Eureka Mignon Specialità Touchdisplay-Problem

Eureka Mignon Specialità Touchdisplay-Problem

Eureka-Mühlen – allen voran die Mignon Specialità – sind Bestseller auf dem Kaffeemarkt. Auch wir haben die Mühle vor einigen Jahren getestet und ihr ein insgesamt gutes Zeugnis ausgestellt. Aber die Mühle macht bisweilen auch Probleme. Um ein solches dreht sich dieser Artikel.

Ich bin darauf aufmerksam geworden, weil Chris vom Kaffeepod auf eine kürzlich aufgezeichnete Episode mit Johannes hinwies. Und die beiden einte ein Problem: das Touchdisplay ihrer Eureka Mignon Specialità hatte den Geist aufgegeben. Ein Wechsel des Display brachte eine Lösung. Doch der Fehler trat erneut auf. Während Chris die halbe Mühle wechselte, machte Johannes sich Software-seitig auf die Suche.

In diesem Blogbeitrag erfahrt ihr, wie das Problem aussieht, wie es von Johannes gelöst werden konnte und warum Eureka selbst hier unbedingt aktiv werden sollte.

Danke an Chris und Johannes für eure Arbeit und Dokumentation des Problems und der Lösung. Die Blogbeiträge und der Podcast sind alle unten verlinkt.

Das Problem: Wenn der Timer nicht mehr will

Die Eureka Mignon Specialità ist – wie viele Modelle der Mignon-Reihe – mit einem Touchdisplay ausgestattet, über das sich die Mahlzeiten (also die Sekunden für den Timer) einstellen lassen. Normalerweise werden zwei Timer-Profile angeboten (z. B. „einfacher Bezug = für eine Tasse“ und “doppelter Bezug“), die unabhängig voneinander eingestellt werden können. Doch bei manchen Nutzern tritt über kurz oder lang ein wiederkehrendes Problem auf:

  • Plötzlich fehlt beim gewohnten Timer die führende Null oder es wird nur noch ein sehr kleiner Bereich an Sekunden angezeigt (zum Beispiel 0 – 9,9 Sekunden).
  • Die eigentliche Timer-Laufzeit stimmt dann nicht mehr mit den Zahlen im Display überein. Die Mühle mahlt z. B. viel länger, als sie laut Anzeige sollte.
  • Manchmal betrifft es Timer 1, manchmal Timer 2. Der jeweils andere Timer funktioniert meist weiterhin korrekt.
  • Bei vielen Betroffenen hilft nur noch ein Display-Tausch – doch irgendwann tritt das Problem wieder auf.

Während manche Mignon-Nutzer nie von diesem Fehler hören, reißt er bei anderen ein tiefes Loch in die Geduld: Die Displays fallen innerhalb oder außerhalb der Garantie immer wieder aus, und für die meisten Händler oder auch den Hersteller selbst liegt die vermeintliche „Lösung“ darin, das Display einfach zu ersetzen. Damit bleibt man als Kunde zwar wieder eine Zeitlang handlungsfähig, aber auf Dauer ist das natürlich frustrierend – von den unnötigen Kosten und dem Elektronikschrott ganz zu schweigen.

Die Recherchen: Johannes Firmware-Analyse

Chris vom KaffeePod war einer der Betroffenen, deren Display gleich mehrfach ausfiel. Nach dem dritten Ausfall und jeder Menge Ärger lag die Mühle schließlich erst einmal auf Eis. Johannes erging es ähnlich: Erst leistete ihm das Austauschdisplay wieder eine Zeitlang gute Dienste, bis auch das neue Panel plötzlich genau denselben Fehler aufwies.

An diesem Punkt entschloss sich Johannes, der beruflich aus dem IT-Security-Umfeld kommt, den Dingen intensiver auf den Grund zu gehen. Er öffnete seine Mühle, untersuchte die verbaute Elektronik und stolperte über einen Mikrocontroller – einen kleinen Chip, auf dem die eigentliche Steuerungssoftware (Firmware) läuft. Mit einem einfachen Programmiergerät, das man im Elektronikhandel bekommt, konnte er die Firmware seines defekten Displays auslesen und staunte:

  1. Bei allen Displays – ob neu oder alt, funktionierend oder defekt – befand sich derselbe Firmwarestand (als “Firmware 1.0” gekennzeichnet).
  2. Das einzige, was defekte von funktionierenden Displays unterschied, waren 24 Byte in einem Bereich des Speichers, in dem Nutzereinstellungen (z. B. Timerlängen, Zählerstände) gespeichert werden.

