kaffeemacher.ch https://www.kaffeemacher.ch/blog/ Wed, 26 Mar 2025 09:34:06 +0000 de-DE hourly 1 Espresso und Umweltbewusstsein: Der Einfluss des Stromverbrauchs https://www.kaffeemacher.ch/blog/espresso-und-umweltbewusstsein-der-einfluss-des-stromverbrauchs/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/espresso-und-umweltbewusstsein-der-einfluss-des-stromverbrauchs/#comments Wed, 19 Mar 2025 13:40:00 +0000 Nachhaltigkeit Espressomaschinen Thermoblock Zweikreiser Dualboiler Einkreiser https://www.kaffeemacher.ch/blog/espresso-und-umweltbewusstsein-der-einfluss-des-stromverbrauchs/ Weiterlesen

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Wenn man einen köstlichen Espresso genießen möchte, denkt man nicht sofort an Stromverbrauch, Kilowattstunden oder den Standby-Modus. Doch in der Welt des Kaffees hat das Bewusstsein für Umweltfragen in den letzten Jahren erheblich zugenommen, und viele Verbraucher legen zunehmend Wert auf nachhaltige Produkte.

Wir als Kaffeemacher:innen haben bereits seit einigen Jahren den Stromverbrauch in unsere Maschinentests integriert. Um unsere Tests weiter zu verfeinern, haben wir mit Tobias, unserem Head of Sustainability, ein detaillierteres Strommessprotokoll entwickelt.

In diesem Blog möchten wir euch in Grundzügen erklären, wie wir den Stromverbrauch messen und wie sich verschiedene Espressomaschinensysteme hinsichtlich ihres Verbrauchs unterscheiden. Wir bemühen uns, nur die absolut notwendigen Fachbegriffe zu verwenden, damit auch Leser ohne elektrotechnische Vorkenntnisse folgen können.

Warum ist der Stromverbrauch von Maschinen überhaupt wichtig?

Natürlich wollen wir nicht ständig über jede Kleinigkeit nachdenken. Wenn wir einen Espresso genießen, möchten wir dies mit gutem Gewissen tun, ohne an ein Atomkraftwerk denken zu müssen. Dennoch ist es sinnvoll, beim Kauf einer Espressomaschine auch den Stromverbrauch in die Pro- und Contra-Liste aufzunehmen.

Denn Kleinvieh macht auch Mist. Lasst uns ein kurzes Gedankenexperiment anstellen: In eurem Haushalt trinkt ihr morgens und nachmittags jeweils zwei Cappuccini. Es gibt Maschinen, die dafür etwa 0,42 kWh benötigen. Wenn ihr eure Maschine also ein Jahr lang nutzt, verbraucht ihr rund 150 kWh.

Verbraucht eure Maschine hingegen nur 0,18 kWh für die Zubereitung der Cappuccinos, reduziert sich euer jährlicher Energiebedarf auf 65 kWh. Das bedeutet eine Einsparung von 85 kWh pro Jahr – ganz einfach. Das entspricht ungefähr der Menge an Strom, die ein LED-TV braucht, wenn er das ganze Jahr läuft. https://www.enbw.com/blog/wohnen/energie-sparen/was-man-mit-1-kwh-so-alles-machen-kann-2/

Wenn wir annehmen, dass es nicht nur euch, sondern auch viele andere leidenschaftliche Cappuccino-Liebhaber gibt, steigen die Zahlen erheblich. Das Forum „Kaffee-Netz“ hat über 65.000 Mitglieder. Wenn jeder von ihnen jährlich 90 kWh einsparen würde, käme das auf insgesamt 4.225 Megawattstunden. Das entspricht der Menge an Strom, die ein Offshore-Windrad in einem halben Jahr produzieren kann. Und nicht jeder Besitzer einer Siebträgermaschine ist im Kaffee-Netz aktiv. Ihr seht also, der Stromverbrauch einer Maschine kann einen erheblichen Unterschied ausmachen.

Wie sieht unser Messprotokoll aus?

Wir verwenden drei professionelle Strommessgeräte, den Christ CLM1000 Professional Plus. Warum gleich drei? Wenn uns ein Wert merkwürdig erscheint, können wir die Messungen mit einem anderen Gerät überprüfen. Diese Messgeräte bieten den Vorteil, dass sie bis zu einem Zehntel Watt genau messen, also auf 0,0001 kWh – das ist äußerst präzise!

Wir erfassen alle Werte in kWh. Diese Einheit wird auch in eurem Zählerkasten angezeigt, und ihr bezahlt euren Strom basierend auf dem Verbrauch pro Kilowattstunde (kWh).

In unserer Strommessung berücksichtigen wir auch die Aufheizzeit. Doch wie lange dauert es, bis eine Maschine tatsächlich betriebsbereit ist? Zunächst messen wir, wie lange es dauert, bis die Zieltemperatur von 92 °C für die erste Brühung im Siebträger erreicht wird. Um die Werte nicht zu verfälschen, verwenden wir immer eine kalte Maschine, das heißt, eine Maschine, die mindestens zehn Stunden außer Betrieb war. Zudem hat das eingefüllte Wasser stets eine Temperatur von 20-24 °C. Bei Thermoblockmaschinen dauert das Aufheizen beispielsweise nur wenige Minuten, während Dualboilermaschinen dafür bis zu 40 Minuten benötigen können.

Ist die Maschine auf Betriebstemperatur, machen wir einen Spühlshot, der den Siebträgers aufwärmt.

Nun kommen wir zur „Bezugsmessung“.

Espressobezug

Um Espressobezüge zu simulieren, führen wir fünf Bezüge von jeweils 27 Sekunden durch. Zusätzlich gibt es einen sogenannten „Flush“ von 2 Sekunden, der das Säubern der Brühgruppe simuliert. Zwischen jedem Bezug lassen wir eine Pause von einer Minute um das Mahlen, Tampen und die weiteren Schritte zu simulieren.

Wenn die Maschine die Möglichkeit bietet, den Dampfboiler auszuschalten, führen wir die Energiemessung für Espresso zweimal durch: einmal mit eingeschaltetem und einmal mit deaktiviertem Dampfboiler.

Americano

Um den Stromverbrauch für einen Americano zu simulieren, haben wir nach dem Espressobezug jeweils immer 70 ml heißes Wasser bezogen.

Cappuccino

Um den Cappuccino Bezug zu simulieren, haben wir nach jedem Espressobezug eine Menge von 300 Gramm Wasser von 6° C auf 60° C mit der Dampfdüse erwärmt. Hierbei simulieren wir das Aufschäumen des Milchschaumes, den ihr für einen Cappuccino braucht.

Kaffeemacher-Protokoll

BereitsiIn älteren Videos haben wir häufig über ein “Kaffeeemacher-Protokoll” gesprochen, um den Energieverbrauch verschiedener Maschinen miteinander zu vergleichen. Dieses Protokoll beinhaltete eine Aufwärmphase von 25 Minuten, unabhängig vom Maschinentyp, gefolgt von fünf Espressobezügen mit jeweils einer Minute Pause dazwischen. Da wir bei diesem veralteten Protokoll die Aufheizzeit jeder Maschine nicht ermittelt haben, hatten Maschinen, die schnell warm werden, einen Nachteil. Selbst wenn sie nach nur 5 Minuten betriebsbereit wären, mussten sie dennoch 25 Minuten vor dem ersten Bezug laufen. Dies ist einer der Gründe, warum wir ein neues Protokoll entwickelt haben. Um jedoch eine Vergleichbarkeit mit den alten Videos zu gewährleisten, geben wir auch bei den neuen Maschinen die Werte im Rahmen des „Kaffeemacher-Protokolls“ an und zeigen im Artikel die Strom-Daten wie in folgender Tabelle.

Warum gibt es so große Unterschiede im Energieverbrauch?

Der größte Teil der verbrauchten Energie entfällt auf das Aufheizen von Wasser. Für die Zubereitung eines Espressos ist eine Brühtemperatur von etwa 92 °C erforderlich, was vom Heizsystem der Espressomaschine übernommen wird. Für Liebhaber von Milchgetränken wird zusätzlich Wasserdampf benötigt, der etwa 120 °C heiß ist.

Die Art und Weise, wie eine Maschine das Brüh- und Dampfwasser aufheizt, beeinflusst den Energieverbrauch erheblich. Eine Boilermaschine funktioniert anders als ein Dualboiler oder ein Thermoblock. Im Folgenden erläutern wir kurz die Unterschiede zwischen den Heizsystemen der verschiedenen Maschinentypen.

Boilermaschinen

Boilermaschinen werden oft als „Einkreisermaschinen“ bezeichnet, wenn sie über einen einzigen Heizkreis verfügen. Zu den typischen Vertretern dieser Maschinenart zählen beispielsweise die Gaggia Classic und die Rancilio Silvia.

Einkreisermaschinen verfügen über einen kleinen Boiler, in dem das Wasser durch elektrische Heizelemente auf die gewünschte Temperatur erhitzt wird. Je nach Größe des Boilers, der häufig zwischen 0,3 und 0,5 Litern liegt, variiert der Energieverbrauch. Wenn ihr einen Cappuccino zubereiten möchtet, müsst ihr nach dem Bezug des Espressos den Boiler hochheizen, um die erforderliche Dampftemperatur zu erreichen. Dieser Vorgang dauert teilweise einige Minuten und erfordert zusätzlich Energie.

Vereinfacht ausgedrückt kann man eine Einkreisermaschine mit einem Wasserkocher vergleichen

Dualboilermaschinen

Wie der Name „Dualboiler“ bereits andeutet, verfügen Maschinen dieses Typs über zwei separate Boiler. Der kleinere Boiler ist für das Brühwasser zuständig, während der größere für die Dampferzeugung verantwortlich ist. Sind beide Boiler aktiviert, müssen sie zunächst ihre Zieltemperatur erreicht haben, bevor ihr Espresso zubereiten könnt. Während der Betrieb läuft, wird die Temperatur in den Boilern durch Nachheizen konstant gehalten. Je nach Größe der Boiler kann der Stromverbrauch dabei erheblich sein. Die La Marzocco GS3 beispielsweise benötigt mit ihrem 1,5-Liter-Brühboiler und dem 3,5-Liter-Dampfboiler in der ersten Stunde ganze 0,6 kWh.

Dualboilermaschinen bieten vor allem Temperaturstabilität, oft auch unter Last und hohen Komfort, da das Schäumen und der Espressobezug gleichzeitig erfolgen können und die Temperatur präzise eingestellt werden kann. Allerdings sind sie hinsichtlich der Energieeffizienz recht stromintensiv. Vereinfacht gesagt, handelt es sich um zwei Wasserkocher, die gleichzeitig auf unterschiedlichen Temperaturen (hoch und sehr hoch) heizen. Je besser die Boiler isoliert sind, desto weniger Strom wird benötigt, um die Temperatur zu erreichen und aufrechtzuerhalten.

Anmerkung: Nachträgliches Isolieren ist keine Option, denn ohne Anpassungen in der Regelelektronik funktioniert die Temperatureinstellung nicht mehr zuverlässig. So könnt ihr zwar etwas Strom sparen, aber das auf Kosten des Geschmacks.

Zweikreisermaschinen

Zweikreisermaschinen verfügen über einen einzigen Boiler, der jedoch zwei separate Wasserkreisläufe bedient. Viele klassisch-italienische Espressomaschinen, die mit der Faema E61 Brühgruppe ausgestattet sind, nutzen diese Heiztechnik. Der Boiler ist für die Dampferzeugung verantwortlich und wird auf Temperaturen zwischen 120 und 130 °C aufgeheizt. Das Brühwasser wird aus dem Tank durch ein Rohr am Dampfboiler vorbeigeführt. Die Hitze des Dampfboilers erwärmt das Wasser im Rohr ähnlich wie bei einem Wärmetauscher. Dadurch wird das Brühwasser von 20 °C im Wassertank auf die gewünschten 92 °C in der Brühgruppe gebracht.

Obwohl nur ein Boiler auf Temperatur gebracht werden muss, verbrauchen die meisten Zweikreisermaschinen dennoch viel Energie, da der Dampfboiler konstant auf einer sehr hohen Temperatur gehalten werden muss.

Thermoblockmaschinen und Dickfilmheizer

Thermoblockmaschinen und Dickfilmheizer stellen interessante Alternative dar. Anstatt einen gesamten Boiler auf eine Zieltemperatur zu bringen, wird ein Aluminiumblock oder eine dünne Metallplatte erhitzt. Das Wasser aus dem Tank fließt durch Rohre in der jeweiligen Einheit, die unmittelbar beheizt wird. Beim Dickfilmheizer muss noch weniger Masse aufgeheizt werden, als beim Thermoblock.

Da das Wasser erst beim Bezug erhitzt wird, ist die Aufheizzeit der Maschine deutlich kürzer als bei den verschiedenen Boiler-Maschinen. Die Zuriga E2 ist beispielsweise mit einem Dickfilmheizer ausgerüstet, und bereits nach nur zwei Minuten einsatzbereit. Das ist äußerst schnell und zudem sehr energieeffizient. Auch eine Ascaso Steel Duo PID, die mit Thermoblock ausgestattet ist, ist unter zehn Minuten auf Temperatur.

Je nach Konzept der Maschine muss der Thermoblock oder Dickfilmheizer für die Dampftemperatur aufgeheizt werden. Es gibt jedoch auch Modelle mit zwei separaten Thermoblocks oder Dickfilmheizern, einen für die Brüh- und einen für die Dampftemperatur.

Multiheizungssysteme

Es gibt Espressomaschinen, die verschiedene Heizsysteme kombinieren. Der Vollständigkeit halber möchten wir diese Kategorie von Espressomaschinen erwähnen, auch wenn sie nicht sehr zahlreich sind.
Die Ascaso Baby T verfügt beispielsweise über einen Dampfboiler und einen Thermoblock für die Brühtemperatur. Da viele Thermoblockmaschinen nicht die gleiche Dampfleistung bieten wie Dualboiler- oder Zweikreisermaschinen, verfolgt Ascaso mit der Baby T eine Hybridlösung, um Energieeffizienz und Leistung zu vereinen.

Fazit: Soll ich meinen Dualboiler in die Tonne kloppen?

In unserem ausführlichen Blogbeitrag zur Leistungsmessung aktualisieren wir stetig eine Liste mit den Strommessungen aller unserer getesteten Maschinen.

Wer sich die Liste ansieht, erkennt schnell, dass Thermoblockmaschinen und vor allem Dickfilmheizer im Allgemeinen deutlich energieeffizienter sind als Boilermaschinen.

Energieeffizienz ist jedoch bei weitem nicht das einzige Kriterium für eine gute Espressomaschine. Faktoren wie Temperaturkonstanz, Programmierbarkeit, Dampfleistung, Bedienkomfort, Design und viele weitere Aspekte spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Kaufentscheidung für eine Maschine.

Haben wir also das Ende der Dualboiler- bzw. Zweikreiser-Ära erreicht, wie wir es in unserem Video angeteasert haben? Ja, das könnte in den kommenden Jahren zunehmend der Fall sein. Moderne Espressomaschinen zeichnen sich durch eine hohe Temperaturstabilität aus und lassen sich äußerst präzise einstellen. Daher sind wir gespannt auf die Entwicklungen, die noch bevorstehen.

Schließlich steht die Energieeffizienz in direktem Zusammenhang mit der Aufheizzeit. Wer möchte nicht eine Maschine, die bereits nach wenigen Minuten einsatzbereit ist, anstatt eine Dreiviertelstunde warten zu müssen, um einen Espresso zuzubereiten?

Sollten jetzt alle von ihren Boilermaschinen auf Thermoblockmaschinen umsteigen? Ein ganz klares Nein! Die Herstellung einer Maschine und die dafür benötigten Rohstoffe (Edelstahl, Kabel, Schläuche, Elektronik) sind weitaus energieintensiver als ihr Betrieb. Wer also eine Zweikreisermaschine besitzt, die noch mindestens 10 Jahre ohne größere Probleme funktioniert, sollte sie auf jeden Fall weiterhin nutzen!

Schließlich gilt: 1. Je weniger wir neu kaufen, desto mehr Ressourcen werden gespart. 2. Langlebigkeit und die Reparatur von Maschinen tragen ebenfalls zur Ressourcenschonung bei. Wer jedoch darüber nachdenkt, sich eine neue Maschine anzuschaffen und dabei Wert auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit legt, sollte unsere Leistungsmessungen sorgfältig prüfen und in seine Kaufentscheidung einfließen lassen.

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Toca im Jahr 2025 - Wenn Kaffeeproduzenten zu Unternehmern werden https://www.kaffeemacher.ch/blog/toca-projekt-mexiko/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/toca-projekt-mexiko/#comments Sat, 15 Mar 2025 16:59:00 +0000 https://www.kaffeemacher.ch/blog/toca-projekt-mexiko/ Weiterlesen

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Seit 2022 sind wir mit dem Toca-Projekt in der Sierra de Zongolica in Mexiko aktiv. Im vergangenen Jahr machte die Kooperative einen riesigen Schritt nach vorne. Die Produzenten bauten ein Microbeneficio, verarbeiten Kaffeekirschen zentral und verbessern kontinuierlich die Kaffeequalität. Durch ein Co-Investment wurden wir von Käufern zu Partnern – das Potenzial ist riesig, und ein nachhaltiger Wandel ist möglich.

Das Toca-Projekt hat enorme Fortschritte gemacht. Im März 2025 war ich vor Ort und war beeindruckt und voller Freude, zu sehen, wie die Produzierenden ihre eigene kleine Verarbeitungsanlage (microbeneficio) gebaut haben, zu Unternehmern wurden und mit viel Elan in die Zukunft blicken.

Ein kurzer Rückblick

Im Herbst 2022 setzten wir den Startschuss für das Toca-Projekt in der Sierra de Zongolica, im Süden des Staates Veracruz. Die Idee war, eine neu gegründete Kooperative von Kleinstproduzenten auf dem Weg zur biologisch-regenerativen Landwirtschaft zu begleiten, neue Marktzugänge zu schaffen und die Kaffeequalität kontinuierlich zu verbessern.

Den Kaffee aus dem Projekt rösten wir als "Toca" – einen dunklen Espresso mit schwerem Körper, weicher Textur und balancierter Säure.

Toca 3


Im Frühling 2023 löste sich die Gruppe auf. Unstimmigkeiten, verschiedene Ideen und ein fehlender Konsens zur Preisfindung spalteten die Gruppe. Eine kleinere, neue Gruppe fand sich zusammen, aus der 2024 die Assoziation „Citlal Kaffen“ hervorging – zu Deutsch: Kaffeestern. Seit März 2025 ist Citlal Kaffen nun offiziell eine Kooperative.

Die Bedeutung des Zusammenschlusses

Der Zusammenschluss von kleineren Produzenten zu einer Gruppe ist essenziell: 

  • Als Kooperative sind sie effizient in der Administration, 
  • profitieren vom kollektiven Einkauf, 
  • haben bessere Verkaufsbedingungen, 
  • erweiterten Marktzugang und 
  • erhalten Zugang zu finanzieller Unterstützung. 

Zudem teilen sie die Infrastruktur und das Risiko, wodurch sie eine stärkere Stimme und ein stärkeres Branding durch das gemeinsame Auftreten haben.

Unser Ziel war es von Anfang an, die Gruppe so zu unterstützen, dass sie alle Möglichkeiten hat, ihren Weg emanzipiert zu gehen. 

Wir möchten Abhängigkeiten vermeiden. Daher war die Bio-Zertifizierung von Anfang an ein vorrangiges Thema, da diese auch dann bestehen bleibt, wenn unsere Beziehung enden sollte. Mittlerweile sind die Hälfte der Produzenten bio-zertifiziert.

Toca Citlal Kaffen Mexiko Kaffeemacher

Eine Versammlung der Gruppe in der Finca von Don Germán

Die Sierra de Zongolica und der Kaffeeanbau 

Zongolica liegt zwischen den Hügeln der Sierra, umgeben von Nebelwäldern und einer beeindruckenden Flora und Fauna. Die Region zieht viele Tagestouristen an, die die Berge und den Nebelwald erkunden. Doch trotz dieser Schönheit gibt es auch dunkle Wolken: Die Sicherheit in den umliegenden Industrieorten wie Córdoba und Orizaba hat sich verschlechtert, und Kaffee sowie Kakao werden häufig gestohlen.

Es gibt weiterhin große Herausforderungen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene: Die US-Administration hat 25% Importzölle auf mexikanische Waren verhängt, was den Kaffeeexport in die USA unattraktiv macht. Zudem sind viele US-finanzierte Infrastrukturprojekte durch USAID, wie zum Beispiel Straßenbauprojekte und die Unterstützung langfristiger Projekte von Entwicklungsorganisationen nicht mehr möglich, da die Mittel gestrichen wurden. In Mexiko fehlt es auch an Arbeitskräften, und die Migrationszahlen steigen, entgegen der feindlichen Migrationspolitik in den USA.

Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen konnte ich das Wachstum des Toca-Projekts und die positiven Veränderungen bei Ensambles und Citlal Kaffen beobachten. Diese Kooperative hat einen beeindruckenden Schritt gemacht, indem sie den „Stern des Kaffees“ (Citlal Kaffen) gegründet hat. Ich durfte die Entwicklung der Produzenten und den Fortschritt bei der Einrichtung eines Microbeneficios miterleben.

Ensambles Kaffeemacher

Mit der Gruppe im Solar Drier - dem Trocknungszelt für die Kaffees

Citlal Kaffen: Eine junge Kooperative mit großen Zielen

Die Kooperative hat das Beneficio umgebaut und ist nun Eigentümerin. Das Microbeneficio ist in der Finca von Don Germán beheimatet. Diese ist mehr als 100 Jahre alt und war bis 2013 ein Beneficio, bevor die Roya-Kaffeerost-Epidemie viele Farmer zur Aufgabe der Kaffeeproduktion zwang. So ging auch das Microbeneficio ein, aber wir haben es jetzt wieder zu neuem Leben erweckt.

Toca Citlal Kaffen Mexiko Kaffeemacher Apixtepec

Zehn Jahre stand das Beneficio still. Jetzt haben wir es wieder belebt

Das Beneficio steht im Weiler Apixtepec, einem kleinen Weiler in der Sierra de Zongolica, an der Hauptstraße. Es ist erstaunlich zu sehen, wie die Gruppe aus einfachen Mitteln ein funktionierendes Microbeneficio aufgebaut hat – mit Bambus, Holz und Second-Hand-Geräten. Ein echtes Beispiel für Nachhaltigkeit und Kreativität. 

Die Produzenten haben nicht nur ihr Fachwissen eingebracht, sondern auch ihre Arbeitskraft, um das Beneficio zu bauen und zu betreiben. In fünf sogenannten „faenas“ (Tageseinsätzen) haben die 13 Mitglieder den Boden ausgehoben, planiert und das Beneficio sowie die Trocknungsanlage gebaut.

Solar Drier Apixtepec Mexiko

Geschützt vor Feuchtigkeit und UV-Strahlen, wird der Kaffee im Trocknungstunnel fertig getrocknet

Mit der Anlage kann die Kooperative die Kaffeekirschen ihrer Mitglieder verarbeiten, hat aber auch Potenzial, dies für weitere Produzenten zu tun. Dadurch kann Citlal Kaffen eine Dienstleistung anbieten und das Einkommen der Kooperative diversifizieren.

In nur einer Saison (November 2024 bis März 2025) hat die Kooperative viel über die sorgfältige Verarbeitung von Kaffee gelernt. Ensambles hat Workshops mit der Gruppe durchgeführt, um die Qualität weiter zu erhöhen. Die Kaffeekirschen werden nun zuerst „gefloatet“, also in einem Wassertank sortiert. Unreife und überreife Kirschen schwimmen an der Oberfläche und werden separiert. Danach werden die Kaffeekirschen in Fässern fermentiert. Die Kirschen werden zu etwa der Hälfte in die Fässer gegeben und verschlossen. Ein Ventil lässt das CO2 entweichen, das bei der Fermentation entsteht.

Die Fermentationszeiten für die gewaschenen Kaffees lagen bisher zwischen 20 und 42 Stunden, haben jedoch noch keine signifikanten Ergebnisse gezeigt. Die Zeiten im Fass für die Natural-Experimente waren über 60 Stunden und zeigten klare, fruchtige und schokoladige Noten.

Co-Investment – so arbeiten wir

Heute ist Citlal Kaffen als Kooperative die Besitzerin des Microbeneficios. Die Kooperative mietet ihren Standort bei Don Germán, der das Gelände auf seinem Grundstück zur Verfügung stellt.

Die Investitionen für den Bau des Microbeneficios und den Aufbau der Kooperative kamen aus unterschiedlichen Quellen:

  • Ensambles: hat Workshops zur Kaffeeverarbeitung gegeben und den Aufbau der Kooperative begleitet.
  • Citlal Kaffen: hat in Form von Arbeitszeit zum Bau des Beneficios und durch mitgebrachte Baumaterialien investiert.
  • Black Hen: finanzielle Beteiligung für Anlagen.
  • Kaffeemacher GmbH: finanzielle Beteiligung für Anlagen.

Ein Co-Investment verstehen wir als Instrument, um sicherzustellen, dass alle beteiligten Partner auf Augenhöhe agieren. Alle Parteien leisten ihren Beitrag, und das Projekt wird zu einem Gemeinschaftswerk. Wir als Rösterei sind nicht mehr nur Einkäufer, sondern Projektpartner, die durch einen monetären Beitrag zeigen, dass wir nicht nur am Rohkaffee, sondern an der Entwicklung einer Gemeinschaft und eines Projekts vor Ort interessiert sind.

Innovation in der Kaffeeverarbeitung

Besonders beeindruckend war der Prozess der Kaffeeverarbeitung: Die Kaffeekirschen werden sortiert, fermentiert und dann in einem Solar-Trockner getrocknet. Während der Trocknung und Fermentation gab es kleine Herausforderungen: Die Gruppe stellte fest, dass die Fermentationseffekte noch nicht signifikant waren, was zu einer Diskussion führte, ob mehr Zeit in der Fermentation sinnvoll wäre, um die Sensorik des Kaffees zu verbessern. Dies bleibt noch zu klären, da die Fermentationstechniken weiter optimiert werden können.

Ensambles und Kaffeemacher

Im Cupping-Labor bei Ensambles in Coatepec: die Kaffees haben überzeugt

Das neue Zahlungssystem, das auf Qualität und gestaffelten Auszahlungen basiert, hat ebenfalls einen Kulturwandel in der Kooperative bewirkt.

Schritt 1:

Produzentin X bringt 100 kg Kaffeekirschen zum Beneficio. Sie erhält 18,50 Pesos/kg Kaffeekirschen der ersten Qualität – das sind die Kirschen, die nach dem Floating-Prozess weiterverarbeitet werden. Die zweite Qualität wird getrocknet und auf dem lokalen Markt verkauft.

Schritt 2:

Die Kaffeekirschen werden verarbeitet und getrocknet. Sobald der Kaffee dann bei Ensambles in Coatepec ankommt, wird er geschält und sortiert. Daraus ergibt sich der „Rendimiento“ – der Ertrag an Rohkaffee. 

Ausgehend von der Uniformität und Dichte des Rohkaffees erfolgt nun die zweite Bezahlung für jedes Kilo Rohkaffee von Ensambles an Citlal Kaffen, die dann die Produzentin auszahlt.

Dieses System der doppelten Bezahlung musste zuerst etabliert und akzeptiert werden. Es wurde jedoch schnell klar, dass es klare finanzielle Vorteile für alle Beteiligten mit sich bringt. Vor allem aber ermöglicht es einen Wissenstransfer zwischen Ensambles, die den Kaffee verkosten und uns dann verkaufen, und den Produzierenden, die von den Labortipps profitieren, um ihre Produkte zu verbessern.

Ensambles und Kaffeemacher

Sobald alle Kaffees fertig getrocknet sind, werden sie von der Apixtepec nach Coatepec gebracht

Nächste Etappenziele

  1. In einem Jahr sollten alle Produzenten die Bio-Zertifizierung abgeschlossen haben. Das wird ein großer Meilenstein.
  2. Die Optimierung der Fermentationsprozesse geht weiter: Welche Ansätze haben einen positiven Einfluss auf den Geschmack?
  3. Das Parchment soll noch langsamer getrocknet werden, was einen positiven Einfluss auf die Lagerfähigkeit des Kaffees haben wird.
  4. Das Potenzial für Natural-Kaffees in größeren Mengen wird geprüft.
  5. Auf den Fincas werden alte Pflanzen durch die Varietäten Tabi und Pink Bourbon ersetzt, was die Qualität weiter steigern wird.

Wir sind mehr als zuversichtlich, dass die Zusammenarbeit mit Citlal Kaffen und Ensambles immer intensiver wird und freuen uns über die nächsten Schritte.

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Kaffee-To-Go-Becher im Test - welche erfüllen unsere Anforderungen? https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-thermobecher/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-thermobecher/#comments Sat, 15 Mar 2025 14:30:00 +0000 Kaffeewissen Kaffeemarkt https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-thermobecher/ Weiterlesen

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Wer gerne Kaffee unterwegs geniesst, der kennt die zahlreichen Herausforderungen und damit auch die Anforderungen an den perfekten Reisebecher. Diese reichen von auslauf- und tropfsicher über temperaturbeständig und spülmaschinenfest bis hin zu einfachem Handling. Zu guter Letzt soll der Kaffee auch nach einer gewissen Zeit seinen wahren Charakter zeigen und gut schmecken und nicht von metallischen Noten überdeckt werden. Auf der Suche nach dem perfekten Thermobecher, Travel Mug oder To Go Cup haben wir 12 verschiedene Becher getestet. 

Die Testkriterien

Die Bewertung der To-Go-Becher wurde in geschmackliche und technische Kriterien unterschieden. Durch Community-Feedback und die Arbeit mit den Reisebechern haben diese sich geschärft.

Den Fokus haben wir auf folgende Kriterien gelegt:

1. Den Einfluss des Behälters auf den Geschmack
2. Das taktile Empfinden
3. Das Trinkerlebnis

Alle 12 To-Go-Becher haben wir über eine Zeitdauer von zwei Stunden getestet. Dabei haben wir 10 Minuten nach eingiessen, nach 30 Minuten, nach einer Stunde sowie nach zwei Stunden verkostet. 

Geschmack und Mundgefühl

Wir haben sowohl den Geschmack – unterteilt in Flavour und Off-Taste (Fremdgeruch) – als auch das taktile Empfinden, aufgeteilt in Mundgefühl und Nachgeschmack, bewertet. Zudem haben wir festgehalten, wie angenehm das Trinken aus den einzelnen Bechern war. 

Da einige der Behälter auch zum Geniessen ohne Trinkaufsatz gedacht sind, wie beispielsweise der Loveramics Nomad oder der KeepCup, haben wir uns entschieden, sämtliche To-Go-Cups sowohl ohne als auch mit Trinkaufsatz zu verkosten. Das führte dazu, dass einige Modelle in der Kategorie ‚ohne Trinkaufsatz‘ schlechter abschnitten, da sie auch nicht dafür konzipiert sind. Umgekehrt gab es auch Fälle, in denen der Trinkaufsatz das Trinkerlebnis deutlich beeinträchtigt hat.

Ist die Temperatur konstant?

