Gute Thermoblocks sind zurecht die aufstrebenden Sterne am Espressomaschinen-Himmel. Und die Quick Mill Luna fährt im Windschatten einer anderen populären Doppel-Thermoblock Maschine auf die Überholspur. Dafür verantwortlich ist neben der guten Verarbeitungsqualität von Quick Mill Maschinen der verhältnismäßig günstige Kaufpreis: bereits ab 1200 Euro finden wir die Maschine in Deutschland und ab 1400 Franken ist die Maschine auch in der Schweiz zu haben.
Der Elefant im Raum ist die Ascaso Steel Duo PID, die in Deutschland 1900 Euro kostet und in der Schweiz etwa das gleiche in Franken. Kann die Quick Mill Luna zu einem deutlich günstigeren Preis da mithalten? In diesem Testbericht schauen wir auf die Leistung der Luna. In einem weiteren werden wir die Maschinen direkt miteinander in den Vergleich schicken (4. Quartal 2024).
Es macht Freude mit positiven Aspekten zu beginnen, derer es einige gibt. Die Quick Mill Luna ist ein Thermoblock aus dem Hause Quick Mill. Das seit Gründung 1945 familiengeführte Unternehmen fertigt seine Maschine in Senago in der Nähe von Mailand. Die Fertigungsqualität der Luna lässt in unserem Test keine Wünsche offen. Das gebogen Edelstahlgehäuse fühlt sich wertig an und wir finden keine scharfen Kanten, nicht einmal am Tropfblech.
Die Espressomaschine ist mit zwei Thermoblock-Elementen ausgestattet, mit 600 bzw. 1000 Watt Aufnahme. Paralleles Schäumen und Espresso Brühen ist möglich, da beide Einheiten unabhängig voneinander operieren.
Mit 12 Kilogramm steht die Quick Mill Luna stabil auf dem Tisch. 35,7 cm Höhe und eine Breite von 28,8 cm treffen auf eine Tiefe, die sich aufgrund des herausstehenden Steckers und Siebträgers wie folgend verhält:
Die Distanz zwischen Siebträgerauslauf und Tropfschale beträgt 9,3 cm. Das ist praktisch für größere Tassen oder für alle, die gerne eine Waage unter der Tasse verwenden, um die Ausgabemenge in der Tasse zu kontrollieren. (Das ist etwas, was bei der Luna absolut sinnvoll ist, trotz Volumetrik.)
Die Quick Mill Luna ist mit einer programmierbaren Volumetrik ausgestattet, die wir weiter unten genauer besprechen. Auch die Schäumzeit und Wasserausgabezeit des Teewassers lassen sich programmieren. Die Teewasserausgabe ist präziser bezeichnet eher ein Teewasser-Tröpfeln, welches über die Dampflanze ausgegeben wird. Viel kommt da nicht!
Mit der Luna wird der typische Quick Mill Tamper geliefert, der sauber mit dem Rand abschließt. Während dieser Tamper passt, hat Quick Mill-fremdes Equipment einmal mehr schlechte Karten. Sowohl das 3er Bajonett des Siebträgers ist nicht kompatibel mit anderen Espressomaschinen, als auch die flache Auflage der Siebe. Das ist Quick Mill-typisch. Tamper mit mehr als 58,2 cm passen nicht gut, geschweige denn die Siebe von anderen Herstellern. Keine Frage: die Quick Mill Technik funktioniert für sich. Der Login-Effekt ist jedoch vor allem schade, mit Blick auf die zahlreichen Tools im Bereich der 58er Siebträger.
Wer morgens oder tagsüber zügig Espresso trinken will, freut sich über eine schnelle Aufheizzeit. Thermoblocks haben wegen der guten Leitfähigkeit des Aluminiumblocks und der unmittelbaren Wärmeübertragung auf das Brühwasser hier in der Regel die Nase im Vergleich zu Espressomaschinen mit Boiler vorne. Bei der Quick Mill Luna messen wir eine Aufheizzeit von 8 Minuten, um eine Temperatur von 92 Grad im ersten Bezug zu erreichen. Ein oder zwei Minuten mehr tun der der Maschine aber gut. Das ist übrigens eine Aussage, die wir auch auf der Basis unserer Protokolle unterstreichen können. Je länger die Maschine an ist, desto stabiler wird sie, vor allem auch bei einer höheren Abfolge von Bezügen.
