Die Quick Mill Carola ist eine Espressomaschine mit Einkreis System und PID-Steuerung. Warum sie ausgezeichneten Espresso macht und keinen Milchschaum, erfahrt ihr in unserem Testbericht.
Das beste gleich zum Beginn: für 1000 Euro/1200 Franken vereint die Quick Mill Carola einige gute Komponenten unter ihrem gerade einmal 20 cm breiten und 45 cm tiefen Gehäuse. Eine Faema E61 Brühgruppe in Kombination mit einer PID -Steuerung macht Freude und vor allem guten Espresso. Die Einkreiser-Espressomaschine ist konstant. Das liegt auch daran, dass der Boiler nicht Milch schäumen und Espresso machen muss. Die Quick Mill Carola verzichtet komplett auf die Funktion der Dampflanze. Dafür macht sie aber beim Espresso keine Kompromisse. Aber der Reihe nach.
Von Anfang an macht die Quick Mill Carola mit ihrem verchromten Gehäuse und sauber verarbeiteten Aussenkanten eine gute Figur. Der kompakte Siebträger bringt rund 15 Kilogramm auf die Waage und verteilt das auf gerade einmal 20 cm Breite, 45 cm Tiefe und 37 cm Höhe. Wer eine kleine aber gute Espressomaschine sucht, wird mit Quick Mill Carola fündig. Sie schmiegt sich mit dieser Grösse in jede Küchenniesche.
Ein Manometer zeigt den Brühdruck an und der isolierte Messingboiler fasst rund 0,75 Liter. 1.6 Liter fasst der Wassertank der Maschine. Praktischerweise kann der obere Deckel ähnlich einem Tablett samt Tassen angehoben werden, um an den Wassertank zu kommen. Was beim Deckel gut gemacht wurde, fehlt dann allerdings beim Wassertank. Mangels eines Griffes oder Greifloches ist das Entnehmen des Wassertankes eine Fummelei. Es lässt sich aber bewerkstelligen. Alternativ kann auch einfach von oben Wasser nachgegossen werden.
Die Quick Mill Carola gibt es wahlweise mit rotem, schwarzen oder Edelstahl Seitenteil. Positiv fällt uns auch der Fallschutz für Tassen auf der Maschine auf. Bei vielen Maschinen in höheren Preisklassen besteht dieser aus Plastik und muss in Metall nachgekauft werden. Die Quick Mill Carola spart hier nicht und hat das schon verbaut.
Die Tropfschale einer Espressomaschine entscheidet nicht über die Qualität der Espressozubereitung. Für mich ist sie trotzdem richtig wichtig. Je kleiner die Tropfschale, desto grösser die Gefahr eine Sauerei zu veranstalten, wenn man diese im Waschbecken ausleeren will.
Hochpreisige Espressomaschinen haben meistens Optional die Möglichkeit, die Tropfschale an einen Wasserabfluss anzuschliessen. Wenn das nicht geht, freut man sich über eine möglichst grosse Schale. Die Quick Mill Carola hat so eine Schale. Selbst wenn man einige Espressobezüge macht und zwischendurch spült, läuft die Schale nicht über.
In rund 10 bis 15 Minuten erreicht die Maschine Betriebstemperatur und hört auf zu heizen. Damit auch die E61 Gruppe gut durchwärmt, empfiehlt sich der ein oder andere Leerbezug. Schon der erste Bezug macht klar: diese Maschine kann Espresso und die E61 Brühgruppe hat es faustdick drauf. Die massive Messingstruktur des Thermosyphons liefert in bewährte E61 Manier.
Die Kombination liegt hier in der Verbindung von Einkreis System und PID-Steuerung. Zur Erinnerung: bei Einkreis-Espressomaschine wird das Wasser zum Brühen des Kaffees aus dem gleichen Tank gezogen, der auch den Dampf produziert, um Milch zu schäumen. Die ideale Brühtemperatur liegt für Espresso bei 92 bis 94 Grad Celsius. Zum Schäumen von Milch muss der Kessel aber auf rund 120 Grad aufheizen, um ausreichen Wasserdampf zu produzieren. Den Wechsel zwischen diesen beiden Aufgaben schafft kein Einkreiser wirklich gut und muss so Kompromisse bei der Qualität machen. In unserem Test der Rancilio Silvia besprechen wir diese Thematik ausführlich.
