mit Luiza Furquim an dem 60-Seitigen Report gearbeitet hat. Viele Zahlen, Grafiken und Analysen helfen Produzenten und Röstern bei ihren Entscheidungen, wo ihre Kaffeereise hingehen soll.
"Vielleicht sind die Zeiten von stark fermentierten Kaffees vorbei", sagt Raphael Studer im YouTube-Gespräch. Die Verkaufszahlen seien rückgängig und immer mehr Produzenten sähen von aufwendigen Nachernteprozessen ab.
Im gemeinsamen Podcast-Gespräch reden Raphael und Philipp von einer "sensorischen Marktkorrektur". Raphael sagt weiter, dass die Spezialitätenkaffee-Branche vielleicht etwas "naiv" war, zu glauben, dass Geschmäcker umgepolt werden könnten. Er führt weiter aus, dass super fruchtige Kaffees aber immer ihren Platz haben werden. Spezialitätenkaffee-Röstereien würden aber immer flexibler werden und noch stärker auf die Bedürfnisse ihrer Kunden eingehen, wie das Beispiel von Bonanza Coffee zeigt.
Es gebe viel zu viele Reports für Röstereien, sagt Raphael, und zu wenige für Kaffeeproduzenten. Der algrano-Report (hier geht's zum Download) ist daher für alle gedacht, die mit Kaffee arbeiten. Vor allem geht es algrano aber darum, Kaffeeproduzenten zu zeigen, wie Spezialitätenkaffeeröstereien einkaufen und wohin sich der Markt bewegt.
Denn: Veränderungen finden auf Verarbeitungs- und Konsumationsseite schneller statt, als da, wo der Kaffee wächst.
Das hat ganz einfache Gründe: ein neues Kaffeeprodukt wird in wenigen Momenten lanciert, ein neu gepflanzter Baum gibt erst nach drei Jahren eine solide Ernte.
Auch 2023 war ein Jahr von Konsolidierungen im Kaffee-Sektor. Einige seien normaler Natur, wie Raphael sagt, dann etwa, wenn sich eine etablierte Firma Marktanteile kauft, indem sie ein spezialisiertes, kleineres Unternehmen kauft. So passiert zum Beispiel, als Interamerican Coffee den norwegischen Spezialitätenhändler Nordic Approach gekauft hat.
Konsolidierungen seien aber nur der Ausdruck einer tieferliegenden Krise, so Raphael weiter. Viele Rohkaffeehändler gehen immer mehr ins Risiko, erzielen hauchdünne Gewinne, damit sie mehr Marktanteile bekommen. In der Zwischenzeit sind die Zinsen gestiegen, das Geld ist teurer geworden und die finanzielle Last bedroht immer mehr Händler. Raphael findet dazu klare Worte im Podcast-Gespräch ab Minute 09:45.
Mit dem Entwaldungsgesetz und dem Lieferkettengesetz der EU ziehen zudem die rechtlichen Bedingungen für Kaffeeunternehmen an. Auch kleinere Röstereien müssen irgendwann beweisen, dass sie nachhaltig arbeiten - als Maßgabe dienen dazu Verifikationen, die über eine Drittpartei gemacht werden.
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
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