Wenn Eureka einmal mehr eine "Mignon" Espressomühle auf den Markt bringt, will ich reflexartig antworten: "schon wieder"? Denn mittlerweile ähneln sich bauähnlich mehr als ein dutzend Espressomühlen in der Mignon Familie.
Doch die Eureka Mignon Libra bricht zumindest teilweise aus. Sie ist die erste Mignon mit integrierter Waage. Die Mengenausgabe des Mahlgutes wird also nicht mehr zeitgesteuert, sondern beim erreichen der Zielmenge im gewogenen Siebträger gestoppt. Das ist genial wenn es funktioniert.
In diesem Test erfahrt ihr, wie gut die Eureka Mignon Libra wiegt, mahlt und sich in den Ablauf neben der heimischen Espressomaschine einfügt. Wir geben außerdem Tipps für einen guten Ablauf und ordnen die Stärken und Schwächen der Mühle ein.
Die Eureka Mignon Libra ist eine gute Espressomühle. Sie baut auf Stärken der Eureka Mignon Reihe, kombiniert sie und wird durch die Waage verbessert.
Genau genommen ist die Eureka Mignon Libra eine Eureka Mignon Specialità mit Waage.
Smart ist, dass zusätzlich die Mahlgradverstellung der Eureka Mignon XL verwendet wird und somit eine der größeren Schwächen der Specialità verbessert wird. Ansonsten ist die Libra eine klassische Specialità.
55er Mahlscheiben sitzen in einem quadratischem Aluminium-Gehäuse. 12,4 cm Breite, 43 cm Höhe und eine Tiefe von 19,2 cm erinnern an die Mignon XL.
Und auch sonst weist die Libra eine solide Specialità Performance auf. Sie ist mit 79,8 Dezibel immer noch relativ leise. Der Totraum beträgt 2,4 Gramm. Mit einer Geschwindigkeit von 20,2 Gramm Mahlung in 10 Sekunden befindet sich die Mühle im besseren mittleren Bereich der Heimespressomühlen. Die Temperatur steigt von Mahlung zu Mahlung, bleibt mit durchschnittlich 36,1 Grad Celsius aber im akzeptablen Bereich.
Bei der Mahlgradeinstellung gibt es einen Lichtblick, denn die Libra ist mit der größeren Mahlgradverstellung der XL ausgerüstet. Das ermöglicht eine Präzisere Einstellung des Mahlgrades. Dennoch wird die Mühle in Sachen Einstellung nie zu den besten ihres Faches gehören, dafür ist auch das größere Rad zu ungenau.
Das Wichtigste: auch der Espresso schmeckt wie der Espresso einer Eureka Mignon Specialità schmeckt. Wir trinken einen runden, eher körperbetonten Espresso. Dabei hat das Mahlwerk der Eureka Mignon Libra seine Stärken eher bei mittleren und dunkleren Espressoröstungen.
Die Waage der Libra funktioniert gut. Sie lässt sich kalibrieren und präzise einstellen. Wir erhalten leichte Abweichungen von der Zielwaage, was jedoch mit der Kalibrierung der Mühle zu tun hat. Doch die Mühle mahlt von Bezug zu Bezug präzise die gewünschte Menge Kaffeemahlgut in den Siebträger.
Leider gibt es ein Problem. Zwar weist der Siebträger die richtige Grammatur auf. Einige Zehntelgramm liegen darüber hinaus rund um die Mühle verteilt. Der Auswurf des Mahlgutes zielt nicht genau in den Siebträger und streut eifrig drum herum.
Das ist ein typisches Problem von Eureka Mignon Mühlen, welches bei anderen Modellen durch klopfen des Siebträgers während der Mahlung verhindert wird. Dieses Vorgehen ist aber bei der Libra nicht möglich, weil diese dann den Wiegeprozess nicht abschließen kann.
Das ist nicht ausgereift und die Folge dessen, dass eine bestehende Mühle mit Waage ausgerüstet wurde, weitere Anpassungen aber nicht ausreichend bedacht wurden. Um verschiedene Siebträger sauber zu befüllen, wäre ein verstellbarer Auswurf die Lösung.
Ein Kalibrierungsgewicht liegt leider nicht bei. Auch bei der deutlich teureren Mahlkönig E65s ist aber ein Kalibrierungsgewicht nicht im Lieferumfang.
Abhilfe leistet ein Dosierring, der jedoch nicht mitgeliefert wird. Bereits der Schweizer Importeur der Mühle wies auf eine entsprechende Lösung hin. Ja, das macht Sinn. Die Siebträger lassen sich auch mit Dosierring ohne weiteres einspannen und werden dann präzise bemahlen. Mit Dosierring haben wir keine Streuung um die Mühle herum feststellen können.
