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    Mahlkönig x64 SD Single Dosing Mühle im Test

    Mahlkönig x64 SD Single Dosing Mühle im Test

    Das klingt verheissungsvoll, wenn die deutsche Mühlenschmiede eine eigene Single Dosing Mühle für zuhause auf den Markt bringt. Es ist ein denkwürdiger Moment, denn mit Mahlkönig hat vor fast 15 Jahren «Single Dosing», wie wir es heute kennen, angefangen. Damals mahlte ein junger Australier namens Matt Perger für den Brewers Cup und die Baristameisterschaft seinen Kaffee auf einer Mühle, die Mahlkönig selbst vor allem als Getreidemühle verstand. Die Rede ist von der legendären EK43. Diese Mühle trat ihren Siegeszug an und wurde in zahlreichen Cafés rund um die Welt heimisch.

    Heute, viele Jahre später, ist Single Dosing auch aus den heimischen vier Wänden kaum mehr wegzudenken. Mahlkönig, einst Wegbereiter – wenn auch ohne grossartigen eigenen Beitrag – ist zum Pionier wider Willen geworden und hat das Thema Single Dosing für zuhause bis heute ziemlich verschlafen. Diesen Sommer aber war es endlich so weit. Mahlkönig lieferte: Mit der Mahlkönig x64 SD war sie endlich da. Seitdem haben wir die Mühle des schweizerisch-deutschen Unternehmens ausgiebig getestet. Wobei ich direkt einschieben möchte: das Modell x64 SD wird nicht in Hamburg gebaut, sondern in der chinesischen Mahlkönig-Herstellung.

    Ob die Mühle, die für den kompetitiven Preis von 499 Euro auf den Markt kommt, auch unter der Lupe unseres Testprotokolls glänzt, erfahrt ihr in diesem Testbericht.

    Design und Verarbeitung

    Der erste Eindruck war – ungewohnt. Wer die klaren, industriellen Linien von EK43, E65 oder X54 kennt, wird bei der X64 SD erst einmal stutzen. Die kompakte Bauform wirkt fast gedrungen, die Rundungen eher verspielt. Uns ging es wie vielen: Sieht so eine Mahlkönig aus?

    Als die Mühle dann aber bei uns im Testlabor stand, wandelte sich der Eindruck. Was auf Bildern vielleicht nach Kunststoff aussah, entpuppte sich als massives Aluminiumgehäuse, das der Mühle ein sattes Gewicht von über 4,5 kg verleiht. Alles fühlt sich wertig an, vom hochwertigen Silikon-Blasebalg bis zu den durchdachten magnetischen Halterungen. Trotz ihrer kompakten Masse – 14,3 cm in der Breite, 25 cm in der Höhe und rund 26 cm in der Tiefe – steht sie felsenfest auf der Arbeitsfläche.

    Dennoch konnten wir uns einer amüsanten Assoziation nicht erwehren, die sich im Laufe des Tests verfestigte: Mit ihrem gedrungenen Körper und dem zentralen, runden Mahlgrad-Einstellrad erinnert sie uns an einen Froschzyklopen, eine Figur aus der griechischen Mythologie. Einmal im Kopf, wird man dieses Bild nicht mehr los – ein sympathischer, wenn auch eigenwilliger Charakter für die heimische Kaffeebar.

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    Technische Daten im Überblick

    Messergebnis Wert
    Mahlscheiben 64 mm Flachmahlscheiben
    Geschwindigkeit / 18 g ca. 7,0 Sekunden
    Geschwindigkeit / 10 Sek ca. 35,0 Gramm
    Lautstärke 81,0 dB
    Temporärer Totraum 0,6 g
    Absoluter Totraum 0,9 g
    Mahlgrad-Replizierbarkeit Theoretisch gut
    Preis (UVP) 499 € / 499 CHF

    Bedienung im Alltag

    Die Mühle ist schlicht aufgebaut: kein Display, keine Spielereien, kein Menü. Mahlen, Blower drücken, fertig. Das gefällt uns grundsätzlich – aber es gibt Feinheiten, die man kennen sollte.