Des Weiteren haben wir über 2,5 Stunden die Temperatur im Gefäss gemessen. Dies hat zwar keinen Einfluss auf die Gesamtwertung, könnte jedoch je nach individuellen Präferenzen die Kaufentscheidung beeinflussen. 

Für den Test haben wir in alle Thermobecher 200 ml Wasser mit einer Ausgangstemperatur von 94°C eingefüllt und sofort die Temperatur gemessen. Erstaunlicherweise verloren alle Testobjekte bereits in den ersten Sekunden zwischen 7 und 18 Grad. Wichtig zu erwähnen ist, dass alle Becher nicht vorgewärmt waren.

Die speziell für Kaffee entwickelten Thermobecher schneiden bei der Temperaturkonstanz über die Zeit erfreulicherweise am besten ab. Der Kinto Travel Tumbler, Carter Fellow Move und der Iris Go sind auch nach zwei Stunden noch über 62 Grad heiss. Auch unser Kaffeemacher Becher und der FLSK befinden sich im oberen Mittelfeld.

Wie erwartet konnten die eher tassenähnlichen Produkte die Temperatur nicht lange halten. Allerdings sollte man dabei berücksichtigen, dass diese eher für das schnelle Trinken gedacht sind und nicht für längere Reisen.

Die getesteten Reisebecher

Unsere 12 Test-Becher lassen sich grob in zwei Gruppen aufteilen.

  • Auslaufsichere To-Go-Becher
  • Nicht auslaufsichere To-Go-Becher

Diese Unterteilung hat zwar keinen Einfluss auf den Geschmack und das taktile Empfinden, hilft jedoch dabei, einen passenden Thermobecher entsprechend den persönlichen Bedürfnissen auszuwählen. Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Grunddaten zusammen.

kaffeebecher uebersicht


Auslaufsichere To-Go-Becher

Emsa Travel Mug Classic (360ml), CHF 23.20 / 24.52 € 

Emsa Travel Mug

Der Emsa Travel Mug Classic sieht aus wie ein typischer Allzweck Thermobecher aus Edelstahl und gewinnt optisch keinen Preis. Aussen ist der Becher mit einer Gummibeschichtung umhüllt, die die Temperatur gut zurückhält. Den Becher öffnet man zwar einfach per Knopfdruck (Quick-Press) in der Mitte des Deckels, dies fühlt sich für mich jedoch etwas ungewohnt an. Durch den Drehverschluss und den Quick-Press ist er jedoch zu 100% dicht und ist auch von der Form her optimal fürs längere Autofahren geeignet. Der Thermobecher kann gut auseinandergenommen werden und ist spülmaschinentauglich.

Um trinken zu können, muss man den Emsa Travel Mug Classic extrem kippen. Bei heisser Flüssigkeit löst das Angst vor dem Verbrennen aus. Und einige Tropfen bleiben unter Umständen in der Ritze neben dem sehr hohen Trinkrand zurück.

Sensorisch wie auch temperaturtechnisch ordnet sich der Thermobecher im Mittelfeld ein. Mit 85.35°C direkt nach dem Eingiessen gehört er zur oberen Hälfte der getesteten Objekte. Nach 2,5 Stunden hält er noch 53.15°C und platziert sich damit im mittleren Bereich. Das ist eigentlich überraschend, denn aufgrund der dichten Verschliessbarkeit hätte man eine bessere Isolierung erwarten können.

Geschmacklich mag er nicht ganz überzeugen und ordnet sich im letzten Drittel ein. Bereits nach 30 Minuten tritt ein deutlich metallischer Geschmack hervor und der Kaffee bekommt einen harschen und kratzigen Nachgeschmack. Zum Esma Becher*.


Kaffeemacher-Becher (250ml), CHF 29.90

Kaffeemacher

Unser Kaffeemacher- Becher der Marke Aladdin ist spülmaschinenfest und kann dank der doppelten Auslaufsicherung bedenkenlos im Rucksack transportiert werden. Der doppelwandige Edelstahl sorgt für eine gute Isolierung und die langlebige Pulverbeschichtung sorgt für einen griffigen Halt. Aufgrund seiner Form ist der Thermobecher vielseitig einsetzbar und passt neben dem Getränkehalter des Autos auch gut in die Trinkvorrichtung des Fahrrads. Die Trinköffnung des Bechers ist klein und der Verschluss bereitet zumindest mir keine richtige Freude.

In unserem Vergleich hat unser Becher leider nicht sehr gut abgeschnitten. Zwar hat er auch seine Fans, aber sensorisch hat er schlichtweg nicht mit den Besten mithalten können. Bei der Temperaturkonstanz spielt er noch vorne mit und performt mit 86.63°C direkt nach eingiessen und 56.85°C nach 2,5 Stunden ziemlich gut.

Doch das Mundgefühl und der Geschmack lassen zu wünschen übrig und platzieren ihn in der unteren Hälfte. Der Kaffee im Thermobecher verschlechtert sich zwar über die Zeit nicht merklich, befindet sich jedoch bereits von Anfang an nur im Mittelfeld. Zum KM Becher


FLSK Kaffeebecher (350ml), CHF 39.00 / 39.00 €

FLSK

Der grossbauchige und zweifach prämierte (German Design Award Special 2022, Green Product Award Winner 2022) FLSK Kaffeebecher ist angenehm zu halten und hat einen eleganten Look. Der Sicherheitsverschluss, das Flip Lid, verschließt zum einen die Trinköffnung und lässt sich zum anderen oben am Deckel fixieren, sodass es beim Trinken nicht stört. Eine Vakuumschicht zwischen den Edelstahlwänden soll das Austreten von Wärme verlangsamen, während die Kupferbeschichtung diesen Effekt zusätzlich unterstützt.

Mit 84.67°C direkt nach dem Eingiessen und 54°C nach 2,5 Stunden befindet sich der Thermobecher während der ganzen Temperaturmessungen konstant im mittleren Bereich aller Testprodukte.

Die kleine Öffnung reguliert zwar den Trinkfluss, hält aber auch den Schaum der Milch zurück. Ohne Deckel bietet der Becher ein angenehmes Trinkgefühl, doch mit Deckel durch die kleine Öffnung konnte er uns nicht überzeugen. Dennoch bleiben Flavour, Textur und Nachgeschmack während der gesamten Messzeit konstant gut, was dem FLSK Kaffeebecher am Ende den dritten Platz einbringt.

Zum FLSK Becher.


Kinto Travel Tumbler (350ml), CHF 39.00 / 37.50 €

Kinto Travel Tumbler

Der sehr elegante Kinto Travel Tumbler ist für Kaffee und Tee gemacht und gehört zu den Favoriten vieler Coffee Professionals und Ästheten. Das Test-Team nimmt ihn optisch sofort positiv wahr. Sein unverkennbares japanisches Design überzeugt durch Minimalismus und Funktionalität. Ein Zwischenboden hält Eis und Kräuter (bei Tee) zurück, während der Trinkstopper zusätzlich den Getränkefluss reguliert.

Der Trinkstopper ist ein Aufsatz für den Isolierbecher aus Edelstahl und nimmt deshalb nach unten keinen Platz weg, wie es beispielsweise beim Fellow Carter Move der Fall ist. Dadurch kann der Becher bis oben hin befüllt werden. Beim Aufdrehen des Deckels kommt der Trinkstopper manchmal mit, was etwas umständlich ist. Durch die schmale Form liegt der Kinto Travel Tumbler auch in kleinen Händen perfekt und passt sowohl in Fahrrad- als auch in Auto-Getränkehalter.

Auch bei diesem Isolierbecher verhindert ein Vakuum zwischen zwei Edelstahlwänden die Wärmeübertragung. Von allen getesteten Bechern verliert er am wenigsten Temperatur und hält nach 2,5 Stunden noch 65,89°C. Das bedeutet allerdings auch, dass er zu Beginn sehr heiss ist, was Angst vor dem Verbrennen auslösen kann.

Sensorisch kann der Thermobecher jedoch (leider) nicht überzeugen und landet deshalb auf dem letzten Platz. Zum einen empfinden wir das Trinkengefühl als nicht positiv. Die Plastikkante fühlt sich unangenehm an und die Relation zwischen dem Durchmesser der Öffnung und der Tiefe der Trinkkante führt dazu, dass man mit der Nase beim oberen Rand anstösst. Zum anderen bekommt der Kaffee durch die lange Hitzeeinwirkung relativ schnell einen metallischen und gegen Ende der Zeit sogar einen gemüsigen, kräuterigen, harschen Nachgeschmack. 

Zum Kino Travel Mug bei Kinto oder Amazon*.


Fellow Carter Move (355ml), CHF 42.00 / 45.00 €

Fellow Carter Move

Der Fellow Carter Move Mug überzeugt mit seinem cleanen Design und ist speziell für Kaffee entwickelt worden. Das Kreamik-Inlay soll Fehlgerüche, wie beispielsweise einen metallischen Geschmack, verhindern. Nebst dem Kinto Travel Tumbler zählt der Fellow Carter Move zu den beliebtesten Reisebechern unserer Community. Der einrastbare Spritzschutz ermöglicht es trotz der grossen Öffnung bequem “on the go” zu trinken und schützt vor dem Überschwappen. Durch den Drehverschluss ist der Becher 100% dicht.

Der Fellow Carter Move ist doppelwandig vakuumisoliert und verhindert so das schnelle Austreten der Wärme und Kälte. Konkret bedeutet das, dass er zwar direkt nach dem eingiessen 10°C verliert und mit 83.83°C auf dem achten Platz landet. Über die Zeit hinweg verliert er jedoch sehr wenig und hält das Getränk mit 65.3°C am zweitlängsten heiss.

Betrachtet man nur das Mundgefühl und den Geschmack, ohne das Trinkgefühl zu berücksichtigen, erreicht der Becher Rang 4 im Gesamtklassement. Wie bei allen Thermobechern nimmt die Qualität des Kaffees im Laufe der Zeit etwas ab und es entsteht eine leichte Bitterkeit. Dennoch bleiben Körper und Säure angenehm ausbalanciert. Nimmt man jedoch das Trinkgefühl mit in die Bewertung auf, so rutscht der Fellow Carter Move auf den achten Platz ab. Wir empfinden die metallische Kante und den Spritzschutz zwar alle Drei unterschiedlich, jedoch weder gut noch schlecht.

Zu Fellow Carter Move bei Fellow oder Amazon*.


Kaffeeform Weducer Cup (250ml), CHF 19.90 / 15.88 €

Kaffeeform Weducer Cup

Der Weducer Cup präsentiert sich als nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Bechern und erinnert optisch an einen klassischen Einweg-To-Go-Becher. Die braune Farbe wirkt auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig und nicht sehr ästhetisch. Doch dieser Eindruck relativiert sich, denn der Becher wird aus recyceltem Kaffeesatz von Berliner Cafés und Röstereien hergestellt, was die Farbgebung auch erklärt. Zudem kommen keine auf erdölbasierten Rohstoffe vor, womit das Team von Kaffeeform einen zukunftsweisenden Weg einschlägt. Der Weducer Cup ist leicht und dennoch robust und verfügt über einen einwegähnlichen Trinkaufsatz und einen auslaufsicheren Deckel.

Durch die doppelte Aussenhülle bleibt das Getränk temperiert, jedoch nicht heiss. Der Weducer Cup eignet sich daher eher für kurze Strecken oder den schnellen Konsum. Bereits nach dem Eingiessen beträgt die Temperatur nur noch 80.3°C, womit er sich mit dem Loveramics Nomad und dem KeepCup auf den letzten Plätzen der Messungen einreiht. Das muss jedoch nicht negativ sein, denn so ist das Getränk ziemlich schnell trinkbereit. Es empfiehlt sich daher, den Kaffee in den ersten Minuten nach dem Brühen zu trinken, denn bei der letzten Messung lag die Temperatur nur noch gerade bei 30.16°C.

Sensorisch bewegt sich der Becher anfangs noch im guten Mittelfeld, fällt dann aber bereits nach 30 Minuten auf die letzten Plätze ab. Der Kaffee bekommt zwar keinen metallischen oder sonstigen Fehlgeruch (Off-Taste), doch wird er mit der Zeit flach, stumpf und trocken.

Zum Kaffeeform Weducer Cup.

Nicht auslaufsichere Reisebecher

Yeti Rumbler (296ml), CHF 23.00 / 25.00 €

Yeti Rumbler

Der Yeti Rumbler ist ein klassischer amerikanischer Travel Mug aus Edelstahl im mittleren Preissegment. Laut Hersteller ist diese Version ideal für Espresso geeignet. Der Becher ist angenehm zum Halten, da das Metall Temperatur neutral ist und nicht heiss wird, und verfügt über eine doppelwandige Vakuumisolierung. Der MagSlider im Deckel ist ein einfacher Schieberegler, der sich, zumindest wenn er neu ist, leicht bewegen lässt und gut abschliesst. Allerdings ist er nicht dicht und eignet sich daher eher für den geraden oder leicht holprigen Transport als für den Rucksack. Aufgrund seiner Merkmale ist er ein guter Begleiter für Autofahrten.

Der Yeti Rumbler beeindruckt mit seiner Isolation. Denn er verliert direkt nach dem Eingiessen von 94°C heissem Wasser am wenigsten Temperatur und weist immer noch 87.43°C auf, was den geringsten Verlust im Test darstellt. Auch nach 150 Minuten misst er noch 59.18° und platziert sich somit im oberen Drittel hinsichtlich der Temperaturkonstanz über die ganze Messzeit.

Das Trinken durch die kleine Öffnung ist für Mischgetränke wie Cappuccino und Flat White eher ungünstig, denn es hält den ganzen Milchschaum zurück. Ohne Deckel zu trinken empfiehlt sich allerdings nicht, da die Kanten des Bechers ziemlich rau sind. Sensorisch schneidet der Thermobecher anfangs gut ab, entwickelt jedoch nach etwa einer Stunde einen muffigen, metallischen Off-Taste. Zudem verliert der Kaffee mehr und mehr an Aromen und wird flach.

Zum Yeti Rumbler bei Amazon*.


Iris Go (200ml), CHF 45.00 / 45.00 €

Design ohne Titel 1

Der Iris Go überrascht mit einem ungewöhnlichen Look, denn im Gegensatz zu allen anderen Thermobechern der Testserie hat er keinen abnehmbaren Deckel. Der Verschluss schmiegt sich beim Aufdrehen direkt an den Rand des Edelstahls an. Zum Verschliessen wird der Verschluss einfach wieder zugedreht.

Das Trinken an diesem weichen Gummirand ist für einige von unserem Test-Team sehr gewöhnungsbedürftig. Jedoch ist der Kaffeegenuss aus dieser grossen Öffnung sehr Tassen-ähnlich. Kleiner Nachteil: Beim Verschliessen bleibt manchmal ein wenig Kaffee oder Milch auf dem Verschluss zurück, was dann in die Tasche tröpfeln oder eintrocknen kann.

Den Auslauftest haben wir ohne das separat erhältliche Cover gemacht. Laut Hersteller ist er nämlich auch ohne Cover dicht. Bei unserem Test sind allerdings wenige Tropfen ausgelaufen, weshalb wir den Iris Go nicht in den Rucksack werfen, sondern nur stehend transportieren würden.

Der doppelwandige, vakuumisolierte Edelstahlbecher ist 100% recyclebar, was ein grosser Pluspunkt in Punkto Nachhaltigkeit ist. Das oben erwähnte Cover schützt den Verschluss vor Verschmutzungen, was je nach Verwendungszweck des Bechers doch viel hygienischer ist.

Mit 84.48°C direkt nach dem Eingiessen des Kaffees liegt der Iris Go im Mittelfeld der Anfangstemperaturen. Obwohl die Temperatur auch nach 2,5 Stunden noch 62.11°C aufweist und er somit bei der letzten Messung der drittheisseste Becher ist, hat das im Gegensatz zu Anderen mit dieser hohen Temperaturkonstanz weniger negativen Einfluss auf den Geschmack und das Mundgefühl. Zwar wird auch im Iris Go der Kaffee mit der Zeit flacher und charakterloser, er weist jedoch weniger Off-Taste.

Der Iris Go hat über alle Ebenen sehr gut abgeschnitten und gewinnt unsere Testserie!

Zum Iris Go.


Asubo Ultimate Mug (355ml), 18.90 CHF / 17.70 €

Asobu Ultimate Mug

Dieser tassenähnliche To Go Cup wirkt multifunktional und outdoor-tauglich. Ich würde gerne eine Suppe daraus trinken. Doch: Der Asobu Ultimate Mug ist speziell für Kaffee gemacht und überrascht sensorisch eindeutig. Ohne den Deckel fühlt es sich an, als würde man aus einer normalen Tasse trinken. Mit dem spritzsicheren Schiebeverschluss-Deckel wird die Öffnung zwar deutlich kleiner, doch das Trinkgefühl bleibt überraschend gut.

Die vakuumisolierten und mit Kupfer beschichteten Wände halten die Temperatur erstaunlich lange hoch. Dies ist umso überraschender, da der Schiebeverschluss die Öffnung zwar verschliesst, aber doch viel Wärme entweichen kann. Gleich nach dem Eingiessen verliert der Becher 10°C und liegt mit 84.19°C im Mittelfeld. Nach 2,5 Stunden beträgt die Temperatur noch 51.92°C, womit er Platz 8 erreicht. Die Plätze 9-12 weisen nach der gleichen Zeitdauer nur noch 42.92°C und weniger auf.

Die Keramikbeschichtung im Inneren soll das Übertragen von Fremdgerüchen verhindern. Der Kaffee bleibt während der ganzen Testzeit erstaunlich dicht und behält eine gewisse Struktur. Bis zur letzten Verkostung hat er keinen Off-Taste und ist immer noch süsslich und balanciert. Damit überrascht uns der Asobu Ultimate Mug alle und landet auf dem zweiten Platz in unserem Schlussklassement.

Zu Asubo Cup oder bei Amazon*.


Loveramics Nomad (250ml), CHF 24.80 / 28.90 €

Loveramics

Eine wunderschöne Tasse aus doppelwandigem Porzellan ganz im Stil von Loveramics. Doch der Gummideckel und die winzig kleine Öffnung sind ein Flopp und werten die multisensorische Trink-Erfahrung extrem ab. Denn nebst der Tatsache, dass kaum Flüssigkeit aus dem kleinen Loch kommt, nimmt der Kaffee innert Millisekunden den Geschmack des Gummis an. Ohne Deckel hingegen hat man ein ganz anderes Erlebnis. Das Trinken direkt aus der Tasse überzeugt sowohl sensorisch als auch optisch über die ganze Linie. 

Auch der Loveramics Nomad ist nicht für das lange Reisen gedacht. Denn trotz dem doppelwandigem Porzellan landet er mit 80.01°C direkt nach dem Eingiessen auf dem zweitletzten Platz und erreicht nach 2,5 Stunden mit 30.16° C den drittletzten Platz.

Sensorisch gesehen war das eine emotionale Achterbahn. Zusammen mit dem KeepCup haben wir den Kaffee aus dem Loveramic Nomad direkt nach dem Eingiessen in Bezug auf Geschmack und Mundgefühl am besten bewertet. Und ohne den Gummideckel ist das ein sehr angenehmes Trinkgefühl, wodurch die Tasse auf dem dritten Platz enden würde. Trinkt man jedoch mit dem Deckel, überdeckt der Gummi-Off Taste sofort den Kaffeegeschmack.

Loveramics Nomad in der Schweiz bei der Kaffeezentrale.


Stanley Legendary Camp Mug (330ml), CHF 34.90 / 35.00 €

Stanley Legendary Camp Mug

Eine wahnsinnig angesagte Marke. Absolut cool wäre, wenn dieser robuste Camp Mug aus Edelstahl, wie auch der Asobu Ultimate Mug, zusätzlich noch feuerfest wären. So könnten sie im Alltag für Kaffee dienen und in der Freizeit für das Lagerfeuer genutzt werden. Optisch wirkt er im Gegensatz zu einem Kinto Travel Tumbler oder einem Fellow Carter Move viel wuchtiger und weniger elegant und ähnelt vom Look her eher dem Asobu Ultimate Mug. Wie praktisch dieser Deckel im Alltag ist, davon sind wir nicht ganz überzeugt. Denn er ist mehr ein Spritzschutz oder ein Schutz vor dem Überschwappen als ein echter Deckel, da er sich nicht vollständig verschliessen lässt.

Durch die doppelwandige Vakuumisolierung bleibt der Kaffee zwar auch in diesem Becher länger warm. Aufgrund der erwähnten Öffnung im Deckel kühlt der Kaffee schneller ab und ist folglich nicht auslaufsicher. Bei der Temperaturmessung liegt der Stanly Legendary Camp Mug am Anfang mit 83.04° C als auch am Ende mit 42.92°C im unteren Bereich der Tabelle.

Geschmacklich kann der Becher ebenfall nicht mithalten. Schon direkt nach dem Eingiessen sehen wir Kommentare von metallischem Geschmack und leichter Bitterkeit. Das verbessert sich auch über die Zeit nicht und somit landet der Becher im Gesamtklassement auf Rang 10.

Stanley Legendary Cup bei Amazon* oder Stanley.


KeepCup (227ml), CHF 29.00 / 27.95 €

KeepCup

Eine schöne Tasse aus Glas mit einer raffinierten Korbumrandung, die in verschiedenen Varianten, Farben und Grössen erhältlich ist. Dank der Korkumrandung kann der Keep Cup gut gehalten werden, obwohl das Glas natürlich sehr heiss wird. Der massive Plastikdeckel wertet das ganze leider optisch ab. Das Cover schützt zwar vor dem Ausschütten, ist aber nicht dicht.

Das Glas entzieht dem Kaffee von Anfang viel Wärme, so dass dieser bereits bei der ersten Messung nur 76.01° C aufweist, während das Glas selbst 60.3° Grad respektive 46.2°C nach 15 Minuten erreicht. Zum Vergleich: Thermobecher wie beispielsweise der Kinto Travel Tumbler weisen nach 15 Minuten nur etwa 25°C Aussentemperatur auf.

Auch beim KeepCup ist das Trinken durch die kleine Plastiköffnung weder angenehm noch schmackhaft, und eventuell vorhandener Milchschaum wird zurückgehalten. Wenn allerdings direkt aus dem Glas getrunken wird, so ist das ziemlich stimmig. In der ersten Verkostung ohne Berücksichtigung des Trinkgefühls, landet er deshalb auf dem zweiten Platz. Allerdings nehmen dann die positiven Eigenschaften ziemlich schnell ab, so dass er am Ende doch im unteren Drittel landet. Auch der KeepCup ist somit ein Becher, der eher für den schnellen Konsum geeignet ist.

Zum Keep Cup beim Unternehmen, der Kaffeekommune mit Logo oder Amazon*.

Das Ranking

Wer hätte gedacht, dass die Suche nach dem perfekten Reisebecher sich fast gleich schwierig gestaltet, wie die Suche nach dem perfekten Espresso? Unsere Testserie hat gezeigt: Reisebecher ist nicht gleich Reisebecher. Zwischen doppelwandigem Edelstahl, dem robustem Porzellan und dem nachhaltigem Kaffeesatz liegen nicht nur optisch Welten dazwischen, sondern auch Punkto Wärmeisolierung, Geschmack und Trinkgefühl.

Temperatur Ranking

Während der getesteten 2,5 Stunden haben die Becher unterschiedlich performt. Von den Temperaturmessungen können wir ableiten, dass Thermobecher mit doppelwandigem Edelstahl, sei es mit oder ohne Keramik-Inlay, den Kaffee lange warm halten. Im Vergleich dazu fallen To-Go-Bechern aus Glas, Porzellan oder Kaffeesatz ab. Entweder haben die Becher die Temperatur lange halten können und versagten dann geschmacklich sowie beim Mundgefühl. Oder sie waren zwar sensorisch ok, kühlten aber innerhalb kürzester Zeit ab.

Zur Temperatur möchte ich noch folgendes festhalten. Reisebecher, bei denen der Kaffee bereits zu Beginn etwa 10°C unter der ursprünglichen Eingiesstemperatur liegt, wirken sich negativ auf den Geschmack und das Mundgefühl aus. Allgemein können wir sagen, je länger der Kaffee im Becher ist und je länger er heiss bleibt, desto mehr nimmt die Qualität des Kaffees ab. Eine schnelle Abkühlung des Getränks ist also nicht per se schlecht, sondern hängt von den persönlichen Anforderung an einen Becher ab.

temperatur messungen to go becher

Geschmack, Mundgefühl und Nachgeschmack Ranking

Alle getesteten Becher haben den Kaffee im Laufe der Zeit verändert. Gewisse Becher haben dem Kaffee seinen Charakter genommen und ihn flach, bitter und unbalanciert wirken lassen. Andere To-Go-Becher wiederum haben einen Off-Taste hervorgerufen und dem Getränk einen metallischen, teils muffigen Geschmack verliehen.

Auch das Mundgefühl und der Nachgeschmack sind von Minute zu Minute mehr beeinträchtig worden. So haben einige Becher dem Kaffee eine raue, kratzige Textur gegeben, während Andere einen bitteren, harschen, langanhaltenden Nachgeschmack hinterlassen haben.

sensorische bewertung 2 stunden kurven
Sensorische Bewertung ueber 2 Stunden gesamt

Geschmack, Mundgefühl, Nachgeschmack und Trinkgefühl Ranking

Nehmen wir zum Geschmack, Mundgefühl und Nachgeschmack nun das Trinkgefühl hinzu, so verändert sich die Rangliste um ein paar Positionen.

Beim Trinkgefühl haben wir darauf geachtet, wie sich das Trinken aus diesem To-Go-Becher anfühlt. Alle Testobjekten haben wir einmal ohne den mitgelieferten Deckel verkostet, bevor wir die weiteren Male mit dem Deckel verkostet haben.

Dabei wurden einige der Reisebecher für ihre unangenehmen und unpraktischen Deckel oder die harten Kanten am Gefäss selbst ziemlich abgestraft. Im Allgemeinen können wir jedoch festhalten, dass Becher mit grossen Öffnungen, sei das mit oder ohne einem gut konzipierten Deckel, angenehmer zum Trinken waren. Zudem ermöglicht eine grosse Öffnung, dass bei Milchgetränken der ganze Schaum mitgetrunken werden kann.

trinkgefuehl becher

Reisebecher, To-Go-Cup oder Travel Mug?

Warum gibt es so viele Namen für einen To-Go-Becher? Schaut man sich im Alltag um, begegnet einem der praktische Begleiter für unterwegs tatsächlich unter ganz unterschiedlichen Bezeichnungen. Trinkbecher, Reisebecher, Thermobecher oder Coffee-to-go-Becher sind nur einige davon – gemeint ist jedoch immer derselbe hilfreiche Kaffeebecher für unterwegs. Die Vielzahl an Begriffen zeigt vor allem eines: wie beliebt und vielseitig dieser Alltagshelfer geworden ist.

Tatsächlich hat fast jede Situation ihren eigenen Namen für den portablen Kaffeebecher. Morgens auf dem Weg zur Arbeit nutzen viele einen Pendlerbecher oder Auto-Becher, der perfekt in den Getränkehalter passt. Im Büro schätzt man den heißen Kaffee aus dem Isolierbecher oder der Thermotasse, die den Inhalt zuverlässig warm halten. Wer viel reist, hat vielleicht einen robusten Travel Mug oder Tumbler im Gepäck – im Deutschen oft einfach als Reisebecher bezeichnet – damit der Kaffee auch am Bahnhof oder Flughafen nicht fehlt. Und im Café um die Ecke spricht man vom Coffee-to-go-Becher oder der Kaffeetasse to go, wenn man sein Getränk zum Mitnehmen bestellt.

Auch in Sachen Material und Nachhaltigkeit finden sich unterschiedliche Begriffe. Viele setzen heute auf einen Mehrwegbecher oder nachhaltigen Becher, um Einwegbecher zu vermeiden. Oft bestehen diese wiederverwendbaren Becher aus hochwertigem Edelstahl. So ein Edelstahlbecher ist meist ein doppelwandiger Vakuumbecher, der Getränke stundenlang warm (oder kalt) hält. Manche nennen ihn auch einfach Thermosbecher, in Anlehnung an die klassische Thermoskanne.

Egal ob Thermobecher, Travel Mug oder Kaffeebecher für unterwegs – am Ende zählt nur, dass er seinen Job gut macht. Entscheidend ist, dass das Getränk zuverlässig warm (oder kalt) bleibt, nichts ausläuft und der Becher in jeder Situation ein verlässlicher Begleiter ist. Schließlich ist es zweitrangig, welchen Namen er trägt – Hauptsache, er erfüllt seinen Zweck.

Fazit

Kein Reisebecher ist also perfekt. Denn alle Thermobecher haben auch gemeinsam, dass sie entgegen einiger Herstellerangaben den Geschmack des Getränks aufnehmen. So ist es durchaus wahrscheinlich, dass der Tee am nächsten Morgen nach Kaffee riecht - und umgekehrt.

Zudem sind die meisten dieser Becher schlicht zu gross. Ausgehend davon, dass wir für unsere Kaffeegetränke zwischen 25 ml für Espresso und 150ml für einen Cappuccino einfüllen, um den Kaffee selbst noch wahrnehmen zu können, wären kleinere Grössen definitiv sinnvoller.

Der Test ist also eine Ode an den bewussten Genuss. Die wahre Kunst des Kaffeetrinkens liegt darin, sich Zeit zu nehmen und in Ruhe den Kaffee geniessen. Der beste Reisebecher ist somit der, der uns daran erinnert, ab und zu einfach mal anzuhalten. Und wenn es dann doch mal schnell gehen muss, dann finden wir mit diesem Testresultat einen passenden Becher, abgestimmt auf das jeweilige Bedürfnis. 


Weitere Links und Informationen

Bei der Verkostung wurde unser Filterkaffee-Amigo verwendet.

*Die mit Sternchen markierten Links sind Provisionslinks. Wenn ihr darüber etwas kauft, kostet es euch nicht mehr, aber wir kriegen eine kleine Provision, die wir in weiteres Testmaterial investieren.

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Eureka Mignon Specialità Touchdisplay-Problem https://www.kaffeemacher.ch/blog/eureka-mignon-display-problem/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/eureka-mignon-display-problem/#comments Mon, 03 Mar 2025 19:01:00 +0000 Espressomühlen https://www.kaffeemacher.ch/blog/eureka-mignon-display-problem/ Weiterlesen

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Eureka-Mühlen – allen voran die Mignon Specialità – sind Bestseller auf dem Kaffeemarkt. Auch wir haben die Mühle vor einigen Jahren getestet und ihr ein insgesamt gutes Zeugnis ausgestellt. Aber die Mühle macht bisweilen auch Probleme. Um ein solches dreht sich dieser Artikel.

Ich bin darauf aufmerksam geworden, weil Chris vom Kaffeepod auf eine kürzlich aufgezeichnete Episode mit Johannes hinwies. Und die beiden einte ein Problem: das Touchdisplay ihrer Eureka Mignon Specialità hatte den Geist aufgegeben. Ein Wechsel des Display brachte eine Lösung. Doch der Fehler trat erneut auf. Während Chris die halbe Mühle wechselte, machte Johannes sich Software-seitig auf die Suche.

In diesem Blogbeitrag erfahrt ihr, wie das Problem aussieht, wie es von Johannes gelöst werden konnte und warum Eureka selbst hier unbedingt aktiv werden sollte.