Die Variante mit Dosierring ist ein guter Workaround für eine technische Schwäche der Eureka Mignon Libra.
Eine Mühle mit integrierter Waage macht bei der Zubereitung von Espresso vieles einfacher. Espresso ist ein kurzes, starkes Kaffeegetränk mit einem Kaffee-zu-Wasser Verhältnis von in der Regel 1:1,5 bis 1:3. Ein beliebtes Verhältnis welches vielen Kaffeetrinkerinnen und Trinkern gut schmeckt, ist 1:2,5.
Für einen doppelten Espresso werden also beispielsweise 15 Gramm Kaffee espressofein gemahlen. Das Endergebnis in der Tasse entspricht bei einem Verhältnis von 1:2,5 der zweieinhalbfachen Menge, also 37,5 Gramm.
Klassische Espressomühlen werden zunächst auf den richtigen Mahlgrad eingestellt. Anschließend wird die Mahldauer ermittelt, in dem wiederholt gemahlen wird, bis die Mühle die exakte Mahlmenge auswirft. Das dauert und verbraucht viel Kaffee.
Es ist nicht möglich die Mahldauer vor der Mahlgradeinestellung vorzunehmen, da feinere und gröbere Mahlgrade unterschiedlich lang mahlen und so die Dosiermenge schwankt.
Eine Mühle mit Waage macht das ständige Abwiegen von Hand unnötig. Nach dem Einspannen des Siebträgers tariert die Mühle den Siebträger und mahlt die exakte Kaffeemenge hinein.
Wichtig: bei der Verstellung des Mahlgrades sollten dennoch immer ca. 3 Gramm auf dem neuen Mahlgrade durchgemahlen und nicht verwendet werden, damit der Totraum geleert ist. Nur so zeigt sich bei der nächsten Extraktion die Folge der Mahlgradverstellung.
Über das Einstellen von Spezialitäten-Espresso haben wir hier eine Artikel geschrieben.
Die Eureka Mignon Libra ist ohne Dosierring keine ausgereifte Mühle. Sie performt in den Grundkategorien auf dem Level der bauähnlichen Eureka Mignon Specialità und somit gut.
Allerdings ist die Konstanz und vor allem die Bedienbarkeit durch die Streuung des Mahlgutes rund um den Siebträger eingeschränkt bis mangelhaft.
Durch die Verwendung eines Dosierrings wird die Konstanz sehr gut und die Bedienbarkeit gut. In dieser Kombination ist die Eureka Mignon eine sehr gute Mühle mit Waage, die eine für Home Barista interessante Erleichterung des Espresso Zubereitens erlaubt.
Das Verhältnis von Wasser zu Kaffee entscheidet bei der Espressozubereitung entscheidend mit über die Qualität des Espresso. Statt mit einer externen Waage nachwiegen zu müssen, kann der Home Barista nun auf die Mühle vertrauen.
Mit Dosierring ist die Eureka Mignon Libra eine sehr gute Espressomühle für die Zubereitung von Espresso und Cappuccino Zuhause.
Hilfreiche Links:
In der Schweiz gibt es die Libra z.B. bei Quimbaya und bei Kaffee-Erlebnis.
Die mit Sternchen gekennzeichneten Links zu Kais Barista Legens sind Provisionslinks zu Amazon. Ihr zahlt nicht mehr, aber wieder erhalten eine Provision, wenn über den Link ein Kauf stattfindet. Damit unterstützt ihr unsere Arbeit.
Update 20. Januar 2023: Eureka hat uns folgende Mitteilung gesendet.
SPOILER ALERT: MIGNON LIBRA DOSIERTRICHTER IST BEREITS ERHÄLTLICH 😍😍😍
Liebe Kaffee-Community und Kaffeemacher:innen-Follower, in Absprache mit den Kaffeemacher:innen möchten wir diesen kurzen Kommentar hinzufügen, um Ihnen die vollständigen Informationen zur korrekten Anwendung der Mignon Libra zu geben. In diesem Zusammenhang möchten wir betonen, dass unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilung einen Dosiertrichter entwickelt hat, der speziell für die Mignon Libra-Gabel konzipiert wurde, um die bestmöglichen Ergebnisse zu gewährleisten und dabei keinen Kaffee zu verlieren, wenn Sie extra große Mengen mahlen. Wir empfehlen die Verwendung dieses Zubehörs für:
Sie können den Dosiertrichter entweder bereits in der Mignon Libra Box (bei Bestellung als Option) oder separat (als Zubehör) erhalten. Bitte erkundigen Sie sich bei Ihrem Händler Ihrer Wahl.
Sie finden ihn in Chromausführung, in zwei möglichen Durchmessern:
Wenn Sie alle Details entdecken möchten, stellen wir Ihnen ein “How To Use” Video zur Verfügung.