    Das Verstellrad arbeitet mit einem kleinen Planetengetriebe, das den Drehweg übersetzt. Dadurch lässt sich der Mahlgrad sehr präzise einstellen. Man spürt förmlich, dass sich im Inneren etwas «reduziert» bewegt – eine kluge Lösung, die feinfühliges Justieren erlaubt.

    Allerdings ist die Mahlgradanzeige selbst recht klein geraten. Die aufgedruckten Punkte und Striche liegen weit auseinander, wodurch eine winzige Bewegung am Rad oft schon mehrere Sekunden Extraktionszeit ausmacht. Es ist davon abzuraten, bei der Mahlgradeinstellung bis zum nächsten Strich zu gehen. Wer präzise zwischen den Linien bleibt und Viertelschritte geht, kann die Mühle sehr präzise einstellen. Wir hätten uns hier schlicht mehr Zwischenlinien gewünscht.

    Positiv: Der Nullpunkt lässt sich einfach justieren. Wer regelmässig die Mühle öffnet und reinigt, kann sehr einfach den Nullpunkt wieder finden. Negativ: notwendig nach jeder Öffnung.

    Das Mahlgut: Wo die x64 SD wirklich glänzt

    Kommen wir zum entscheidenden Punkt: dem Geschmack in der Tasse. Und hier können wir es kurz machen: Der Espresso aus der Mahlkönig x64 SD ist exzellent. Bei unseren Tests mit unserem Mano-Espresso waren die Ergebnisse durchweg überzeugend. Wir erhielten komplexe, dichte und fruchtige Espressi mit einer wunderbar samtigen Textur und einem langen, sehr angenehmen Nachgeschmack. Aber auch dunklere Röstungen wie Apas oder Compadre funktionierten sehr gut.

    Was die Mühle besonders auszeichnet, ist ihre enorme Vielseitigkeit. Sie ist eine wahre Allrounderin. Bei modernen, hellen Röstungen kitzelt sie mit kürzeren Bezugszeiten die fruchtigen Noten gut heraus. Gleichzeitig beherrscht sie aber auch das klassische Spektrum. Bei dunkleren Röstungen liefert sie einen vollen Körper und klare Noten von Marzipan und Schokolade. Diese Fähigkeit, beide Welten so gut zu bedienen, ist in dieser Preisklasse selten.

    Ein weiteres, typisches Mahlkönig-Merkmal ist die sehr geringe Klumpenbildung. Selbst bei feinsten Mahlgraden für Espresso bleibt das Mahlgut locker und fluffig. Das erleichtert nicht nur die Verteilung im Siebträger, sondern ist auch eine wichtige Voraussetzung für eine gleichmässige Extraktion.

    Diese herausragende Leistung in der Tasse lässt eine klare Designphilosophie erkennen. Es scheint, als sei Mahlkönig bereit gewesen, bei der äusseren Form, der Akustik und sogar bei Details des Workflows Kompromisse einzugehen, um den Preis von unter 500 Euro zu erreichen. Wo sie jedoch keine Abstriche gemacht haben, ist bei der Kernkompetenz: der Qualität des Mahlguts und dem daraus resultierenden Geschmack. Die x64 SD mag ihre Eigenheiten haben, aber sie liefert in der Tasse ab.

    Einschränkung: Wer mit sehr hellen Röstungen und der absoluten Klarheit kokettiert, findet dafür noch passendere Mühlen. Die x64 SD liefert in Sachen Partikelverteilung einen sehr guten Qualitätskompromiss, der verschiedene Welten von klassischer italienischer Röstung (Compadre), Übergangsröstungen (Mano) und hellen und sehr komplexen Specialties (Lila und orange Linie) verbindet.