Danke an Chris und Johannes für eure Arbeit und Dokumentation des Problems und der Lösung. Die Blogbeiträge und der Podcast sind alle unten verlinkt.

Das Problem: Wenn der Timer nicht mehr will

Die Eureka Mignon Specialità ist – wie viele Modelle der Mignon-Reihe – mit einem Touchdisplay ausgestattet, über das sich die Mahlzeiten (also die Sekunden für den Timer) einstellen lassen. Normalerweise werden zwei Timer-Profile angeboten (z. B. „einfacher Bezug = für eine Tasse“ und “doppelter Bezug“), die unabhängig voneinander eingestellt werden können. Doch bei manchen Nutzern tritt über kurz oder lang ein wiederkehrendes Problem auf:

  • Plötzlich fehlt beim gewohnten Timer die führende Null oder es wird nur noch ein sehr kleiner Bereich an Sekunden angezeigt (zum Beispiel 0 – 9,9 Sekunden).
  • Die eigentliche Timer-Laufzeit stimmt dann nicht mehr mit den Zahlen im Display überein. Die Mühle mahlt z. B. viel länger, als sie laut Anzeige sollte.
  • Manchmal betrifft es Timer 1, manchmal Timer 2. Der jeweils andere Timer funktioniert meist weiterhin korrekt.
  • Bei vielen Betroffenen hilft nur noch ein Display-Tausch – doch irgendwann tritt das Problem wieder auf.

Während manche Mignon-Nutzer nie von diesem Fehler hören, reißt er bei anderen ein tiefes Loch in die Geduld: Die Displays fallen innerhalb oder außerhalb der Garantie immer wieder aus, und für die meisten Händler oder auch den Hersteller selbst liegt die vermeintliche „Lösung“ darin, das Display einfach zu ersetzen. Damit bleibt man als Kunde zwar wieder eine Zeitlang handlungsfähig, aber auf Dauer ist das natürlich frustrierend – von den unnötigen Kosten und dem Elektronikschrott ganz zu schweigen.

Die Recherchen: Johannes Firmware-Analyse

Chris vom KaffeePod war einer der Betroffenen, deren Display gleich mehrfach ausfiel. Nach dem dritten Ausfall und jeder Menge Ärger lag die Mühle schließlich erst einmal auf Eis. Johannes erging es ähnlich: Erst leistete ihm das Austauschdisplay wieder eine Zeitlang gute Dienste, bis auch das neue Panel plötzlich genau denselben Fehler aufwies.

An diesem Punkt entschloss sich Johannes, der beruflich aus dem IT-Security-Umfeld kommt, den Dingen intensiver auf den Grund zu gehen. Er öffnete seine Mühle, untersuchte die verbaute Elektronik und stolperte über einen Mikrocontroller – einen kleinen Chip, auf dem die eigentliche Steuerungssoftware (Firmware) läuft. Mit einem einfachen Programmiergerät, das man im Elektronikhandel bekommt, konnte er die Firmware seines defekten Displays auslesen und staunte:

  1. Bei allen Displays – ob neu oder alt, funktionierend oder defekt – befand sich derselbe Firmwarestand (als “Firmware 1.0” gekennzeichnet).
  2. Das einzige, was defekte von funktionierenden Displays unterschied, waren 24 Byte in einem Bereich des Speichers, in dem Nutzereinstellungen (z. B. Timerlängen, Zählerstände) gespeichert werden.

Sobald Johannes diesen Speicherbereich wieder auf die „Werkseinstellung“ zurücksetzte (quasi ein Reset), funktionierte das Display erneut wie am ersten Tag. Dass sich das Problem dadurch vollständig – also für immer – löst, ist nicht garantiert. Aber immerhin kann man so ein defektes Display ohne teuren Neukauf wieder lauffähig machen und der Elektronikschrott wird vermieden.

Warum ist das ein Firmware-Problem – und was bedeutet das?

Die Erfahrungen zeigen:

  • Die restliche Mühlen-Elektronik (Kondensatoren, Netzteile, Platinen im Fuß etc.) kann in vielen Fällen ausgeschlossen werden – zahlreiche Nutzer haben dort bereits alles probiert und ausgetauscht.
  • Wenn man den Speicherbereich, in dem die Timerdaten gesichert werden, wieder auf „Werkszustand“ bringt, läuft die Mühle.
  • Ein reines Hardwareversagen (etwa ein Wackelkontakt am Touchfeld) kann also nicht die Hauptursache sein, wenn gleichzeitig diese 24 Byte im Speicher „kaputtgeschrieben“ werden und danach der Timer herumspinnt.

All dies deutet stark auf ein Softwareproblem hin, das sowohl auf der Specialità als auch auf weiteren Mignon-Varianten (z. B. Brew Pro, Design, Perfetto, u. v. m.) auftreten kann, solange dort das gleiche Touchdisplay bzw. die gleiche Firmware verbaut ist. Bis heute gibt es keine offizielle, neue Firmware-Version, die dieses Problem beheben würde.

Das Ergebnis von Johannes’ „Tüftelaktion“: Eine selbstgebaute Lösung

Auf seinem Blog hat Johannes detailliert beschrieben, wie man das defekte Display ausbaut, mit einem Programmer verbindet, den Speicher ausliest und den betroffenen Bereich per Reset zurücksetzt. (Link zu Johannes’ Blogartikel zur Touchscreen-Reparatur)

Für technisch Versierte bietet sich damit ein vergleichsweise simpler „Workaround“:

  1. Display-Platine entnehmen.
  2. Mithilfe eines PIC-Programmers auslesen.
  3. Die kritischen 24 Byte auf die Originalwerte zurücksetzen.
  4. Firmware zurückspielen und Display einbauen.

Die Mühle arbeitet dann wieder – ohne dass man ein neues Touchfeld kaufen muss.

Natürlich ist nicht jedermann gewillt, die Mühle aufzuschrauben und sich im Mikrocontroller-Bereich herumzutreiben. Aber gerade in Repair-Cafés oder mit versierten Freunden lässt sich das bewerkstelligen. Und wenn man sich die Preise für ein Ersatz-Display und den damit verbundenen (Mehrfach-)Ärger ansieht, kann es sich lohnen.

Warum sollte Eureka dringend reagieren?

So lohnend Johannes’ Workaround auch ist: Er ersetzt keine offizielle Lösung des Herstellers. Eureka vertreibt seine Geräte weltweit, mit ganz unterschiedlichen Garantie- und Servicekonditionen, und weist in der Regel jeden Endkunden an, sich an den Händler zu wenden.

Doch selbst wenn ein defektes Display innerhalb der Garantie kostenlos ersetzt wird, bleibt das Kernproblem:

  • Das Problem kann (und wird wahrscheinlich) wieder auftreten.
  • Das Austauschen des Displays produziert unnötigen Elektroschrott und bindet Kapazitäten bei Händlern wie bei Endkunden.
  • Betroffene Nutzer sind spätestens beim dritten Display verständlicherweise extrem frustriert – zumal einige erst nach Ablauf der Garantie feststellen, dass sie erneut ein defektes Display haben.

Ein Firmware-Update wäre die Lösung

Der Mikrocontroller-Speicher offenbart, dass sich eigentlich nur 24 Byte von einem funktionierenden zu einem fehlerhaften Zustand unterscheiden. Mit einem gezielten Update könnte man wahrscheinlich die kritische Schreib- und Lese-Prozedur im Controller so ändern, dass diese Fehler gar nicht erst entstehen.

Diese Entwicklung sollte Eureka dringend in Angriff nehmen – auch im Sinne der Kundenzufriedenheit und der Nachhaltigkeit. Wer ein Premiumprodukt kauft, möchte nicht regelmäßig das Display entsorgen. Und eine reine Austauschlösung nach dem Motto „Kaufe halt ein neues Panel“ ist weder langfristig kundenfreundlich noch ökologisch sinnvoll.

Fazit: Mehr Nachhaltigkeit und Kundenzufriedenheit statt Display-Tausch

  • Das Fehlerbild: Timer-Einstellungen lassen sich nicht mehr ändern, die Anzeige verstellt sich, und die Mühle mahlt plötzlich viel zu lange.
  • Die Ursache: Höchstwahrscheinlich ein Firmware- bzw. Softwarefehler, bei dem falsche Daten in den Speicherbereich geschrieben werden.
  • Die Lösung: Das Zurücksetzen dieser kritischen 24 Byte reicht aus, um ein defektes Display wiederzubeleben – ohne kostenintensiven Neukauf.
  • Appell an Eureka: Ein offizielles Firmware-Update, statt immer nur Displays auszutauschen, wäre aus Kundensicht fair und aus Nachhaltigkeitsgründen längst überfällig.
  • Im Zweifel Open Source: Eureka könnte auch, wenn sie das Problem selbst nicht weiter angehen wollen, die Grundlagen des Codes der Kaffee-Nerd Community zur Verfügung stellen. Dann könnte diese eine saubere Lösung finden, damit der Fehler in Zukunft nicht wieder auftrifft.

Die Eureka Mignon Specialità ist an sich eine tolle Kaffeemühle: leise, formschön und mit sehr gleichmäßigem Mahlgut, wenig Totraum und einem guten Geschmacksergebnis. Umso bedauerlicher, dass immer noch viele Displays einfach ausgetauscht und weggeworfen werden, obwohl ein Software-Fix die wesentlich elegantere Lösung wäre.

Falls ihr selbst betroffen seid oder Betroffene kennt, lohnt sich ein Blick in Johannes’ detaillierte Beschreibung. Auch Repair-Cafés können helfen, da die Elektronik grundsätzlich leicht erreichbar ist.

Bitte schreibt in die Kommentare, wenn ihr betroffen seid und ob ihr eine Lösung gefunden habt, oder noch nach einer Lösung sucht.

Letztlich liegt es aber vor allem an Eureka, aktiv zu werden und den Nutzern ein dauerhaftes Update zu liefern, damit der Spaß an der Mühle nicht in Frust über unnötigen Elektroschrott und ständige Neukäufe kippt.

Weitere Links & Quellen

Johannes’ Reparatur-Anleitung auf seinem Blog

Diskussionen auf Reddit, Kaffee-Netz.de und anderen Plattformen:

Kaffeepod-Sendung zum Thema

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Kaffee als möglicher Unterstützer bei der COVID-19-Prävention und -Therapie https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-vs-covid/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-vs-covid/#comments Mon, 03 Mar 2025 11:56:00 +0000 Wissenschaft https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-vs-covid/ Weiterlesen

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In den letzten Jahren hat sich rund um Kaffee und seine gesundheitlichen Vorzüge eine breite Forschungslage etabliert. Neben bekannten Effekten wie höherer Konzentrationsfähigkeit und möglichem Schutz vor bestimmten chronischen Krankheiten werden nun zunehmend auch mögliche Vorteile im Kontext von COVID-19 diskutiert. Eine neue Meta-Analyse von Fan et al. (PDF: veröffentlicht in Medicine®, 2025) rückt dieses Thema besonders in den Fokus und liefert spannende Erkenntnisse dazu, wie regelmäßiger Kaffeekonsum die Anfälligkeit für sowie den Verlauf von COVID-19-Infektionen beeinflussen könnte. Im Folgenden ein Überblick über diese Studie und weitere aktuelle Forschungsarbeiten zu diesem Thema.

Worum geht es in der neuen Studie von Fan et al.?

Die Studie von Fan und Kolleg:innen (Medicine, 2025) untersucht erstmals systematisch, ob und wie ein täglicher Kaffeekonsum (mindestens eine Tasse pro Tag) mit dem Infektionsrisiko und Krankheitsverlauf von COVID-19 in Verbindung steht. Hierzu wurden insgesamt fünf Studien mit 39.290 Teilnehmenden in einer Meta-Analyse zusammengefasst.

Kernaussagen

  • Reduziertes Infektionsrisiko: Personen, die regelmäßig Kaffee tranken, erkrankten seltener an COVID-19 als Personen mit wenig oder keinem Kaffeekonsum.
  • Besserer Krankheitsverlauf: Unter den bereits infizierten Personen erholten sich diejenigen mit regelmäßigem Kaffeekonsum durchschnittlich schneller.
  • Möglicher Wirkmechanismus: Mittels sogenanntem molekularem Docking zeigte sich, dass bestimmte Inhaltsstoffe des Kaffees – insbesondere Koffein und Chlorogensäure (CGA) – an Schlüsselproteine des Virus (3CL-Protease) und an den menschlichen ACE2-Rezeptor binden können. Diese Bindung könnte den Eintritt oder die Vermehrung des Virus hemmen.

Die Autor:innen betonen jedoch, dass es sich vornehmlich um Beobachtungsstudien handelt und dass größere, randomisiert-kontrollierte Untersuchungen wünschenswert wären, um Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge definitiv zu bestätigen.

Forschungsarbeiten zum Thema

Die Meta-Analyse von Fan et al. (2025) berücksichtigte unter anderem Studien wie jene von:

  • Belaroussi et al. (2020), die bei COVID-19-Patient:innen einen verbesserten klinischen Verlauf durch begleitenden Kaffeekonsum beobachteten.
  • Bulbuloglu und Altun (2021), die in einer kleineren Versuchsreihe zeigten, dass das Riechen von (türkischem) Kaffee bei Covid-bedingtem Geruchsverlust unterstützend sein kann.
  • Vu et al. (2021), welche Daten aus der UK Biobank analysierten und auf eine mögliche Risikoreduktion einer COVID-19-Infektion durch Kaffee hinwiesen.
  • Wu et al. (2023), die eine Verringerung der SARS-CoV-2-Seroprävalenz bei Kaffeetrinker:innen feststellten.
  • Ganguli et al. (2022), die in Bangladesch einen Zusammenhang zwischen bestimmten Ernährungsgewohnheiten (inkl. Kaffee) und dem Schweregrad einer COVID-19-Erkrankung untersuchten.

Auch über diese Meta-Analyse hinaus gab es bereits vor der COVID-19-Pandemie Befunde, dass Kaffee – unter anderem durch seinen Gehalt an Polyphenolen, Diterpenen und Koffein – bei diversen Infektions- und Entzündungsgeschehen förderlich sein kann. Beispielsweise deuten andere epidemiologische Studien (z. B. Freedman et al., N Engl J Med, 2012) darauf hin, dass ein gemäßigter Kaffeekonsum mit einem geringeren Risiko für bestimmte Infektionen der Atemwege einhergehen könnte.

Mögliche Mechanismen: Was steckt hinter der Wirkung?

Koffein: Neben der bekannten anregenden Wirkung hat Koffein auch entzündungshemmende und immunmodulatorische Eigenschaften. Zudem existieren Hinweise, dass Koffein in vitro die Replikation bestimmter Viren hemmen kann.

Chlorogensäure (CGA): Eine stark antioxidative Verbindung, die nicht nur freie Radikale abfängt, sondern laut molekularen Docking-Studien auch an Schlüsselenzyme und Rezeptoren des SARS-CoV-2-Virus bindet.

Polyphenole und weitere Antioxidantien: Kaffee enthält eine Vielzahl an pflanzlichen Begleitstoffen, die teils entzündungsmodulierend wirken können.

Praxisrelevanz und Ausblick

Was bedeuten diese Erkenntnisse für den Alltag? Regelmäßiger Kaffeekonsum könnte ein weiterer Baustein in einer insgesamt gesunden Lebensweise sein, der dazu beiträgt, das Infektionsrisiko etwas zu senken oder einen günstigeren Krankheitsverlauf zu unterstützen.

Weder Kaffee noch seine Inhaltsstoffe ersetzen Impfungen, Abstandhalten oder weitere Maßnahmen, die weiterhin den besten Schutz darstellen. Kaffee ist definitiv kein Allheilmittel.

Wer Kaffee schlecht verträgt oder gesundheitliche Gründe hat, die gegen Koffein sprechen, sollte diesen Effekt nicht erzwingen. Eventuell können auch entkoffeinierte Varianten, die weiterhin einen Teil der Polyphenole enthalten, sinnvoll sein – hier sind jedoch weitere Studien nötig.

Forschungsperspektiven

Was es braucht, sind auf jeden Fall größere klinische Studien. Zufallsverteilte (RCT-)Studien könnten bestätigen, ob Kaffee bzw. dessen Inhaltsstoffe tatsächlich einen signifikanten Einfluss auf SARS-CoV-2-Infektionen haben.

Als Kaffee-Experten sind wir natürlich der Meinung, dass unterschiedliche Zubereitungsarten, Röstungen und auch die Herkunft des Kaffees zu untersuchen ist. Oft wird in Studien zu generisch von Kaffee gesprochen. Ob Espresso, Filterkaffee oder türkischer Mokka – Art und Weise der Zubereitung könnten den Polyphenolgehalt und somit die Wirkung beeinflussen.

Auch das Zusammenspiel und die Kombination mit anderen Ernährungsfaktoren muss natürlich untersucht werden. Gerade im Zusammenspiel mit einer antioxidativ wirkenden Ernährung (z. B. reich an Gemüse und Obst) dürfte Kaffee seine positiven Effekte noch besser entfalten.

Fazit Kaffee und Covid-19

Die neue Meta-Analyse von Fan et al. (2025) liefert erste starke Indizien dafür, dass regelmäßiger Kaffeekonsum – mutmaßlich bedingt durch Koffein und Chlorogensäure – das Risiko für eine COVID-19-Infektion senken und den Krankheitsverlauf verbessern kann. Zwar ist die Datenlage in Teilen noch dünn, doch zeichnet sich ein insgesamt positives Bild: Kaffee kann möglicherweise auf verschiedenen Ebenen des Infektionsgeschehens ansetzen und das Immunsystem unterstützen.

Wichtig: Kaffee ist kein Ersatz für medizinisch fundierte Schutzmaßnahmen. Dennoch sprechen die vorliegenden Erkenntnisse dafür, dass sich ein moderater täglicher Kaffeegenuss in eine ganzheitliche Strategie integrieren lässt – sowohl zum allgemeinen Gesundheitserhalt als auch als kleines Element zur Unterstützung bei Infektionskrankheiten wie COVID-19.

In diesem Sinne: fröhliches Kaffee trinken!

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Vom Kaffeevollautomaten zur Espressomaschine umsteigen - Tipps und Gründe https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffeevollautomaten-espress/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffeevollautomaten-espress/#comments Sun, 02 Mar 2025 14:05:00 +0000 Kaffeevollautomat https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffeevollautomaten-espress/ Weiterlesen

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Kaffeevollautomaten machen Kaffee, der einigermaßen schmeckt. Gut oder sogar sehr gut ist er aber nur sehr, sehr selten. Mit einer Espressomaschine – oft auch Siebträgermaschine genannt – sieht das anders aus. Vor allem der Espresso wird deutlich besser. Wer eine gute Bohne und eine passende Mühle zur Maschine einsetzt, spielt in Sachen Kaffeequalität einfach in einer anderen Liga.

Natürlich hat eine Siebträgermaschine auch Nachteile: Die Zubereitung ist aufwendiger, und neben der Maschine selbst braucht es eine Mühle. Vor allem aber gibt es keinen Knopf, der alles für dich übernimmt. Aber genau das ist auch ihr Vorteil: Siebträgermaschinen täuschen nichts vor – sie servieren genau das, was du selbst gebrüht hast.

Wenn etwas nicht gut läuft, bist erstmal du verantwortlich. Und wir! Denn mit diesem Video nehmen wir dich an die Hand – und mit vielen weiteren Videos und Artikeln auch.

Aber was spricht eigentlich für eine Siebträgermaschine? Was solltet ihr wissen? Ist die Zubereitung wirklich so viel aufwendiger? Und wie läuft die Reinigung ab – wie viel Zeit braucht das wirklich?

Inhaltsverzeichnis

Warum schmeckt der Espresso aus dem Siebträger besser?

Wenn wir Kaffee zubereiten, lösen wir aus gemahlenem Kaffee all das heraus, was zusammen mit dem Brühwasser unseren Espresso ausmacht. Dieser Vorgang nennt sich Extraktion. Je gleichmäßiger das Mahlgut gemahlen ist und je gleichmäßiger das Brühwasser durch den Kaffee fließt, desto besser schmeckt der Espresso.

Eine gute Mühle und eine gleichmäßige Verteilung des Kaffees in der Brühkammer sind dafür die Grundvoraussetzung. Kaffeevollautomaten, fachlich korrekt Kolbenkaffeemaschinen genannt, machen beides nicht besonders gut. Oft sind minderwertige Kegelmahlwerke verbaut. Und vielleicht kennt ihr das auch: Kämpft eure Kaffeevollautomaten-Mühle regelrecht gegen die Bohnen? Der Motor röchelt, der Mahlprozess klingt alles andere als flüssig? Der Grund dafür ist eine schlechte Mühle!

Der frisch gemahlene Kaffee fällt dann entweder direkt in die Brühkammer oder drückt alten, vorgemahlenen Kaffee hinein. Dieser sammelt sich in den Leeräumen der Maschine – ein eigenes Kapitel für sich!

In der Brühkammer angekommen, wird der Kaffee im Vollautomaten nicht etwa gleichmäßig verteilt. Stattdessen bildet er eine wilde Hügellandschaft mit eingeschlossenen Luftpolstern und Kratern. Der Kolben des Vollautomaten presst den Kaffee einfach zusammen und leitet das Brühwasser hindurch.

Während wir beim Espresso mit der Siebträgermaschine sorgfältig darauf achten, dass der Kaffee einen gleichmäßigen Widerstand gegen das Brühwasser bildet, passiert im Vollautomaten genau das Gegenteil. Das Wasser schießt durch die Lücken, extrahiert an manchen Stellen zu viel, während an anderen Stellen das Wasser kaum hindurchkommt.

Das Ergebnis? Überextrahierter Kaffee schmeckt bitter, unterextrahierter Kaffee schmeckt sauer. Wir nennen das Über- und Unterextraktion – und ja, das schmeckt nicht gut! Vor allem fehlt dem Kaffee die Dichte und Weichheit, das, was wir Textur und Körper nennen. Und genau das merkt man besonders deutlich, wenn man einen Espresso aus dem Vollautomaten mit einem aus dem Siebträger vergleicht.

Alter Kaffee in der Maschine – das Problem mit dem „Totraum“

Bei fast allen günstigen Kaffeevollautomaten fällt der frisch gemahlene Kaffee nicht direkt in die Brühkammer, sondern bleibt auf dem Weg dorthin teilweise liegen. Das feuchte Klima in der Maschine sorgt zusätzlich dafür, dass sich Kaffeepartikel in diesen Zwischenräumen ansammeln. Ein Teil davon wird mit der nächsten Mahlung in die Brühkammer gedrückt – das nennen wir temporären Totraum. Andere Reste bleiben dauerhaft liegen – das ist der permanente Totraum.

Gemahlener Kaffee verliert ab dem Moment der Mahlung schnell an Aromen und Komplexität. Forscher haben festgestellt, dass bereits nach 30 Minuten ein Großteil der flüchtigen Aromen verflogen ist. Hinzu kommt, dass der Kaffee mit der Feuchtigkeit in der Maschine reagiert.

All das schmeckt nicht gut. Der alte Kaffee trägt zu einem unsauberen, bitteren Geschmack bei. Die Kaffeeöle beginnen zu oxidieren, was in manchen Fällen sogar zu einem ranzigen Geschmack führen kann.

Natürlich gibt es auch Totraum in Mühlen für Siebträgermaschinen. Allerdings hat die Mühlenindustrie in den letzten Jahren viel getan, um ihn stark zu reduzieren. Wie viel Totraum eine Mühle hat, erfahrt ihr in unseren Mühlentests.

Dreckige Vollautomaten

Kaffee im sogenannten Totraum. Feuchtigkeit in der Maschine. Das klingt nach einigem Reinigungsaufwand – und genau deshalb fordert uns der Vollautomat regelmäßig zum Reinigen und Entkalken auf. Doch ein großer Teil des hartnäckigen Schmutzes sitzt nicht in der Brühgruppe selbst, sondern auf dem Weg dorthin und drumherum.

Der Vollautomat ist ein geschlossenes System, in dem Kaffee gemahlen, transportiert und befeuchtet wird. Und ja, er ist genau so dreckig, wie das klingt. Keine automatische Reinigung eines Vollautomaten entfernt wirklich die hartnäckigen Ölspuren und Kaffeereste aus der Brühgruppe. Kaum ein Automat fordert uns überhaupt dazu auf, die Gruppe regelmäßig zu entnehmen und zu reinigen. Und nur die wenigsten reinigen den neben die Gruppe gefallenen Kaffee oder die tiefer im Inneren verteilten Rückstände regelmäßig.

Feuchtigkeit und Kaffeereste – der perfekte Nährboden für Schimmel. Dazu kommt alles, was Kaffee mit der Zeit immer unappetitlicher macht. Nur ein gründlicher Maschinenservice befreit den Vollautomaten von diesen Rückständen wirklich.

Vollautomaten sind einfach nicht reinigungsfreundlich gebaut – und manche Hersteller machen es den Nutzer:innen sogar absichtlich schwer. Jura zum Beispiel verwendet eine Spezialschraube, die sich nur mit einem Jura-Schraubenzieher entfernen lässt. Ob der Hersteller nicht möchte, dass man sieht, was in seinen Maschinen passiert?

Während der Vollautomat seine Brühgruppe und Betriebswege im Inneren versteckt, liegt bei einer Espressomaschine alles offen und zugänglich. Ihr seht den Dreck also. Dadurch kann der Eindruck entstehen, dass ihr ständig reinigen müsst. Und ja, tatsächlich ist das so – aber im Vollautomaten wäre es nicht anders. Nur ist der Schmodder dort einfach verborgen.

Die tägliche „Katzenwäsche“ der Siebträgermaschine dauert jedoch weniger als eine Minute, und selbst die Tiefenreinigung ist in wenigen Minuten erledigt. Mehr dazu weiter unten.

Wie geht Espresso mit dem Siebträger?

Gehen wir den Prozess der Espressozubereitung Schritt für Schritt durch. Wenn du es ausführlicher magst, hilft unser Blog-Beitrag „Espresso Zubereitung“ mit den dazugehörigen Videos weiter.

1. Die richtige Bohne wählen

Verwende einen einfach zu extrahierenden Kaffee mit einem zugänglichen Geschmacksprofil. Aus unserem Sortiment wären das beispielsweise Apas, Mamy und Henrique.

2. Kaffee mahlen

Wir mahlen die für unser Sieb passende Menge Kaffee. Beim Doppelsieb sind das in der Regel 14 bis 19 Gramm. Für viele Maschinen findest du die exakten Angaben in unseren Artikeln oder in der Anleitung des Herstellers.

Wenn du deine Mühle zum ersten Mal einstellst, solltest du die Kaffeepulvermenge wiegen. Das gibt dir Sicherheit, um später die passende Menge Espresso in der richtigen Zeit zu brühen.

Das Mahlgut für Espresso ist sehr fein – so fein, dass viele günstige Mühlen an ihre Grenzen kommen. Ob dein Mahlgrad stimmt, siehst du beim Bezug.

3. Kaffee verteilen

Verteile den Kaffee durch sanftes seitliches Tappen im Siebträger mit der Hand. Größere Hügel kannst du mit dem Finger vorsichtig ausgleichen. Beende das Verteilen mit einem leichten Tap auf die Tampingmatte, damit sich das Pulver gleichmäßig setzt.

Es gibt einfache Tools mit dem Namen WDT (Weiss Distribution Technique), die die Verteilung des Pulvers verbessern.

4. Tampen

Setze den Siebträger auf die Tampingmatte, setze den Tamper gerade auf das Mahlgut und presse das Kaffeepulver gleichmäßig an. Eine Kraft von 5 bis 10 Kilogramm ist eine gute Orientierung.

Tipp: Wenn du unsicher bist, wie viel Druck du ausübst, drücke einmal mit deinem Tamper auf eine Personenwaage – so bekommst du ein Gefühl für die Kraft.

5. Spülen (Flushen)

Bei vielen Espressomaschinen ist es sinnvoll, vor dem Einspannen 2–3 Sekunden heißes Wasser durchlaufen zu lassen. Das spült Kaffeereste von der Brühgruppe und stabilisiert die Temperatur.

6. Siebträger einspannen und Bezug starten

Spanne den Siebträger vorsichtig ein, damit sich das angepresste Kaffeepulver nicht an den Seiten löst. Nach dem Einspannen solltest du den Bezug zügig starten, damit der Kaffee nicht zu lange der warmen und feuchten Atmosphäre unter der Brühgruppe ausgesetzt ist.

Tipp: Stell deine Tasse auf eine kleine Waage, um zu sehen, wie viel Kaffee in welcher Zeit gebrüht wird.

7. Das richtige Brühverhältnis

Orientiere dich an folgenden Rezepten (mehr dazu im Kapitel Brührezepte):

  • Wenn du bisher Kaffee aus dem Vollautomaten getrunken hast, empfehle ich ein Brühverhältnis von 1:2,5 oder 1:3.
  • Beispiel: 10 g Kaffeepulver → 25–30 g Espresso
  • Doppelter Espresso: 18 g Kaffeepulver → 45–54 g Espresso
  • Der Kaffee sollte in etwa 20 bis 30 Sekunden durchlaufen. Eine gute Zielgröße liegt bei 25 bis 28 Sekunden.

8. Mahlgrad anpassen

  • Läuft der Kaffee zu langsam? → Mahlgrad gröber stellen.
  • Läuft der Kaffee zu schnell? → Mahlgrad feiner stellen.

Ändere den Mahlgrad immer in kleinen Schritten. Mahle zudem vor dem nächsten Bezug ein paar Gramm aus, da sich noch Reste der vorherigen Mahlung in der Mühle befinden.

Wichtig: Ändere niemals mehrere Parameter auf einmal. Behalte das Brührezept zunächst bei, während du die Mühle einstellst.

9. Espresso genießen

Glückwunsch! Du hast die richtige Ausgangsstellung für deinen Kaffee und dein Rezept gefunden.

Du wirst deine Mühle immer wieder sanft nachstellen müssen – und bei einem anderen Kaffee erneut anpassen. Aber jetzt kennst du alle wichtigen Schritte. Viel Spaß beim Experimentieren!

Willst du es ausführlicher? Hier erklären wir wie die Espresso Zubereitung gelingt.

Siebträger schmecken anders: Brühverhältnis und Stärke

Geschmack ist Gewohnheit – besonders bei intensiven Aromen. Wer über längere Zeit Kaffee oder Espresso aus einem Kaffeevollautomaten getrunken hat, wird beim ersten und zweiten Espresso aus einer Siebträger-Espressomaschine vermutlich stolpern.

Das liegt zum einen am Brühverhältnis, zum anderen an der gleichmäßigeren Extraktion. Espresso aus dem Siebträger enthält in der Regel 7–9 % gelöste Kaffeepartikel, während Espresso aus einem privaten Kaffeevollautomaten meist nur 3–5 % erreicht.

Übrigens: Selbst die meisten Gastro-Vollautomaten kommen selten über diese Werte hinaus. Zur Einordnung:

  • 3–5 % Kaffeepartikel bedeuten 95–97 % Wasser
  • 7–9 % Kaffeepartikel bedeuten 91–93 % Wasser

Ja, richtig gelesen: Kaffee besteht vor allem aus Wasser!

Warum ist das Brühverhältnis entscheidend?

