Die Profitec Pro 300 reiht sich ein in eine Gruppe interessanter Dualboiler-Espressomaschinen für den Einstieg. Wir haben die Profitec Pro 300 ausführlich getestet und stellen unsere Ergebnisse in einem Testvideo vor.*
Mit rund 1400 Euro bzw. CHF 1600 gehört die Profitec Pro 300 zu den günstigsten Dualboiler Espressomaschinen auf dem Markt. Dualboiler Espressomaschinen verfügen über zwei in der Regel unabhängige Boiler, die individuell in der Temperatur eingestellt werden können. Im Gegensatz zu Zweikreiser-Espressomaschinen ist dadurch das unabhängige Schäumen der Milch möglich, während parallel Espresso bezogen werden kann. Es gibt sowohl bei den Zweikreisern als auch bei den Dualboilern ausnahmen von dieser Regeln. Die Profitec Pro 300 ist keine solche.
Beim Aufheizen der Maschinen stellen wir zwar auch eine Abhängigkeit fest. Diese wirkt sich aber auf das Schäumverhalten der Maschine nicht aus. Der 0,4 l Brühboiler sowie der 0,75 l Dampfkessel gehören zu den kleinsten Boilern, die wir in Dualboiler gefunden haben. Es bleibt also zu prüfen, wie die Leistung beim Schäumen und Espressobrühen und der wichtigen Temperaturkonstanz aussehen.
Die Espressomaschine Profitec Pro 300 hat eine Höhe von 38,8 cm und eine Breite von 25,5 cm. Wir messen eine Tiefe von 41,5 cm, wobei wir auf 47,5 cm Tiefe kommen, wenn wir den Siebträger einspannen. Das Gesamtgewicht der Maschine beträgt 19,0 kg.
Die Brühgruppe der Profitec Pro 300 liegt relativ tief. Zwischen dem Tropfschalenblech und dem Auslauf sind 7,8 cm Platz. Das ist sehr wenig, vor allem wenn auch noch eine Waage unter die Tassen soll. Das ist bei Maschinen und Flowmeter zur Einstellung eines guten Espresso zwingend nötig. Es passen nur wirklich sehr dünne Waagen unter die Cappuccino-Tasse und sonst muss diese umständlich eingefädelt werden. 3 bis 5 Millimeter Abstand wären hier Gold wert.
Der mitgelieferte Profitec Tamper hat eine recht dünne Base, passt aber sehr bündig in die mitgelieferten Siebe. Es bleibt ein Abstand von 0,4 mm, was sehr gering ist. Einer 1er- sowie ein 2er Siebträger sind im Lieferumfang mit dabei. Sie wirken hochwertig, wobei die Siebe keine Präzisionssiebe sind. Auch das Manometer des Dampfboilers sowie die Dampflanze hinterlassen einen guten Eindruck.
Wir finden einige scharfe Kanten, so z.B. an der Tropfschale oder auch den seitlichen Lüftungsschächten. Dennoch ist die Materialstärke der Maschine und der Gesamteindruck gut, verglichen mit anderen Maschinen in der gleichen Preisklasse.
Das positive äußere Erscheinungsbild wird durch einen 2,7 Liter umfassenden Wassertank ergänzt, der sich gut entnehmen lässt. Positiv dabei, dass wir hier nicht kompliziert Schläuche in den Tank fädeln müssen. Ein positives Merkmal zu einer Preisverwandten Lelit Elizabeth.
Wer gerne zügig nach dem Anstellen einer Espressomaschine Espresso trinkt, freut sich über eine schnelle Aufheizzeit. Das ist in der Regel nicht die Paradedisziplin von Dualboilern, fahren sie ihre Stärke doch in der Regel über Trägheit und Konstanz aus. Die Profitec Pro 300 schafft es jedoch in rund 15 Minuten auf Betriebstemperatur zu erhitzen. Wir messen bereits im ersten Bezug gute 91 bis 92 Grad bei eingestellter Brühtemperatur von 93. Werden mehrere Bezüge im Abstand von einer Minute hintereinander gemacht, übersteuert die Maschine dann jedoch etwas. Wir messen 1,32 Standardabweichung beim KM-Protokoll und 1,28 Standardabweichung beim WBC Protokoll. Das geht besser, ist aber auch kein schlechter Wert, sondern in der Range der Preisklasse. Schön ist vor allem, dass wir kaum Offset messen, wenn wir die durchschnittliche Brühtemperatur des WBC oder KM Protokolls zu Grunde legen. Bei eingestellter Brühtemperatur von 93 Grade Celsius weist die Maschine 93,26 Grad beim WBC Protokoll auf (Sekunde 4 - 25 der Extraktion).