    Ein Blick unter die Lupe: Partikelverteilung und mechanische Präzision

    Um unsere geschmacklichen Eindrücke mit objektiven Daten zu untermauern, haben wir das Mahlgut der x64 SD einer Partikelanalyse unterzogen. Das Ergebnis bestätigt, was wir geschmeckt haben: Die Mühle leistet hervorragende Arbeit.

    Die Partikelverteilung für Espresso zeigt eine typische bimodale Kurve, also eine Verteilung mit zwei Gipfeln. Der sogenannte «Feinpeak», der den Anteil der feinsten Partikel darstellt, liegt bei etwa 33 µm. Der für die Extraktion entscheidende «Hauptpeak» befindet sich bei unseren Espresso-Einstellungen bei rund 210–215 µm. Diese Verteilung ist schmal genug, um auch bei komplexen, hellen Röstungen für klare Geschmacksprofile zu sorgen, aber gleichzeitig breit genug, um klassischen Espressi die nötige Balance und den Körper zu verleihen. Das erklärt die bereits erwähnte Vielseitigkeit der Mühle.

    Die wirklich beeindruckende Erkenntnis lieferte jedoch unser Test zur Replizierbarkeit. Hierfür haben wir zunächst einen Espresso mit einer Einstellung (T4) gemahlen und die Partikelverteilung gemessen. Anschliessend haben wir den Mahlgrad deutlich verstellt, um einen Ristretto und einen Lungo zu mahlen. Zum Schluss kehrten wir rein optisch, ohne Messinstrumente, zur ursprünglichen Markierung T4 zurück und führten eine letzte Messung (T7) durch.

    Das Resultat ist verblüffend: Der Hauptpeak der Messung T7 lag bei 214,61 µm, nur wenige Mikrometer neben dem Ausgangswert von 209,49 µm aus Test T4. Das ist eine höchst präzise, fast identische Wiederholung. Dieser Test liefert den objektiven Beweis, der das Paradox der Bedienung auflöst. Die Mühle ist ein Präzisionsinstrument. Ihre Mechanik, vom Planetengetriebe bis zur Mahlscheibenaufnahme, arbeitet mit aussergewöhnlicher Genauigkeit. Die Schwäche liegt einzig und allein in der visuellen Darstellung dieser Präzision auf dem Einstellrad. Es ist schade, dass eine so gute Mechanik hinter einer unzureichenden Skala versteckt wird, aber es beweist, dass das Fundament der Mühle funktioniert.

    Reinigungsfähigkeit von gestern

    Leider ist die Reinigung der Mühle bis auf die Mahlscheibe ziemlich aufwendig. Währen andere Hersteller das mittlerweile ohne Werkzeuge hinbekommen, zücken wir bei der x64 SD bis zu sieben Mal den Schraubenzieher. Das ist immer dann der Fall, wenn wir die Mühle richtig reinigen wollen. Das empfehlen wir regelmäßig, vor allem bei Mühlen die auch einen gewissen Totraum haben. 

    Was sicher wiederum gut reinigen lässt, ist der Auswurf. Der kann Mahlkönig-typisch einfach und schnell abgenommen werden.

    Die Achillesferse: Ein Single Doser mit Rückstau

    Eine der wichtigsten Eigenschaften einer Single-Dosing-Mühle ist ein möglichst geringer Totraum, also die Menge an Kaffeemehl, die nach dem Mahlvorgang in der Mühle verbleibt. Hier zeigt die x64 SD ihre grösste Schwäche. Unser Test ergab einen absoluten Totraum von 0,9 g. Dieser setzt sich zusammen aus 0,3 g permanentem Totraum (Kaffee, der in Schraubenköpfen und Ritzen festsitzt) und 0,6 g temporärem Totraum.

    Dieser temporäre Totraum von 0,6 g ist der entscheidende Wert für den täglichen Gebrauch. Es ist die Menge an altem Kaffeemehl, die bei jedem neuen Mahlvorgang durch frisches Mehl ausgetauscht wird. Für eine Mühle, die als Single Doser vermarktet wird, ist dieser Wert «eher viel». Die Spitze liefert hier Werte zwischen 0,1 und 0,3 Gramm.

