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    Die Rocket Mozzafiato R Fast im Test: Schneller als ihr Ruf?

    Die Rocket Mozzafiato R Fast im Test: Schneller als ihr Ruf?

    Die Rocket Mozzafiato R Fast verspricht im Namen bereits, was sie sein will: Eine schnellere Version des klassischen Zweikreisers aus dem Hause Rocket. Nach ausführlichen Tests mit verschiedenen Temperaturprotokollen, Energiemessungen und praktischen Durchläufen können wir sagen: Sie ist tatsächlich schneller geworden – aber immer noch kein Sprinter.

    Design und Verarbeitung: Endlich ohne scharfe Kanten

    Was uns bei dieser Rocket sofort auffiel: Die Verarbeitung hat einen deutlichen Sprung gemacht. Frühere Rocket-Modelle waren berüchtigt für ihre scharfen Kanten, an denen man sich beim Reinigen regelmaessig die Finger aufreissen konnte. Diese Zeiten sind vorbei. Die Mozzafiato R Fast fühlt sich durchweg hochwertig an, alle Kanten sind sauber entgratet, und selbst der Wassertank lässt sich ohne Verletzungsgefahr entnehmen.

    Mit ihren 30 Kilogramm Gewicht und den Maßen von 41 cm Höhe, 45,7 cm Tiefe und 31,4 cm Breite ist sie ein echter Brocken auf der Arbeitsplatte. Die schwarze Ausführung mit den charakteristischen dicken Seitenteilen wirkt massiv und wertig. Der große "Rocket"-Schriftzug auf der Rückseite unterstreicht den selbstbewussten Auftritt.

    Bedienung: Zweikreiser-typisch manuell

    Die Bedienung bleibt klassisch manuell. Ihr habt hier keine Volumetrik, keine programmierbaren Bezüge und keine Preinfusion-Einstellungen. Was ihr bekommt, ist ein Display, das die Boilertemperatur anzeigt – nicht die Brühtemperatur, wohlgemerkt. Die einstellbare Temperatur von 120 bis 123 Grad bezieht sich auf den Dampfboiler, aus dem sich dann indirekt die Brühtemperatur ergibt.

    Backup Infos: Auch eine längere Aufheizzeit macht die Temperatur nicht dauerhaft stabiler.

    Das Menü unter der Tropfschale versteckt sich weiterhin hinter den bekannten Rocket-Knöpfen. Hier könnt ihr zwischen Celsius und Fahrenheit wechseln, die Boilertemperatur einstellen und den Eco-Modus aktivieren. Mehr gibt es nicht zu entdecken – was für einen Zweikreiser aber auch völlig ausreicht.

    Die Protokoll zeigen, dass die Rocket Mozzafiato nach 15 Minuten 90 Grad nicht erreicht.

    Aufheizzeit: Fast, aber nicht fast genug

    Der große Verkaufspunkt der "Fast"-Version sollte die schnellere Aufheizzeit sein. Und tatsächlich: Mit 25 Minuten bis zum Erreichen stabiler 91-92 Grad Brühtemperatur ist sie deutlich schneller als das Vorgängermodell, das über 35 Minuten brauchte. Die TCA mit derselben Brühgruppe lag sogar bei über 40 Minuten.

    Aber – und das ist ein grosses Aber – 25 Minuten sind im Jahr 2025 immer noch eine halbe Ewigkeit. Moderne Dualboiler, Dickfilmheizer und Thermoblock-Maschinen sind in unter 10 Minuten betriebsbereit. Wenn ihr nach 15 Minuten ungeduldig werdet und einen Espresso zieht, liegt ihr bei mageren 89 Grad Durchschnittstemperatur. Das ist für die meisten Kaffees zu kalt.

    Temperaturverhalten: Zweikreiser-Schwaechen inklusive

    In unseren Temperaturmessungen zeigte sich das typische Zweikreiser-Verhalten: Die Temperatur fällt von Bezug zu Bezug. Bei unserem Standard-KM-Protokoll (5 Bezüge im Minutenabstand) starteten wir bei 92 Grad und landeten beim fünften Bezug bei 90 Grad. Das ist technologiebedingt normal, aber eben auch eine klare Limitation.

    Interessant: Wenn ihr der Maschine nur 15 Minuten Aufheizzeit gebt, bleibt sie über mehrere Bezüge konstant bei 89 Grad – weil sie noch weiter aufheizt und der Temperaturabfall sich mit dem fortschreitenden Aufheizen ausgleicht. Ein kurioses Phänomen, das aber nichts daran ändert, dass 89 Grad für guten Espresso meist zu wenig sind.

    Im WBC-Protokoll mit 14 schnell aufeinanderfolgenden Bezügen sahen wir einen massiven Temperaturabfall von 94,7 auf 83,1 Grad. Für Hochfrequenz-Betrieb ist diese Maschine definitiv nicht gemacht.