Bei wenigen Bezügen nach der Aufheizzeit von 8 oder auch 20 Minuten ist die Maschine nicht stabil! Die Bezugstemperaturen schwanken stark. Während wir beim ersten Bezug noch eine durchschnittliche Temperatur von 92,8 Grad messen, ist der dritte Bezug durchschnittlich nur noch bei 89,23 Grad - und wir reden hier von Sekunde 5 bis 25 der Extraktion. Alle Bezüge haben die Tendenz am Anfang zu übersteuern und fallen dann im Bezug, um sich Richtung ende wieder zu stabilisieren. Über die 5 Bezüge im Kaffeemacher-Temperatur-Protokoll messen wir eine maximale Differenz in den Temperaturen von 7,63 Grad! Die Standardabweichung (STABWA) liegt bei 2,77. Das ist der schlechteste jemals von uns mit diesem Protokoll gemessene Wert.
Interessanterweise wird die Quick Mill Luna unter Frequenz und bei längerer Stehzeit besser. Beim WBC Protokoll beziehen wir 14 Bezüge, mit einer Frequenz von schlussendlich 35 Sekunden zwischen den Extraktionen. Es geht dabei darum, die Leistungsfähigkeit unter Last z.B. für die Gastronomie zu testen. Der Wert von 1,18 Standardabweichung über 14 Bezüge kann durchaus mit vielen Dualboiler mithalten. Auch wenn die Differenz zwischen minimaler und maximaler Temperatur mit 5,74 Grad über alle Bezüge noch ein eher hoher Wert ist. Diese Werte haben aber auch hier damit zu tun, dass die Luna bei den ersten Bezügen der Serie noch nicht ganz auf Temperatur ist. Erst mit Bezug 5 kommt die Luna auf stabile 92,7 Grad, und hält diese dann auch gut mit nur einem Ausreißer nach oben über die weiteren 9 Bezüge.
In diesem Kontext soll noch ein Phänomen nicht unerwähnt bleiben. Immer wieder zeigt die PID Steuerung, die sich einfach via Display verstellen lässt, eine abweichende Temperatur an. Das ist auch in unserem Video zu sehen, wo mitten im Video die Temperatur ohne erkennbaren Grund auf 89 Grad in der Anzeige fällt und wir erst warten müssen, bis sie sich wieder stabilisiert.
Welchen Einfluss hat das alles auf die Espresso-Extraktion? Schwieriger Punkt. Im Idealfall hat die schwankende Temperatur keinen Einfluss, wenn ihr das richtige Zielfenster antrefft. Allerdings zeigen unsere Messungen, dass die Luna keine verlässliche Temperaturperfomance zeigt. Ihr erhaltet manchmal die Temperatur die ihr euch wünscht. Teilweise schwankt diese jedoch stark - vor allem beim ersten und zweiten Bezug. Und das sind jene, die für uns im Alltag relevant sind.
Deshalb: wenn euch präzise Temperatur wichtig ist, ist die Quick Mill Luna keine gute Wahl!
Das bedeutet nicht, dass ihr nicht sehr guten Espresso mit dem Thermoblock beziehen könnt. Und am Ende ist der Geschmack in der Tasse entscheidend.
Übrigens: das Offset unserer Maschine war werkseitig gut eigestellt. Es steht auf 9 und wir hatten nur 1 Grad Abweichung zur Anzeige. (Abhängig natürlich davon, wie der jeweilige Bezug lief. Schwierig. 😟)
In Sachen Leistungsaufnahme und Energieverbrauch gehört die Luna zu den besten Maschinen auf dem Markt. 5 doppelte Bezüge inklusive Aufheizzeit ziehen lediglich 0,08 kWh, bei ausgeschaltetem Dampfboiler. Ein Espresso mit Aufheizen ist mit 0,038 kWh gebrüht. Schalten wir den Dampfboiler dazu, so kommen wir auf einen Wert von 0,11 kWh für Bezüge. Ein Cappuccino fordert dann 0,092 kWh ein.
Das sind gute Werte!
In Sachen Schäumgeschwindigkeit setzt sich die Quick Mill Luna in unserer Testreihe auf den letzten Platz. 80 Sekunden benötigt der Thermoblock, um die Milch auf Temperatur zu bringen. Das ist richtig langsam. Die Kraft der Maschine reicht, um die Milch ins Rollen zu bringen. Aber es ist viel Zeit gefragt. Besser wird direkt nur die kleine Kanne geschäumt. Wer sich die Zeit nimmt, kann mit der Luna guten Schaum herstellen. Daran hapert es nicht. Und wer sich an die Maschine gewöhnt hat, wird vermutlich an dem langsamen Schäumen wenig auszusetzen haben. Im Vergleich zu anderen Maschinen auf dem Markt ist das jedoch sehr, sehr langsam.