Das Brühverhältnis bestimmt die Konzentration des Espressos. Während wir beim Siebträger meist 1 Teil Kaffee zu 2 bis 3 Teilen Wasser verwenden, sind es beim Vollautomaten oft 1:3 oder sogar 1:4.

Zudem sind viele Vollautomaten standardmäßig auf eine hohe Wassermenge eingestellt: 8 g Kaffee ergeben dort oft 35 g Espresso. Zum Vergleich: In der Siebträgermaschine werden 8 g Kaffee typischerweise zu 16–20 g Espresso extrahiert – also deutlich konzentrierter.

Zusätzlich extrahiert der Vollautomat den Kaffee weniger gleichmäßig und weniger effizient, wodurch Geschmack und Körper weniger intensiv ausfallen.

Wie schmeckt Espresso aus dem Siebträger?

Er ist dichter, konzentrierter, cremiger. Ein großer Unterschied ist das Mundgefühl, das wir in der Fachsprache Textur nennen und taktil wahrnehmen.

Geschmack explodiert förmlich – so konzentriert fühlt sich dieser Kaffee an. Genau das macht den Reiz und die Faszination eines guten Espressos aus, wenn die Extraktion stimmt.

Unser Tipp: Espresso sanfter angehen

Falls euch ein 1:2 oder 1:2,5 Brühverhältnis zu konzentriert ist, arbeitet euch mit einem offeneren Verhältnis heran. Ihr könnt zum Beispiel 1:4 brühen.

Auch mit mehr Wasser werdet ihr den veränderten Körper und die gleichmäßigere Extraktion spüren – aber das Ergebnis wird euch geschmacklich eher dort abholen, wo ihr es gewohnt seid.

Lungo oder Americano?

Wer gerne lange Kaffees trinkt, kann mit der Siebträgermaschine einen Café Crema, einen Lungo oder einen Americano zubereiten. Wir haben dem langen Kaffee einen eigenen Artikel gewidmet.

Beim Lungo und Café Crema wird das Brühverhältnis auf 1:6 bis 1:10 erweitert. Das bedeutet: Aus 10 g Kaffee entstehen 60 bis 100 g Kaffee.

Beim Americano läuft der Prozess etwas anders:

  1. Zuerst gebt ihr 70 bis 80 g heißes Wasser in die Tasse.
  2. Dann brüht ihr einen doppelten Espresso direkt darüber.

Das Ergebnis? Ein perfekt ausgewogener langer Kaffee. Die gleichmäßige, kontrollierte Espresso-Extraktion sorgt dafür, dass euer Americano dicht, gut strukturiert und cremig schmeckt.

Die Mühle entscheidet die Qualität

Die Mühle ist mindestens so wichtig wie die Espressomaschine. Vor allem günstige Vollautomaten haben oft minderwertige Mühlen, was den Geschmack beeinträchtigt...

Wir sprechen hier viel über den Siebträger – aber eigentlich könnte dieser Artikel genauso gut über die Mühle handeln.

Denn bei der Zubereitung eines perfekten Espressos ist die Mühle mindestens so wichtig wie die Espressomaschine selbst. Tatsächlich ist sie einer der größten Unterschiede zwischen Siebträgern und den oft minderwertigen Mühlen in Kaffeevollautomaten.

Mit der Entscheidung für eine Siebträgermaschine ermöglicht ihr euch selbst, eine wirklich gute Mühle zu wählen. Gerade im günstigeren Preissegment ist es sinnvoll, für die Mühle genauso viel auszugeben wie für die Maschine.

Ein gutes Einsteiger-Setup könnte so aussehen:

⚠️ Unser Tipp:

Kauft kein Kompaktsystem mit integrierter Mühle! Sonst seid ihr wieder an eine eingebaute Mühle gebunden – genau wie beim Kaffeevollautomaten. Und leider gilt hier oft das Gleiche: Die Mühlenqualität lässt zu wünschen übrig.

Mehr über Espressomühlen? Wir haben zahlreiche Testberichte und Videos dazu verfasst!

Reinigung der Espressomaschine

Geprägt von den regelmäßigen Reinigungsaufforderungen des Kaffeevollautomaten fragt ihr euch: Und wie ist die Reinigung der Espressomaschine?

Ich kann euch jede Angst nehmen. Sie ist schnell erledigt, fügt sich in den Alltag ein, und das Beste: Die Maschine ist anschließend wirklich sauber.

Was solltet ihr täglich tun?

Nach dem Brühen des Espressos:

  • Siebträger ausspannen
  • Kaffeepuck in der Abschlagschublade ausklopfen
  • Kurz heißes Wasser durch die Dusche laufen lassen – das reinigt die Brühgruppe
  • Den Siebträger unter den Wasserstrahl halten und anschließend mit einem Tuch ausputzen

Damit ist die Maschine sauber und direkt wieder einsatzbereit.

Wöchentliche Reinigung: Rückstände entfernen

Einmal in der Woche könnt ihr das Sieb des Siebträgers durch ein Blindsieb ersetzen und kurz gegen das Blindsieb Druck aufbauen. So reinigt ihr die Brühgruppe noch gründlicher.

Gründlichere Reinigung mit Reinigungspulver:

  • Etwas Reinigungspulver ins Blindsieb geben
  • Siebträger einspannen
  • Bezug starten und etwa fünf Sekunden Druck aufbauen
  • Bezug stoppen und das Ganze fünfmal wiederholen
  • Blindsieb gründlich mit Wasser ausspülen

Diese Reinigung reicht alle zwei bis drei Wochen völlig aus, wenn ihr nach der Benutzung kurz Wasser durch die Gruppe spült und keinen Kaffeesatz im Siebträger zurücklasst.

Wir haben auch einen ausführlichen Artikel und Videos zur Reinigung aufgenommen.

Die smarte Siebträgermaschine

Vielleicht erscheint euch das alles beim Lesen noch immer zu kompliziert. Vielleicht wollt ihr die Qualität einer Espressomaschine, aber euch nicht intensiv mit der Zubereitung auseinandersetzen. Dann gibt es mittlerweile Maschinen, die genau dafür entwickelt wurden – und ständig besser werden.

Es gibt Espressomaschinen, die in hohem Maße smart sind und euch helfen, das beschriebene Espressoerlebnis mit weniger Aufwand und begleitet durch die Maschine zu brühen. Aktuell sind diese Maschinen noch teuer, aber es ist absehbar, dass sie immer günstiger und leistungsfähiger werden.

Maro: Schritt für Schritt zum perfekten Espresso

Ein Beispiel dafür ist die Maro Espressomaschine. Sie führt euch im Anfängermodus Schritt für Schritt durch die Extraktion. Ihr wählt einfach aus, ob ihr Espresso, Cappuccino oder Flat White brühen wollt – den Rest übernimmt das System. Jeder Schritt wird auf dem Display erklärt.

Nach dem Brühvorgang bewertet ihr zusammen mit der Maschine die Extraktion, und sie sagt euch, wie ihr die Mühle anpassen müsst.

Das Besondere: Läuft der Espresso zu schnell, reduziert die Maschine automatisch Druck und Fließgeschwindigkeit – und korrigiert so den Bezug. Das Ergebnis ist immer noch ein guter Espresso.

Ligre: Smarte Brühung mit präziser Mühle

Auch die Ligre Espressomaschine geht diesen Weg. Ihr Display und die Menüführung sind schlicht gehalten, aber sie bietet ebenfalls intelligente Unterstützung beim Brühprozess.

Besonders spannend ist die Ligre Mühle, eine Grind-by-Weight-Mühle, die jedes Mal genau die richtige Menge Kaffeemehl abwiegt. Den Mahlgrad müsst ihr allerdings weiterhin selbst einstellen.

Nunc: Vollautomatische Anpassung von Mahlgrad und Extraktion

Die Espressomaschine und Mühle von nunc sind noch nicht auf dem Markt, aber ihr Konzept verspricht eine noch weiter automatisierte Begleitung.

Bei nunc kommuniziert die Mühle direkt mit der Espressomaschine.

  • Läuft der Espresso zu schnell, passt sich der Mahlgrad automatisch an.
  • Gleichzeitig reduziert die Maschine die Flussgeschwindigkeit im Bezug, wenn sie einen zu hohen Durchfluss erkennt.

Sollte alles wie geplant funktionieren, könnte nunc den Zubereitungsprozess noch einmal deutlich vereinfachen.

Du kannst Espresso!

Smarte Maschinen erleichtern den Umstieg vom Kaffeevollautomaten auf eine Espressomaschine. Aber sie sind nicht notwendig, um guten Espresso zu Hause zu meistern.

Was anfangs kompliziert wirkt, wird dir schnell leicht und selbstverständlich von der Hand gehen, sobald du die ersten Schritte mit deiner Espressomaschine gemacht hast.

Wir begleiten dich dabei:

In den letzten Jahren haben wir tausenden Menschen geholfen, zu Hause perfekten Espresso zu brühen – gerne begleiten wir auch dich!

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nunc. Espressomaschine - Erfahrungsberichte https://www.kaffeemacher.ch/blog/nunc/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/nunc/#comments Sun, 02 Mar 2025 14:04:03 +0000 Espressomaschinen Espressomühlen https://www.kaffeemacher.ch/blog/nunc/ Weiterlesen

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Die nunc. Espressomaschine ist eine innovative, intelligente Espressomaschine, die mit einer synchronisierten Portionen-gesteuerten Mühle zusammenarbeitet. Das gesamte System ist Smart, erkennt via NFC Technologie die von nunc. und Partnerröstereien betriebenen Kaffeebohnen, und stellt sich auf diese automatisch ein. Aber auch mit anderen Bohnen soll die Maschine gut funktionieren und sich adaptiv auf diese einstellen. Das nunc. Espresso-System ist Vertreter einer neuen Generation von Espressomaschinen, welche den Einstieg für Einsteigerinnen und Einsteiger erleichtern soll.

Wir werden die nunc. Espressomaschine zu einem späteren Zeitpunkt 2025 testen. Auf dieser Seite sammeln wir eure Erfahrungen und Eindrücke mit der Maschine.

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Emil T64 Single Dose im Test - Preis-Leistung interessant! https://www.kaffeemacher.ch/blog/emil-t64/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/emil-t64/#comments Sat, 22 Feb 2025 17:30:00 +0000 Single Dosing Espressomühlen https://www.kaffeemacher.ch/blog/emil-t64/ Weiterlesen

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Die Emil T64 ist eine weitere in Asien gefertigte Single-Dosing-Mühle, die zu einem attraktiven Preis auf dem europäischen Markt erscheint. Wie die DF64 in der ersten Version hat sie noch mit einigen Problemen zu kämpfen. Dennoch beweist die Mühle, dass mit ihr zu rechnen sein wird. Schon heute liefert sie in der Kernkategorie, nämlich bei ihrer Partikelverteilung und geschmacklichen Performance, solide Ergebnisse. Wir haben die Mühle intensiv getestet und stellen hier unsere Ergebnisse vor.

Ein Test der noch kleineren und günstigeren Emil ist übrigens auch in der Pipeline und wird bald folgen.

Design, Wertigkeit und äußere Fakten

Die Ähnlichkeit von Single-Dosing-Mühlen mit 64er-Mahlwerk ist auffällig. Auch die Emil T64 bildet hier keine Ausnahme. Leicht nach vorne geneigt, steht sie mit rund 7,5 Kilogramm stabil auf dem Untergrund – mit einer Höhe von 32 cm, einer Breite von 13 cm und einer Tiefe von 21 cm. Verfügbar sind Varianten mit mattschwarzer und mattweißer Lackierung des Metallkörpers. Unschön fällt auf, dass auch bei der weißen Mühle der Dosierbecher in Schwarz geliefert wird. Da die Mühle beim Mahlen ohnehin regelmäßig mit Kaffeepulver besprenkelt wird, würden wir generell zur schwarzen Ausführung raten.

Die Mühle ist bei einigen Händlern mit Italmil-Mahlscheiben für unter 400 Euro erhältlich. Wir haben sie mit titanbeschichteten Mahlscheiben getestet. Die 64er-Mahlscheiben sind zudem kompatibel mit anderen Mahlscheiben von Drittanbietern.

Angetrieben wird die Mühle von einem 300-Watt-Motor. In Sachen Wertigkeit macht sie einiges her: Sie ist schwer, steht fest und alle Komponenten hinterlassen einen guten Eindruck. Der Blasebalg aus Gummi hat eine ausreichende Steifheit. Der Holzdeckel mit Aluminium-Inlay schließt dank der Gummiführung seitlich sauber ab. Die stufenlose Mahlgradverstellung bietet genau den richtigen Widerstand für eine angenehme Bedienung.

Der Kaffeeauswurf lässt sich zur einfachen Reinigung komplett entfernen, da er nur mit zwei Magneten befestigt ist. Diese sind jedoch so stark, dass sich bei unserer Mühle der Kleber eines Magneten bereits gelöst hat.

Die Siebträgeraufhängung ist stabil und hält den Siebträger sicher ausgerichtet. Zur besseren Zielführung lässt sich ein Teil des Dosierbehälters abnehmen und als Kaffeeschute direkt auf den Siebträger aufsetzen. Dadurch kann der Kaffee direkt in den Siebträger gemahlen werden.

Es ist jedoch Vorsicht geboten, da der Blower im Zusammenspiel mit dem Flapper eine der Schwachstellen darstellt. Auf diese Verbindung gehen wir weiter unten ein.

Gut gefällt uns der elegante seitliche Knopf zum Starten der Mühle, dessen LED nur leuchtet, wenn die Mühle in Betrieb ist. Positiv hervorzuheben ist auch, dass die Mühle sowohl von vorne als auch von Menschen im Rollstuhl problemlos bedient werden kann.

dosierbecher emilt64

Espresso und Partikelverteilung

Eine Mühle sollte Kaffee so mahlen, dass er gut schmeckt. Bevor wir hier eine Aussage treffen, beziehen wir hunderte Espressi, verwenden unterschiedliche Kaffeesorten und Espressomaschinen mit verschiedenen Brühprofilen. Wir nehmen Mahlproben und messen die Partikelverteilung mit der Unterstützung der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften.

Zum Geschmack: Mit den Titan-Mahlscheiben hat die Mühle die Grundlage für viele leckere Espressi geliefert. Die Kaffees schmeckten rund und ausgewogen. Das Profil der jeweiligen Kaffees kam in der Tasse gut zur Geltung.

Die Partikelverteilung der Mühle weist einen Hauptpeak auf, der auf der schmalen Seite liegt. Schmal bedeutet, dass viele Partikel eine ähnliche Größe haben, was für homogenes Mahlgut spricht. Das Feinpeak ist nicht ausgeprägt und passt gut zum Hauptpeak.

Die Wiederholbarkeit beim Verstellen des Mahlgrades und der anschließenden Rückkehr zum Ursprungswert gelang gut. Wir sahen hier nur eine Verschiebung von 2 Mikron beim Hauptpeak. Es ist also gut möglich, zwischen Rezepten und Kaffees zu wechseln und wieder zum vorherigen Mahlgrad zurückzukehren.

partikelverteilung emil t64

Geschwindigkeit, Lautstärke, Totraum

Die Emil T64 erreicht eine Lautstärke von 77,7 Dezibel. Damit gehört sie zu den leiseren Mühlen im Vergleich zu vielen anderen Modellen. In einer anderen Kategorie positioniert sich die Emil T64 jedoch am unteren Ende: der Geschwindigkeit. Die Mühle ist nicht grundsätzlich langsam, schränkt sich aber selbst ein. Wie schon frühere Modelle der DF64 (G-Iota, Turin) hat auch sie das Gleichgewicht zwischen Statik, Klumpenbildung und Flapper nicht optimal gefunden.

Der Plastikflapper an der inneren Kaffeeausgabe soll die Statik reduzieren und eine gleichmäßige Ausgabe ermöglichen, ist aber so massiv und widerspenstig, dass sich Kaffee dahinter staut. Um diesen Kaffee aus der Mühle zu lösen, ist wiederholtes Betätigen des Blasebalgs während der Mahlung notwendig. Selbst dann dauert es.

Die Mühle mahlt 18 Gramm Kaffee in etwa 12 Sekunden – diese sind jedoch nicht sofort verfügbar. Bis zu 40 Sekunden kann es dauern, bis sich der hinter dem Flapper hängende Kaffee löst. Dadurch wird der Bedienfluss erheblich beeinträchtigt.

Findige Köpfe werden den Flapper sicher bald verbessern. Alternativ kann er entfernt oder mit RDT modifiziert werden, um den Workflow zu optimieren.

Totraum

Trotz intensivem Ausblasen bleibt immer eine kleine Menge Kaffee im Mahlwerk zurück. Im Vergleich zu Hopper-Mühlen ist das wenig, aber für eine Single-Dosing-Mühle sind 1 Gramm Totraum nicht zu vernachlässigen. Der temporäre Totraum (0,7 Gramm) tauscht sich von Bezug zu Bezug aus, während 0,3 Gramm permanenter Totraum bestehen bleiben. Dies kann zu einer leichten Geschmacksübertragung zwischen verschiedenen Kaffees führen.

emil reinigung

Reinigung

Ein großer Pluspunkt ist die einfache Reinigung. Der Kaffeeauswurf lässt sich dank Magnetbefestigung leicht entfernen. Auch die werkzeugfreie Zugänglichkeit bis zu den Mahlscheiben ist gut gelöst und ermöglicht eine schnelle Reinigung. Durch regelmäßiges Ausblasen mit dem Blasebalg lässt sich zudem ein Großteil des Restkaffees minimieren.

Fazit zur Emil T64 Single Dosing Mühle

Die Grundkonstruktion ist hochwertig und das Ergebnis in der Tasse sehr gut. Mit Verbesserungen am Flapper könnte die Emil T64 ein ernst zu nehmender Konkurrent für die DF64 werden. Wer mit dem langen Ausblasen leben kann, findet hier bereits eine gute Mühle mit Potenzial für geschmackliche Optimierungen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, mit Drittanbieter-Mahlscheiben die geschmacklichen Eigenschaften weiter zu verfeinern.

Wir sind gespannt, ob der Hersteller Ningbo Grind Electric Appliances Co. Ltd. weitere Verbesserungen an diesem Modell vornimmt und ob zukünftige Varianten auf den Markt kommen.

Emil T64 Fazit


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Wasserspray auf Kaffee? Die Ross Droplet Technique (RDT) https://www.kaffeemacher.ch/blog/wasserspray-rdt/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/wasserspray-rdt/#comments Mon, 17 Feb 2025 09:46:00 +0000 Kaffeemühle Kaffeewissen https://www.kaffeemacher.ch/blog/wasserspray-rdt/ Weiterlesen

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Statische Ladung des Mahlgutes ist Schuld, wenn der gemahlene Kaffee nicht in den Siebträger oder Dosierbecher gleitet, sondern stattdessen am Mühlenkörper oder dem Auswurf haftet. Das kommt vor allem bei Single Dosing Mühlen vor, aber auch Mühlen mit Bohnenbehälter haben manchmal Statik-Probleme. Statische Ladung sorgt aber nicht nur für eine schmutzige Arbeitsumgebung, sondern kann auch die Espresso-Extraktion negativ beeinflussen. Doch eine einfache Methode kann helfen: ein Sprühstoß Wasser auf die Bohnen vor dem Mahlen.

Diese Technik nennt sich Ross Droplet Technique (RDT) und wurde 2005 von David Ross im Home-Barista-Forum vorgestellt. Mittlerweile wurde sie verfeinert und es wurden auch wissenschaftliche Studien zum Thema vorgestellt. In diese Artikel erfährst du wie du RDT anwendest, welche Studien dem zu Grunde liegen und wie die statische Ladung entsteht.

So funktioniert RDT

  1. Nach dem Abwiegen des Kaffees im Dosierbehälter werden 2-3 Tropfen Wasser hinzugefügt.
  2. Eine Sprühflasche eignet sich am besten, um das Wasser gleichmäßig zu verteilen.
  3. Der Behälter wird leicht geschüttelt, um das Wasser auf den Bohnen zu verteilen.
  4. Danach kann das Mahlen beginnen.

Studien zeigen, dass 0,1 - 0,2 g Wasser pro 18 g Kaffee ausreichen, um die statische Ladung deutlich zu reduzieren. Dadurch bleibt weniger Kaffee in der Mühle hängen und das Mahlgut wird gleichmäßiger verteilt.

Warum entsteht statische Ladung?

Die statische Ladung beim Kaffeemahlen entsteht durch zwei Hauptmechanismen:

  • Triboelektrifizierung: Reibung zwischen Kaffeepartikeln und Mahlwerkzeugen erzeugt elektrische Aufladung.
  • Fraktorelektrifizierung: Beim Zerbrechen der Kaffeebohnen entstehen Ladungsverschiebungen an den Bruchstellen.

Diese Aufladung führt dazu, dass sich feine Kaffeepartikel an größere Partikel anlagern und Agglomerationen (Klumpen) bilden. Die unterschiedlichen Ladungen (positiv und negativ) bewirken, dass sich die Partikel anziehen und elektrisch neutrale Aggregate entstehen. Dadurch wird die Dichte des Kaffeebetts ungleichmäßig verteilt – es entstehen Bereiche mit hoher Dichte und Bereiche mit viel Leerraum, was eine gleichmäßige Extraktion erschwert.

statische ladung niche

Einfluss von Kaffeesorte, Röstgrad und Luftfeuchtigkeit

  • Feuchtigkeitsgehalt der Bohnen: Bohnen mit weniger als 2 % Feuchtigkeit neigen zu negativer Ladung, während feuchtere Bohnen eher positiv geladen sind.
  • Röstgrad: Dunklere Röstungen erzeugen stärkere negative Ladungen als hellere Röstungen.
  • Partikelgröße: Kleinere Partikel (<100 μm) neigen eher zu negativer Ladung, während mittelgroße Partikel (100-300 μm) positiver aufgeladen sind.
  • Umgebungsfeuchtigkeit: Höhere Luftfeuchtigkeit (>60 %) reduziert die statische Aufladung.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zu RDT

  • Die Reduzierung der statischen Aufladung führt zu weniger Kaffeeablagerungen in der Mühle.
  • Feine Kaffeepartikel bleiben besser verteilt, was die Extraktion homogener macht.
  • Die Studienlage zur Extraktionsverbesserung ist jedoch uneindeutig. Einige Experimente zeigen eine erhöhte Extraktion, während andere keine signifikanten Unterschiede feststellen konnten.

Die wohl umfassendste Studie von Méndez Harper et al. (2024) zeigte, dass Feuchtigkeit ein zentraler Faktor für die statische Aufladung ist. Bohnen mit weniger als 2 % Feuchtigkeitsgehalt neigen zu einer negativen Ladung, während feuchtere Bohnen eher positiv geladen sind. Das erklärt, warum unterschiedliche Röstgrade unterschiedlich stark aufgeladen sind.

rdt wassertropfen auf kaffee

Ist RDT sicher für die Mühle?

Ein oft diskutierter Punkt ist, ob Wasser in der Mühle langfristig Schaden anrichten kann. Studien und Praxisberichte legen jedoch nahe, dass die geringe Wassermenge schnell verdunstet und keine Feuchtigkeitsrückstände hinterlässt. Zudem fügen viele Röstereien industriell bis zu 5 % Wasser pro Kilogramm Kaffee hinzu – deutlich mehr als die 1 - 1,5 % bei RDT (0,1 - 0,2 Gramm auf 18 Gramm Kaffee).

Fazit

RDT ist eine einfache und effektive Methode, um statische Aufladung beim Mahlen zu reduzieren. Sie sorgt für eine sauberere Arbeitsfläche, gleichmäßigere Mahlgutverteilung und kann sich positiv auf die Espresso-Extraktion auswirken. Während wissenschaftliche Studien noch keine eindeutigen Beweise für eine verbesserte Extraktion liefern, ist der praktische Nutzen für viele Heimanwender und Profis klar erkennbar: Weniger statische Ladung bedeutet mehr Kontrolle über den Mahlprozess und angenehmeres Zubereiten von Kaffee. Und wenn es mehr Freude macht, dann schmeckt man es anschließend auch in der Tasse.

Quellen und weitergehende Lektüre:

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Einfrieren von Kaffeebohnen – Sinnvoll oder nicht? https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-einfrieren/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-einfrieren/#comments Sat, 15 Feb 2025 00:00:00 +0000 Single Dosing https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-einfrieren/ Weiterlesen

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Das Einfrieren von geröstetem Kaffee ist sinnvoll, wenn es richtig gemacht wird. Ansonsten gilt weiterhin die Aussage: „Kaffee sollte nicht im Kühlschrank oder Gefrierfach gelagert werden!“

Wann das Einfrieren sinnvoll ist, was es zu beachten gilt, damit der Kaffee lecker bleibt, und was unbedingt verhindert werden sollte, erklären wir in diesem Artikel und Video. Da es mittlerweile zum Thema auch die ersten Forschungsergebnisse gibt, beziehen wir die Erkenntnisse ebenso ein wie unsere eigenen Tests. Über mehrere Monate haben wir Kaffees verschiedener Qualität eingefroren und verkostet. Anschließend wurden diese von drei Q-Gradern professionell verkostet.

Warum Kaffeebohnen einfrieren?

Das Einfrieren von geröstetem Kaffee dient primär dazu, die Haltbarkeit zu verlängern und Aromen bestmöglich zu konservieren. Dabei spielt vor allem die Verlangsamung der Oxidationsprozesse eine Rolle, die sonst dazu führen, dass Kaffee an Komplexität verliert. Oxidation entsteht, wenn die dem Kaffee innen wohnenden Öle in Kontakt mit Sauerstoff kommen. Die Folge sind ranzige, bittere und andere sogenannte „Off-Tastes“, die Kaffee zunehmend ungenießbarer machen. Auch andere Alterungsprozesse führen dazu, dass Kaffee weniger komplex schmeckt, seine Säuren aggressiver werden und der Geschmack flach wird.

Einfrieren kann diese Prozesse verlangsamen. Zudem zeigt die Forschung, dass das Mahlen von gefrorenen Bohnen die Mahlqualität verbessern kann.

Best Practices für das Einfrieren von Kaffeebohnen

1. Verpackung:

  • Luftdichte Behälter oder Vakuumverpackung sind essenziell, um Feuchtigkeit und Oxidation zu minimieren. Wir empfehlen, Behältnisse zu wählen, die der Kaffeemenge entsprechen, die zum Brühen EINES Espressos oder Filterkaffees benötigt wird. Das klingt aufwendig, ist aber unser Ernst. Ihr solltet auf keinen Fall einen ganzen Beutel und auch keine größeren luftdicht verschlossenen Gefäße einfrieren, sondern immer nur das, was ihr für den einen Kaffee verbraucht. Warum? Mit jedem Öffnen gelangt neuer Sauerstoff an euren Kaffee, was die Qualität des Kaffees negativ beeinträchtigt.
  • Merke also: Kaffee sollte in kleinen Portionen eingefroren werden, um mehrfaches Auftauen und erneutes Einfrieren zu vermeiden. Ein Behältnis, wie unser Röhrchen, sollte jedoch immer komplett gefüllt sein. Wir wollen vermeiden, dass dem Kaffee viel Sauerstoff zur Verfügung steht, mit dem er reagieren und altern kann.
  • Wir verwenden diese kleinen Röhrchen, die wir bei Amazon* gefunden haben.

2. Zeitpunkt des Einfrierens:

  • Idealerweise sollten Bohnen eingefroren werden, sobald sie ihren Frische- und Qualitätshöhepunkt erreicht haben.
  • Wir empfehlen, bei Filterkaffees etwa 5 bis 10 Tage zu warten. Bei Espresso sind 8 bis 20 Tage ein gutes Zeitfenster.

3. Temperatur:

  • Eine Temperatur von mindestens -10 °C, besser -18 °C, ist notwendig, um den Alterungsprozess effektiv zu verlangsamen.
  • Selbstabtauende Gefrierschränke sind problematisch, da Temperaturschwankungen auftreten können.

4. Handhabung nach dem Einfrieren:

  • Bohnen sollten direkt aus dem gefrorenen Zustand gemahlen werden, insbesondere für Espresso.
  • Bei Filterkaffee kann ein kurzes Antauen von 1–3 Minuten sinnvoll sein.
  • Das Öffnen der Verpackung sollte vermieden werden, bis die Mahlung beginnt.

5. Haltbarkeit von gefrorenem Kaffee

  • Kaffee kann mindestens sechs Monate ohne nennenswerte Qualitätseinbußen eingefroren werden.
  • Längere Lagerzeiten sind möglich, allerdings können sich einige Aromakomponenten dennoch abbauen.
  • Es bleibt schwierig, gefrorenen Kaffee mit frischem zu vergleichen, da sich Aromen subtil verändern können.
eingefrorener kaffee roehrchen

Einfluss auf das Mahlen und die Extraktion

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass gefrorene Kaffeebohnen spröder sind, was die Mahlqualität beeinflusst:

Kältere Bohnen führen zu einer feineren und gleichmäßigeren Partikelverteilung. Die Anzahl der sehr feinen Partikel (Fines) steigt, was die Extraktion beeinflussen kann. Teilweise muss bei manchen Kaffees die Mühle etwas gröber gestellt werden. Je nach Mahlgrad und Brühmethode können diese Veränderungen zu einem süßeren oder auch säuerlicheren Kaffee führen.

Was spricht gegen das Einfrieren?

  • Verlust von Aromastoffen: Auch wenn das Einfrieren Oxidationsprozesse verlangsamt, kann es den Verlust flüchtiger Aromen nicht vollständig verhindern. Dennoch erlaubt es euch, über einen sehr langen Zeitraum die Qualität des Kaffees und seiner Nuancen zu konservieren.
  • Nicht jeder Kaffee profitiert: Je komplexer ein Kaffee ist, desto komplexer bleibt er auch. Der Ausgangspunkt ist immer das Ausgangsprodukt, was ja logisch ist.
  • Veränderung des Geschmacksprofils: Trotz eines perfekten Ablaufs altert Kaffee weiter und verändert den Geschmack. Subtile Geschmacksveränderungen wird man also immer feststellen.
  • Aufwand und Kosten: Das korrekte Einfrieren erfordert zusätzlichen Aufwand und ggf. Vakuumverpackungszubehör. Allerdings ist es für alle, die sich an Single-Dosing-Abläufe gewöhnt haben, gar nicht so kompliziert. Anstatt direkt in die Mühle wird der Kaffee in den Konservierbecher gegeben. Beim Brühen selbst ist der Aufwand sogar geringer, weil bereits alles abgewogen wurde.
  • Feuchtigkeitsaufnahme: Unsachgemäß gelagerte Kaffeebohnen können Feuchtigkeit aus der Umgebung aufnehmen und an Qualität einbüßen. Es sollte sauber abgewogen und verpackt werden, und Verunreinigung sollte vermieden werden.
einfrieren und bohnen essen

Wir empfehlen, die gefrorenen Bohnen nicht zu essen, sondern sie als Filterkaffee oder Espresso zuzubereiten.

