Auf unserem Testtisch steht die Solis Barista Perfetta Plus. Mit rund 450 €/550 Franken, gehört sie nicht mehr zu den günstigsten Espressomaschinen die wir getestet haben, aber liegt längst auch noch nicht im Bereich der klassischen italienischen Siebträgermaschinen, die meistens 1000 Euro und mehr kosten.
Als Kaffeeschule und Rösterei schauen wir auf folgende Punkte, wenn wir eine Maschine testen:
- Ist die Espresso-Qualität gut?
- Liefert die Maschine konstant, also von Bezug zu Bezug?
- Wie ist die Milchschaumqualität?
Und natürlich gibt es zahlreiche Unterfragen, die man sich anschauen kann und muss. Das machen wir in diesem Testbericht.
Ein Fazit vorweg: in Sachen Milchschäumqualität macht keine andere Espressomaschine der Solis Barista Perfetta Plus etwas vor. Wir haben perfekten cremigen Milchschaum geschäumt und Latte Art-Muster gegossen. Leider kann der Espresso nicht ganz mit der Milchschaum Qualität mithalten.
Wie immer gilt: wir haben die Solis Barista Perfetta Plus gekauft und dieser Test ist unabhängig. Wir haben uns als Kaffeemacher vorgenommen, den kompletten Markt der Espressomaschinen zu erkunden, um euch mit Rat und Tat bei der Kaufentscheidung zur Seite zu stehen.
Wenn ihr uns beim Test weitere Maschinen unterstützen wollt, dann könnt ihr das, in dem ihr die Solis Barista Perfetta über den folgenden Provisionslink bei Amazon kauft. Kostet euch nicht mehr, aber wir kriegen was vom Kuchen ab und stecken das in weitere Tests.
Traumschaum und kein Bauschaum!
Wir beginnen bei der absoluten Stärke der Maschine. „Das ist geil!“ sagt Michel im Video und Test der Solis Barista Perfetta auf YouTube. Un der Mann muss es wissen, wurde er doch einige Male für den besten Cappuccino an Schweizer Baristameisterschaften ausgezeichnet.
Die Maschine wirkt klein – aber was da an Dampfkraft versteckt ist, das macht wirklich Spass. Die Solis Barista Perfetta Plus bringt ohne Probleme eine grosse 0,6er Kanne in Wallungen. Bei kleineren Espressomaschinen raten wir oft: schäumt nur für einen Cappuccino und nehmt die 0,35er Kanne. Nicht so mit der Solis. Ohne Murren summt sie vor sich hin. Ziehphase, Rollphase – das Ergebnis ist perfekter Milchschaum, mit dem man sämtliche Latte Art Muster zaubern kann.
Praktisch dabei für Einsteiger. Die Maschine hat viel Kraft, die Temperatur des Milchschaums ist aber nicht sehr heiss. Dadurch kann ohne weiteres „lange“ geschäumt werden. In der Gastronomie wäre das ein Nachteil, für Milchschaum-Lernende ist das ein Vorteil. Schritt für Schritt kann man die Phasen und Tipps unserer Latte Art Videos durchlaufen, ohne dass Stress entsteht.
Mächtige Ausstattung und knackig kompakt
Die Solis Barista Perfetta hat ihren Preis. Dafür erhält man eine wirklich gut verarbeitete Maschine mit einem Gehäuse aus Edelstahl. Die kompakte Maschine wiegt runter 5.7 kg. Sie ist 37.2 cm hoch, 18.7 cm breit und hat eine Tiefe von 32.1 cm. Der 1.7l Wassertank lässt sich zum Befüllen einfach entnehmen und ein Aufsatz für einen kleinen Britta-Wasserfilter ist vorgesehen.
Neben der Espressomaschine ist ausserdem noch ein Sammelsurium von mehr oder weniger wichtigen Werkzeugen im Lieferumfang. Insgesamt fünf Siebe sind im Paket. Als ernsthafte Kaffeeinteressierte werdet ihr aber nur das Doppel-Espressosieb verwenden, evtl. noch das Einersieb für wenige Situationen. Ausserdem dabei:
- ein Pad-Sieb. Aber mal wirklich. Wer 450 Euro für eine Espressomaschine ausgibt, wird ganz bestimmt keine Pads in den Siebträger geben. Allerhöchsten für einen entkoffeinierten Kaffee, aber auch da gibt es mittlerweile so viel bessere Methoden.
- zwei doppelwandige Fake-Siebe. Bei diesen Sieben wird der Espresso zunächst durch zahlreiche „normale“ Sieböffnungen gepresst, um dann anschliesst eine zweite Barriere durchlaufen zu müssen. Diese besteht aus einem einzigen Loch. An diesem Loch baut sich ein ungeheurer Druck auf, der dafür sorgt, dass Crema entsteht. Crema auf Espresso weist darauf hin, dass die verwendeten Kaffeebohnen frisch sind und der Mahlgrad richtig eingestellt ist. Das Fake-Sieb simuliert das entstehen der Crema durch einen erhöhten Druck. Wir haben zwar Crema auf dem Espresso, aber auch bei alten oder vor gemahlenen Kaffees. Das Auge denkt: oh lecker. Der Mund sagt: das schmeckt doch nicht.