Sinnvoll ist beim Schäumen, keine klare Trennung zwischen Roll- und Ziehphase zu machen. Besser kontinuierlich wenig Luft unter die Milch rollen, während die gesamte Milch zirkuliert. Entstehen zu große Blasen ist die Gefahr groß, dass diese aufgrund der geringen Rollleistung nicht mehr zerschlagen werden können.
Die Quick Mill Luna hat eine programmierbare Volumetrik. Das wäre ein starkes Argument für die Maschine, würde dieses präzise funktionieren. Leider schwankt die Menge der Ausgabe mit dem Widerstand des Kaffeekuchens und damit ist die Volumetrik eigentlich nicht, bzw. nur zu gebrauchen, wenn der Mahlgrad bereits perfekt eingestellt ist und sich keine Faktoren verändern. Wer z.B. nach einem Tag wieder an die Maschine geht, wird ziemlich sicher schwankende Kaffeemengen in der Tasse haben. Eine Waage schafft Abhilfe, mit der die Ausgabemenge des Espressos manuelle kontrolliert werden kann. Das ist im Übrigen auch der Ablauf bei allen Espressomaschinen mit Faema E61 Brühgruppe - insofern nichts besonderes. Aber die programmierbaren Knöpfe haben uns mehr versprochen.
Was leider fehlt ist ein Entlastungsventil, weshalb der Druck nach der Extraktion zunächst auf dem Kuchen stehen bleibt. Deshalb finden wir hier oft eine Pfütze vor und wenn wir den Siebträger zu schnell ausspannen, besteht die Gefahr, dass uns die Kaffeematsche entgegen spritzt. Weniger schön, bei einer Espressomaschine die über 1000 Euro kostet. Das machen andere in der Preisklasse deutlich besser.
Immerhin hat das den Nebeneffekt, dass wir nur die Dusche reinigen Müssen, aber zur Reinigung der Maschine nicht rückspülen müssen.
Die Quick Mill Luna lässt mich vor allem wegen ihrer schlechten Temperaturperfomance ratlos zurück. Sie ist in der Regel ungefähr auf Temperatur, aber keine verlässliche Partnerin, wenn es um Genauigkeit geht. Problematisch finde ich, dass vor allem die ersten Bezüge nicht konstant sind, denn gerade für diesen Nutzen sehe ich die Maschine eigentlich. Eine Lösung ist wohl nur, erst einige Bezüge warmes Wasser durch den Siebträger zu ziehen, um die Maschine zu stabilisieren. Das WBC Protokoll zeigt, dass die Luna dann immer besser wird.
In Sachen Verarbeitungsqualität ist die Maschine vorbildlich, insbesondere auch für den aufgerufenen Preis. Da haben wir schon einiges gesehen, was 1000 Euro mehr kostet und deutlich mehr Plastik oder scharfe Kanten aufwies.
Die Dampfleistung der Maschine ist Träge. Die Zirkulation ist ausreichend, aber die Erhitzung geht sehr langsam von Statten.
Ich Vergleich zu andern Doppel-Thermoblocks ist die Quick Mill Luna deutlich günstiger. In der gleichen Preisklasse tummeln sich jedoch auch einige Einstiegs-Dualboiler. Diese haben vor allem in Sachen Konstanz- und Schäumperfomance alle Argumente auf ihrer Seite, sind dafür aber träger bei der Aufheizzeit. Doch reichen eine schnelle Aufheizzeit, eine gute Verarbeitungsqualität sowie ein geringer Energieverbrauch als Hauptargumente aus, um die Luna zu kaufen? Ich habe meine Zweifel.
Was denkt ihr? Habt ihr die Maschine vielleicht Zuhause und seid sehr zufrieden? Haben wir etwas wichtiges Übersehen? Wir freuen uns auf eure Anmerkungen und Kommentare.
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
1 Kommentar
Ist die getestete Luna eine V2 ?? Die soll dank neuer Firmware Temperaturstabiler sein!
Wenn ja: Den Test bzw. die Luna gegen die Steel Duo ins Rennen zu schicken solltet ihr euch sparen und lieber was anderes machen.
Wenn nein: bitte nachholen ;)
Vielen Dank für eure spannenden Tests.
Was denkst du?