Interessant ist, dass wir eine solche Aufwärmperformance nur erreichen, wenn wir den Dampfboiler der Maschine zuschalten. Ist dieser abgeschaltet, so erreichen wir die angepeilte Zieltemperatur erst bei über 25 Minuten. Die langsame Aufwärmphase ist baulich nicht gut zu erklären. Es ist aber offensichtlich wichtig, dass der Dampfboiler im Korpus der Maschine zur Temperatur beiträgt.
Uns haben die Ergebnisse der Temperaturmessungen bedingt durch die Aufheizzeit (mit und ohne Dampfkessel) baulich verwundert. Wir haben deshalb bei Profitec nachgefragt, ob unsere Messergebnisse nachvollziehbar sind. Profitec hat bei weiteren Pro300 nachgemessen und unsere Ergebnisse im Wesentlichen bestätigt.
Statement Profitec:
Die Abwärme des Dampfboilers hat einen Einfluss auf die Temperaturen umliegender Bauteile. Daraus resultiert, dass bei ausgeschaltetem Dampfboiler die gewünschte Brühtemperatur wenige Minuten später erreicht wird. Eine leichte Erhöhung des Offsets, durch qualifiziertes Fachpersonal, kann die Temperaturdifferenz bei ausgeschaltetem Dampfboiler kompensieren.
Ohne Dampfboiler empfehlen wir eine Aufheizzeit von 25 Minuten. Bei der Grafik oben haben wir nach 20 Minuten mit Bezügen begonnen. Es ist sichtbar, dass es einige Zeit braucht, bis die Brühtemperatur in Gang kommt. In der folgenden Grafik haben wir den ersten Bezug nach 25 Minuten vorgenommen. Es ist gut illustriert, dass die Temperatur dann quasi da ist, auch wenn ein Spülbezug zur Erwärmung des Siebträgers immer noch sinnvoll ist.
Gemessen wurde sowohl mit WBC Protokoll wie auch mit KM Protokoll. Die Messungen werden mit dem Scace 2 58er Siebträger, einem K-Typ Sensor und einem PCE-T 330 geloggt. Die Ausgangsmessung findet bei 25 Minuten statt. Wir prüfen außerdem die Herstellerangaben. Gibt ein Hersteller an, dass eine Espressomaschine nach 8 Minuten heiß sein sollte, überprüfen wir das mit dem KM Protokoll. In einer dritten Messreihe arbeiten wir uns an die Aufheizzeit heran, in dem wir jeden Tag eine Messung machen und die Espressomaschine anschließend 24 Stunden auskühlen lassen. Wir nähern uns in der Regel der Aufheizzeit in 5 Minuten Schritten und beziehen z.B. KM Protokoll Kurven nach 5, 10, 15, 20 Minuten. Der Ablauf der Messung geht folgendermaßen:
Die Profitec Pro 300 weist einen sehr geringen Energieverbrauch auf. Nicht nur der Verbrauch ohne eingeschalteten Boiler ist spektakulär gering. Auch mit Boiler erreichen wir sehr gute Werte von lediglich 0,2 kWh inklusive Aufheizzeit und 5 doppelten Bezügen. Der Bezug eines doppelten Espresso inklusive Aufheizzeit steht mit 0,16 kWh zu Buche.