Die Quick Mill Carola verzichtet auf die Funktion des Aufschäumens komplett. Ja, ihr habt richtig gehört. Kein Cappuccino! Dafür macht die Maschine bei der Espressoqualität aber keine Kompromisse. Dank der PID Steuerung lässt sich die Temperatur des Kessels präzise einstellen. Die Temperatur wird gehalten und bleibt konstant.
Eine PID-Steuerung in dieser Preisklasse ist eine absolute Seltenheit. Grundsätzlich müssen wir das einfach loben. Die Bedienung ist etwas fummelig, aber auch nicht schwierig zu meistern. Hier hätte der Hersteller auch in eine kleine Digitalanzeige investieren können. Aber: die Steuerung macht was sie soll.
Auf der Rückseite der Carola sind zwei Schrauben zu lösen. Dahinter versteckt sich die Steuerungseinheit. In der Bedienungsanleitung ist beschrieben, wie die Temperatur einzustellen ist. 6 kleine Schalter lassen sich auf „on“ oder „off“ schalten und so verstellen. Die Bedienungsanleitung gibt z.B. an, dass die Temperatur 123 mit On, On, Off, On, Off, On einzustellen ist.
Das Problem bei der ganzen Sache ist jedoch, dass die Maschine mit einem ziemlich grossen Offset ausgeliefert wird. Offset bedeutet, dass die gemessene Temperatur nicht mit der angegebenen übereinstimmt. Unsere Testmaschine war zu Beginn mit den Positionen für die Temperatur 110 eingestellt. Schon in der Degustation fanden wir den Espresso zu bitter, weshalb wir die Temperatur gemessen haben. Aus der Gruppe heraus kamen effektiv 99 Grad.
Nach einigem herum testen sind wir mit der PID-Temperatur bei 106 gelandet, was uns eine effektive Brühtemperatur von 93 Grad einbrachte. Und die hielt sich dann auch sehr konstant. Natürlich muss man auch bei der Carola vor dem Espressobezug spülen, also etwa zwei Sekunden Wasser laufen lassen. Das ist jedoch ist bei jeder E61 Brühgruppe der Fall.
Es ist grundsätzlich nicht kompliziert die Temperatur der Gruppe gut einzustellen. Ihr braucht aber ein Messgerät. Kaffeemaschinen-Techniker verwenden dafür einen Siebträger, in dem ein Messgerät verbaut ist. Hier komme ich dann wieder zu meinem Argument, warum ihr Espressomaschinen lokal kaufen solltet und nicht über Online-Shops. Mit dem lokalen Ansprechpartner könnt ihr in Rücksprache die Temperatur anpassen lassen. Gute Händler stellen die Temperatur auch ein, bevor sie die Maschine verkaufen. Das machen Amazon und Co. in der Regel nicht.
Natürlich könnt ihr mit jedem Thermometer mit Temperaturbereich zwischen 90 und 100 Grad die Temperatur annähernd messen. Und ihr könnt auch schmecken, ob die Temperatur stimmt. Schmeckt der Espresso gut, läuft alles perfekt. Ist euer Kaffee eher zu bitter, dann geht mit den Temperaturen runter. Ist der Kaffee eher sauer und nicht balanciert, geht mit der Temperatur hoch. Und wichtig: zwischendurch immer kräftig spülen, damit sich die Temperatur im Kessel anpasst. Wenn ihr die Temperatur hochstellt, müsst ihr warten bis der Kessel nachgeheizt hat.
Die Quick Mill Carola ist eine richtig gute Espressomaschine im Wortsinn: sie macht guten Espresso. Sie ist konstant und hält die Temperatur. Die PID-Steuerung ist eine feine Sache, wenn die Temperatur einmal eingestellt ist. Der Knopfmechanismus lädt nicht zum flexiblen Einstellen ein. Wer gerne regelmässig die Temperatur umstellen will, dem ist das bei der Carola wahrscheinlich nicht praktisch genug. Da aber fast alle Espressoröstungen mit einer ordentlich eingestellten Temperatur von rund 93 Grad Celsius ihr Peak erleben, ist die Einstellbarkeit der Temperatur eher was für Freaks.
Milch schäumen ist mit der Carola nicht möglich. Es ist keine Milchlanze vorhanden. Tee-Wasser kann dagegen bezogen werden. Wer also gerne Cappuccino oder Latte Macchiato trinken möchte, der wird mit der Maschine alleine nicht glücklich. Ein separater Milchschäumer kann hier Abhilfe leisten.
Der Espresso auf der Quick Mill Carola war so gut, dass mir die Variante mit separatem Milchschäumer besser gefällt, als der Qualitätskompromiss eins umschaltbaren Einkreisers (siehe auch Artikel zur Silvia.)