Sobald Johannes diesen Speicherbereich wieder auf die „Werkseinstellung“ zurücksetzte (quasi ein Reset), funktionierte das Display erneut wie am ersten Tag. Dass sich das Problem dadurch vollständig – also für immer – löst, ist nicht garantiert. Aber immerhin kann man so ein defektes Display ohne teuren Neukauf wieder lauffähig machen und der Elektronikschrott wird vermieden.

Warum ist das ein Firmware-Problem – und was bedeutet das?

Die Erfahrungen zeigen:

  • Die restliche Mühlen-Elektronik (Kondensatoren, Netzteile, Platinen im Fuß etc.) kann in vielen Fällen ausgeschlossen werden – zahlreiche Nutzer haben dort bereits alles probiert und ausgetauscht.
  • Wenn man den Speicherbereich, in dem die Timerdaten gesichert werden, wieder auf „Werkszustand“ bringt, läuft die Mühle.
  • Ein reines Hardwareversagen (etwa ein Wackelkontakt am Touchfeld) kann also nicht die Hauptursache sein, wenn gleichzeitig diese 24 Byte im Speicher „kaputtgeschrieben“ werden und danach der Timer herumspinnt.

All dies deutet stark auf ein Softwareproblem hin, das sowohl auf der Specialità als auch auf weiteren Mignon-Varianten (z. B. Brew Pro, Design, Perfetto, u. v. m.) auftreten kann, solange dort das gleiche Touchdisplay bzw. die gleiche Firmware verbaut ist. Bis heute gibt es keine offizielle, neue Firmware-Version, die dieses Problem beheben würde.

Das Ergebnis von Johannes’ „Tüftelaktion“: Eine selbstgebaute Lösung

Auf seinem Blog hat Johannes detailliert beschrieben, wie man das defekte Display ausbaut, mit einem Programmer verbindet, den Speicher ausliest und den betroffenen Bereich per Reset zurücksetzt. (Link zu Johannes’ Blogartikel zur Touchscreen-Reparatur)

Für technisch Versierte bietet sich damit ein vergleichsweise simpler „Workaround“:

  1. Display-Platine entnehmen.
  2. Mithilfe eines PIC-Programmers auslesen.
  3. Die kritischen 24 Byte auf die Originalwerte zurücksetzen.
  4. Firmware zurückspielen und Display einbauen.

Die Mühle arbeitet dann wieder – ohne dass man ein neues Touchfeld kaufen muss.

Natürlich ist nicht jedermann gewillt, die Mühle aufzuschrauben und sich im Mikrocontroller-Bereich herumzutreiben. Aber gerade in Repair-Cafés oder mit versierten Freunden lässt sich das bewerkstelligen. Und wenn man sich die Preise für ein Ersatz-Display und den damit verbundenen (Mehrfach-)Ärger ansieht, kann es sich lohnen.

Warum sollte Eureka dringend reagieren?

So lohnend Johannes’ Workaround auch ist: Er ersetzt keine offizielle Lösung des Herstellers. Eureka vertreibt seine Geräte weltweit, mit ganz unterschiedlichen Garantie- und Servicekonditionen, und weist in der Regel jeden Endkunden an, sich an den Händler zu wenden.

Doch selbst wenn ein defektes Display innerhalb der Garantie kostenlos ersetzt wird, bleibt das Kernproblem:

  • Das Problem kann (und wird wahrscheinlich) wieder auftreten.
  • Das Austauschen des Displays produziert unnötigen Elektroschrott und bindet Kapazitäten bei Händlern wie bei Endkunden.
  • Betroffene Nutzer sind spätestens beim dritten Display verständlicherweise extrem frustriert – zumal einige erst nach Ablauf der Garantie feststellen, dass sie erneut ein defektes Display haben.

Ein Firmware-Update wäre die Lösung

Der Mikrocontroller-Speicher offenbart, dass sich eigentlich nur 24 Byte von einem funktionierenden zu einem fehlerhaften Zustand unterscheiden. Mit einem gezielten Update könnte man wahrscheinlich die kritische Schreib- und Lese-Prozedur im Controller so ändern, dass diese Fehler gar nicht erst entstehen.

