Die Eureka Mignon XL hat in unserem Espressomühlen-Test gut abgeschnitten. Verglichen wurden insgesamt 24 Espressomühlen, im Preisbereich von 100 bis 2000 Euro. Der Mühlen-Test wurde über mehrere Monate durch den Schweizer Meisterbarista Michel Aeschbacher, seinem Barista-Team und in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft erarbeitet. Vielen Dank für die Unterstützung!
Die Eureka Mignon XL platziert sich im oberen Segment der Heimespressomühlen. Eureka schließt damit eine Lücke im eigenen Sortiment zwischen den günstigeren Mignons und der Einsteiger-Profi-Klasse. Mit einem Preis von rund 680 € und rund 800 Franken, gehört die Mignon XL zur Premium Kategorie (Oro-Kennzeichnung) von Eureka, und bleibt dennoch noch klar im Segment der Espressomühlen für Zuhause.
Die Mignon XL bringt 7,2 kg Gewicht auf die Wage und verpackt diese auf einer Breite von 12 cm, einer Tiefe von 18 cm und eine Höhe von 38 cm. Im Vergleich zur Mignon Magnifico und Specialita unterscheidet sie sich damit in der Breite und Tiefe nicht, ist dafür aber 3 cm Höher.
Wer eine leisere Espressomühle sucht, ist mit der Eureka Mignon XL gut beraten. Mit einer Lautstärke von 77,2 Dezibel beweist die Mühle eine relativ leise Perfomance im Vergleich mit 23 anderen beliebten Espressomühlen für Zuhause. Werte unter 80db wurden von uns als gut eingeschätzt.
Die Eureka XL gibt es in Chrom-Optik, schwarz-matt, weiß, grau und Ferrari rot. In unserem Test durften wir die Chrom-Variante verwenden. Diese ist schön anzusehen, jedoch sehr anfällig für Fingerabdrücke. Ein Poliertuch sollte bei dieser Wahl im Zweifelsfall in der Nähe liegen.
Das stufenlose Scheibenmahlwerk hat einen Durchmesser von 65mm und ist mit der durch Eureka patentierten Diamond Inside Technik behandelt. Eureka spricht der Mahlscheibe eine längere Beständigkeit von bis zu 1.500 kg Kaffee Vermahlung zu. Wir haben das nicht getestet, können aber aufgrund der Partikelverteilung weiter unten eine Einschätzung über die Qualität der Mahlscheiben geben.
Empfohlene Fachhändler für die Eureka Mignon: Lücke Technik*
Wir haben sowohl in der vergleichenden Degustation als auch in den Einzeltests immer wieder gute Espressi getrunken, die mit der Eureka Mignon XL gebrüht wurden. Einzelne gute und sehr gute Espressi sind bisweilen Ausreißer. Die Mignon XL liefert aber einige Argumente für eine gute Konstanz.
Mit einem Totraum von 3,1 g gehört die Espressomühle zu den besseren Mühlen. Bis zu 3,5g Totraum schätzen wir als gut ein. Totraum ist das rund um die Mahlkammer zurück bleibende Mahlgut, welches beim Beenden der Mahlung nicht ausgegeben wird. Bei der nächsten Mahlung wird das Mahlgut im Totraum dann als erstes ausgegeben. Je nach dem wie lange die letzte Mahlung zurück liegt, ist so also ein Teil der Mahlung nicht frisch.
Über zehn Mahlungen mit eingestellter Ausgabemenge von 18g Kaffee wies die Eureka Mignon XL eine Standartabweichung von 0,27 g auf. Auch das ist ein guter Wert.
17,50 | 17,50 |
18,00 |
18,00 |
18,30 |
18,00 |
18,10 |
17,80 |
17,70 |
18,10 |
Gerade bei günstigeren Espressomühlen erhitzt sich das Mahlgut oft stark, was zu einer negativen Veränderung des Geschmackes führen kann. Mit einer durchschnittlichen Temperatur von 34,4 Grad und einer geringen Steigung über 6 Mahlungen im Abstand von 30 Sekunden, lieferte die Mignon XL auch hier gute Ergebnisse.
Lediglich bei der Geschwindigkeit platziert sich die XL im Mittelfeld. In zehn Sekunden mahlt die Mignon XL 28,7 Gramm Kaffee. Das ist einiges, geht schlechter, aber auch besser.
Der Espresso schmeckte samtig-kräftig und komplex - er erinnerte an Marzipan und holte aus unserem Apas Espresso alles heraus. Wenn ihr den Apas probieren wollt, könnt ihr ihn hier in Deutschland/EU bestellen und hier in der Schweiz.