    Für den Alltag bedeutet dies: Wer häufig zwischen sehr unterschiedlichen Kaffeesorten wechselt – beispielsweise von einem fruchtig-fermentierten Natural zu einem schokoladig-nussigen gewaschenen Kaffee – wird den Einfluss der 0,6 g Restkaffee schmecken. Um eine geschmackliche Vermischung zu vermeiden, empfehlen wir, vor dem Mahlen der eigentlichen Dosis zwei bis drei Bohnen des neuen Kaffees zu mahlen («Purging»). Das macht den Workflow etwas aufwendiger, stellt aber die Reinheit des Ergebnisses sicher.

    Geschwindigkeit und Akustik: Klein, schnell und nicht zu überhören

    Neben der Mahlqualität beeindruckt die x64 SD mit ihrer Geschwindigkeit. Für eine 18-Gramm-Dosis benötigt sie nur rund 7,0 Sekunden, was einem Durchsatz von etwa 35 g in 10 Sekunden entspricht. Das ist für eine Haushaltsmühle beachtlich schnell und sorgt für einen zügigen Workflow am Morgen.

    Diese Geschwindigkeit hat jedoch ihren akustischen Preis. Mit 81,0 dB ist die Mühle laut. Sie liegt damit knapp über der Schwelle, die wir als angenehm empfinden würden. Doch es ist nicht nur die Lautstärke, sondern auch der Charakter des Geräuschs, der auffällt. Die Mühle klingt und fühlt sich beim Mahlen und besonders beim Auslaufen leicht «unwuchtig» an.

    An dieser Stelle ist es wichtig, eine mögliche Fehlinterpretation auszuräumen: Ein unwuchtiges Geräusch könnte auf ein schlechtes Alignment der Mahlscheiben hindeuten. Unsere Partikelanalyse beweist jedoch das Gegenteil. Die exzellente und konsistente Verteilung des Mahlguts zeigt, dass die Scheiben gut ausgerichtet sind. Das Geräusch ist also eine Eigenschaft des Motors und der Konstruktion, scheint aber keinerlei negativen Einfluss auf die Mahlqualität zu haben.

    Unser Fazit: Preis-Leistung top

    Nach intensiven Tests hinterlässt die Mahlkönig x64 SD einen zwiegespaltenen, aber letztlich positiven Eindruck. Sie ist eine Mühle der Gegensätze. Auf der einen Seite steht eine gute Performance in der Tasse. Der Espresso ist vielschichtig, untermauert durch eine gute Partikelverteilung und eine mechanische Präzision, die in dieser Preisklasse ein starkes Ausrufezeichen setzt.

    Auf der anderen Seite stehen spürbare Kompromisse im Workflow: eine frustrierend ungenaue Mahlgradskala, ein für einen Single Doser relativ hoher Totraum, ein etwas unsauberes Auswurfverhalten und ein lautes, leicht unruhiges Betriebsgeräusch.

    Am Ende des Tages ist die entscheidende Frage die der Prioritäten. Das Preis-Leistungs-Verhältnis, bezogen auf die reine Geschmacks-Performance, ist sehr gut. Für 499 Euro erhält man eine Mühle, die Kaffee produziert, der mit deutlich teureren Geräten mithalten kann.

    Ein letzter, nicht zu unterschätzender Punkt ist die Sicherheit und Verlässlichkeit, die der Kauf bei einem etablierten deutsch-schweizerischen Unternehmen mit sich bringt. In einem Markt, der von Direktimporten überschwemmt wird, bietet die x64 SD die Gewissheit einer CE-Zertifizierung und eines funktionierenden Händler- und Servicenetzes – ein wichtiger Mehrwert, der das Gesamtpaket abrundet.

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