Pros die für die Quick Mill Carola sprechen:
Contras die gegen die Quick Mill Carola sprechen:
Haben wir was vergessen? Wir sind eure Erfahrungen mit der Quick Mill Carola? Bitte ergänzt den Beitrag, damit andere von euren Erfahrungen und Tipps profitieren.
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
28 Kommentare
Ich würde gerne den Vergleich mit der Profitec Go nochmals aufgreifen wollen : ihr seht die Go in Sachen Temperatur Konstanz vorne. Das verstehe ich nicht, weil die E61 Gruppe ja eigentlich eher für Stabilität sorgen dürfte...
Ich frage deshalb weil ich letztlich mich zwischen den beiden Maschinen schwanke und auch wegen Café Creme eine gute Temperaturkonstanz wichtig ist....
Bin gespannt auf Eure Antwort - und welche Maschine es bei mir werden wird... Merci
Hoffe, das hilft dir weiter, leider ist kein Direktvergleichs-Test geplant. Grüsse Pascal
Merci!
Der Druck beim brühen ergibt sich durch Menge und Feinheitsgrad des Mahlgutes.
Unter der Abdeckung für die Tassen hat es eine grosse Schlitzschraube (Überdruckventil), wo bei eingesetztem Blindsieb der max. Druck reguliert werden kann (bei mir 10 bar).
Im Uhrzeigersinn mehr Druck, aber Vorsicht, nur in ganz kleinen Schritten einstellen.
Gruss Jürg
Hatte ich letztlich auch bei meiner Lelit Bianca. Einfach mit einem Rollgabelschlüssel behutsam alle Gewinde der Brüheinheit wieder etwas nachziehen. Ev. ein Haushaltspapier zwischen Muttern und Rollgabelschlüssel legen, um Kratzer zu vermeiden. Auch wenn der Kommentar schon etwas älter ist, hilft er vielleicht Gleichgesinnten.
Danke. Lg
Thorsten
Lg Thorsten
Vermutlich aufgrund von eurem Carola-Test ? hat Quick Mill bei der neuen Version der Carola ja ein paar Verbesserungen vorgenommen (z.B. einfachere PIT Steuerung an der Frontseite / Wasserbehälter / …).
Habt ihr Erfahrungen, wie genau die angezeigte Temperatur ist und wie viel diese von der tatsächlichen Brühtemperatur abweicht (ihr habt die ja auch bei euch im Shop) ?
Es wäre toll, wenn ihr zu eurem Carola-Test-Video oer dem Artikel hier vieleicht ein Update machen könntet.
Danke für eure immer wieder super coolen Videos und Infos rund um Kaffee.
Mit freundlichen Grüssen Jürg
Danke dir für den Input, Gruss Pascal
Damit ist der Nachweis erbracht, dass die Maschine in der Lage ist, ausreichend Druck aufzubauen.
Druck kann sich nur aufbauen, wenn am anderen Ende für Gegendruck gesorgt wird (z.B. verschlossene Leitung, oder in diesem Fall das Blindsieb).
Wenn beim Espressobezug in diesem Fall kein ausreichender Druck entsteht, liegt es daran, dass der Puck zu grob gemahlen oder zu wenig verdichtet ist und die Flüssigkeit ohne nennenswerten Wiederstand das Kaffeepulver passieren kann.
Damit erklärt sich auch die wässrige Brühe.
die Carola (2022) mit digitaler PID hat nur eine Temperaturrange bis 105 Grad. Mich verwundert dies, da z.b. im Video zur Andreja von Euch eine PID-Temperatur von 120 Grad eingestellt werden konnte, um eine gute Brühtemperatur zu bekommen. Habt Ihr zufällig Tests gemacht, bei welcher Temperatur eine Brühtemperatur von 93 Grad bei der neuen Carola erreicht wird? Ist hier der Offset sehr viel geringer oder wird evtl. gar nicht die Kessel- sondern die Brühtemperatur gemessen? Für einen Tipp wäre ich sehr dankbar!! Besten Dank und herzliche Grüße
Nun, die Quickmill Carola ist eigentlich gar keine Einkreiser, sondern eine Einboiler-Maschine.
Der Espresso wird genauso gemacht wie auf einer Dualboiler, für den Espresso ein Boiler und für den Dampf ein Boiler, nur dass die Carola kein Dampf hat.
Oder liege ich da komplett falsch?
Was denkst du?