Die Ceado Life positioniert sich als Allround-Mühle auf einem wachsenden Markt. Wer möchte nicht eine Kaffeemühle zu Hause haben, die sowohl als Espressomühle als auch als Filterkaffeemühle gute Arbeit leistet und zudem als Single-Dosing-Mühle mit einem Bohnenbehälter geliefert wird?
Das klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Leider zeigt unser Test, dass die guten Ideen der Mühle in der Umsetzung nur teilweise überzeugen können.
Wir testen alle Espressomühlen auf dem Markt. Eine Zusammenfassung unserer Tests und eine Übersicht findet ihr hier.
Guter Espresso und guter Filterkaffee bringen Freude, und so beginnen wir mit den Stärken der Mühle. Die Ceado Life liefert guten Kaffee. Sowohl der Espresso als auch der Filterkaffee konnten uns im Test überzeugen. Damit erfüllt die Mühle das Wichtigste durchaus überzeugend. Viele Espressomühlen scheitern daran, als Filterkaffeemühle gut zu funktionieren, aufgrund des hohen Anteils von kleinen Feinpartikeln. Viele Filterkaffeemühlen hingegen mahlen nicht fein genug oder im Feinbereich nicht kleinstufig genug, um präzise für Espresso eingestellt werden zu können.
Auch die Partikelverteilung der Ceado Life drückt aus, was wir geschmacklich wahrnehmen konnten. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals für die Unterstützung bei der Labormessung durch die ZHAW in Wädenswil und das Forschungsteam des Coffee Excellence Centers bedanken.
Der Mahlgrad lässt sich relativ genau einstellen. Bei helleren Röstungen befanden wir uns im Bereich der Mahlstufe 1 und hatten wenig Spiel nach unten. Dennoch gelang auch das Verstellen und Zurückstellen verhältnismäßig gut.
Im Herbst 2022 erhielten wir die erste türkise Ceado Life. Es hat etwas gedauert, bis wir mit den Labormessungen fertig waren. Seitdem haben verschiedene Tester die Mühle unter die Lupe genommen und der Markt hat ebenfalls Feedback gesammelt.
Sagen wir es so: Es gab (und gibt immer noch) einiges zu optimieren. Beim Starten der Mühle war der Stand nicht griffig genug und die Mühle tanzte aus der Reihe. Das wurde mit besseren Füßen verbessert. Die Mahlgradeinstellung wurde überarbeitet, und der Hersteller hat uns versichert, dass man an der Mühle dranbleibt – und das ist auch gut so. Die gesamte Single-Dosing-Konstruktion lässt bis heute zu wünschen übrig. Die Siebträgerhalterung hat einige Schwächen, und auch die Konstanz der Mühle ist problematisch.
Die Ceado Life scheint eine Espressomühle zu sein, die vor ihrer Zeit auf den Markt gedrängt wurde. Es fühlt sich so an, als ob das Marketing den Taktstock übernommen hat und der Entwicklungsabteilung nicht genug Zeit blieb, die Mühle fertigzustellen. Damit reiht sich Ceado in den Reigen namhafter Hersteller wie Mahlkönig (x54), Eureka (Libra) und Ascaso (Baby T) ein. Wir finden das Vorgehen problematisch, da nicht alle notwendigen Verbesserungen im Nachhinein einfach für bisherige Käuferinnen und Käufer bereitgestellt werden können. Aber der Reihe nach.
Optisch macht die Ceado Life einiges her. Sie ist klein und kompakt (Breita 15 cm x Tiefe 20 cm x 36 cm), hat jedoch ein ordentliches Gewicht von 7 kg und wirkt in der Grundkonstruktion durchaus wertig. Der Aluminiummantel macht dabei einen besseren Eindruck als das Plastik an der Front. Der Bohnenbehälter ist wie bei vielen Mühlen in diesem Preissegment aus Plastik, macht aber dennoch einen guten Eindruck.