Werfen wir einen Blick auf die Partikelverteilung der Mignon XL. Insgesamt sieben verschiedene Kurven wurden von uns gemessen. Dazu haben wir jeweils eine Mahlgutprobe gezogen und diese im Labor der ZHAW Wädenswil untersucht.
Die Eureka Mignon XL war als Mühle 15 (M15) codiert. Die Tests wurden jeweils nummeriert, siehe auch Legende. T1 in rot (siehe oben) stellt eine Überprüfung des Mahlgutes bei der Auslieferung dar. Die Mühle war sehr fein eingestellt und weist einen entsprechend hohen Fine-Anteil und ein entsprechend tiefes Hauptpeak auf.
Die Tests 2, 3, 4 und 7 liegen hier wünschenswert gut übereinander. Bei diesen Mahlungen wurde jeweils das gleiche Rezept eingestellt. Zu diesem Zweck haben wir 18g Kaffee ausgewogen und die Mühle so eingestellt, dass der Mahlgrad für eine Extraktion von 45g Kaffee in 25 Sekunden kalibriert war.
Bei T2 und T3 wurden zwischenzeitlich 6 Espressi alle 30 Sekunden bezogen. Untersucht wurde, ob die Temperatur des Mahlgutes ansteigt und sich in Abhängigkeit dazu eine wesentliche Auswirkung auf die Partikelverteilung zeigt. Eine solche Abweichung konnten wir nicht feststellen. Tatsächlich war die Temperatur mit 34,4 Grad Celsius im Durchschnitt auch nicht hoch.
Als nächstes haben wir den Espresso wieder sauber auf das Ausgangsbrührezept eingestellt (T4) und eine entsprechende Probe bezogen. Diese war die Ausgangsprobe für die Bestimmung von Feinanteil und Hauptpeak. Die Eureka Mignon XL weist einen Feinanteil von 21,63 Prozent auf. Damit performt sie hier im Durchschnitt (21,96 %) des Mühlenfeldes. Teilweise konnten wir eine leichte Trockenheit im Nachgeschmack beim Espresso feststellen, welcher auf den Feinanteil zurück zu führen sein kann. Dieser überwog jedoch nicht.
Das Grobpeak wies eine Breite von 238 auf. Das durchschnittliche Grobpeak lag bei 249,6. Abzulesen ist daraus, dass die Eureka Mignon XL einen leicht höheren Anteil Partikel im gewünschten Mahlgradbereich aufweist und somit etwas besser als der Durchschnitt performt.
Anschließend stellten wir zunächst einen Ristretto (T5) und dann einen Café crème (T6) ein. Kurve 7 zeigt die Partikelverteilung, wenn anschließend versucht wird, exakt auf den selben Mahlgrad "zurück" zu stellen, nur anhand der Kennzeichnung auf dem Rädchen der Mahlgradeinstellung. Leider war das nicht so exakt möglich wie gewünscht. Das Grobpeak lag nach der Rückstellung bei 249 Breite und der Feinstanteil bei 21,4. Den Espresso lief entsprechend leicht schneller und musste nachjustiert werden.
Die Mahlgradeinstellung der Mignon XL Oro ist nicht genau genug, um flexibel zwischen verschiedenen Getränken und Bohnen zu wechseln.
Immer mehr Home Barista bevorzugen bei der Vermahlung von Kaffee Einzelportionen. Dabei wird die gewünschte Kaffeemenge abgewogen, in die Mühle gegeben und direkt ausgemahlen. So altern keine Kaffeebohnen im Bohnenbehälter und ein schneller Wechsel zwischen verschiedenen Kaffeebohnen ist möglich. Auch lässt sich dadurch das Brührezept wechseln, von Espresso zu Café crème und zurück.
Damit eine Mühle sich zum Einsatz als Single Dosing-Espressomühle eignet, sollte sie wenig Totraum aufweisen, die Mahlkammer bei längerer Mahlzeit möglichst vollständig ausmahlen und präzise einstellbar sein.
Der Totraum der Eureka Mignon XL ist zwar mit 3,1 Gramm relativ klein. Es blieben jedoch selbst bei langem Ausmahlen immer mindestens 0,3 Gramm Kaffee in der Mühle zurück. Das geht auf jeden Fall besser!