Fehler, die man vermeiden sollte

  • Zu große Mengen auf einmal einfrieren – besser in kleinen Portionen einfrieren.
  • Beschriften vergessen – wer will schon einen generischen Blend trinken, wenn er sich auf Panama Gesha freut?
  • Ungeeignete Verpackung verwenden – luftdichte Behälter oder Vakuumverpackung sind Pflicht.
  • Selbstabtauende Gefrierschränke nutzen – Temperaturschwankungen beeinträchtigen die Kaffeequalität.
  • Den Kaffee mehrfach auftauen und wieder einfrieren – einmal entnommene Bohnen direkt verbrauchen.
  • Falsche Mahlgradeinstellungen verwenden – gefrorene Bohnen verhalten sich anders beim Mahlen. Bei Filterkaffee spielt das eine geringere Rolle. Beim Espresso muss der Shot aber sitzen. Im Zweifelsfall ein „verzeihendes“ Brühprofil verwenden.

Erkenntnisse unserer Gefrier-Testreihe

Wir trinken täglich gefrorene Kaffees und nutzen dabei die oben genannte Technik. Zum Vergleich der Alterung haben wir Kaffees im Verlauf eines Jahres immer wieder verkostet. Die sensorische Bewertung haben wir mit der ursprünglichen sensorischen Bewertung verglichen. Nach sechs Monaten ist die sensorische Auswirkung auf den Geschmack marginal. Nach einem Jahr nehmen wir ein leichtes Nachlassen der Komplexität wahr. Einige Kaffees zeigten leicht mehr Säure, andere wurden etwas flacher. Die Bewertung reduzierte sich jedoch nur um ein bis zwei Punkte im Score Sheet. Kaffees, die stärker prozessiert wurden, verloren deutlich an Komplexität. Nach 1,5 Jahren verstärkte sich die Wirkung. Dennoch haben wir immer noch phantastische Kaffees getrunken.

Ergänzend haben wir einen „Kurzzeittest“ durchgeführt. Dabei war das Ziel festzustellen, ob das Einfrieren auch schon über einen kürzeren Zeitraum sinnvoll ist. Zu diesem Zweck haben wir zwei Kaffees auf verschiedene Art und Weise eingefroren und einen weiteren Beutel des jeweiligen Kaffees nicht eingefroren.

Verwendet wurden die Filterkaffees Amiga und Ichamama. Verkostet wurde von drei Q-Graderinnen und Q-Gradern sowie dem deutschen Baristameister Felix Hohlmann.

Beide Kaffees wurden mit fünf Methoden zwei Wochen gelagert und dann wie folgt erklärt gebrüht:

  • Tubes, gemahlen gefroren, direkt nach Entnahme aus dem Gefrierschrank gebrüht
  • Tubes, als ganze Bohne gefroren, direkt nach Entnahme aus dem Gefrierschrank gemahlen und gebrüht
  • Vakuumverpackt, als ganze Bohne gefroren, am Abend vor der Brühung aus dem Gefrierschrank entnommen, am nächsten Morgen gemahlen und gebrüht
  • Vakuumverpackt, als ganze Bohne gefroren, direkt nach Entnahme aus dem Gefrierschrank gemahlen und gebrüht
  • Beutel gelagert, dann gemahlen und gebrüht
gefrorener kaffee

Bereits über einen Zeitraum von zwei Wochen zeigen die Ergebnisse, dass Einfrieren sinnvoll sein kann. Vor allem beim fruchtigeren Kaffee, dem Ichamama, waren alle eingefrorenen Varianten besser als der Kaffee aus dem Beutel. Beim Amiga, dem klassischeren und etwas dunkler gerösteten Filterkaffee, belegte der Kaffee aus dem Beutel immer noch Platz 3.

In beiden Szenarien schmecken die Kaffees, die direkt nach der Entnahme aus dem Gefrierschrank gemahlen wurden, gut. Beim Ichamama war jedoch auch die Entnahme aus dem Gefrierschrank am Vorabend lecker.

Der Kaffee sollte nicht gemahlen eingefroren werden. Bei beiden Kaffees belegte dieser Kaffee Platz vier und damit eine schlechtere Position.

Beim klassischeren Filterkaffee sollte der Kaffee nicht am Vorabend entnommen werden.

Fazit zum Einfrieren von Röstkaffee

Das Einfrieren von geröstetem Kaffee kann eine effektive Methode sein, um die Frische und Qualität zu erhalten. Allerdings erfordert es die richtige Vorgehensweise:

  • Luftdichte Verpackung,
  • kleine Portionen,
  • randvoll gefüllte Röhrchen oder vakuumierte Beutel, um möglichst wenig Sauerstoff einzuschließen,
  • die passende Gefriertemperatur und eine zügige Nutzung nach dem Auftauen.

Das Einfrieren und Mahlen des gefrorenen Kaffees verändert die Partikelverteilung und die Partikeloberfläche. Forscher haben einen schmaleren Hauptpeak und einen höheren Feinanteil gemessen.

Einfrieren ist eine schöne Möglichkeit, um besondere Kaffees aus außergewöhnlichen Jahrgängen und herausragende Röstungen haltbar zu machen. Spezialitätenkaffee-Genuss ist immer ein Kampf gegen das Altern und die fortschreitende Zeit. Einfrieren verlangsamt dieses Spiel und gibt uns mehr Zeit. Und so ist es eine großartige Option für alle, die den besonderen Geschmacksnoten und den besten Kaffees in ihrem Kaffee-Hobby einen zentralen Platz geben.

* Es handelt sich um einen Provisionslink. Wenn du darüber bestellst, kostet es dich nicht mehr, aber wir erhalten eine kleine Provision, die wir wieder in Testmaschinen oder Testmaterial stecken.

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Channeling - Kanalbildung durch den Espresso-Puck Vermeiden https://www.kaffeemacher.ch/blog/channeling/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/channeling/#comments Sat, 15 Feb 2025 00:00:00 +0000 Espresso https://www.kaffeemacher.ch/blog/channeling/ Weiterlesen

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Wer sich intensiver mit der Espressozubereitung beschäftigt, kommt nicht umhin, sich auch mit dem Begriff des Channeling zu befassen. Gemeint ist damit eine Kanalbildung im Siebträger, die eine gleichmäßige Extraktion verhindert und den Kaffeegenuss negativ beeinflusst.

In Kaffeeforen und Videotutorials könnte man fast meinen, Channeling sei das bösartige Monster aus dem Schrank, das nur darauf wartet, um die Ecke zu schleichen und unseren geliebten Kaffee in einen bitteren oder sauren Albtraum zu verwandeln. Es scheint, als wäre Channeling der Grund allen Übels in der Welt des Kaffees – ein heimlicher Saboteur, der darauf aus ist, unsere perfekten Espressos zu ruinieren!

Wir plädieren beim Thema Channeling zu Gelassenheit! In den letzten 50 Jahren, in denen noch keine bodenlosen Siebträger verwendet wurden, hat sich niemand um das Thema Channeling Gedanken gemacht. Und dennoch haben die allermeisten Espressobrühungen sehr lecker geschmeckt und niemandem die Schuhe ausgezogen.

Seit der Third Wave of Coffee und dem intensiveren Interesse an Herkunft und Herstellung des Kaffees wird auch jeder Aspekt der Zubereitung genauer analysiert und unter die Lupe genommen. Die Kanalbildung im Kaffeekuchen beeinflusst den Geschmack des Kaffees negativ, doch sie lässt sich durch einfache Schritte extrem minimieren! In unserem Blog zeigen wir euch, warum Channeling eigentlich den Geschmack beeinflusst, wie ihr Channeling bei eurem Espresso erkennt und welche Fehler ihr bei der Zubereitung des Espressos vermeiden solltet.

Was passiert beim Channeling aus physikalischer Sicht?

Beim Espressobrühen wird das Brühwasser mit etwa 9 Bar Druck durch den Kaffeekuchen und Siebträger gedrückt. Wie ihr bereits wisst, bestimmt die Extraktionszeit des Espressos den Geschmack des Espressos entscheident. Je länger das Wasser in Kontakt mit dem gemahlenen Kaffeepulver ist, desto mehr Teilchen werden aus dem Kaffee extrahiert. Wird der Kaffee zu lange extrahiert ist er überextrahiert, schmeckt bitter und hat ein unangenehmes Mundgefühl. Läuft das Wasser zu schnell durch den Kaffeekuchen, ist der Espresso unterextrahiert. Er schmeckt dann sauer und hat eine wässrige Textur.

Durch das Einstellen des Mahlgrades der Mühle verändern wir den physikalischen Widerstand für das Wasser. Die 9 Bar drücken auf den Kaffeekuchen und der Kaffeekuchen hindert das Wasser hindurch zu kommen. Das Wasser gewinnt diesen Kampf und der Espresso kommt langsam und cremig aus dem Siebträger.

Wasser sucht sich den Weg des geringsten Widerstandes. Besonders, wenn Wasser unter Druck steht, zischt es dort heraus, wo sich ein kleines Loch auftut oder eine Begrenzung zu dünn ist.

Genau dieser Effekt passiert beim Channeling. Wenn beim Mahlen, Verteilen und Tampen der Kaffeekuchen einen kleinen Riss in seiner Oberfläche hat, wenn sich im Kuchen ein verstecktes Loch verbirgt, wird das Wasser beim Bezug unter Druck genau diesen Weg nehmen. Anstatt gleichmäßig den ganzen Kaffeekuchen in 30 Sekunden zu extrahieren, schießen ein Teil der Brühwassers genau durch diese Bruchstelle in die Tasse.

Obwohl euer Mahlgrad vielleicht perfekt eingestellt ist, wird der Kaffee an dieser Stelle des Kaffeekuchens falsch extrahiert. Die Bereiche um den Bruch im Kaffeekuchen werden sehr stark extrahiert, da dort das gesamte Wasser hindurchfließt. Die anderen Bereiche des Kaffeekuchens werden zu wenig extrahiert. Das Ergebnis in der Tasse ist nicht balanciert und teilweise kaum trinkbar.

Wie erkenne ich Channeling bei meinem Espresso?

Wenn eurer Kaffee sauer, bitter oder einfach nicht ausgewogen schmeckt, dann könnte das ein Anzeichen für Channeling sein. Natürlich kann es auch andere Gründe haben. Zunächst empfehlen wir euch unser Video mit 20 typischen Fehlern bei der Espressozubereitung zu schauen. Habt ihr alle Fehlerquellen vermieden und euer Espresso schmeckt in unregelmäßigen Abständen auf einmal ungenießbar, dann ist das ein deutliches Zeichen, dass ihr gelegentlich Channeling habt.

Noch besser erkennt man Channeling, wenn ihr euch den Auslauf eures Siebträgers genauer anschaut. Kommt der Espresso direkt in dunkler Farbe und cremiger Konsistenz heraus und verteilt sich gleichmäßig auf zwei Espressotassen, dann habt ihr sicher kein Problem mit Channeling.

Seht ihr jedoch, dass zu Beginn der Extraktion sehr helles, fast durchsichtiges Wasser herausläuft, könnt ihr euch sicher sein, dass ungewollte Kanäle im Kaffeekuchen entstanden sind. Das Wasser hat dann den Kaffee nicht richtig extrahiert, sondern ist einfach an ihm vorbeigelaufen. Es kann auch passieren, dass eine Bruchstelle im Kaffeekuchen erst während der Extraktion aufbricht. In einem solchen Fall blubbert mitten in der Extraktion Wasser aus den Ausläufen, und der gleichmäßige Fluss wird unterbrochen. Bei Espressomaschinen wie der Decent oder Maro ist dann ein schnellerer Fluss des Wassers im Graph sichtbar.

Bodenloser Siebträger?

Am besten kann man Channeling jedoch mit einem bodenlosen Siebträger erkennen. Durch den Blick auf die Unterseite des Siebes könnt ihr sehen, ob der gesamte Kaffee gleichmäßig extrahiert wird und cremig herunterläuft oder ob es einzelne Stellen gibt, an denen das Wasser geradezu herausspritzt.

Aus dem bodenlosen Siebträger läuft im Idealfall der Espresso zunächst gleichmäßig aus allen Sieblöchern. Dann findet der Espresso sich zu einem mittleren Stream in allen Brauntönen zusammen. Das sieht so gut aus, dass der Espresso auch gut schmecken muss.

Channeling erkennen wir, wenn aus dem Stream dünner Wasserspritzer ausbrechen, und wie mit einer Wasserpistole gespritzt, verteilt rund um die Tasse und sogar der Rückwand der Espressomaschine landen. Dieses Spritzer sind oft viel wässriger, als der Hauptfluss des Espressos.

Aber Vorsicht: ein kleiner Spritzer zur Seite während des Bezugs muss noch kein starkes Channeling bedeuten. Micro-Rissen während der Extraktion kommen immer vor. Das wichtigste ist immer das Ergebnis in der Tasse. 

Lohnt sich das Lesen von Kaffeesatz?

Es soll ja Menschen geben, die aus dem Kaffeesatz sogar die Zukunft vorhersagen können. Wir haben jedoch festgestellt, dass ihr bei der Spurensuche nach Channeling sehr vorsichtig sein solltet. Nicht jedes kleine Loch im Kaffeekuchen ist ein Anzeichen für Channeling. Auch das Entweichen von CO2 kann beispielsweise oberflächliche Löcher erzeugen. Solche kleinen, oberflächlichen Löcher beeinflussen den Geschmack nicht negativ und sind völlig normal.

Seht ihr in eurem Kaffeekuchen jedoch große Löcher, die sich von der Oberseite bis zum Siebboden ziehen, dann könnt ihr euch sicher sein, dass dieser Kanal den Geschmack bei der Extraktion negativ beeinflusst hat.

Wie kann ich Channeling vermeiden?

Ob ihr nun Espresso in einem gastronomischen Betrieb oder zu Hause zubereitet, wir zeigen euch im Folgenden klassische Fehler, die Channeling begünstigen. Wenn ihr diese Fehler vermeidet, verringert ihr die Gefahr von Channeling erheblich!

Fehler 1: Tampen ohne zu verteilen

Das Kaffeepulver landet nicht gleichmäßig aus der Mühle im Siebträger. Es gibt immer eine Stelle im Siebträger, an der sich beim Mahlen ein kleiner Kaffeeberg bildet. Wenn ihr nun den Siebträger aus der Mühle herausnehmt und das Kaffeepulver mit dem Tamper verdichtet, gibt es Stellen im Kaffeekuchen, an denen sich viel mehr Kaffeepulver befindet als an anderen. Der Kaffeekuchen mag auf den ersten Blick glatt und gleichmäßig aussehen, doch das Wasser wird unter Druck durch die Stellen schießen, an denen sich weniger Kaffeepulver befindet, da dort der Widerstand geringer ist.

Deshalb ist es unbedingt notwendig das Kaffeepulver nach dem Mahlen zu verteilen. Ihr könnt den Siebträger z.B. vorsichtig auf die Arbeitsplatte klopfen, damit sich das Kaffeepulver setzt. Auch könnt ihr mit sanften, seitlichen Karate-Moves den Siebträger anstoßen. Ein gutes WDT-Tool mit einer guten Verteilungstechnik ist ein gutes Werkzeug, um untergrundige Löcher zu verschließen.

Fehler 2: Die Eigenheit der Mühle ignorieren

Je nach dem was für eine Espressomühle ihr verwendet, ist eine andere Praxis in der Puckvorbereitung und Verteilung notwendig. Vor allem einige günstigere Mühlen klumpen den Kaffee bei feineren Mahlgraden stark zusammen. Andere haben die Tendenz den gemahlenen Kaffee stärker auf einer Seite zu einem Turm zu häufen. Bei der Verteilung sollte ihr bewusst gegen diese Phänomene arbeiten. 

Klümpchen sind ein hartnäckiges Phänomen, welches sich fast nur mit einem WDT-Tool aufbrechen lässt. Dort wo Klümpchen nicht aufgelockert und stattdessen angepresst werden, entsteht fast immer eine Sollbruchstelle für das Brühwasser.

Fehler 3: Mit dem Tamper gegen den Siebträger klopfen

In einigen Kursen oder Internettutorials wird euch empfohlen, nach dem Tampen mit dem Tamper noch einmal gegen den Siebträger zu klopfen. Die Idee dahinter ist, dass Partikel, die sich durch statische Aufladung am Rand des Siebträgers festgesetzt haben, auf den Kaffeepuck geschubst werden. Macht das auf gar keinen Fall! Durch die Erschütterungen brecht ihr den bereits präparierten Kaffeekuchen auf und schafft Kanäle, vor allem am Rand des Siebträgers, durch die das Wasser hindurchschießt.

Fehler 4: Zu viel Geschwindigkeit beim Einspannen

Auch wenn es cool aussieht: Wenn ihr den Siebträger einspannt, behandelt ihn bitte mit Bedacht. Hämmert ihn nicht ruckartig in die Brühgruppe – schließlich ladet ihr keinen Revolver nach! Wenn ihr mit dem Siebträger gegen die Brühgruppe knallt, hat das denselben Effekt wie das Klopfen mit dem Tamper. Der Kaffeekuchen bricht auf, und es entstehen Kanäle, die euren Espressogenuss verderben können. Nehmt euch lieber zwei Sekunden mehr Zeit für das behutsame Einspannen und genießt eine perfekte Extraktion!

Fehler 5: Unsauberes Arbeiten

Sauberes Arbeiten ist eine der wichtigsten Disziplinen beim Espressomachen. Ihr solltet stets den Siebträger gut durchspülen, einerseits, um ihn vorzuwärmen, und andererseits, um altes Kaffeemehl zu entfernen. Danach müsst ihr den Siebträger ausputzen. Nutzt hierfür zum Beispiel unsere Barista Tücher . Aufgrund der hydrophoben Eigenschaften von Kaffeepulver kann ein feuchter Siebträger Channeling begünstigen.

Fehler 6: Ungeeignete Dosierbecher verwenden

Wer gerne mit Single Dosing Mühlen arbeitet, mahlt zunächst in einen Dosierbecher und füllt den Kaffee von dort in den Siebträger ein. Klingt trivial, ist aber ein Schritt, der vor allem mit schlechten Dosierbechern deutlich mehr Channeling provoziert, als das direkte Mahlen in den Siebträger.

Schlechte Dosierbecher sinken vollständig in den Siebträger ein und hinterlassen am Rand einen Krater, der sich selbst mit der besten WDT-Technik nicht wieder bis zum Grund des Siebes verschließen lässt. Es gibt auch Dosierbecher, die besonders stark statische Ladung fördern. Andere haben am Boden harte Kanten, wo die Seitenwände des Bechers auf den Grund treffen. Diese Form bildet dann wie ein Sandkuchen-Förmchen einen Abdruck im Mahlgut, wenn es in den Siebträger eingegeben wird.

Das ist ein Grund, warum unser KM-Dosierbecher am Boden rund gewölbt ist und mit seitlichen Flügeln auf dem Siebträger aufsitzt und so nicht in den Kuchen einsinkt.

Messbecher51mm1

Den KM-Dosierbecher gibt es für 51er Siebträger, die z.B. für die Delonghi Dedica passend sind sowie für 58er Siebträger.

Weitere Faktoren die Channeling begünstigen

Beim Kaffeemahlen werden die Kaffeepartikel elektrostatisch aufgeladen. Das Kaffeepulver fällt also nicht homogen in euren Siebträger, sondern bildet oft kleine Klümpchen. Diese sind je nach Mühle mehr oder weniger stark ausgeprägt. Die Klümpchen können im Siebträger ein homogener Tampen erschweren. Falls eure Mühle solche großen Klümpchen erzeugt, könnt ihr versuchen durch Klopfen des Siebträgers auf die Tischplatte oder mit einem so genannten WDT-Tool die Klümpchen zu zerstören, um ein homogenes Kaffeepulver zu erzeugen.

Das Problem bei den vielen Espresso-Gadgets ist jedoch, dass sie richtig verwendet und gut eingestellt werden müssen. Wenn ein Leveler-Tool falsch eingestellt ist oder ihr mit dem WDT-Tool zu stark im Kaffeemehl herumwühlt, kann es sein, dass ihr genau die Kanäle erzeugt, die ihr eigentlich vermeiden wolltet.

So geht WDT

Die Weiss Distribution Technique (WDT) wurde von John Weiss entwickelt, um Kaffeeklümpchen im Siebträger aufzulösen und eine gleichmäßige Verteilung vor dem Tampen zu gewährleisten. Dabei wird das Kaffeemehl mit dünnen Nadeln (0,3–0,5 mm) sanft umgerührt, um Channelling zu vermeiden und eine bessere Extraktion zu erzielen. Idealerweise erfolgt die Bewegung langsam und gleichmäßig, ohne das Kaffeebett zu stark aufzuwirbeln. WDT lässt sich mit der Ross Droplet Technique (RDT) kombinieren, um statische Aufladung bereits beim Mahlen zu reduzieren. Nach der WDT kann ein Leveling-Tool genutzt werden, um die Oberfläche auszugleichen und die Extraktion weiter zu optimieren.

Ein Leveling-Tool ist aus unserer Sicht aber eher ein optisches Tool. Die wichtigsten Schritte zur Verhinderung von Channeling haben wir weiter oben aufgezählt.

Fazit: Das wichtigste am Espresso ist der Barista

Es ist nur sehr schwer möglich Channeling immer zu 100 Prozent zu vermeiden. Und wie wir euch in der Einleitung schon gesagt haben, Espresso kann auch mit kleinem Channeling lecker schmecken.

Darüber hinaus braucht es keine teuren WDT-Tools, Leveler und auch keine minutenlange „Puck-Preparation-Routine“. Viel wichtiger als diese Dinge seid ihr, als selbstsicherer Barista.

Entscheidet euch für eine gute und solide Mühle. Achtet bei der Befüllung des Siebträgers darauf, dass sich das Kaffeemehl gut setzen kann und keine Berge bildet. Tampt gerade und lasst den Siebträger nicht schneller in die Brühgruppe sausen als Lucky Luke seinen Colt ziehen kann.

All diese Tipps lassen sich leicht in euren Workflow integrieren, dauern nur wenige Sekunden und sind völlig kostenlos! Denn das Wichtigste beim Espressobrühen seid ihr als Barista!

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DF83 V Single Dosing Mühle im Test https://www.kaffeemacher.ch/blog/df83-v-2/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/df83-v-2/#comments Mon, 03 Feb 2025 10:39:00 +0000 Single Dosing Espressomühlen https://www.kaffeemacher.ch/blog/df83-v-2/ Weiterlesen

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Die DF83 V ist eine Single-Dosing-Mühle mit 83-mm-Mahlscheiben, die sich anschickt, so mancher kommerziellen Mühle in Sachen Geschwindigkeit und Performance Konkurrenz zu machen. Doch bereits beim Kauf gibt es eine erste Hürde: das richtige Modell zu erwischen. Die DF83 V2 klingen namenstechnisch sehr ähnlich, sind jedoch andere Mühlen. Bei der DF83 V steht das "V" für die variable Drehzahl, während die DF83 V2 lediglich eine Versionsnummer der DF83 ohne variable Drehzahl darstellt.

So weit, so verwirrend! Dieser Test behandelt die DF83 V mit variabler Drehzahl. Den Test der DF83 V2 findet ihr hier.

Viel Power!

Die DF83 V beeindruckt mit Kraft und Geschwindigkeit. Die in China gefertigte Mühle ist mit 83-mm-Flachmahlscheiben ausgestattet und wird von einem 680-Watt-bürstenlosen Gleichstrommotor betrieben. Die Drehzahl lässt sich variabel zwischen 300 und 1600 U/min einstellen.

In unserem Test zeigt sich das in sehr hohen Mahlgeschwindigkeiten. Die eingegebenen 18 Gramm Kaffee werden im Single-Dosing-Modus in 6,5 Sekunden durchgemahlen. Mit gefülltem Bohnentrichter schafft die Mühle erstaunliche 66 Gramm Kaffee in nur 10 Sekunden auf Espresso-Mahlgrad – das ist richtig schnell.

Diese Geschwindigkeit bringt allerdings eine hohe Lautstärke mit sich. Während des kurzen Mahlvorgangs messen wir 91,6 Dezibel. Auch die Temperatur des Mahlguts steigt leicht an: Nach fünf Bezügen messen wir durchschnittlich 34,5 °C. Das ist noch unproblematisch für den Geschmack, aber dennoch spürbar.

Abmessungen und Gewicht:

  • Größe: 32 x 13,5 x 39,5 cm (L x B x H)
  • Höhe ohne Trichter: 28 cm, mit Trichter und Faltenbalg: 39,5 cm
  • Gewicht: 9 kg

DF83V bei einem Fachpartner-Betrieb beziehen: Bohnendealer* verschickt international.

*Wir suchen für euch nach Fachpartnern, von denen wir wissen, dass sie gute Arbeit und guten Service bieten. Wir sind mit den Händlern in einem engen Austausch. Es handelt sich um Provisionslinks. Wenn ihr über diesen Link bestellt, kostet es euch nicht mehr, aber wir kriegen eine kleine Provision, die wir in neues Test-Equipment stecken.   

Alles über das Thema Single Dosing und vergleichbare Mühlen.
df83v vs df83 vergleich

Bauweise und Konstruktion

Die Mahlscheiben der DF83 V sind horizontal ausgerichtet, um den Totraum zu reduzieren. Ob das wirklich funktioniert, klären wir im nächsten Abschnitt. Zunächst fallen die Bohnen jedoch auf eine massive Schnecke, die sie vorbricht und an die Mahlscheiben weiterleitet.

Einige Nutzer berichten, dass die Schnecke bei niedrigen Drehzahlen nicht schnell genug nachkommt und es so zu Verstopfungen kommt. In unserem Test konnten wir dieses Problem im Mahlbereich von 700 bis 1600 U/min nicht feststellen – ein Bereich, der typischerweise für Filterkaffee bis Espresso genutzt wird.

Ein Plasma-Generator hilft, die statische Ladung zu reduzieren. Dennoch ist es auch bei der DF83 V ratsam, die Bohnen vor dem Mahlen leicht mit Wasser zu besprühen, wie es bei vielen Single-Dosing-Mühlen der Fall ist.

Die Mahlgrad-Einstellung ist stufenlos und präzise. Wir konnten problemlos zwischen Rezepten wechseln und dank der Mahlgradanzeige zum Ausgangsmahlgrad zurückkehren. Unsere Partikelverteilungsmessung zeigte ebenfalls eine sehr gute Reproduzierbarkeit der Einstellungen.

Die Mühle lässt sich einfach öffnen und reinigen. Zudem können die Mahlscheiben unkompliziert gegen Aftermarket-Mahlscheiben wie SSP getauscht werden. Dabei fällt auf, dass die vordere Mahlgradeinheit leichtes Spiel in der Kammer hat. Das könnte zu Alignment-Problemen führen, was wir in unserem Test jedoch nicht beobachten konnten. Eine bessere Lagerung wäre dennoch wünschenswert.

Das Gehäuse besteht aus Aluminium und ist pulverbeschichtet. Insgesamt macht die Mühle einen hochwertigen Eindruck.

mahlgradbereich df83v

Bedienbarkeit der DF83 V

Die DF83 V wird von vorne bedient, allerdings ist die Mahlgradeinstellung nur von oben einsehbar. Das hätte für Menschen im Rollstuhl besser gelöst werden können.

Zwei Knöpfe sowie die Drehzahleinstellung befinden sich auf der linken Seite der Mühle. Der Hauptschalter ist wenig ansprechend designt: Er sitzt mit einer hervorstehenden Gummibalg-Umrandung auf der Mühle. Ist die Mühle ausgeschaltet, leuchtet die Drehzahlanzeige nicht.

Ein mitgelieferter Becher, der in einen 58-mm-Siebträger passt, sitzt direkt unter dem Auswurfschacht. Das verhindert, dass Mahlgut sich im Raum verteilt. Allerdings hat der Becher nur einen schwachen Magneten und gleitet daher weniger elegant an seinen Platz. Zudem kann er nur von vorne unter den Auswurf geführt werden, da die Einführung nach vorne öffnet. Seitliches Einfädeln führt dazu, dass der Auswurfschacht schnell abfällt.

Der mitgelieferte Dosierbehälter überzeugt nicht. Ihm fehlen seitliche Flügel, wodurch er zu tief in den Siebträger rutschen kann. Dadurch könnte Channeling gefördert werden – hier wäre ein Update dringend zu empfehlen.

Totraum

Der potentielle Totraum und Leerbereich rund um die Mahlscheiben der DF83 V ist nicht zu unterschätzen. 

  • Temporärer Totraum: 0,4 g
  • Permanenter Totraum: 0,4 g
  • Gesamter Totraum: 0,8 g

Im Vergleich zu Mühlen mit Bohnentrichter ist das wenig, aber für eine Single-Dosing-Mühle ist 0,4 g nach RDT noch viel.

Wer die Mühle mehrmals täglich nutzt, wird das nicht bemerken. Zuhause kann es aber stören, wenn der nächste Kaffee erst einen Tag später gebrüht wird.

Positiv ist, dass sich der temporäre Totraum konstant austauscht – 18 g hineingegeben, 18 g heraus.

partikelverteilung df83v

Espresso- und Filterkaffee-Qualität

Die DF83 V produziert leckeren Espresso: geradlinig, solide, auf den Punkt. Der Kaffee hat einen betonten Körper, während Komplexität und Klarheit mit den Standardmahlscheiben weniger ausgeprägt sind. Wer mehr Klarheit möchte, sollte zu SSP-Mahlscheiben greifen. Auch für Filterkaffee und helle Specialty-Kaffees wären SSP-Mahlscheiben die bessere Wahl.

Fazit zur DF83V

Die DF83 V ist eine starke Single-Dosing-Mühle, die uns über Monate hinweg mit leckerem Espresso versorgt hat. Sie punktet mit Kraft und Geschwindigkeit, eignet sich jedoch eher für Umgebungen mit höherem Durchsatz.

Für den Heimgebrauch wäre etwas mehr Fokus auf Präzision wünschenswert. Doch dank Aftermarket-Mahlscheiben bietet die Mühle viel Potenzial zur Individualisierung.

bewertung df83v


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Podcast: Jahresrückblick mit Raphael Studer, Algrano https://www.kaffeemacher.ch/blog/raphael-studer-algrano/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/raphael-studer-algrano/#comments Fri, 31 Jan 2025 17:21:38 +0000 Podcast Kaffeewissen Kaffeemarkt https://www.kaffeemacher.ch/blog/raphael-studer-algrano/ Weiterlesen

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Das Kaffeejahr 2024 war wild. Preise, Piraten, Volatilität - alles, was ein Krimi braucht. Raphael Studer und Philipp Schallberger bringen Ordnung in die Ereignisse.

Raphael Studer im Gespräch mit Philipp Schallberger




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Temperaturmessung der Siebträger-Temperatur mit Scace und co. https://www.kaffeemacher.ch/blog/temperatur-messsiebtraeger/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/temperatur-messsiebtraeger/#comments Mon, 27 Jan 2025 11:57:00 +0000 Espressomaschinen https://www.kaffeemacher.ch/blog/temperatur-messsiebtraeger/ Weiterlesen

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Die genaue Kontrolle der Brühtemperatur ist ein entscheidender Faktor für die Qualität des Espressos. Um diese Temperatur zuverlässig zu messen, wurde das Scace 2 als Temperaturmesssiebträger entwickelt - ein Präzisionsmessgerät, welches primär die Temperatur, optional aber auch den Druck, direkt an der Brühgruppe misst. Wir verwenden einerseits das Scace 2, welches wir für verschiedene Siebträgergrößen haben anpassen lassen. Derzeit sind 7 Scaces bei uns im Einsatz in unseren beiden Kaffeeakademien und im Test-Labor. Darüber hinaus verwenden wir zwei weitere Temperaturmessgeräte für Espressomaschinen, um das Verhalten der verschiedenen Siebträger und Maschinen gegen zu prüfen. Einer dieser Siebträger hat zusätzlich zur Temperatursonde eine Druck- und Durchflussaufzeichnung, welche digital erfasst werden kann. 