Die 50 mm Mahlscheiben mahlen in 10 Sekunden 17,7 Gramm. Damit befindet sich die Ceado in Sachen Mahlgeschwindigkeit an der Spitze des langsamen Feldes und ist vergleichbar mit eine G-Iota.
Plastik kann billig wirken, aber wenn es gut verarbeitet ist, eine gewisse Stärke aufweist und sich sauber einfügt, muss das nicht so sein. So geht es mir mit der Plastikrückwand der Mühle und auch dem Bohnenbehälter.
Die Siebträgeraufhängung dagegen spricht eine andere Sprache. Sie wirkt instabil und etwas billig, leistet aber bei vielen Siebträgern gute Arbeit. Die Einstellungsmöglichkeit ist jedoch begrenzt, weshalb Siebträger mit dickerer Wand sich nicht einspannen lassen. Ein Lelit-Siebträger funktionierte gut, ein La Marzocco-Siebträger mit Trick - ein Sage-, Rocket- und auch Rancilio-Siebträger hielten nicht in der Aufhängung.
Was die Materialqualität angeht, fällt der Single Dosing Aufbau ab. Als passendste Vergleiche kommen mir Spielzeuge aus Kaugummiautomaten oder der Inhalt von Silvester-Tischbomben in den Sinn. Alles ist für den Moment gemacht, aber nicht um auf Dauer eine wertige Mühle zu begleiten.
Bei der Überprüfung der Konsistenz einer Mühle testen wir, wie regelmäßig die Mühle die gleiche Menge an Kaffee in Folge ausgibt. Bei der Ceado Life gibt es hier eine erhebliche Schwankung von +/- 0,4. In einigen Fällen lag die Schwankung sogar bei 2 Gramm!
Während die Ausgangsschwankung bei eingefahrenen Mahlscheiben etwas besser wird, bleibt die Grobschwankung bestehen. Dies liegt daran, dass sich die Bohnen im relativ schmalen Schacht zwischen Bohnenbehälter und Mahlscheibe blockieren. Wenn keine Bohnen nachfallen, gibt die Mühle logischerweise zu wenig Kaffee aus.
Hier wird eine konzeptionelle Stärke der Mühle zu einem Nachteil umgekehrt. Der relativ kleine Raum zwischen Bohnenbehälter und Mahlscheiben beträgt nur 6,2 Gramm. Das ist ein Bestwert in unserem Mühlentest. Das ermöglicht, schnell zwischen verschiedenen Kaffeesorten zu wechseln ohne lange auszumahlen und Kaffee zu verschwenden. Der dadurch entstehende Engpass ist jedoch ein Risiko für die Konsistenz. Durch Rütteln der Mühle kann dem entgegengewirkt werden.
Während wir je nach Bohnengröße das Verklemmen im Schacht zwischen Bohnenbehälter und Mahlscheibe bis zu jeder 10. Mahlung feststellen konnten, trat dieses Phänomen bei der Verwendung des Single-Dosing-Aufsatzes noch häufiger auf.
Single Dosing wird immer beliebter unter Home Baristas, die eine exakte Dosierung und den schnellen Wechsel zwischen verschiedenen Kaffeesorten schätzen. Natürlich will auch Ceado mit seiner Life-Mühle diese Funktion bieten und liefert einen Aufsatz mit Tunnel und Stempel, um Popcorning zu verhindern und den Totraum der Mühle leer zu blasen.
Allerdings entpuppt sich der Aufbau des Single Dosing Aufsatzes als enttäuschend. Wenn ich den Tunnel aufsetze und 18 Gramm Kaffee einfülle - eine gängige Menge für einen doppelten Espresso oder 300 ml Filterkaffee - ist der Tunnel bis oben gefüllt. Ich muss den Stempel in der Hand halten, bis ich die Hälfte der Bohnen ausgemahlen habe, um dann den Stempel aufsetzen zu können.
Ohne Stempel zu arbeiten empfiehlt sich nicht, da sonst Popcorning den Kaffee aus der Mühle schleudert.