Diese Entwicklung sollte Eureka dringend in Angriff nehmen – auch im Sinne der Kundenzufriedenheit und der Nachhaltigkeit. Wer ein Premiumprodukt kauft, möchte nicht regelmäßig das Display entsorgen. Und eine reine Austauschlösung nach dem Motto „Kaufe halt ein neues Panel“ ist weder langfristig kundenfreundlich noch ökologisch sinnvoll.

Fazit: Mehr Nachhaltigkeit und Kundenzufriedenheit statt Display-Tausch

  • Das Fehlerbild: Timer-Einstellungen lassen sich nicht mehr ändern, die Anzeige verstellt sich, und die Mühle mahlt plötzlich viel zu lange.
  • Die Ursache: Höchstwahrscheinlich ein Firmware- bzw. Softwarefehler, bei dem falsche Daten in den Speicherbereich geschrieben werden.
  • Die Lösung: Das Zurücksetzen dieser kritischen 24 Byte reicht aus, um ein defektes Display wiederzubeleben – ohne kostenintensiven Neukauf.
  • Appell an Eureka: Ein offizielles Firmware-Update, statt immer nur Displays auszutauschen, wäre aus Kundensicht fair und aus Nachhaltigkeitsgründen längst überfällig.
  • Im Zweifel Open Source: Eureka könnte auch, wenn sie das Problem selbst nicht weiter angehen wollen, die Grundlagen des Codes der Kaffee-Nerd Community zur Verfügung stellen. Dann könnte diese eine saubere Lösung finden, damit der Fehler in Zukunft nicht wieder auftrifft.

Die Eureka Mignon Specialità ist an sich eine tolle Kaffeemühle: leise, formschön und mit sehr gleichmäßigem Mahlgut, wenig Totraum und einem guten Geschmacksergebnis. Umso bedauerlicher, dass immer noch viele Displays einfach ausgetauscht und weggeworfen werden, obwohl ein Software-Fix die wesentlich elegantere Lösung wäre.

Falls ihr selbst betroffen seid oder Betroffene kennt, lohnt sich ein Blick in Johannes’ detaillierte Beschreibung. Auch Repair-Cafés können helfen, da die Elektronik grundsätzlich leicht erreichbar ist.

Bitte schreibt in die Kommentare, wenn ihr betroffen seid und ob ihr eine Lösung gefunden habt, oder noch nach einer Lösung sucht.

Letztlich liegt es aber vor allem an Eureka, aktiv zu werden und den Nutzern ein dauerhaftes Update zu liefern, damit der Spaß an der Mühle nicht in Frust über unnötigen Elektroschrott und ständige Neukäufe kippt.

Weitere Links & Quellen

Johannes’ Reparatur-Anleitung auf seinem Blog

Diskussionen auf Reddit, Kaffee-Netz.de und anderen Plattformen:

Kaffeepod-Sendung zum Thema

Benjamin Hohlmann
Benjamin Hohlmann
Benjamin Hohlmann ist Gründer der Kaffeemacher GmbH. Er war bis Ende 2016 neun Jahre teilhabender Geschäftsführer und Wirt im Kaffeehaus unternehmen mitte. Mit der Kaffeemacher-Akademie, dem Spezialitäten-Café frühling im Kleinbasel und dem Kaffee-Mobil hat er in Basel Massstäbe in Sachen Kaffee gesetzt. In den letzten Jahren sind zum Kaffeemacher-Universum die Kaffeefarm Santa Rita sowie unsere Rösterei hinzu gekommen. Benjamin ist Co-Geschäftsführer der Kaffeemacher verantwortlich für Finanzen, Strategisches und Öffentlichkeitsarbeit. Als Sensoriker und Berater unterstützt er ausserdem Unternehmen und Projekte. Er ist Dozent an der ZHAW Wädenswill im Bereich Kaffee und als Vortragsredner international im Einsatz.

2 Kommentare

Marco
Marco
Nett formuliert: Softwarefehler
Böse formuliert: geplante Obsoleszenz

Nach n Zeit werden die 24Byte geschrieben und das Display muss getauscht werden.
Chris
Chris
Das halte ich für eine gewagte These und für sehr unwahrscheinlich. Es triff ja definitiv nicht jede Mühle.

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