Schalten wir den Dampfboiler nicht ein, so warten wir zwar länger. Da jedoch der größere 0,75 Liter umfassende Dampfboiler nicht erwärmt werden muss, sind wir bei einem Energieverbrauch für einen doppelten Espresso von 0,08 kWh. Ziehen wir weitere 4 doppelte Bezüge, so kommen wir in das Vergleichsfenster zu unseren anderen Leistungsmessungen bei anderen Maschinen. Wir messen dann 0,119 kWh und konstatieren damit auch hier einen bemerkenswert geringen Verbrauch. Damit ist die Profitec Pro 300 auf dem Level von einigen Thermoblock-Espressomaschinen unterwegs. Klasse!
Weitere Grafiken zum Energieverbrauch ohne Dampf haben wir am Ende dieser Seite angehängt.
Das Espresso zubereiten mit der Profitec Pro 300 geht gut von der Hand. Mit einer guten Mühle an der Seite, haben wir ausgezeichnete Extraktionen mit hoher Konstanz getrunken. Die Vibrationspumpe garantiert einen langsamen Druckaufbau, was bei unseren Espressobezügen für die ersten Tropfen in der Tasse nach 8 bis 10 Sekunden sorgte. Extraktionen werden bei so einem langsamen Druckaufbau eher zeitlich etwas länger, abhängig natürlich von Kaffee und Gusto.
Die Temperatur der Bezüge ist wie oben geschrieben ausreichend konstant. Mit etwas Kenntnis der eigenen Maschine, lässt sich so ein gutes Gespür entwickeln, wo die Temperatur gerade steht und ob länger gespült werden muss oder nicht. Wenn die Maschine länger steht (30 Minuten + mit Dampfboiler) empfehlen wir ein Spülen von 6 - 8 Sekunden.
Der Profitec Pro 300 fehlen Features wie eine Preinfusion oder eine geringere Fließgeschwindigkeit, die wir bei anderen Dualboilern der Preisklasse gefunden haben. Aber sie liefert das, was wir von einem guten Dualboiler erwarten dürfen. Dazu gehört auch eine PID gesteuerte Einstellung des Brühboilers über die Front der Maschine.
Darüber hinaus hat sie einen erfreulichen "Last Shot" Schutz. Auch wenn das Wasser im Wassertank zur Neige geht, bricht die Maschine nicht mitten im Bezug ab, sondern lässt den Home Barista diesen noch zu Ende brühen. Wer schon einmal fluchend vor seiner Maschine stand, weil einmal wieder im Bezug das Wasser leer wurde, der weiß wie wichtig eine solche Funktion für des Baristas Seelenfrieden ist.
Mit der Profitec Pro 300 können wir einem Dualboiler entsprechend parallel zum Espresso Bezug Milch schäumen und anschließend auch Cappuccino gießen. Das Schäumen im Ausgangszustand geht ordentlich, braucht aber Zeit und die Profitec Pro 300 ist sicher nicht die schnellste Schäummaschine. Die Temperatur des Dampfboilers lässt sich leider auch nicht einfach über eine PID Steuerung hochstellen. Die entsprechende Temperatursteuerung an der Front beeinflusst nur den Brühboiler.
Auch der Dampfboiler kann in Sachen Leistung unterstützt werden. Dafür sind vier Schrauben zu entfernen und die obere Klappe abzunehmen. Hier versteckt sich das Pressostat welches vorsichtig erhöht werden kann. Mehr dazu im Video. Einige Home Barista berichten auch, dass sie mit dem Wechsel der Düse auf andere Lochzahl gute Erfahrung gemacht haben.
In der Ausgangsstellung benötigen wir für das Erwärmen von 300 ml Wasser auf 60 Grad 58 Sekunden. Das ist ein langsamer Wert.
Die Profitec Pro 300 ist eine interessante Dualboiler Espressomaschine des deutschen Herstellers Profitec. Nicht nur das breite Fachhändlernetz welches in vielen Regionen die Maschine vertreibt ist ein starkes Pro-Argument für diesen Dualboiler.