Wir empfehlen euch grundsätzlich mit den „normalen und professionellen“ Sieben zu arbeiten. Nur damit lässt sich der Espresso richtig einstellen und der perfekte Geschmack erreichen.
Richtig gut gefällt uns bei den Materialien der Tamper. Rund 350 Gramm bringt dieser Edelstahl-Bolide auf die Waage und kostet einzeln gekauft schnell 50 Euro. Ein guter Tamper ist ein wichtiges Tool. Deshalb: gut gemacht Solis.
Auch solide ist das Milchkännchen, was sogar noch etwas grösser sein dürfte. Aber für einen Cappuccino ist es perfekt und die „Nase“, die bei so vielen günstigen Kännchen nicht gerade ist, steht hier im sauberen Winkel zum Mittelpunkt der Kanne.
Die Abtropfschale hat einen kleinen Schwimmer, der sich zeigt, sobald eine grenzwertige Wassermenge aufgefangen wurde.
Espressoqualität – leider nur geht so
Wenn sich zum grandiosen Milchschaum nun guter Espresso gesellt, dann ist die Solis Barista Perfetta Plus auch deutlich mehr als 500 € wert. Doch leider enttäuscht sie uns bei dieser Kernaufgabe.
Die Bezüge sind zwar konstant, der Druckaufbau wirkt von Extraktion zu Extraktion ähnlich – aber der Espresso kann trotz Feinjustierung der Mühle nicht sein Potential abrufen. Er weist die typischen Merkmale einer durch Temperaturabfall entstandenen ungleichmässigen Extraktion auf: er schmeckt einerseits bitter und andererseits sauer und etwas hohl.
Bei der Messung der Brühtemperatur bestätigt sich leider genau diese Vermutung. Zwar hat die Maschine eine Temperatursteuerung und kann auf drei verschiedene Grundtemperaturen eingestellt werden. Wir haben die höchste Temperatur gewählt, um überhaupt auf ausreichend Brühtemperatur zu kommen. Die Maschine steigt dann auch mit 98 Grad ein, fällt aber in wenigen Sekunden massiv und pendelt sich bei Temperaturen von 82 Grad ein.
Wir haben die Temperaturen ohne Kaffee im Sieb gemessen. Ist Kaffee als Gegendruck vorhanden, reduziert sich der Durchfluss und ist auch die Temperatur leicht höher. Nichts desto trotz ist die Brühtemperatur viel zu tief (und zu hoch). Wünschenswert wären konstante Temperaturen im Bereich 90 – 94 Grad.
Mit diesen niedrigen Temperaturen eignet sich die Maschine eher weniger gut für komplexe, hochwertige Kaffees die heller geröstet sind. Diese sind oft fruchtiger und nur mit hohen Temperaturen balanciert und süss.
Für eher dunklere Röstungen sind die niedrigen Temperaturen zwar auch zu tief, liefern aber ordentliche Ergebnisse.
Manometer der Solis Barista Perfetta. Die Maschine hat ausserdem eine Pid-Steuerung, kann dennoch in Sachen Brühtemperatur nicht überzeugen.
Fazit und für den die Solis Barista Perfetta geeignet ist
Die Solis Barista Perfetta Plus ist wie ein Flügelstürmer, der mit wunderschönen Doppelpass die Chance mit vorbereitet und dann freistehend vor dem Tor vergibt.
Der Doppelpass ist in diesem Beispiel der Milchschaum. Selten haben wir eine Espressomaschine in diesem Preissegment für ihren Dampfdruck so gefeiert wie die Solis Barista Perfetta Plus.
Die vergebene Chance ist der Espresso und seine Qualität. Die PID-Steuerung ist verbaut, die aus einem Thermoblock eine konkurrenzfähige Heizeinheit macht. Die Decent Espressomaschine macht genau das – in einem anderen Preissegment und mit viel mehr Temperatursensoren – vor.
Die Zeiten der grossen Edelstahlkessel sind vorbei. Wer will noch 1.5 Liter aufheizen, um einen Espresso zu trinken?! Thermoblock-Maschinen mit sauberer Temperatursteuerung rollen bereits den Markt auf und werden den Markt immer mehr rocken. Die Umsetzung bei der kleinen Solis Barista Perfetta Plus ist leider noch nicht optimal. Und so ist sie auch nicht für jeden geeignet.
Freude habt ihr an der Maschine, wenn euch Milchschaum wichtiger ist als Espresso und wenn ihr eher auf dunklere Röstungen steht. Die Gefahr, dass die Kaffees dennoch eine säuerliche Tendenz haben, besteht aufgrund der niedrigen Brühtemperaturen dennoch.
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