Auch wird die Präzision der Mahlgradeinstellung nicht immer ausreichen, um beim Sprung von Rezept zu Rezept und von Bohne zu Bohnen auf den Punkt zu sitzen. Deshalb: die Eureka Mignon XL kann sicher als Mühle für Einzelportionen eingesetzt werden, wird aber hier nicht mit Mühlen mithalten können, die dafür entwickelt wurden. Mit einem Update wie einem Blasebalg Bohnenbehälter, lässt sich zumindest die Perfomance des zurück bleibenden Kaffeepulvers verbessern.
Wenn der Schieber der Mignon XL geschlossenwird, kann der Bohnenbehälter abgenommen werden. Der Bohnenbehälter selbst fasst bis zu 300g Kaffee. Wir empfehlen euch aber, diesen nicht aufzufüllen, und lieber öfters Kaffee in den Behälter zu geben. Der Bohnebehälter ist transparent und nicht Luftdicht verschlossen. Dadurch reagiert der Kaffee mit dem Licht und Sauerstoff und wird beschleunigt älter. Ranzige Fehlgeschmäcker bilden sich überraschend schnell.
Unter dem Bohnbehälter unterhalb des Verschlussschlittens befinden sich 15,2 Gramm Kaffee. Diese gilt es zu entfernen, bevor z.B. ein anderer Kaffee verwendet werden kann. Im Verhältnis zu vielen anderen Mühlen ist das relativ wenig.
Die Eureka Mignon XL hat uns als Espressomühle für Zuhause überzeugt. Sie liefert in allen Bereichen mindestens gute, zum Teil sogar sehr gute Ergebnisse.
Die Bedienung des Mühlen-Displays ist intuitiv und praktisch einfach. Die Mahlgradeinstellung könnte präziser sein, ist aber z.B. genauer und einfacher einzustellen, als das kleinere Mahlgrad der Eureka Mignon Specialita oder Magnifico.
Das Wichtigste ist, dass auch der Espresso über die verschiedenen Extraktionen hinweg gut geschmeckt hat. Mit der Eureka Mignon XL Oro entscheidet ihr euch sicher für eine gute Mühle.
Sollte der Espresso mit der Eureka Mignon XL nicht schmecken, hilft euch vielleicht unser Artikel über die Espresso Zubereitung oder einer unserer Kaffeekurse weiter.
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
20 Kommentare
your blog and videos are great. Thanks a lot.
I have the Niche Zero and I want to add a model with a hopper and a flat disc. I like the XL, but at Eureka there's also the Turbo, also a 65mm wheel but of a different material I think. The Turbo is less expensive. Do you think there could be a significant difference in cup size between the XL and the Turbo? Thanks for your help.
:-)
That said, I'll be waiting for your Turbo test!
;-))))
Schwanke zwischen einer Eureka XL und einer Eureka Libra.
Beide haben gewissen Vor- und Nachteile.
Ungeachtet dieser Pro‘s und Con‘s… welche würdet ihr empfehlen bzw. euch anschaffen?
Grüße
Pascal
The publisher express the difficulty to set up the different recipe. What does it means?
im Moment bin ich noch mit meiner Hario V60 unterwegs aber möchte 2023 auf eine ECM V slim umsteigen.
Ist die Mühle auch für Filterkaffe (oder auch French Press) vom Mahlgrad her zu gebrauchen?
Vielen Dank
Malte
Gruss Pascal
vielen Dank für die Antwort bzgl. der Reparaturhäufigkeit und den Tipp mit der Oro-Reihe.
Netter Gruß
Peter
da ich auf der Suche nach einer Mühle bin habe ich auf der Homepage von Eureka nachgeschaut. Danach gibt es die Mignon XL offensichtlich nicht mehr. https://www.eureka.co.it/it/catalogo.aspx
Gibt man im Suchstring Mignon XL ein erhält man zwar eine Verlinkung, diese führt aber zu " The resource cannot be found.
Description: HTTP 404." Gleiches gilt auch für die Eureka Mignon Magnifico.
Somit käme für mich evtl. die Mignon Specialita oder die Atom 60 in Betracht. Ein Onlinehändler sagte mir, dass er eine hohe Reparaturanfälligkeit bei den Eurekamaschinen habe. Ist euch da etwas bekannt?
In erwartung eurer Antwort bin ich mit nettem Gruß and wishing good brews
Peter Jahn
du musst bei Eureka unter Eureka Oro schauen, die sind bei den normalen Mühlen nicht gelistet.
In der Fazit-Tabelle solltet Ihr unter "Geschwindigkeit" die Einheit "Sek" auf "g" ändern. Sonst ist das verwirrend :)
Das Gleiche aufgefallen im Test von Mazzer Mini Electronic A.
Viele Grüße aus Berlin
Was denkst du?