Die Profitec Pro 300 überzeugt mit einem insgesamt guten Leistung in vielen Bereichen. Hervorragend ist der geringe Stromverbrauch für einen Dualboiler. Die Verarbeitungsqualität der Maschine ist gut und die Temperaturkonstanz solide. Die zweckmäßigen Steuerungsschalter für den Dampf- und Brühboiler sowie das An- und Ausschalten und die Schnörkellosigkeit machen die Profitec Pro 300 für Home Barista die eben das suchen zur richtigen Wahl. Zwar haut die Dampfperformance uns im Auslieferungszustand nicht vom Hocker. Über das Pressostat im Inneren der gut aufgeräumten Maschine kann diese aber verbessert werden. Etwas schade ist die niedrige Bauhöhe der Siebträgeraufhängung. Größere Tassen bzw. höhere Wagen passen zusammen nicht gut unter die Ausläufe. Wir messen ein Höhe von nur 7,8 cm was eher wenig ist.
Wir sind uns sicher: wer die Profitec Pro 300 sein eigen nennt, wird auch gute Espressi und leckere Cappuccino in seinem Haushalt begrüßen dürfen. Dafür liefert der Dualboiler Profitec Pro 300 alle Voraussetzungen.
* Anmerkung: Das Video zur Profitec Pro 300 haben wir zwei Mal hochgeladen. In der ersten Video-Version haben wir fälschlicherweise gesagt, dass die Profitec Pro 300 keine isolierten Boiler hat. Das entspricht nicht der Tatsache. Auch haben wir den Energieverbrauch nicht ausgeführt. Dieser ist tatsächlich aber für einen Dualboiler verhältnismäßig gering und ein wichtiges Argument für die Espressomaschine.
Wirkleistung W und Wirkenergie kWh ohne Dampf
Wirkleistung W und Wirkenergie kWh mit Dampf
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
21 Kommentare
plant ihr, auch die Profitec Move zu testen, die ja eine Art Nachfolger der 300 sein soll? Wäre sehr interessiert zu hören, wie ihr sie bewertet.
Vielen Dank für euren super informativen Blog!
wir haben keinen detaillierten Video Plan, sondern Benjamin und Michel entscheiden immer kurzfristig, worauf sie Lust haben.
Uns macht es großen Spaß, viele verschiedene Dinge zu testen, deshalb bewahren wir uns bewusst Spontanität und Flexibilität.
Dementsprechend können wir leider keine genaue Vorhersage machen.
Grüsse Berfin
Wie seht ihr ihr die neue Pro300 mit Fast Heat im Vergleich zur Pro X?
Schwanke zwischen beiden hin-und her, da sie sich nicht groß unterscheiden.
Eure Beiträge zu den Zweikreiser und Dualboiler Maschinen haben mir enorm geholfen die Auswahl einzugrenzen. Aktuell stehe ich zwischen der Pro 300 und der Mozzafiato V. Da die beiden bei meinem Händler in derselben Preiskategorie liegen und sich sonst auch nicht signifikant in ihrer Leistung voneinander unterscheiden, tue ich mir schwer eine Entscheidung zu treffen.
Ich experimentiere gerne mit Kaffees unterschiedlicher Röstung, trinke sowohl Espresso als auch Cappuccino.
Würdet ihr hier abgesehen von Aufheizzeit und Stromverbrauch grundsätzlich den Dualboiler vorziehen?
Liebe Grüße nach Basel
beide Maschinen haben ihre Vor- und Nachteile. Zu beiden gibt es auf YouTube ausführliche Tests. Schau sie dir doch gerne an, vielleicht hilft es dir bei der Entscheidung.
Grüsse Berfin
Oben im Text steht 0,8kW für einen Espresso. Hir ist doch der Faktor 10 zu viel oder irre ich mich.
Viele Grüße und macht weiter so.
Tobias
Oder zeigt das bei der Maschine immer nur die Zieltemperatur? Kann man das umstellen?
Danke für eure Tipps. Ich denke das ist keine schlechte Maschine. Solide und für ein übersichtliches Budget. Mit der neuen Funktion interesant, gerade im Stromverbrauch. Und als "alte" Volvo Fahrerin, was soll ich sagen. :-)
In welchem Zeitmodus würdet ihr denn vier, fünf und mehr shots machen, damit die Maschine nicht übersteuert?
Lieben Gruß,
Thomas
Merci!
Gruss Pascal
Was denkst du?