Übrigens möchten wir darauf hinweisen, dass die Mignon Libra bereits von Werk aus kalibriert ist. Falls es ungewöhnlicherweise dennoch einmal zu größeren Abweichungen kommen sollte, haben Sie die Möglichkeit die Libra selbst neu zu kalibrieren mit wenigen einfachen Schritten. Für weitere Informationen, kontaktieren Sie uns bitte hier oder direkt unter EUREKA - kontakt. Wir unterstützen Sie gerne.
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei den Kaffeemacher:innen für die tolle Bewertung und wünschen Ihnen allen ein besinnliches und frohes Weihnachtsfest.
Eureka Team 😊
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
27 Kommentare
Ich möchte mit der Libra gerne in einen 58mm Dosing Cup Mahlen. Laut diesem Review kann das nur klappen wenn dieser mindestens 175g wiegt. Das hat sich bei meiner Recherche als schwierig rausgestellt. Kennt jemand ein Modell was hier in Frage kommen könnte? Danke im Voraus
Ich interessiere mich grundsätzlich schon sehr für diese Mühle, nur nutze ich oft einen bodenlosen ECM Siebträger ( nennt sich Profi „Grand Crema“) und frage mich, ob die Mühle damit zuverlässig funktioniert…
Hat zufällig jemand schon diese „neue“ Libra und kann diesbezüglich eine Erfahrung mitteilen?
VG Sven
1. Die Dosierhilfe liegt nicht bei.
2. Auf Anfragen bei Eureka gibt es auch innerhalb von einer Woche keine Antwort, nur automatische Reaktionen.
Als Hersteller ist Eureka damit für mich durchgefallen!
kauf Dir dann passend zu Deinem Siebträger eine Dosierhilfe. Die kosten knapp über 10 EUR Magnetisch finde ich immer sehr praktisch.
Mich hat es extrem gestört, weil es ein Geschenk war und ich erstmal lange auf die Antwort des Herstellers gewartet habe, bevor ich dann doch selbst nachbestellt habe und extra Lieferung bezahlen musste. Ein Geschenk was sich wochenlang nicht richtig nutzen lässt ist Mist!
Aber was passiert, wenn dann irgendwann mal die Kalibrierung oder etwas anderes nicht mehr funktioniert? Wird man dann auch einfach stehen gelassen? Also ich lasse auf jeden Fall zukünftig meine Finger von Eureka Produkten.
Nimmt die Libra die Siebträger der Lelit Bianka unproblematisch auf, oder passen die nicht?
Scheinbar passen ja nicht alle Siebträger bei allen Mühlen.
Danke vorab!
Aber da hier die Waage nur wiegt, was im Siebträger aufgefangen wurde, also nicht die 0,5 g, die daneben gefallen sein könnten, stimmt die Menge immer. Es sei denn, beim Handling des Siebträgers fällt Kaffee runter.
Dank eurem genialen Test bin ich nun seit 2 Tagen auch endlich im Besitz dieser tollen Mühle inkl. passendem Eureka Libra Trichter.
Jedoch musste ich in meinen Fall feststellen das der erste Bezug nach einschalten (eingestellt auf 18g) teilweise um bis zu 0.9g schwankt .
Erst nach 2-3 Bezüge pendelt sie sich auf eine Genauigkeit von +|-0,1 bei mir ein. Habe auch schon eine Kalibrierung nach Anleitung durchgeführt , jedoch leider erfolglos was den ersten bis teilweise 2. Bezug anbelangt .
Das Phänomen tritt bei mir so gut wie nach jeden erneuten einschalten auf .
Gibt es hier mehr Erfahrungen ?
Vielen Dank im Voraus
Liebe Grüße
Viele Grüße
Mark
Um wie viel genau wenn ich fragen darf ?
gerade habe ich erst diese neue Mühle 'entdeckt' und war neugierig wie gut die Mühle und genau die Waage wohl ist und schon gibt es hier einen Test.
Super. Vielen Dank dafür - das Mühlchen könnte mir gefallen.
Eine Frage habe ich aber doch:
Ihr schreibt dass sie direkt mit der Specialita vergleichbar ist, gleiche Mahlscheiben etc.
Die Eureka Homepage zeigt jedoch dass die Specialita eine 'All purpose' Mühle sein soll welche 'Turco', 'Espresso', Mocca', 'Drip' und 'French Press' mahlen kann während bei der Libra nur der 'Espresso' aufgezählt wird.
Kann es sein dass mit dem größeren, genaueren Drehknopf ein kleinerer einstellbarer Mahlgradbereich einhergeht?
Viele Grüße, Thomas
Was denkst du?