Prinzip der Temperaturmessung im Siebträger

Die Temperaturmessung im Siebträger ist komplex, da sie unter realistischen Brühbedingungen erfolgen muss. Ein einfaches Thermometer im Wasserfluss reicht nicht aus, da die Extraktion und die typischen Bedingungen simuliert werden müssen, die auch bei einem klassischen Bezug im Siebträger auftreten. Dazu gehören Wasserfluss, Druck, der sogenannte Headspace, also der Raum zwischen Kaffeepuck und Dusche. Das Scace 2 löst dieses Problem, indem es:

  1. Einen Typ-T Temperaturfühler an der richtigen Stelle positioniert
  2. Den Kaffeepuck durch eine spezielle Gummi-Einlage simuliert
  3. Den korrekten Wasserdurchfluss nachahmt

Im Vergleich zum Kaffee gibt es dennoch Abweichungen, da der Gummi-Einsatz beispielsweise kein Brühwasser aufnehmen kann. Bei der Berechnung der Wassermenge ist das zu beachten. 

Zuriga E2 Gen2 KM Temperatur Protokoll

Das Scace 2 Thermofilter im Detail

Das Scace 2 ist ein fortschrittliches Messinstrument, das folgende Eigenschaften aufweist:

  • Präzise Temperaturmessung: Es misst die Temperatur auf 0,1°C genau.
  • Schnelle Reaktionszeit: Der Temperaturfühler reagiert in weniger als 0,25 Sekunden.
  • Integrierte Druckmessung: Ein glyceringefülltes Manometer zeigt den Brühdruck an. Es Scaces mit und ohne Druckmessung.
  • Simulation des Kaffeepucks: Eine Kunststoffeinlage mit geringer Wärmeleitfähigkeit simuliert den Widerstand des Kaffeemehls.

Anwendung und Nutzen

Das Scace 2 wird wie ein normaler Siebträger in die Brühgruppe eingesetzt. Es eignet sich für:

  • Inbetriebnahme und Wartung hochwertiger Espressomaschinen
  • Qualitätskontrolle in Kaffeeshops und Röstereien
  • Präzise Einstellung der Maschine für reproduzierbare Ergebnisse
  • Espressomaschinen Tests und Vergleichbarkeit von Espressomaschinen (WBC-Protokoll, Kaffeemacher-Protokoll.
scace fuer quickmills

Spezielle Anfertigung des Scace 2 für Quick Mill Espressomaschinen mit drei Bajonettflügeln.

Technische Einschränkungen

  • Kompatibel mit den meisten kommerziellen E61-Brühgruppen sowie 58er Brühgruppen wie z.B. La Marzocco, Rancilio, Rocket, ECM, Maro, etc.
  • Wir haben für die Prüfung verschiedener anderer Espressomaschinen spezielle Siebträger der Größen 53, 54 und auch 57 anfertigen lassen, die nach den gleichen Prinzipien funktionieren. Auf diese Art und Weise haben wir beispielsweise auch günstige Maschinen wie die Delonghi Dedica gemessen.
  • Benötigt ein digitales Thermometer mit T-Typ Anschluss zur Temperaturanzeige.
Messsiebtraeger Setup

Unsere Testequipment-Sammlung ist in den letzten Jahren leicht eskaliert.

fluss druck temperatur siebtraeger

Siebträger zur Aufzeichnung des Flusses, der Temperatur sowie der Druckverhältnisse im Siebträger.

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Acaia Orbit Single Dosing Mühle im Test https://www.kaffeemacher.ch/blog/acaia-orbit/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/acaia-orbit/#comments Sat, 18 Jan 2025 16:42:00 +0000 Espressomühlen Single Dosing https://www.kaffeemacher.ch/blog/acaia-orbit/ Weiterlesen

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Die Acaia Orbit ist eine sehr gute Single Dosing Mühle. Sie überzeugt uns geschmacklich, sie liefert Wiederholbarkeit in den Bezügen und macht auch sonst vieles richtig. Sie ist auch innovativ und führt neue Features ein, die uns gefallen.

So gut die Mühle aber ist, so schwer tut sie sich damit, das Spezialgebiet von Acaia zu integrieren. Das sind seit eh und je hochpreisige, sensible und schnelle Waagen. Und selbstverständlich darf auch bei einer Acaia Mühle auch die Integration einer Waage nicht fehlen. Und dabei scheitert Acaia komplett. Und nein, es ist dieses Mal nicht die Acaia App, die Verwunderung auslöst. Es ist tatsächlich die Kombination aus Waage und Mühle.

Warum die Acaia dennoch eine Mühle ist, die wir empfehlen können und was leider nicht gelingt, ist Thema in diesem Testvideo und Artikel.

Das Funktionsprinzip der Acaia Orbit

Die Orbit ist eine Single Dosing Mühle. Das bedeutet, dass Kaffee zunächst abgewogen und dann in die Mühle gegeben wird. Die Single Dosing Mühle mahlt anschließend die eingegebene Menge wieder aus. Und auch die Acaia Orbit geht genauso vor. Zusätzlich lässt sich sie mit eine App verbinden, die sich wiederum mit einer Acaia Luna verbinden lässt. Mit Hilfe der App kann die Mühle gestartet werden. Es lassen sich weitere Einstellungen wie zum Beispiel die Rotationen pro Minute der Mühle einstellen.

Die Mühle kann dank der Waage auch von einer Single Dosing Mühle zu einer Grind by weight Mühle umgenutzt werden. “Grind by Weight” bedeutet, dass die Mühle stoppt, wenn das Zielgewicht auf der Waage erreicht wird. Dafür ist die Acaia eigene Luna Waage notwendig. Der Kaffee wird in den Bohnentrichter gegeben und die Mühle mahlt, bis die Waage die Ziel-Kaffeemenge wiegt.

So viel zum Funktionsprinzip. Wie gut das in der Praxis klappt, füllt ein eigenes Kapitel dieses Testberichtes.

Technische Spezifikationen

  • Mahlwerk: 64mm Flachmahlscheiben (wahlweise Mazzer 33M oder SSP Multi-Purpose)
  • Motor: 200W bürstenloser Gleichstrommotor
  • Drehzahlbereich: 600-1500 U/min, einstellbar
  • Mahlgradeinstellung: Stufenlos
  • Kapazität: Einzelportionierung bis 20g3
  • Abmessungen: 394 mm (H) x 108 mm (B) x 266 mm (T)
  • Stromversorgung: 100-240V, 200W, 50/60Hz
acaia lunar orbit

Gadgets, Accessoires und Preis

Neben der Acaia Lunar Bluetooth Waage für 250 Dollar, die als logisches gegenüber der Mühle auch im Bündel mit der Waage verkauft wird, gibt es weitere Accessoires für die Mühle.

Vier Bohnenbehälter mit Größen von 250 Gramm bis 2 Kilogramm unterstützen die Grind by Weight Tätigkeit (Kostenpunkt: 50 bis 200 Dollar) . Ein externer Ionen Generator namens “Ion Beam” soll das Statik-Problem der Mühle reduzieren. Dieser ist für 165 Dollar verfügbar.

Die

Acaia Orbit

selbst kostet je nach Mahlscheiben zwischen 1600 und 1700 Dollar.

Viel Präzision, wenig Geschwindigkeit

Die Acaia Orbit lässt sich auf Umdrehungszahlen von 600 bis 1500 Umdrehungen pro Minute einstellen. Wir haben sie überwiegend mit der voreingestellten Standardgeschwindigkeit von 1000 Umdrehungen verwendet, natürlich aber auch schnellere und langsamere Drehzahlen überprüft. Bei 1000 U/min mahlt die Mühle die hineingegeben 18 Gramm Kaffee in 18,5 Sekunden aus. Damit gehört die Mühle zu den langsamen Mühlen. Das ändert sich auch mit gefülltem Hopper bzw. Bohnentrichter nicht. In zehn Sekunden werden 14 Gramm Kaffee durch gemahlen.

Beim Mahlen kommt es zu keinem wesentlichen Temperaturanstieg in der Mahlkammer und somit am Mahlgut. Wir messen 32,6 °C. Das leistet die Mühle bei einer relativ leisen Geräuschkulisse. 76 Dezibel messen wir beim Mahlen von Kaffee.

Steuerung und Bedienung

Die Bedienung der Single-Dosing-Mühle fühlt sich sehr stimmig und smart an. Sie ist auf den ersten Blick eingängig. Wer bereit ist, sich etwas mehr mit der Steuerung zu beschäftigen, findet schnell heraus, dass es auch weitere sinnvolle Shortcuts gibt sowie Funktionen, die auf dem Markt der Single-Dosing-Mühlen die Acaia herausstechen lassen.

Die Mühle wird über einen Knopf gesteuert. Dieser kann über die App auch in der Steuerung angepasst werden. Per einfachem Druck wird das zuletzt angelegte Profil gemahlen. Per doppeltem Druck mahlt die Mühle einen Sekundenbruchteil weiter und löst so noch restliches Kaffeegut oder erhöht die Kaffeemenge im Dosierbecher. Bei dreifachem Druck mahlt die Mühle erst in die eine und dann in die andere Richtung. Das löst aus der Mahlkammer den temporären Totraum ausgezeichnet heraus. Eine wirklich herausragende Funktion!

Mit einem längeren Drücken der Taste wird das Mahlprofil verändert. Ein Farbcode zeigt an, in welchem Profil wir uns gerade befinden. Drücken wir 10 Sekunden, so geht die Mühle in den Standby-Modus, was die Mühle aber auch von selbst nach einiger Zeit macht.


Was die Mühle auch auszeichnet, ist eine automatische Erkennung des Mahlendes.

Wenn 3 Sekunden kein Kaffee mehr gemahlen wird, stoppt die Mühle automatisch. Viele Nutzer anderer Mühlen würden sich eine solche Funktion wünschen.

Diese Funktion macht sich die Mühle auch am Ende des Mahlens zunutze. Sobald sie feststellt, dass keine Bohnen mehr gemahlen werden, „purged“ die Mühle. Im Falle einer Mühle bedeutet das, dass sie einmal zurück- und wieder vormahlt. So löst sich ein Großteil des temporären Totraums in der Mahlkammer.

Die Lunar ist nicht nur hochwertig gebaut, sondern auch stylisch. Und wer auf „Flutlichtmahlen“ steht, kann sich beim Mahlen sogar das Mahlgut beleuchten lassen.

Positiv ist auch, dass sich die Mühle konsequent von vorne bedienen lässt und damit für Menschen im Rollstuhl nutzbar ist.

 Dieser Ausschnitt zeigt die aktuelle Messung der RPM, die Mahlzeit sowie die effektive gemessene Menge im Dosierbecher. Klein sieht man jeweils die Zielgrößen von Umdrehung (RPM) und Gewicht.


App-Steuerung

In der App können zahlreiche Funktionen vorgenommen werden. Neben einer Fernsteuerung kann auch hier der Mahl-Puls oder das Purging ausgelöst werden. Zusätzlich lassen sich die Mahlprofile definieren, die als Preset A, B, C abgespeichert werden können.

Die App ist im App-Store verfügbar und erfordert keine Anmeldeinformationen. Sie verbindet sich via Bluetooth mit der Waage. Auf der App können die Mahlzeit, die tatsächliche RPM (Umdrehungsgeschwindigkeit pro Minute) und, wenn mit der Lunar verbunden, das Realgewicht angezeigt werden.

Ein ganz neues, zu erkundendes Feature ist die RPM-Steuerung. Diese Funktion erinnert an Druckprofile bei der Espresso-Brühung. Im Mahlprozess selbst kann die RPM verstellt werden. So kann beispielsweise zunächst mit 600 RPM gemahlen werden und nach 10 Sekunden auf 1200 RPM erhöht werden.

Fazit zur Bedienbarkeit

Was die Acaia Orbit bis hierhin liefert und ermöglicht, ist einzigartig. Vor allem die automatische Nachmahlung zur Entleerung der Mahlkammer ist hervorragend. Aber auch darüber hinaus ist die Bedienung der Mühle eine Freude, und es ist einfach, mit ihr zu arbeiten. Das RPM-Profiling eröffnet für Kaffee-Aficionados ganz neue Möglichkeiten. Und doch fällt eines auf: Bislang sind wir ohne Waage ausgekommen. Dieses Thema haben wir uns aufgespart, denn wir müssen zunächst über den Totraum sprechen.

Totraum und Grind by Weight

Totraum, also der Rückstand von Kaffee in der Mühle nach dem Mahlen, ist zunächst nicht ausgeprägt. Mit einem temporären Totraum von 0,2–0,3 Gramm und einem permanenten Totraum von 0,4 Gramm performt die Acaia Orbit gut, aber nicht sehr gut. Der absolute Totraum von 0,7 Gramm ist im Verhältnis zu den meisten Bohnenbehälter-Mühlen ausgezeichnet. Dieser Totraum bezieht sich nur auf die Mahlkammer! Bei Single-Dosing-Mühlen gibt es allerdings einige, die weniger Totraum haben.

Die Acaia Orbit hat eine ausgeprägte statische Ladung, weshalb der Hersteller optional ein Tool namens „Ion Beam“ verkauft, um die Statik zu reduzieren. Wir haben die Mühle in der Basisvariante ohne Ion Beam getestet. Ohne das Tool ist definitiv das Arbeiten mit Wasserspray zu empfehlen – wie bei vielen Mühlen.

Kommen wir noch einmal zurück zum Totraum. Nutzen wir die Mühle mit Waage als Grind-by-Weight-Mühle, so haben wir ein anderes Totraumproblem. In der Mahlgutausgabe bleiben zusätzliche 0,7–1 Gramm Kaffee zurück, je nachdem, ob wir mit Wasserspray arbeiten oder nicht.

Das untergräbt komplett die Performance der Waagen-Steuerung der Mühle. Die Mühle stoppt, wenn eine definierte Menge in dem Dosierbecher auf der Waage angekommen ist. Da jedoch die oben genannte Kaffeemenge von 0,7 Gramm noch im Auswurf hängt, entspricht die Menge des gemahlenen Kaffees nicht der Zielmenge. Wenn ich nun – was ich im Single-Dosing-Vorgang natürlicherweise mache – das restliche Pulver mit dem dafür gedachten Klack-Löser entferne, fallen die restlichen 0,7 Gramm in den Dosierbehälter.

Und während der Kaffee fällt, fällt damit auch das gesamte Konzept einer Grind-by-Weight-Mühle in sich zusammen. Grind by Weight funktioniert nur, wenn eine Mühle selbstständig ihr gesamtes Mahlgut ausgibt.

Wir haben Grind by Weight als Prinzip verstanden, um genauere Kaffeemengen zu wiegen. Bei der Acaia Orbit müssen wir 17,3 Gramm als Zielmenge programmieren, um die übrigen 0,7 Gramm Kaffee aus dem Shoot nach unten zu klacken und auf 18 Gramm Kaffee zu kommen. Das ergibt für uns keinen Sinn! Viele Mühlen mit Zeitsteuerung sind da deutlich präziser.

Was uns übrigens gefällt, ist der Dosierbecher. Er sitzt auf dem Siebträger, gleitet an den Seiten nicht zu tief hinein und ist weniger geeignet, Kanalbildung zu verursachen.

Noch ein Tipp: An den relativ großen Mitnehmern der Mühle sammelt sich mit der Zeit einiges an permanentem Totraum. Eine regelmäßige Reinigung ist sinnvoll. Dafür müssen leider einige Schrauben gelöst werden. Die Zugänglichkeit der Mahlscheiben ist nicht ideal gelöst.

Partikelverteilungsmessung Acaia Orbit

Partikelverteilung und Espresso

Ein wenig zeigt der bisherige Artikel Symptome dessen, was eine Mühle mit App und umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten bietet. Wir haben über die Vielzahl der Möglichkeiten geschrieben und uns in der App verloren. Dabei soll es hier doch eigentlich um Espresso- und Kaffeequalität gehen.

Und da überzeugt uns die Acaia Orbit auf ganzer Strecke. Wir haben die 33M-Mahlscheiben verwendet und sehr gute Ergebnisse in der Tasse sowie in der Partikelverteilung festgestellt.

Wir messen ein schmales Hauptpeak von nur 209 Mikron und sind beim Wiederholungsbezug nach zwischenzeitlichem Verstellen der Mühle auch in der Lage, ohne Weiteres zum Ausgangsmahlgrad zurückzukehren. Die stufenlose Verstellung ist präzise, und das Replizieren von verschiedenen Rezepten funktioniert sehr gut.

Fazit Acaia Orbit

Die Acaia Orbit ist ohne Zweifel eine sehr gute Mühle. Sie kommt auch mit den günstigeren Standard-Mahlscheiben auf eine Partikelverteilung mit engem Hauptpeak und ist mit diesem Mahlergebnis in der Lage, sehr gute Espresso-Ergebnisse und auch erstaunlich gute Filterkaffees zu ermöglichen.

Die Mühle ist wertig, edel und relativ leise. Die Bedienbarkeit sucht ihresgleichen. Die wichtigsten Funktionen sind intuitiv mit Knopfdruck nutzbar. Wer sich auf die Mühle einlässt und in die App einsteigt, erschließt sich viele weitere Einstellungsmöglichkeiten. Ein Spielfeld bei einer Espressomühle, wie es so bei keiner anderen Mühle vorhanden ist.

Besonders gut gefallen uns die Pulse- und Purge-Funktionen: Das ist wirklich clever gelöst, und das automatische Vor- und Zurückdrehen nach jeder Mahlung würde jeder Mühle gut stehen.

Dass ein Tool zur Reduzierung der Statik gesondert dazu gekauft werden muss, ist frustrierend. Ohne ist die Mühle deutlich besser, wenn sie mit Wasserspray verwendet wird.

Problematisch wird der Funktionsumfang da, wo Acaia versucht, seinem eigenen Namen und seiner Marktführerschaft gerecht zu werden und die eigene Waage in einen sinnvollen Grind-by-Weight-Ablauf einzubauen. Das funktioniert für uns überhaupt nicht, weil die Mühle nicht komplett ausmahlt, sondern 0,7 Gramm Kaffee im Auswurf zurückhält. Damit stimmt auch die Menge auf der Waage nicht, und eine Waage zwecks besserer Präzision wird zur Illusion. Acaia stolpert hier über seine eigene Legacy, so erscheint es uns beim Test. Da wäre es smarter gewesen, die Waage nur als Anzeige für die Umdrehungszahl und zur Profilsteuerung zu nutzen. Das wäre zwar nicht ganz so fancy wie zusätzlich auch noch eine Grind-by-Weight-Mühle zu sein, aber hätte die gute Mühle stimmig abgerundet, ohne zu viel zu wollen.

Fazit Acaia Orbit

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Das Dickfilmheizer-Zeitalter hat begonnen! https://www.kaffeemacher.ch/blog/dickfilmheizer/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/dickfilmheizer/#comments Fri, 17 Jan 2025 15:16:00 +0000 Wissenschaft Espressomaschinen https://www.kaffeemacher.ch/blog/dickfilmheizer/ Weiterlesen

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2018 sind wir auf die ersten Espressomaschinen mit Dickfilmheizer gestoßen. 2024 ist die Technologie des Dickfilmheizers als Flow Through Heater, Fast Through Heater oder ThermoJet im Espressomaschinen- und Kaffeemaschinenmarkt angekommen. Dickfilmheizer haben nicht nur den Thermoblock in Sachen Leistungsfähigkeit und Flexibilität überholt, sondern setzen mehr und mehr die Hersteller von traditionellen Espressomaschinen mit Boiler unter Druck.

2018 testeten wir die Sage Bambino des australischen Herstellers Breville, der in Europa unter dem Namen Sage Appliances operiert. Die Maschine war beeindruckend schnell auf Temperatur, ließ aber in Sachen Temperaturkonstanz zu wünschen übrig. Kurz darauf stand auch die Sage Barista Pro auf unserem Testtisch und spätestens damit wurde deutlich: das Potential von Dickfilmheizern ist enorm.

Beide Maschinen waren mit einem Dickfilmheizer des niederländischen Unternehmens Ferro Techniek ausgestattet. Während Sage seine “Dickfilmheizer” mit dem trendigen Marketingnamen “ThermoJet” eingeführt hat, werden die Heizelemente vom Hersteller selbst Flow Through Heater genannt. Wie der “Flow Through Heater” funktioniert, in welchen Maschinen er mittlerweile vorkommt und was das für den Markt bedeutet, ist Thema in diesem Artikel.

unica maro dickfilmheizer

Maro, Zuriga, Sage und co.

Was haben Maro, Zuriga Generation 2 und Unica gemeinsam mit Sage Bambino und Sage Barista Pro? Sie teilen sich eine Heiztechnologie, nämlich den Dickfilmheizer. Und sie sind damit in guter Gesellschaft. Denn auch die Tone Filterkaffeemaschine, der Aiden Precision Coffee Maker oder das Milchsystem ETNA setzen auf den Dickfilmheizer. Die Reihe der Hersteller, die auf Dickfilmheizer aus dem Hause Ferro setzen, wird bald um zwei weitere innovative Espressomaschinen ergänzt: Roxy Espresso und nunc.

Ferro Techniek

Was für eine erstaunliche Erfolgsgeschichte, die das niederländische Unternehmen aus Gaanderen im Gelderland vorweisen kann. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Dickschicht-Heizelemente, die auf Metallsubstraten gedruckt werden und für unterschiedliche Branchen maßgeschneiderte Lösungen bieten. Ferro ist Teil der Otter Control Group und produziert in den Niederlanden, Ungarn, Großbritannien, China sowie im Süden Chinas gemeinsam mit Otter. Am Hauptsitz in Gaanderen sind rund 50 Mitarbeitende tätig, weitere 80 in Budapest bei Ferro Electronics. Die Otter Gruppe hat ca. 1500 Mitarbeitende weltweit.

Die Geschichte des Flow Through Heaters von Ferro nahm 2013 Fahrt auf. Der Hersteller stellte ein „Entwickler-Kit“ zusammen, das alles beinhaltete, um Prototyp-Anwendungen zu bauen. Teil des Kits war also neben dem FTH MK2 auch eine Pumpe, ein Durchflussmesser sowie eine Steuerplatine. Dieses Kit wurde von rund 100 Unternehmen bestellt.

Interessant ist, dass Ferro bereits 2007 eine ältere Version des FTH, den sogenannten „FTH MK1“, entwickelt hat. Dieser konnte aber maximal 2,5 Bar Druck verarbeiten und kam deshalb in Maschinen mit Pads zum Einsatz. Für das Brühen von Espresso sind Druckstandards von bis zu 15 Bar je nach Pumpe notwendig.

Der „FTH MK2“, der für Espresso geeignet ist und auch Dampf für das Aufschäumen von Milch erzeugen kann, wurde im Jahr 2010 als Proof-of-Principle fertiggestellt. Die Produktion des FTH wurde dann im Jahr 2015 hochgefahren, wobei Sage/Breville als First Mover zentral für die Erfolgsgeschichte des Dickfilmheizers sein wird.

Leistungsmessung Wirkenergie kWh Maro

Von uns aufgezeichnetes Strommessprotokoll der Maro Model 1.

Was sind die Stärken des Dickfilmheizers?

Der Dickfilmheizer hat gegenüber Boilern und auch Thermoblock-Systemen einige Vorteile.

Schnelle Aufheizzeiten:

Die geringe thermische Masse des FTH ermöglicht extrem schnelle Aufheizzeiten, da nur eine kleine Wassermenge erwärmt werden muss. Die Maro Model 1 benötigt beispielsweise nur 4 Minuten, um die Betriebstemperatur zu erreichen. Die Zuriga E2 Generation 2 heizt sogar in nur 2 Minuten auf. Der Dickfilmheizer ist jeweils noch schneller bereit. Es sind die trägeren thermischen Elemente – wie der Siebträger – die hinter dem Flow Through Heater herhinken.

Energieeffizienz:

FTH-Systeme sind energieeffizienter als Boiler, da sie bedarfsgerecht heizen. Dadurch wird Energieverschwendung durch das Warmhalten großer Wassermengen vermieden. Die Zuriga E2 Generation 2 erreicht einen Spitzenwert von 0,058 kWh bei 5 doppelten Espressobezügen inklusive Aufheizzeit. Die Maro Model 1, der Sage Bambino und Co. sind gleichermaßen effizient. Zum Vergleich: Viele Espressomaschinen mit Boiler verwenden für 5 Espressobezüge inklusive Aufheizzeit 0,2 bis 0,5 kWh.

Maro Temperatur Perfomance

Präzise Temperaturkontrolle:

Die flache Bauform und die direkte Wärmeübertragung des FTH ermöglichen eine sehr genaue und schnelle Regelung der Wassertemperatur. Dies ist für die Extraktion von Espresso von entscheidender Bedeutung, da Temperaturschwankungen den Geschmack des Kaffees negativ beeinflussen können. Die Maro Model 1 setzt hier neue Maßstäbe und gehört bereits nach 4 Minuten zu den drei präzisesten Espressomaschinen hinsichtlich der Temperaturstabilität, die wir jemals gemessen haben. Dieser Vergleich hält auch mit Boilern stand, die über längere Zeit aufgeheizt sind und ihr thermisches Gleichgewicht erreicht haben. Interessant ist, dass eine schnelle Anpassung der Temperatur nach oben wie nach unten möglich ist. Bei Boiler-Espressomaschinen gestaltet sich insbesondere die Abkühlung aufgrund der hohen thermischen Masse langwierig.

Der FTH ist standardmäßig mit einem NTC Sensor ausgerüstet, der im Wasserkanal die Temperatur misst.

Leistungsspitzen bei der Temperatureinwirkung:

Bei der Dampferzeugung zeigt sich das tatsächliche Potenzial von Dickfilmheizern. Innerhalb von Sekunden sind die Heizer einsatzbereit. 

Frequenz-Eignung:

Die Performance der Maro Espressomaschine mit ihrem 2300-Watt-FTH zeigt, dass die Technologie prinzipiell auch für die Gastronomie geeignet ist. Wir haben weder beim WBC-Temperatur-Protokoll noch beim Schäumen Leistungseinbußen festgestellt.

Kompakte Bauweise:

Die geringe Größe und die flache Bauform des FTH ermöglichen die Entwicklung kompakterer Espressomaschinen oder die Integration des FTH in die Brühgruppe, beispielsweise zur Erwärmung des Siebträgers. Von Ferro gibt es speziell für die Gruppe einen flachen 60W Dickfilmheizer, welcher in die Brühgruppe der Siebträgerespressomaschine integriert werden kann.

Ohne Wartezeit auf Temperatur:

Der Dickfilmheizer ist unmittelbar einsatzbereit. Er bedarf quasi keiner Vorerwärmungszeit. Es sind die anderen Bauteile, wie der Siebträger, Leitungsrohre und Brühgruppe, die erst auf Temperatur gebracht werden müssen.

Weniger Kalk:

Ferro gibt an, dass im Dickfilmheizer weniger Kalkbildung stattfindet. Gründe dafür könnten darin liegen, dass kein stehendes Wasser im Dickfilmheizer verbleibt. Eine eigenständige Entkalkung des Dickfilmheizers ist jedenfalls – im Gegensatz zu vielen Boiler-Espressomaschinen – möglich.

parallel efast

Wie funktionieren Dickfilmheizer?

Das zu erhitzende Wasser fließt in der Regel durch einen Kanal, der in das Substrat des Dickfilmheizers  integriert ist. Dieser Kanal kann verschiedene Formen haben, um den Fluss des Wassers zu optimieren und die Wärmeübertragung zu maximieren.

Hier sind einige wichtige Punkte zur Konstruktion des Kanals:

  • Material: Der Kanal besteht in der Regel aus demselben Material wie das Substrat, typischerweise Edelstahl.
  • Form: Der Kanal kann eine einfache Röhrenform haben oder komplexere Geometrien aufweisen, um den Wasserfluss zu beeinflussen und Turbulenzen zu erzeugen.
  • Integration: Der Kanal wird durch spezielle Fertigungsverfahren, z. B. Tiefziehen, in das Substrat integriert.
  • Abdichtung: Nach der Fertigung des Kanals werden die Ein- und Auslässe abgedichtet, um ein Auslaufen von Wasser zu verhindern.
  • Verbindung: Die Ein- und Auslässe des Kanals werden mit den Wasserzuleitungen und -abläufen des Geräts verbunden, in dem der FTH eingesetzt wird.

Durch die Integration des Kanals in das Substrat des FTH wird eine direkte und effiziente Wärmeübertragung vom Heizelement auf das Wasser gewährleistet. Die Form des Kanals kann so gestaltet werden, dass die Fließgeschwindigkeit und die Turbulenzen des Wassers optimiert werden, was zu einer schnelleren und gleichmäßigeren Erwärmung beiträgt.

Integration und Steuerung von Temperatursensoren

Wir haben viele der oben genannten Espressomaschinen bereits auf ihre Temperaturstabilität überprüft. Während einige der Hersteller sehr genaue Temperaturen erreichen, schwanken die Temperaturen bei anderen stark. Der Dickfilmheizer erlaubt eine sehr präzise Steuerung und Messung der Temperatur. Ein sehr guter Regelkreis ist jedoch notwendig, um auf präzise Temperaturen zu kommen.

Die Integration von Temperatursensoren und die damit verbundene präzise Steuerung sind entscheidende Aspekte für die optimale Funktion von Dickfilmheizern (FTH). Sie ermöglichen eine genaue Überwachung der Temperatur und eine dynamische Anpassung der Heizleistung, um die gewünschte Temperatur konstant zu halten.

Standardmäßig ist ein NTC Temperatursensors im Wasserkanal untergebracht, um die Temperatur des fließenden Wassers möglichst genau zu erfassen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Platzierung. Diese Methode bietet die höchste Genauigkeit, erfordert jedoch eine wasserdichte Verkapselung des Sensors.

Alternativ kann der Sensor auf der Oberfläche des Substrats in der Nähe des Kanals angebracht werden. Diese Methode ist einfacher zu realisieren, kann jedoch zu einer geringeren Messgenauigkeit führen.

Für die Steuerung der Heizleistung wird ein Regelkreis eingesetzt, der die Messwerte des Temperatursensors mit dem Sollwert vergleicht und die Heizleistung des FTH entsprechend anpasst.

Moderne FTH-Systeme nutzen oft Mikrocontroller, um die Steuerung zu übernehmen. Diese ermöglichen eine hochpräzise und flexible Regelung der Heizleistung in Abhängigkeit von verschiedenen Parametern, wie z. B.:

  • Temperatur des Wassers: Der Mikrocontroller überwacht die Temperatur des Wassers im Heizkanal und passt die Heizleistung des FTH so an, dass die gewünschte Temperatur erreicht und gehalten wird.
  • Fließgeschwindigkeit des Wassers: Bei einigen Anwendungen, wie z. B. in Kaffeemaschinen, kann die Fließgeschwindigkeit des Wassers variieren. Der Mikrocontroller berücksichtigt diese Schwankungen und passt die Heizleistung entsprechend an, um die gewünschte Ausgangstemperatur zu gewährleisten.
  • Zeitabhängige Steuerung: In einigen Anwendungen kann es erforderlich sein, die Temperatur des Wassers über einen bestimmten Zeitraum zu variieren. Der Mikrocontroller kann diese zeitabhängigen Temperaturprofile präzise steuern, um z. B. optimale Brühbedingungen für verschiedene Kaffeesorten zu schaffen.