Weitere Aspekte die negativ auffalen:
Warum hat Ceado keinen Blasebalg auf den Hopper gesetzt, wie es bei der Eureka Single Dose üblich ist? Vielleicht sind Patente der Grund. Doch für mich persönlich ist der Single Dosing Aufbau ein Ausfall in der Umsetzung, mit gehörigem Frustrationspotential. Der Becher passt nicht auf einen Siebträger und der Kanal zwischen Bohnenbehälter und Mahlscheiben ist zu schmal und anfällig für Verstopfungen.
Das schmälert die eigentliche gute Single Dosing Perfomance. Wenn alles gelingt, so bleiben maximal 0,1 Gramm zurück in der Mühle. Ein gutes Ergebnis!
Der Aufbau der Single Dosing Konstruktion soll nicht davon ablenken, dass die Mühle mit 1,9 Gramm einen geringen Totraum aufweist. Das ist im Rahmen der über 30 von uns getesteten Espressomühlen ein sehr guter Wert.
Die Lautstärke ist mit 85,7 Dezibel im höheren Bereich. Laut ist aber nicht immer gleich laut. Die Vermahlung hört sich recht sauber an und flüssig an - anders als bei anderen günstigeren Espressomühlen. Da klingt die Vermahlung oft wie das letzte Gefecht.
Auffällig ist die relativ hohe Grundtemperatur des Mahlgutes, die wir mit durchschnittlich 37,9 Grad über 6 Mahlungen messen. Die kompakte Bauweise und geringe Lüftung sind dafür wohl verantwortlich. 38 Grad sollten noch keinen sensorischen Einfluss haben. Für hohe Frequenzen unter Last sollte die Mühle aber eher nicht eingesetzt werden, also z.B. im gastronomischen Kontext.
Die Ceado Life ist eine kleine, kompakte Mühle, die vielversprechend in der Anlage ist. Sie liefert die Voraussetzungen für guten Kaffee sowohl für Filter- als auch Espresso und lange Kaffees. Auch die Eigenschaften wie Totraum und Mahlgradverstellbarkeit sowie Präzision schneiden gut ab.
Allerdings weist die Mühle bei der Umsetzung des Single Dosings und aller Komponenten dafür Schwächen auf. Vieles wirkt nicht ausgereift und wird wahrscheinlich eine Überarbeitung benötigen.
Besonders frustrierend war für uns die Verstopfung des Schachts mit Bohnenbehälter und Single Dosing Aufsatz. Der mitgelieferte Becher erfüllt keine spezifische Funktion im Rahmen der Mühle und lässt sich z.B. nicht am Siebträgerhalter fixieren. Der Workflow beim Single Dosing ist nicht flüssig, weil sich der Stempel nicht von Anfang an aufsetzen lässt. Auch die Siebträgerhalterung funktioniert nur bei manchen Siebträgern.
Diese Schwächen der Mühle sind bis auf die enge Schachtöffnung in der Mühle alle äußerlich und lassen sich vermutlich noch ändern. Es erscheint uns aber eine problematische Entwicklung auf dem Markt, dass immer mehr Hersteller Maschinen lancieren, die noch nicht fertig erscheinen.
Wir beobachten die Mühle weiter und werden berichten. Wir finden: die Mühle hat mehr Potential als sie heute auf den Platz bringt. Mal schauen was da noch geht.
Keine Angst, wir spammen dich nicht zu.
6 Kommentare
Habt ihr von euren Tests noch ein paar Einstellungsdetails herumliegen? Mich interessieren vor allem Mahlgradinfos zum Apas, Dreispitz und Mamy. Stelle ich den Apas unter 2 ein, komme ich auf 40 Sekunden bei 18 in und 45 out. Drunter geht nicht, drüber schmeckt er nicht. Das wäre richtig klasse. Herzlichen Dank im Voraus.
Grüsse Pascal
Wie kann ich denn erkennen, ob ich eine neue Mühle (mit der verbesserten Mahlgradeinstellung und den besseren Füßen) habe, oder eine alte?
Viele Grüße
Was denkst du?