    Espresso-Qualität: Solide, aber unflexibel

    Wir haben zahlreiche Espresso bei 122 Grad Boilertemperatur getestet und viele leckere Espressi getrunken. Komal, kein Kaffee aus unserer Lila-Linie hat uns besonders begeistert. Der Kaffee war süss, rund und ausgewogen. Die E61-Brühgruppe mit ihrer thermischen Masse sorgt für eine sehr gleichmaessige Extraktion innerhalb eines Bezugs.

    Was fehlt, ist Flexibilität. Keine einstellbare Preinfusion, kein Druckprofiling, keine Flowkontrolle. Die Rotationspumpe ballert mit vollem Druck los, was bei empfindlichen, hellen Röstungen schnell zu Channeling führen kann. Für klassische, dunklere Espressoröstungen ist das weniger ein Problem, bei modernen Light Roasts stosst ihr an Grenzen.

    Milchschaumleistung: Die grosse Stärke

    Hier spielt der Zweikreiser seine Trümpfe aus: 28 Sekunden für 300ml Milch von 10 auf 60 Grad – das ist richtig schnell. Die Dampfleistung ist konstant stark, der Druck reisst nicht ab, und ihr könnt problemlos mehrere Kannen hintereinander schäumen. Das parallele Brühen und Schäumen funktioniert einwandfrei.

    Die Dampflanze ist gut positioniert und beweglich, allerdings ohne Cool-Touch-Funktion. Nach dem Schäumen ist sie heiss genug, um sich die Finger zu verbrennen.

    Lautstärke und Energie: Zweikreiser-typisch

    Mit 62,2 dB beim Brühen liegt die Maschine im normalen Bereich für Rotationspumpen-Maschinen. Sie ist hörbar, aber nicht störend laut.

    Der Energieverbrauch zeigt die Schwaeche der Zweikreiser-Technologie: Die Maschine muss permanent den großen Boiler auf Temperatur halten, auch wenn ihr nur Espresso trinkt. Ein energiesparender Betrieb ist konstruktionsbedingt nicht möglich.

    Die genaue Energiemessung als Grafik fügen wir noch hinzu.

    Zubehör: Endlich ein vernuenftiger Tamper

    Rocket legt mittlerweile einen hochwertigen Tamper bei, der tatsächlich zum Siebträger passt. Das war nicht immer so. Die Siebe sind die bekannten Standard-Rocket-Siebe – nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes. Ein Blindsieb für die Reinigung ist dabei, ebenso die üblichen Single- und Double-Siebe.

    Vergleich in der Zweikreiser-Klasse

    Innerhalb der Zweikreiser-Welt positioniert sich die Mozzafiato R Fast im oberen Mittelfeld. Sie ist deutlich schneller aufgeheizt als klassische Modelle wie die Bezzera BZ10 oder die alte Mozzafiato. Die Verarbeitungsqualität übertrifft viele Konkurrenten.

    Preislich liegt sie mit 2.190 Euro allerdings auch am oberen Ende des Zweikreiser-Segments. Für aehnliches Geld bekommt ihr bereits gute-Dualboiler wie die Lelit Bianca oder einen Dickfilmheizer wie die Zuriga, die temperaturstabiler arbeiten und mehr Einstellmöglichkeiten bieten.

    Fazit: Für Traditionalisten mit Geduld

    Die Rocket Mozzafiato R Fast ist eine grundsolide Zweikreiser-Maschine mit exzellenter Verarbeitung. Sie macht das, was Zweikreiser können: robusten Betrieb über Jahrzehnte, starke Dampfleistung und unkomplizierte Bedienung.

    Für wen ist sie geeignet? Für Traditionalisten, die Wert auf Langlebigkeit und italienisches Design legen. Für Cappuccino-Trinker, die viel Dampfpower brauchen. Für alle, die keine Lust auf Elektronik und Menüs haben.

    Wer sollte woanders schauen? Alle, die morgens schnell einen Espresso wollen (25 Minuten sind zu lang). Puristen, die präzise Temperaturkontrolle suchen. Experimentierfreudige, die mit Druckprofilen spielen möchten. Energiebewusste, denen der permanente Zweikreiser-Betrieb zu verschwenderisch ist.

    Die "Fast" im Namen ist relativ zu sehen. Ja, sie ist schneller als ihre Vorgaenger. Aber in einer Welt, in der moderne Maschinen in 5 Minuten betriebsbereit sind, bleiben 25 Minuten eine kleine Geduldsprobe. Wer diese Zeit hat und die Zweikreiser-Philosophie schaetzt, bekommt eine Maschine fürs Leben. Alle anderen finden in der gleichen Preisklasse modernere Alternativen mit mehr Flexibilität.

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