Die Integration von Temperatursensoren und die mikrocontrollerbasierte Steuerung ermöglichen eine hochpräzise und flexible Temperaturregelung in FTH-Systemen.

Dadurch werden diese Systeme zu einer idealen Lösung für Anwendungen, die eine schnelle und genaue Erwärmung von Wasser oder anderen Flüssigkeiten erfordern, wie z. B. in Kaffeemaschinen, Wasserkochern und industriellen Prozessen.

Unterschiedliche Systeme, unterschiedliche FTHs

Bereits bei den von uns getesteten Espressomaschinen sind wir auf unterschiedliche Flow-Through-Heater von Ferro gestoßen. Während die Maro auf das stärkste in unserem Stromkreislauf mögliche 2300-Watt-Element setzt, kommt die Sage Bambino mit dem FTH II 1500 W aus. Zuriga wiederum setzt auf ein 1400-Watt-Modell für Dampferzeugung und Brühen sowie ein 600-Watt-Modell in der Gruppe zur Erwärmung des Siebträgers.

maro mit dickfilmheizer


Herausforderungen und Zukunftsaussichten

Die präzise Steuerung von FTH stellt eine Herausforderung dar, da sie sehr schnell reagieren und Temperaturschwankungen auftreten können, wenn die Regelung nicht optimal abgestimmt ist. Anders als beim Boiler gibt es fast keine thermische Masse, welche zur Stabilisierung der Zieltemperatur beiträgt.

Das erfordert eine ausgefeilte Sensorik und Regelungstechnik. Dass das nicht immer gelingt, sehen wir vor allem bei einigen frühen Modellen des Herstellers Sage/Breville. Die Leistung für die Integration der Technologie in der Breite des Marktes ist Sage hoch anzurechnen. Während bei den ersten Modellen wie der Bambino und Barista Pro aufgrund der neuen Anwendung der Technologie Schwankungen erwartbar waren, bestand viel Zeit, Entwicklungsschritte zu machen. Unsere ersten Tests der Sage Oracle Jet weisen aber darauf hin, dass hier weiterhin Luft nach oben besteht.

Derweil zeigen andere Hersteller wie Zuriga und Maro auf, welches enorme Potenzial in der Dickfilmheizer-Technologie für Espressomaschinen steckt. Die Technologie ist vielseitig einsetzbar und eignet sich sowohl für das Erwärmen des Brühwassers, das Erzeugen von Dampf als auch für die Erwärmung der Brühgruppe und des Siebträgers.

Ich bin der Überzeugung, dass mit dem Dickfilmheizer ein neues Zeitalter auf dem Espressomaschinen-Markt begonnen hat. Vor allem für Espressomaschinen für Zuhause bietet der Dickfilmheizer ausschließlich Vorteile gegenüber Boiler-Systemen.

Im gastronomischen Kontext mag das anders sein, wobei wir auch da auf erste Einsätze von Dickfilmheizern gespannt sind. Tone arbeitet an der Entwicklung einer Gastro-Espressomaschine mit Dickfilmheizer, und auch die Performance der Maro ist im Prinzip gastronomietauglich. Es fehlt der Maschine nur an einem Wasseranschluss sowie Abfluss. Die Leistung der Dickfilmheizer war auch bei hoher Frequenz und während der Durchführung des WBC-Protokolls stabil.

Maschinen mit Dickfilmheizer

Diese Liste wird ergänzt. Wenn ihr weitere Maschinen mit Dickfilmheizer findet, schreibt es uns bitte in den Kommentaren:

  • 2019: Sage/Breville Bambino (FTH II 2300W)
  • 2018: Sage/Breville Bambino Plus (FTH II 2300W)
  • 2020: Sage/Breville Barista Pro
  • 2021: Sage/Breville Barista Touch
  • 2022: Unica Pro (FTH II 1800W, abzuklären)
  • 2022/23: Tone Filterkaffeemaschine 
  • 2024: Sage/Breville OracleJet
  • 2024: Maro Model 1 - (FTH II 2300W)
  • 2024: Aiden Precision Coffee Maker
  • 2024: Zuriga Generation 2: (FTH II 1400W)
  • ETNA Milchsystem 
  • Tone Espressomaschine (auf Host 2023 Prototyp vorgestellt. Start noch unklar)
  • Roxy Espresso (für 2025 angekündigt)
  • nunc. coffee (für 2025 angekündigt)
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Maro Model 1 Espressomaschine im Test https://www.kaffeemacher.ch/blog/maro-model-1/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/maro-model-1/#comments Sat, 11 Jan 2025 09:59:00 +0000 Espressomaschinen https://www.kaffeemacher.ch/blog/maro-model-1/ Weiterlesen

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Die Maro Model 1 ist auf den ersten und zweiten Blick eine hoch spannende und innovative Espressomaschine. Maro wird von zwei jungen Thüringern entwickelt, die ihre Wunsch-Espressomaschine auf dem Markt nicht fanden und sie deshalb selbst entwickelten.

Und so sehr die Geschichte auch kitschig klingen mag: mit Maro Model 1 haben Max Grimm und Robin Kuprat nicht irgendeine Espressomaschine vorgestellt, sondern die in vielerlei Hinsicht beste Espressomaschine, die derzeit auf dem Markt verfügbar ist.

Das verdankt die Maro einem ausgeklügelten Zusammenspiel von Hardware und Software sowie einer unabhängigen und innovativen Denke der Gründer, die nicht den Altlasten der Branche folgt. Die Maro nutzt moderne Sensorik, schnelle Heizelemente und smarte Algorithmen, um den perfekten Espresso zu brühen. Die Maro ist das Gegenteil einer traditionellen Espressomaschine mit Kessel.

Die in vielerlei Hinsicht beste Espressomaschine auf dem Markt? Wir wagen uns zu dieser Aussage nicht von ungefähr. Wir haben über 70 verschiedene Espressomaschinen-Modelle getestet und mit mehr als tausend Maschinen von Home Baristas in unseren Kursen gearbeitet.

Damit hier nicht der Eindruck entsteht, wir würden bluffen.

  • Die Temperaturkonstanz liegt auf Platz 3 der bisher von uns gemessenen Maschinen. (Allerdings müssen die anderen Maschinen dafür mindestens 15 Minuten aufheizen.)
  • Maro Model 1 ist nach vier Minuten auf dieser Temperaturkonstanz.
  • Model 1 ist die bisher leiseste von uns gemessene Espressomaschine.
  • Sie gehört auch zu den drei besten Maschinen in Sachen Energieeffizienz in unserem Testszenario.

In Sachen Espressopotential erreicht sie in unserem Test 14 von 15 Punkte, dank der Möglichkeit mit Fließgeschwindigkeitsprofilen und Druckprofilen zu arbeiten. Mit dieser Funktion kann die Maro auch die Brühperfomance anderer Espressomaschinen-Typen wie eine Hebelmaschine emulieren.

Mit dieser Kurzzusammenfassung steigen wir in den Test von Maro Model 1 ein. Denn leider gilt auch für die Maro und trotz der Anfangslorbeeren: es glänzt nicht alles, auch wenn viele Testkriterien gut und sehr gut erfüllt werden. 

Due to numerous inquiries, we have also produced an English version of our test video.

Inhaltsverzeichnis

Maro und wir

Im Rahmen des Swiss Coffee Festivals im September 2023 konnten wir die Maro Espressomaschine erstmals ausprobieren und mit den beiden Gründern Max Grimm und Robin Kuprat ein Gespräch führen.

Im April 2024 haben wir dann unser Maro Model 1 erhalten. Wie immer und wie bei jeder Maschine, haben wir die Espressomaschine von Maro gekauft.(1) Wir haben die Maro im Crowdfunding erstanden und dafür 3.999 Euro bezahlt. Heute kostet die Maschine 4.999 Euro. Seitdem haben wir die Maro genau unter die Lupe genommen.

Bei den ersten Tests der Maro im April 2024, haben wir eine sehr gute Maschine vorgefunden. Schon zum damaligen Zeitpunkt hat die Maro sich im Top-Feld der am Markt verfügbaren Espressomaschinen platziert. Wer die Maschine gekauft hat, wird das bestätigen. Ebenso können aber viele Käufer berichten, dass es auch noch Kinderkrankheiten oder Verbesserungspotential gab. Nur wenige davon waren auf der Hardwareseite zu verorten. Softwareseitig wurden seitdem jedoch noch Schritte gemacht.

Das ist möglich, weil die Maschine im Netz hängt und so verbesserte Steuerungen, Änderungen an der Menüführung, optimierte Heizintervalle im Espresso-Bezug und einiges mehr aus der Entfernung auf die Maros aufgespielt werden können.

Die ersten 50 Maro-Eigentümer haben Feedback gegeben und Robin und Max haben zugehört und geliefert. Und auch wir haben den beiden regelmäßig und bis zuletzt Rückmeldungen gegeben und sie haben unsere Inputs in die Maschine einfließen lassen.

maro espressomaschine

Tests mit Zeit

Wir haben uns bewusst dafür entschieden, uns mit dem Test der Maro Zeit zu lassen. Einerseits, weil die Maschine sehr komplex ist und wir sie gesamthaft prüfen wollten. Andererseits, weil den beiden jungen Gründern den Raum geben wollten, ihre Maschine zur Reife zu bringen und auch die Luft, Verbesserungen vorzunehmen. Ja, auch ein Test der Maro im Frühjahr 2024 hätte schon sehr gut abgeschlossen. Aber in Rücksprache mit den beiden haben wir dennoch die Veröffentlichung des Tests auf das Ende des Jahres gelegt.

Manch einer mag uns dafür kritisieren, dass wir vor diesem Test eng mit dem Hersteller im Kontakt standen und nun vermeintlich nicht neutral testen können. Dazu will ich einige Dinge anmerken, bevor wir endlich in den Test eintauchen:

Unser Ziel mit all’ unseren Videos und Tests ist es, sehr gute Espressomaschinen auf dem Markt zu finden, damit ihr guten Espresso machen könnt. Wenn ein Hersteller bereit ist zuzuhören und unsere Feedbacks zu integrieren, dann ist das für uns zielführend. Die meisten hören uns aber erst nach einem Test zu oder wollen uns nur für Marketingzwecke einspannen. Da machen wir nicht mit. Die Maro ist aufgrund der softwareseitigen Updatemöglichkeit über das Netz jederzeit und einfach weiterentwickelbar. Diese technische Möglichkeit sowie der angenehme Austausch mit Max und Robin hat uns Freude gemacht.

Bei komplexen Maschinen wie der Maro, der Decent, der Unica oder der Roxy, ist es für uns gar nicht möglich einen Test zu erstellen, ohne Austausch mit den Herstellern zu haben. Wenn das direkt mit den Entwicklern möglich ist, machen wir das. Wenn wir am Marketing hängen bleiben, wie bei manchen größeren Unternehmen, dann winken wir ab.

Wir testen die Maschine auf der Basis von messbaren Erkenntnissen und Eindrücken, die durch unsere Erfahrungen als Maschinentester geprägt sind. Diese teilen wir transparent und deutlich mit, auch bei der Maro. Wir benennen die guten und die schlechten oder weniger guten Funktionen, wie ihr im Test sehen werdet.

Maro hat zu keiner Zeit versucht, Einfluss auf unseren Test zu nehmen. Sie haben im Vorhinein keine Einsicht in unser Video oder diesen Testbericht. Es ist kein Geld von Maro an uns geflossen.

maro seitlich

Wertigkeit

Maro Model 1 ist aus einem hochwertigen Materialmix hergestellt. Das Gehäuse besteht aus HIMACS®, einem mineralischen Werkstoff, der für seine Langlebigkeit, Hygiene und Kratzfestigkeit bekannt ist. Es handelt sich dabei um Aluminiumhydroxid, Acryl und Pigmente. Dieses Material wird häufig im Luxus-Innenausbau verwendet und bietet eine elegante Oberfläche, die steinähnlich wirkt. Die Oberfläche ist glatt, wirkt aber nicht kalt, hat keine Poren und ist damit auch pflegeleicht. Die Verwendung von diesem Werkstoff ist ein interessanter Move von Maro. Wir kennen keine andere Espressomaschine, die auf dieses Material setzt.

  • Die Tropfschale der Maro fasst 750 Milliliter und ist aus Edelstahl. Mit dieser Füllmenge ist es aber schon herausfordernd, die Schale zum Waschbecken zu transportieren. Der Wassertank ist aus dem gleichen Material, fasst 1,5 Liter und ist Spülmaschinen-geeignet. Er kann von vorne aus der Maschine gezogen oder halb entfernt befüllt werden.
  • Für beide Edelstahlmodule gilt, dass die Kanten von uns als relativ scharf eingestuft werden und vor allem mit nassen Händen vorsichtig abgespült oder entfernt werden sollten.
  • Die Brühgruppe ist aus bleifreiem Messing gefertigt, was dank der Leitfähigkeit des Materials eine gleichmäßige Extraktionstemperatur und schnelle Aufheizzeiten unterstützt.
  • Diese Tassenheizung besteht aus eloxiertem Aluminium und ist mit einer gut steuerbaren Tassenheizung ausgestattet, die eine schnelle Temperaturregelung ermöglicht.
  • Die integrierte Dampflanze ist plasma-poliert und bleibt während des Gebrauchs kühl, was die Handhabung sicherer und die Reinigung einfacher macht.
  • Die Maro ist mit einem 7 Zoll Touchscreen ausgerüstet. Dieser bedient sich flüssig und mit schneller Reaktionszeit. Das ist ein echter Segen und fällt im Kontext von Smartphone-Bildschirmen auf der einen Seite und den Bildschirmen vieler anderer Espressomaschinen-Hersteller positiv auf.
  • Die Maro ist mit einem 2300 Watt Dickfilmheizer (FTH) der Firma Ferro ausgerüstet. Dieser ist für das Schäumen und Brühen verantwortlich. Der Dickfilmheizer heizt nur die gewünschte Wassermenge auf, was sich in guter Energieeffizienz, schneller Aufheizzeit und flexibler Temperaturverstellung äußert.
  • Ein zentrales Werkzeug der Maro ist eine sehr leise Rotationspumpe von Fluidotech. Es handelt sich um das Model GB072 und wird über Pulsweitenmodulation (PWM) durch gezieltes ein- und ausschalten in einem periodischen Muster gesteuert. Mehr dazu im Kapitel Druck- und Fließgeschwindigkeitssteuerung.

Wir messen bei der Maro eine Höhe von 38,5 cm, eine Breite von 30 cm und eine Tiefe von 33,1 cm. Mit Siebträger kommen wir auf 44 cm. Das Gewicht liegt bei 22,6 Kilogramm. Der Abstand zwischen Siebträgerauslauf und Tropfschalenabdeckung ist 8,9 cm.

Bewertung der Wertigkeit

Wir bewerten die Wertigkeit der Maschinen mit 8,5 von 10 Punkten. Die Materialwahl ist hochwertig, die Verarbeitung gut bis sehr gut. Die Dicke der Materialien (Tropfblech) sowie der Korpus und die Tassenablage sind edel. Das äußert sich auch in der haptischen Wahrnehmung der Materialien sowie der Nutzung. Spaltmaße sind bei dieser Maschine ein Fremdwort. Abzüge gibt es für die scharfen Kanten im inneren im Bereich der Tropfschale und des Wassertanks sowie der Wassertankabdeckung.

Lautstärke der Maro

Läuft die Maschine? Diese Frage haben wir uns nicht nur gestellt, wenn um uns herum eine Geräuschkulisse im Raum war. Diese Fragen haben wir uns sogar gestellt, wenn wir Espresso bezogen und dabei eine Unterhaltung führten. Ja, man muss bei der Maro aktiv hinhören, um sie während des Brühvorgangs zu hören.

Die Rotationspumpe ist nicht nur extrem leise, auch die Aufhängung und Stabilität in der Maschine sorgen dafür, dass die gesamte Maschine beim Brühen schnurrt. Wir messen 48,8 Dezibel und damit den niedrigsten Wert, den wir bisher bei einer Espressomaschine gemessen haben. 5 von 5 möglichen Punkten stehen für die Lautstärke im Testprotokoll.

zubehoer maro

Zubehör

Die Maro Model 1 wird mit einem Siebträger mit doppeltem Auslauf sowie einem bodenlosen Siebträger ausgeliefert. Diese Siebträger sind aus Edelstahl mit Nussholzgriff. Ein IMS Competiton 1er- sowie 2er-Sieb sind ebenfalls im Lieferumfang. Der mitgelieferte Tamper ist ebenfalls aus Edelstahl und ist mit einem Griff des gleichen Nussholzes ausgerüstet. Er schließt bündig mit dem mitgeliefertem Sieb ab. Wir messen einen Abstand von 0,65 mm zwischen Sieb und Tamperbase.

Der Tamper hat noch eine zusätzliche Funktion. Der Deckel des Griffes ist gleichzeitig auch ein eingelassener Sechskant, mit dem Links an der Maschine der Wassereinsaugmechanismus des Wassertankes angehoben werden kann.

Zusätzlich im Lieferumfang ist ein Reinigungskit mit Blindsieb, Fettlöser, Milchreiniger und Entkalker.

Bewertung des Zubehörs

Das Zubehör ist gut und hochwertig. Es ist das dabei, was sinnvoll und notwendig ist und dieses Material hat gute Qualität. Maro geht aber nirgendwo die extra Meile, die wir bei einem anderen Hersteller in der höchsten Preiskategorie gesehen haben. Deshalb bewerten wir das Zubehör mit 4 von 5 Punkten.

bedienbarkeit maro

Bedienbarkeit und Zielgruppe

Die Maro ist eine der komplexesten Espressomaschinen auf dem Markt, was ihre Steuerungsmöglichkeit angeht. Gleichzeitig ist sie die vielleicht am einfachsten zu bedienende Espressomaschine und erlaubt Menschen, die noch nie vor einer Espressomaschine standen, sehr guten Kaffee zu machen.

Dieser Spagat ist abenteuerlich und beachtlich. Ihr entscheidet, auf welchem Level ihr mit der Maro Model 1 einsteigt und welchen Weg ihr mit ihr beschreiten wollt.

Drei Modi ebnen diesen Weg

  • Explorer: die Maschine nimmt euch komplett an die Hand. Ihr wählt ein Getränk wie beim Kaffeevollautomaten und werdet anschließend Schritt für Schritt begleitet wie beim Arbeiten mit einem Thermomix-Küchengerät. Ein smarter Modus “repariert” zu schnell laufende Bezüge und macht so den Espresso balancierter, auch wenn etwas nicht gelingt.
  • Expert: dieser Modus ähnelt dem einer klassischen Espressomaschine mit PID Steuerung und Volumetrik sowie Preinfusion. Die Temperatur, der Druck und die Espressoausgabemenge lässt sich steuern. Optional kann der Smart Profiler mitlaufen, und Bezüge korrigieren bzw. ausbremsen.
  • Extrem: dieser Modus ruft alles ab, was die besten und flexibelsten Espressomaschinen auf dem Markt können. Variable Fließ- und Drucksteuerung sowie Phasen- bzw. Bedingungssteuerung. Der Maschine kann beispielsweise in einer ersten Phase eine Flussziel gegeben werden, welches durch ein Druckziel limitiert wird. Bei dem Eintreten einer bestimmten Bedingung springt die Maschine dann in die nächste Phase und folgt ihr, bis erneut eine Übergangsbedingung erfüllt wird, oder die finale Bedingung erreicht ist. Diese wiederum kann durch Volumen in der Tasse oder Gesamtbrühzeit erfüllt werden.

Zahlreiche Shortcuts machen die Bedienung ebenfalls einfacher. Mit einem doppelten Druck auf die Spültaste beginnt diese sofort für eine einstellbare Zeit die Dusche zu spülen. Mit einem einfachen Druck öffnet die Taste dagegen das Auswahlfenster, welches das Rückspülen und Reinigungsprogramm erschließt.

Die definierten Rezepte können je Röster und Kaffee abgelegt werden und die Brühkurven, die sich je nach Art des Modus in der Komplexität unterscheiden, können später überprüft werden.

Auch hier gefällt uns, wie die Maro dem Home Barista ein Angebot macht, ohne zu überfordern. Die Anzeige der Brühung macht deutlich, wie viel Wasser geflossen ist und ob der Smartprofiler angegangen ist. Die Botschaft ist aber nicht aufdringlich, sondern als Möglichkeit präsentiert. Wer will, kann mit der Maro eine Lernreise beginnen und seine Fähigkeiten als Home Barista verbessern.

Die Maro macht kein Versprechen, dass da ein Barista in der Maschine wartet. Die Arbeit mit ihr fühlt sich aber so an, als ob ein Barista-Coach mit Rat und Orientierung zur Seite steht.

Bewertung der Bedienung

Für dieses Gesamtpaket an Bedienungsmöglichkeiten, mit einem sehr responsiven Display und mehr als nur den wichtigsten Einstellungsmöglichkeiten, verdient die Maschine die volle Punktzahl.

Allerdings ist in der aktuellen Version keine Last Shot Funktion integriert. Eine solche erlaubt, dass ein Espressobezug noch fertiggestellt werden kann, auch wenn der Wassertanksensor Leerstand meldet. Auch fehlt uns die Möglichkeit einer Wasserfilteroption im Tank, weshalb wir die Bedienung mit 9 von 10 Punkten bewerten.

4 Minuten Aufheizzeit

Aufheizzeit

Nach 4 Minuten zeigt die Maro Espressomaschine an, dass sie aufgeheizt ist. Das ist einer der schnellsten Werte von hochwertigen Espressomaschinen. Einige günstige Thermoblocks halten hier mit, fallen dann aber in diversen anderen Testbereichen durch. Die meisten Espressomaschinen mit Boiler benötigen 20 Minuten und mehr, um wirklich voll aufzuheizen und damit eine konstante Temperatur zu erreichen. Es gibt wenige Ausnahmen mit kleinen Boilern und Heizzeiten von 15 Minuten und noch weniger Maschinen, die unter 10 Minuten das Temperaturziel erreichen. Wir testen das mit einem ausgeklügelten und genau definierten System bei allen Espressomaschinen gleich.

Maro Model 1 erreicht diese Aufheizzeit, weil die Maschine nur die notwendige Wassermenge mit einem sogenannten Dickfilmheizer (englisch Fast Through Heater; FTH) erwärmt. Heizen mit dem Dickfilmheizer ähnelt dem Prinzip des Thermoblocks, welches wir von Kapselkaffeemaschinen oder Filterkaffeemaschinen kennen. Der DH lässt sich allerdings genauer und schneller regulieren. Zusätzlich erwärmt die Maro den Brühkopf per Heizpatrone, um damit auch den Siebträger zu erwärmen. Siebträger hängen bei allen Systemen den Heizelementen in der Maschine hinterher. Er sollte aber ebenfalls erwärmt werden, um in der Brühung nicht zu viel Temperatur des Wassers aufzunehmen und so die Brühtemperatur zu reduzieren.

Die schnellste Aufheizzeit ist aber ohne eine gute Temperaturkonstanz wertlos, die wir im folgenden Kapitel durchleuchten werden. Vorweg aber schon einmal: Auch die Temperaturkonstanz der Maro sucht ihresgleichen und ist in dieser Kombination ungeschlagen.

Mit Maro Model 1 erfüllen sich unsere Wünsche! Wir müssen unsere Uhr und unseren Tagesrhythmus nicht mehr der Espressomaschine anpassen und die Maschine 20 bis 40 Minuten vor dem Espressobezug starten (was für Faema E61 Modelle oft der Fall ist). Stattdessen können wir uns spontan entscheiden, ob wir in 4 Minuten einen Espresso wollen! Das ist ein Quantensprung! Und doch: Wir bewerten die Aufheizzeit der Maro “nur” mit 9 von 10 Punkten. Das liegt daran, dass die Espressomaschine eine ganze Minute bootet und erst dann mit dem Heizen beginnt. Die eigentlich Heizzeit beträgt rund 3 Minuten. Wenn die Maro hier noch optimiert wird, dann kann sie ganz nach vorne stoßen und zur Zuriga aufschließen. Die heizt noch ein wenig schneller auf, ist dann allerdings auch nicht so temperaturkonstant wie die Maro.

maro mit dickfilmheizer

Temperaturkonstanz

Anschnallen für Superlative. Ohne viele Vorbemerkungen halten wir fest: Maro Model 1 gehört zu den besten 3 Espressomaschinen in Sachen Temperaturkonstanz und Präzision. In vielerlei Hinsicht ist sie sogar die präziseste Maschine im Markt über alle Preisklassen und über alle bisher von uns gemessenen Espressomaschinen.

Zur Überprüfung der Temperaturkonstanz messen wir bei allen Espressomaschinen zwei Testreihen. Das KM Protokoll zielt darauf ab, ein realistisches Szenario Zuhause abzufahren. Direkt nach der ermittelten Aufheizzeit, bei der Maro also 4 Minuten, messen wir 5 Bezüge im Abstand von einer Minute. Dabei untersuchen wir die Standardabweichung, die Konstanz im Bezug und die Temperaturdifferenz im Bezug. Anschließend messen wir das WBC Protokoll, welches normalerweise für den Test von Gastromaschinen verwendet wird. Dabei geht es um die Konstanz der Maschine unter Hochleistung.

Im KM Protokoll kommt die Maro Espressomaschine auf eine Standardabweichung von 0,516 Grad. Damit liegt sie knapp hinter der Dalla Corte Mina (0,43) sowie Dalla Corte Studio (0,51) sowie hinte der Sanremo You (0,34). All diese Espressomaschinen benötigen aber länger als 12 Minuten (Studio) zum Aufheizen (3). Die Maro liefert diesen Wert nach 4 Minuten. Untersucht wird von uns standardmäßig der Vergleich des Bezugs von Sekunde 4 bis 25. Schauen wir die Bezüge von Sekunde 9 bis 25 an, übernimmt die Maro die Top-Position.

Grafik Vergleich You Maro DC


Und auch im WBC Protokoll, welches in der Regel für die Überprüfung von Espressomaschinen für den Einsatz an Barista-Weltmeisterschaften verwendet wird, überzeugt die Maro. Wir messen 0,79 Grad Standardabweichung über alle 14 Bezüge und damit eine sehr hohe Konstanz zwischen den Bezügen. Für das WBC Protokoll werden Espressomaschinen eine Stunde angelassen, um ein thermisches Gleichgewicht sowie eine Durchheizung zu erzielen. Das widerspricht im Prinzip der Maro, die ja aufgrund der kurzen Aufheizzeit gar nicht angeschaltet bleiben muss.

Übrigens: wenn die Maschine einmal an ist und länger nicht verwendet wird, schaltet sie in einen Eco-Modus. Aus dem Eco-Modus ist die Maschine in kürzester Zeit wieder aktiviert und einsatzbereit.

Eine weitere Stärke des Dickfilmheizers gegenüber Boiler-Espressomaschinen ist die flexible Temperaturverstellbarkeit. Bei Boiler-Maschinen wird immer das gesamte Kesselwasser auf eine Temperatur gebracht, bei Dickfilmheizern nur die Brühwassermenge des jeweiligen Bezugs. Das Aufheizen von Masse gehört nicht zum Konzept dieser Maschinen. Sie können also beim nächsten Bezug auch deutlich niedrigere oder höhere Temperaturen fahren. Schnelles Wechseln zwischen den Temperaturen ist damit kein Problem. Wer schnell um mehr als 10 Grad mit den Temperaturen nach unten möchte, sollte bei der Maro den Siebträger mit kaltem Wasser kühlen. Dieser sowie die Brühgruppe tragen noch die Temperatur der letzten Bezüge in sich.

Maro Temperatur Perfomance

Bewertung der Temperaturkonstanz

Die Maro gehört in Sachen Temperaturkonstanz zu den drei besten Espressomaschinen, die wir bisher getestet haben. Da sie diese Konstanz bereits nach 4 Minuten zur Verfügung stellt und einen schnellen Wechsel zwischen den Temperaturen erlaubt, bewerten wir sie mit dem Höchstwert von 15 von 15 Punkten. Festzuhalten ist noch, dass wir bei der Maro kein Offset festgestellt haben.

Volumetrik und Mengengenauigkeit

Die größte Schwäche der aktuellen Maro ist die Mengengenauigkeit. Die Maro bietet die Möglichkeit, eine genaue Auslaufmenge im Display zu definieren. Sie sieht also eine Volumetrik vor. Diese wird jedoch nicht genau durch ein Flowmeter gemessen, sondern errechnet. Und hier liegt der Teufel im Detail bzw. in der Genauigkeit. Genau genommen ist zu sagen, dass ein Flowmeter im Kaltwasser-Bereich den Durchfluss misst. Zusätzlich sitzt ein Drucksensor in der Brühgruppe, der den effektiven Druck erfasst. Aus diesen Daten errechnet die Maro die Ausgabewassermenge.

Vor allem bei individuellen Profilen, die von einem Standardbezug abweichen, schwanken auch die Mengen deutlicher. Während wir im Explorer-Modus immer mal wieder auf 2 Gramm Abweichung in der Ausgabemenge und somit in der Tasse kommen, sind es bei aufwendigen Profilen mit Druck- und Flusssteuerung auch schon mal 3 bis 5 Gramm auf einen doppelten Bezug. Das ist natürlich deutlich zu viel. Hier hat die Maro Nachholbedarf und hat diesen auch angekündigt. In diesem Jahr soll unter anderem eine Schnittstelle mit Bluetooth Waage angeboten werden. Hardwareseitig ist diese schon in der Maschine vorgesehen. Es fehlt also “nur noch” die Programmierung und Umsetzung.

Wir würden uns eine Möglichkeit wünschen, der Maschine genaues Feedback zu geben, wie viel Output wir in der Tasse gewogen haben. So könnten wir die Maschine mit häufig von uns verwendeten Kaffees trainieren. Denn es sind neben den Profilen vor allem die unterschiedlichen Kaffees und Röstungen, welche die Volumengenauigkeit zu beinflussen scheint.

Hier ist noch viel Luft nach oben. In der heutigen Umsetzung finden wir die Volumetrik nur im Explorermodus ausreichend genau. Vor allem für den Extremmodus empfehlen wir die Verwendung einer Waage und manuelles Stoppen.

Bewertung der Volumetrik

Da die Maro bei unterschiedlichen Kaffees teilweise deutlich an der Zielausgabemenge vorbei brüht, führt das in der Nutzung der Funktion zu einer starken Unsicherheit. Es bleibt unklar, ob bei einem Bezug die Ausgabemenge auch der Zielmenge entspricht. Wir bewerten die Volumetrik in der heutigen Form mit 4 von 10 Punkten. Die verwendete Hardware sollte jedoch die Möglichkeit bieten, diesen Wert zu überarbeiten, zumal die Ausgabe von Milliliter pro Sekunde präzise ist. Wir gehen davon aus, dass sich die Volumetrik durch ein Softwareupdate oder spätestens mit der Integrationsmöglichkeit einer Waage verbessern lässt.

schaumen maro

Schäumqualität und Dampfperfomance

In 30 bis 35 Sekunden lässt sich mit der Maro eine 0,6er Kanne für zwei Cappuccini Milch schäumen. Nach einer kurzen Kondenswasserausgabe beginnt die Espressomaschine zügig Dampfkraft zu entwickeln. Die Kraft liegt auf voller Leistung im oberen Mittelfeld der heimischen Espressomaschinen, lässt sich auf Wunsch aber sehr einfach und schnell nach unten regulieren. Dafür ist wiederum der kraftvolle 2300 Watt Dickfilmheizer verantwortlich, der schnelles Umstellen ermöglicht. Auffällig ist auch, dass die Maro selbst beim Brühen von mehreren Milchkannen hintereinander nicht auffällig an Leistung nachlässt. Das liegt daran, dass die Maschine von keiner Wärmespeicherkapazität abhängt, sondern den Dampf beim Schäumen erzeugt. Damit hat die Maschine auch vielen Siebträgermaschinen mit kleinen Boilern gegenüber Vorteile.

Die Dampflanze bleibt dank Cool-Touch während dem Schäumvorgang in einer angenehmen Temperatur zum berühren. Wir haben den Test mit der ursprünglichen Dampflanzenspitze sowie einem Prototyp vorgenommen. Der Prototyp entwickelt noch einmal mehr Drall und bringt die Milch in der Kanne besser in Bewegung. Da er mit den kommenden Modellen ausgeliefert werden soll, bewerten wir die Maschine auf dieser Basis und kommen zu einer Schäumfähigkeit von 8 von 10 Punkten.

Es ist nicht möglich, mit der Maro parallel zu Brühen und zu Schäumen. Es ist jedoch möglich, unmittelbar nach dem Brühen mit dem Schäumen zu beginnen. Für das Zubereiten von Milchschaum Zuhause oder auch in kleineren Büros ist das jedoch nicht notwendig. Wir bewerten die Möglichkeit des parallelen Schäumens und Brühens als Kriterium im Bereich der “Cateringfähigkeit” einer Espressomaschine.

Catering und Volumenperfomance

Wer begeistert Kaffee Zuhause brüht, sieht sich schnell beim nächsten Schulfest oder dem Fußballturnier des Nachwuchses am Kaffeestand. Ist die Maro die richtige Espressomaschine dafür? Es kommt drauf an! Im Wesentlichen hängt das davon ab, wie viele Menschen parallel Kaffee wollen und wie hoch der Bedarf an Milchmischgetränken ist.

Die Maro wird nicht in die Knie gehen, denn die Temperaturkonstanz in der Espressobrühung sowie die Dampfleistung erlaubt auch viele Brühungen hintereinander. Problematisch ist aber für den hohen Durchsatz, dass Schäumen und Brühen nicht parallel möglich ist. Auch wird schnell Thema, dass der Wassertank nicht beim Brühen befüllt werden kann, was bei vielen Maschinen mit in die Tassenablage eingelassenem Wassertank möglich ist. Bei der Tropfschale ist ebenfalls kein Abwasserschlauch vorgesehen, wie zum Wassertank kein Wasseranschluss. Während die Maschine also im Prinzip die Kraft hat, schränken diese Umstände die Leistungsfähigkeit ein.

Eine gute Volumetrik ist für uns ebenfalls wichtig für den Cateringeinsatz, da mühseliges wiegen der Bezüge zu viel Zeit kostet. Dass die Volumetrik keine Stärke der Maschine ist, das haben wir bereits ausgeführt.

Eine Randnotiz, die nicht unmittelbar Einfluss auf die Perfomance hat, aber uns beim Catering-Einsatz mit der Maro aufgefallen ist: die Maschine ist ZU LEISE. Was in jedem anderen Umfeld wünschenswert ist, ist bei einer lauten Messe oder Veranstaltung gewöhnungsbedürftig. Da die Maschine nicht unmittelbar nach dem Bezugsstart startet und kein akustisches Feedback gibt, waren wir einige Male unsicher, ob die Maschine brüht.

Aus unserer Sicht hat die Maro andere Stärken als den Cateringeinsatz. Sie ist dafür geeignet, hat jedoch einige Nachteile im tatsächlichen Einsatz. Wir bewerten die Cateringfähigkeit mit 3 von 10 Punkten und würden Espressomaschinen mit großem Boiler, Wasseranschluss und Abwasserschlauch vorziehen. (4)

milchschaum

Stromverbrauch

Das Zusammenspiel aus schneller Aufheizzeit und präziser Energie zu Wärmeübertragung führt dazu, dass Maro Model 1 sehr wenig Energie verbraucht. Sie heizt nicht, wie so viele Boiler-Espressomaschinen, den Raum mit auf. Sie muss nicht 500 ml bis 1,5 Liter Wasser erhitzen, um anschließend 80 ml davon zu verwenden. Stattdessen wird nach vier Minuten jenes Wasser erwärmt, welches für den nächsten doppelten Espresso gebraucht wird.

Wir messen bei fünf doppelten Espressobezügen inklusive Aufheizzeit 0,06 kWh. Zum Vergleich: ein Thermoblock mit geringem Stromverbrauch wie die Ascaso Steel Duo PID Plus benötigt dafür mit 0,12 kWh fast den doppelten Wert. Eine Zweikreiser Espressomaschine wie die Lelit Mara X benötigt 0,28 kWh, also 4,5 Mal so viel und bei der La Marzocco Linea Mini R landen wir bei 0,38 kWh (Dampfboiler an, da sonst nicht temperaturkonstant). Besser als die Maro ist die Zuriga, die nur 0,058 kWh benötigt.

Besonders zeigt sich der geringe Stromverbrauch, wenn wir das zusätzliche Schäumen von Milch für Cappuccino und co. anschauen. Die Maro benötigt für das Aufheizen und Zubereiten von zwei Cappuccinos 0,0568 kWh. Die Ascaso Steel DUO Pid Plus landet bei 0,24 kWh und die Linea Mini bei 0,579 kWh!

Maro Model 1 gehört in Sachen Energieeffizienz zu den besten Maschinen und erreicht 10 von 10 möglichen Punkten.

espresso potential maro

Espressopotential

Wir haben großartige Espressos aus der Maro getrunken. Sei es im Explorer-, Expert- oder Extrem-Modus, sie alle liefern alles, was eine Espresssomaschine braucht, um ausgezeichneten Espresso zubereiten zu können. Die verschiedenen Modi sind das richtige Gegenüber für alle Erfahrungslevel. Die Bedienoberfläche leistet dazu im Zusammenspiel mit der hochpräzisen Technik die Voraussetzung.

Die präzise Sensorik im Brühkopf messen Druck und Temperatur dort, wo es Sinn macht. Die Steuerung der Pumpe ist so präzise, dass Fließgeschwindigkeiten von 1 ml bis 8 ml im Extrem-Modus abgerufen werden können und auch geliefert werden können.

Jede beliebige Preinfusionszeit bei frei wählbarem Druck und Fluss ist mit der Maro programmierbar. Uns ist kein Espresso-Szenario eingefallen, das mit der Maro nicht umsetzbar wäre. Vom Blooming Shot zum Turbo Shot über die Simulation eines Handhebelmaschinen-Bezugs - das geht ebenso wie der Kaffeemacher Lungo oder ein Allongé.

Die Brühwasserausgabe der Dusche der Maro ist sehr gleichmäßig, dank einer ausgeklügelten Verteilungskonstruktion die Maro für ein Patent angemeldet hat. Auch die mitgelieferten IMS Siebe sind hochwertig und bieten alles, was es für einen guten Espresso braucht.

Mit der Maro kann der Espresso-Einsteiger wie der fortgeschrittene Home Barista alles aus dem Röstkaffee abrufen, was angelegt ist. Es gibt keine Grenzen, in den uns bekannten Sphären. Weil dem so ist, bewerten wir das Espressopotential der Maro Espressomaschine mit 14 von 15 Punkten.

Wir haben auch hier die Volumetrik nicht erneut in die Bewertung einfließen lassen. Diese wurde bereits in dem entsprechenden Kapitel abgewertet und soll nicht doppelt bestraft werden. Um das “Espressopotential” der Maschine abzurufen, ist jedoch definitiv eine Waage zum präzisen Erreichen des Brühverhältnisses sinnvoll.

Wir haben noch einen weiteren Punkt, der uns bei der Espressozubereitung nicht gefällt und der dringend überarbeitet werden sollte! Die Maschine braucht nach dem Einspannen und Betätigen der Bezugstaste zu lange, um mit dem Brühen zu beginnen. Durch den Kontakt der heißen und feuchten Atmosphäre bei eingespanntem Siebträger, beginnt relativ schnell eine geschmacksverändernde Reaktion des Kaffeegutes. Wir empfehlen deshalb bei allen Espressomaschinen den Start des Bezugs innerhalb von 4 Sekunden. Das ist jedoch die Zeit, welche die Maro nach dem Drücken der Bezugstaste benötigt, um überhaupt mit dem Brühen loszulegen. Wie geschrieben: hier wäre eine Beschleunigung zwischen Bezugsstart und Tätigkeit der Maschine wünschenswert. Wir haben teilweise die Bezugstaste gedrückt, bevor wir eingespannt hatten. Das ist aber nicht der ideale Ablauf.

Die Brühmodi

Das Wechseln zwischen den verschiedenen Modi geht mit zwei Display-Berührungen spielend zwischen den Bezügen. Wir erwähnen das, weil wir uns die Maro zum Beispiel sehr gut in einer WG vorstellen können. Während Vera, die in einem Café arbeitet und gerne mit Brühprofilen brüht, nutzt Markus vielleicht eher den Explorermodus, weil er unerfahren ist, oder beim Zubereiten des Flat Whites an die Hand genommen werden möchte. Vielleicht brüht er den doppelten Espresso aber auch souverän im Expert Modus, wobei er sich vom Smartprofiler helfen lässt.

Explorer Modus

Der Explorer Modus nimmt dich auf Wunsch komplett an die Hand. Dann wählst du aus den verschiedenen Brührezepten (Guides) ein Getränk deiner Wahl. Mit dem Espresso, Cappuccino, Americano, Café Latte Latte Macchiato und Flat White sind sechs Getränke mit Anleitung hinterlegt.

Per Click auf ein Getränk wie den Flat White wird zunächst angezeigt, dass neben der Milch eine kleine Schäumkanne sowie eine mittlere Tasse Tasse gebraucht werden. Anschließend wird ein doppelter Espressobezug vorbereitet. Die Maschine gibt an, wieviel Kaffee gemahlen werden soll und wie das Brührezept sein wird. Dann starten wir den Bezug und sehen diesen visualisiert. Anschließend spannen wir wie aufgefordert aus und folgen den Schäumanweisungen, sofern diese für unser Getränk vorgesehen sind.

Ich kann die Schäumzeit und Intensität des Schäumens auswählen und starten. Nach der Reinigung der Dampflanze komme ich zur Bewertung meines Bezugs. Mein Getränk ist viel zu sauer. Die Maschine schlägt mir Verbesserungen für das Rezept vor, z.B. eine längere Extraktionszeit als Ziel.

Diese wird für den ausgewählten Kaffee im Explorer Modus gespeichert. Wenn ich das nächste Mal einen Espresso mit Apas zubereite, leitet mich die Maschine durch das entsprechende Rezept.

getraenkewahl explorer

Wenn ich das nächste Mal einen Espresso direkt starten möchte, ohne die Guides zu verwenden, ist das ebenfalls möglich. Im Explorer Modus läuft der Smart Profiler immer mit. Wenn dieser feststellt, dass der Espresso aufgrund von zu grobem Mahlgrad oder Kanalbildung im Puck zu schnell läuft, reduziert er die Fließgeschwindigkeit. Das Ziel des Smart Profilers ist es, die eingestellte Brühzeit zu erreichen.

Was auf den ersten Blick wie “schummeln” klingt, ist sinnvoll. Ein Espresso, welcher mit angepasster Fließgeschwindigkeit gebrüht wird, schmeckt besser, als einer, der durch den Kaffee schießt, weil dieser zu grob gemahlen war. Sensorisch erreicht der Smart Profiler bei unseren Bezügen jeweils die deutlich besseren Bezüge, als der unkontrolliert channelnde.

Der Explorer Modus kann euch die Angst bei der Kaffeezubereitung nehmen. Selbst wenn der “Maschinenmensch” nicht Zuhause ist, kann ein vollkommen unerfahrener Nutzer mit Maro Model 1 begleitet guten Kaffee zubereiten.

Expert Modus

Der Expertmodus erlaubt die Steuerungsmöglichkeiten einer Espressomaschine mit PID und Volumetrik und bei Bedarf die Unterstützung durch den Smart Profiler. Zunächst wird wieder der zu brühende Kaffee gewählt und die Einstellung an dem jeweiligen Kaffee gespeichert. Wir stellen die Brühtemperatur ein und erfahren, dass wir Apas zuletzt mit 18 Gramm gebrüht haben. Den Output stellen wir auf 36 Gramm und können wahlweise die Wunschzeit eingeben, und den Smart Profiler zuschalten, um beim Erreichen der Zielzeit zu helfen.

Über “Profil Bearb” kann eine Preinfusionszeit sowie der Brühdruck festgelegt werden. Dann starten wir den Bezug. Die Anzeige zeigt den Fluss in Gramm pro Sekunde sowie den real erzeugten Druck an. Ein Abschlussbild zeigt uns die Analyse des Bezugs an.

Wer neu gerade erst mit einer Siebträger Espressomaschine begonnen hat, wird einige Mal im Explorer Modus die Rezepte durchlaufen und dann im Expert Modus ankommen. Wer noch tiefer eintauchen möchte, wechselt in den Extreme Modus mit all seinen Möglichkeiten.

extreme modus

Extreme Modus

In Extreme Modus gibt es keine Grenzen. Die Bibliothek der vorgespeicherten Profile erlaubt dennoch einen einfachen Start. Standard 6 oder 9 Bar, Handhebel, Lange Preinfusion, Slow Ramp Up, Blooming Shot und Constant Flow heißen die Profile, die einen sanften Start in die Weiten der Möglichkeiten der Maro erlauben. Sie veranschaulichen auch das Prinzip der Profil-Steuerung.

Profile werden in Phasen bzw. Stages gesteuert. Jede Stage beschreibt eine Aktion der Maschine die fortläuft, bis eine Bedingung erfüllt wird. Wenn es sich um eine Übergangsbedingung handelt, geht die Maschine in die nächste Phase. Wird die Endbedingung erfüllt, wird der Bezug beendet. Eine Endbedingung kann das Erreichen der festgelegten Brühzeit oder Wassermenge sein. Zu den Übergangsbedingungen kommen wir gleich. Zunächst entscheiden wir, ob wir eine Phase primär flussgesteuert oder druckgesteuert fahren wollen. Neben dem Primärziel können wir eine zweites Limit setzen. Beispielsweise können wir 8 Bar Druck als Primärziel anwenden, aber niemals einen höheren Fluss als 4 ml pro Sekunde erlauben. Auch der Fluss kann das Primärziel sein und durch einen maximalen Druck reguliert werden. Das Primärziel kann auch ansteigend oder fallend definiert werden. Das Limit ist immer linear.

Die Übergangsbedingung (Exit) müssen erfüllt werden, um eine nächste Brühphase zu erreichen. Es gibt drei Bedingungen, die sich einstellen lassen. Zeit, Gramm in der Tasse und Fluss. Eine Phase endet also beispielsweise nach 10 Sekunden oder bei einem Flussziel oder 20 Gramm in der Tasse.

Es können nahezu beliebig viele Stages programmiert werden. Wir haben bei 100 aufgehört.

Sensoren Maro

Pulsweitenmodulation und Pumpensteuerung

Um zu verstehen, wie bei der Maro Fluss und Druck gesteuert werden, müssen wir kurz ausholen. Klassischerweise wird der Druck von Rotationspumpen via Expansionsventil gesteuert. Die Pumpe liefert durch konstante Drehbewegung und konstante Spannung einen kontinuierlichen Wasserfluss. Der effektive Druck entsteht, wenn der Wasserfluss auf einen Widerstand trifft – in diesem Fall der Kaffeepuck im Siebträger. Da der Kaffeepuck variabel ist (z. B. Mahlgrad, Tamperdruck, Channeling, erodieren der Puckkonsistenz), sorgt das Bypass-Ventil (auch Expansions- oder Überdruckventil) dafür, dass der maximale Druck im System konstant bleibt. Das Expansionsventil sitzt typischerweise im Ausgangsbereich der Pumpe und öffnet, wenn der eingestellte Maximaldruck erreicht wird und leitet überschüssiges Wasser zurück in den Wassertank oder auf die Niederdruckseite der Pumpe. Die Pumpe wird in der Regel manuell mechanisch eingestellt und gegen den Druck des Blindsiebes am Manometer überprüft.

Ganz anders in der Maro. Hier entstehen Druck und Fluss durch ein ausgeklügeltes Zusammenspiel von Sensoren, Berechnung und Steuerung. Die Pumpe wird nicht durch kontinuierliche Spannung betrieben, sondern durch schnelles Ein- und Ausschalten der Stromzufuhr (Schaltfrequenz), die Pulsweitenmodulation genannt wird (PMW). Die Pulsbreite (Duty Cycle) bestimmt, wie lange die Pumpe innerhalb eines Zeitintervalls eingeschaltet ist. Ein längerer Einschaltanteil (z. B. 80 %) bedeutet eine höhere Leistung der Pumpe, während ein kürzerer Anteil (z. B. 20 %) eine geringere Leistung bewirkt. Durch die PWM-Steuerung wird die Drehzahl der Pumpe reguliert, wodurch sich der Durchfluss des Wassers direkt steuern lässt.

Sensor zur Überwachung des Durchflusses

  • Flusssensor hinter der Pumpe:
    • Misst den Wasserdurchfluss direkt nach der Pumpe und vor dem Dickfilmheizer.
    • Erfasst Schwankungen, um die tatsächliche Fördermenge zu bestimmen.
    • Rückmeldungen ermöglichen eine dynamische Anpassung der PWM-Steuerung, um einen konstanten Fluss oder Druck zu gewährleisten.
  • Drucksensor über dem Brühkopf:
    • Kontrolliert den Wasserdruck direkt vor dem Kaffeebett.
    • Überwacht, ob die gewünschte Druckrate eingehalten werden.
    • Erkennt Druckänderungen durch den Widerstand des Kaffeepucks und meldet diese an die Steuerung.

Das System arbeitet als geschlossener Regelkreis und die Flusssensoren messen kontinuierlich den Durchfluss. Die Daten werden verarbeitet und die Rückschlüsse an den Controller weitergegeben. Der Mikrocontroller passt die PWM-Signale entsprechend an, um die Pumpendrehzahl zu regulieren. Dies stellt sicher, dass gewünschte Werte für Druck und Durchfluss in Echtzeit eingehalten werden.

Vorteile der PMW Steuerung

Mit Hilfe der PMW im Zusammenspiel mit Sensoren und Recheneinheit lässt sich die GB072 Rotationspumpe präzise und vor allem flexibel steuern. Schwankungen, die zu Channeling führen können, werden reduziert. Flexible Elemente wie Smart Profiler und Flusssteuerung werden ermöglicht. Zusätzlich wird Energie gespart, da die Pumpe nicht dauerhaft mit voller Leistung operiert.

maro innen ansicht

Maro Coffee Engineering

Was noch zu wenig aus dem Artikel hervorgeht, aber das Thema in unserem ersten Video-Gespräch mit Maro ist: Hinter der Maschine stehen zwei junge Männer aus Thüringen, die sich und auch vielen Home Baristas mit dieser Maschine einen Traum erfüllen. Max Grimm und Robin Kuprat sind Gesellschafter, Gründer und Macher von Maro Model 1 und der Maro Coffee Engineering GmbH ist in Suhl.

Sie haben die Maro aber nicht nur entwickelt, sondern bauen bis heute jede einzelne der Maschinen selbst zusammen. Aus diesem Grund ist auch die verfügbare Stückzahl der Maschinen bis auf weiteres begrenzt.

Unterstützt werden sie mit Expertise, Räumlichkeiten, Lieferkettenzugängen und Werkzeugen wie Fräsen etc. von der Profectus GmbH mit Sitz in Suhl. Jürgen John, Gesellschafter und Geschäftsführer der Profectus GmbH, fungiert als Business Angel und Mentor für Maro Coffee Engineering. Profectus GmbH ist spezialisiert auf die Entwicklung und Fertigung von Leiterplatten sowie Elektronik. Die Zusammenarbeit mit Profectus erlaubt Maro, viele Komponenten wie Elektronik lokal zu beziehen und von der industriellen Basis in Südthüringen zu profitieren. Diese Zusammenarbeit mit einem Unternehmen im Hintergrund gibt der Espressomaschine und dem StartUp Stabilität für die Zukunft. 

Für wen ist die Maro die passende Espressomaschine?

“Für fast alle” ist etwas unpräzise, liegt aber als Antwort nahe. Darum drehen wir die Frage zunächst um und beantworten, für wen die Maro nicht die passende Espressomaschine ist.

  • Für Maschinenpuristen und Liebhaber von klassischen italienischen Espressomaschinen wird die Maro nicht die passende Maschine sein. Ausgestattet mit Elektronik und Computertechnik, großem Display sowie einem komplexen Zusammenspiel aus Sensorik und Steuerung, ist und will die Maro eine komplett andere Espressomaschine sein. Auch muss sie in Sachen Haltbarkeit noch alle Beweise antreten!
  • Für Cafés oder Catering, da Ab- und Zuwasser sowie die Option, parallel Espresso brühen und Schäumen zu können fehlen.
  • So schmal der Energieverbrauch auch sein mag - der Bedarf in der Spitze ist hoch, weil in kurzer Zeit viel Energie eingesetzt wird. Das erschwert ggf. den Einsatz in Settings mit geringer Energieverfügbarkeit. Die Maro braucht 2300 Watt. Auch ist die Maschine mit einer Höhe von 38,5 cm, 30 cm Breite und einer Tiefe von 33,1 sowie einem Gewicht von 22,6 Kilogramm alles andere als ein Leichtgewicht.

Und für wen ist sie nun?

Wie schon ausführlich beschrieben: die Maro passt sich dem gegenüber an und damit ist sie zunächst einmal für jedes Skill-Level geeignet. Keine andere Maschine ist dank internen Anleitungen und Schritt-für-Schritt-Guides so zugänglich und einsteigertauglich wie die Maro. Und gleichzeitig skaliert die Maschine dank der Steuerungsmöglichkeit im Extremmodus in Sphären, wo überhaupt nur 5 bis 6 andere Maschinen auf dem Markt unterwegs sind.

Diese Breite der Perfomance öffnet für die Maro neben dem Nutzen Zuhause ein bislang von Kaffeevollautomaten dominiertes Spielfeld. Mit einer guten Espressomühle mit Wiegefunktion erscheint uns Maro Model 1 perfekt für Büros, Lehrerzimmer und WGs geeignet. Die Maschine passt sich dem Gegenüber an, nimmt wahlweise an die Hand oder lässt Home Barista Herzen höher fliegen. Und im Zweifelsfall rettet der Smart Profiler die Bezüge, wenn der Espresso zu schnell läuft.

Bewertung Maro Model 1

Fazit Maro Model 1 Espressomaschine

Es wurde ausführlich. Wenn ihr bis hierhin mit der Lektüre gekommen seid, dann habt ihr eine gute Übersicht über die Möglichkeiten von Maro Model 1 erhalten. 4.999 Euro sind viel Geld und die Entscheidung, diese für eine Espressomaschine zu investieren, will gut überlegt sein.

Wir haben die Maschine geflissentlich geprüft und können sie fast vorbehaltlos empfehlen. Es gibt noch einige “Wünsche”, die wir hier anschließend ergänzen und ggf. auch weiter ergänzen werden. Einige dieser halten wir für sehr wichtig und andere würden das Bild der Maro noch abrunden.

Unbenommen ist Maro Model 1 eine großartige Espressomaschine, die ihresgleichen sucht.

Um noch mehr Präzision und Vergleichbarkeit in unsere Espressomaschinen-Tests zu bringen, haben wir die Maro neben den inhaltlichen Ausführung mit einer Punkte-Skala bewertet. Sie ist die erste Maschine, bei der wir diese Skala angewendet haben. Wir sind aber auch zurückgegangen und haben bereits getestete Maschinen eingeordnet. Maro Model 1 bewerten wir mit 86,5 Punkten von 100 möglichen. Die Dalla Corte Studio im Vergleich landet bei 79 und die Sanremo You bei 78 Punkten. Und das ist auch die Preisrange, in der die Maro Zuhause ist.

Das ist die neue Realität am Kaffeemarkt. Zwei junge Unternehmer, Techniker und Kaffeeverrückte haben mit ihrer Espressomaschine die etablierte Kaffeemaschinenwelt überholt. Diese lahmt an ihrer eigenen Trägheit und ist in weiten Teilen noch immer Boiler-hörig. Ein Konzept, welches für die Zubereitung von großen Mengen Kaffee seine Berechtigung haben mag, was im heimischen Kontext aber an das Festhalten an den Analog-Film erinnert, während Maro mit wenigen anderen Unternehmen den Digitalfilm einführt.

Wir werden sehen, wohin das führt. Bis dahin sind wir froh, dass wir eine der ersten Maros ergattert haben. Wir freuen uns darauf weiter Feedback zu geben und die Weiterentwicklung der Maro zu begleiten.

Verbesserungen, die wir uns wünschen:

  • Dunkles Skin (zum filmen und weil es besser zur Maschine passt).
  • Integrierte Waage bzw. verknüpfte Waage via Bluetooth
    • solange Output-Feedback-Möglichkeit, um die eigene Maschine zu trainieren. Wir wollen eingeben können, wieviel Gramm wir in der Tasse gemessen haben, damit die Maschine lernt.
  • Last Shot Absicherung, damit der letzte Bezug vor leerem Wassertank noch zu Ende brüht.
  • Shot sofort starten, ohne Verzögerung bei eingespanntem Siebträger
  • KM Skin im Explorer mit Guides von uns auf der Maro


Fußnoten

(1) Bei teureren Maschinen zahlen wir manchmal eine Leihgebühr und geben die Maschine später zurück. Wir lassen uns grundsätzlich keine Erstmaschinen stellen. Wenn eine Maschine schlecht abschneidet, geben wir Herstellern die Möglichkeit, eine Zweitmaschine vorübergehend zur Verfügung zu stellen, um unsere Erkenntnisse zu challengen.

(2) z.B. auch in der Sanremo You

(3) Sanremo You 15 Minuten, Dalla Corte Mina 20 Minuten.

(4) Lasst ihnen doch zumindest diesen Einsatzzweck. 🙂

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Podcast: Trading Coffee. Explained and Challenged https://www.kaffeemacher.ch/blog/trading-coffee/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/trading-coffee/#comments Mon, 16 Dec 2024 21:21:30 +0000 Podcast Kaffeewissen Kaffeemarkt https://www.kaffeemacher.ch/blog/trading-coffee/ Weiterlesen

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A Conversation on How the Coffee Trade Works—and Why It Feels Opaque

I had the privilege of speaking with Guillaume Zbinden of Louis Dreyfus Company and Krisztina Szalai, Secretary General of the Swiss Coffee Trader Association—the only global association representing coffee traders. Together, we explored the intricate world of coffee trading, drawing on their extensive experience in both the Specialty and Commodity markets.

We delved into key questions:

Are these two segments truly as separate as they seem?

Why does the trade sometimes appear opaque?

Is the very nature of trading under threat?

And what drives trading houses to relocate to Switzerland, leveraging its strategic advantages?

My guests were generous in their insights, breaking down the fundamentals of coffee trading while also addressing and debunking common myths surrounding the industry. They shed light on the perception of opacity in trade and clarified why this reputation exists.

Most critically, we discussed the challenges facing coffee trading today: margin calls, razor-thin profit margins, and the rising risk of defaults.

The coming months will be pivotal, as the industry determines which trading houses will weather the storm and which may fall by the wayside.

These are tough times for coffee traders, prompting a larger question:

Is traditional trade still indispensable, or is it the unique services provided by trading that hold the real value?

Let’s dive in.

Krisztina Szalai, Guillaume Zbinden with host Philipp Schallberger





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Espresso ist sauer? 6 Tipps für weniger Säure! https://www.kaffeemacher.ch/blog/espresso-sauer/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/espresso-sauer/#comments Sat, 14 Dec 2024 12:29:00 +0000 Espresso https://www.kaffeemacher.ch/blog/espresso-sauer/ Weiterlesen

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Wenn der Espresso sauer schmeckt, dann sind die Gründe dafür mit dem richtigen Wissen und der richtigen Technik schnell behoben. Folge unserer Anleitung, um schnell die Ursachen für den sauren Espresso zu finden. 

Eine ausführliche Anleitung wie du guten Espresso zubereiten kannst, findest du hier. 

Zu grober Mahlgrad - feiner stellen!

Wenn der Espresso aus der Espressomaschine heraus „schießt“, dann ist der Mahlgrad zu grob. Der Mahlgrad soll genauso gewählt werden, dass das Kaffeepulver im Siebträger ausreichend Widerstand bildet, um das Brühwasser in der passenden Espressozeit aufzuhalten. In fast allen Fällen liegt eine gute Brühzeit zwischen 22 und 28 Sekunden.

Nur wenige Kaffees verlangen längere Brühzeiten. Wenn der Kaffee immer noch sauer schmeckt, dann lohnt es sich auch, noch längere Brühzeiten auszuprobieren. Grundsätzlich gilt: je länger wir den Espresso brühen, desto weniger wahrnehmbare Säure landet in der Tasse.

Achtung: Bei Maschinen mit Preinfusion oder langsamer Vibrationspumpe liegt eine gute Brühzeit oft auch zwischen 25 und 30 Sekunden.

Getränkeverhältnis: Kaffee zu Flüssigkeit

Es wird oft unterschätzt, welche Rolle das Getränkeverhältnis für die Entstehung von Säure im Espresso spielt. Mehr eingesetzter Kaffee zu weniger Wasser führt immer auch zu mehr Säure, vor allem bei kurzen und mittleren Extraktionszeiten.

Ein gutes Verhältnis von Kaffee zu Wasser im Espresso-Bereich liegt bei 1:2 bzw. 1:2,5.

Angewendet auf eine Rezeptur bedeutet das:

  • 1:2 Verhältnis: 9 Gramm Kaffeepulver werden zu 18 Gramm Espresso
  • 1:2,5 Verhältnis: 9 Gramm Kaffeepulver werden zu 22,5 Gramm Espresso

In manchen Fällen, bei Kaffees mit viel Säure, ist eine Brühung von 1:3 auch eine Maßnahme.

Beachte: Je mehr Kaffee im Verhältnis zu Wasser eingesetzt wird, desto mehr Wahrscheinlichkeit von „Unterextraktionssäure“ haben wir. Diese Säure ist immer unangenehm!

Temperatur - zu kalt ist sauer!

Auch die Temperatur der Brühung spielt eine große Rolle bei der Extraktion! Wir empfehlen grundsätzlich ein Brühtemperatur von rund 93 Grad Celsius. Vor allem tiefere Temperaturen betonen stark die Säure des Espressos. 

vor nach entkalken quick mill orione

Sollte euer Espresso nach einigen Monaten oder Jahren immer saurer werden, dann kann das daran liegen das die Espressomaschine verkalkt ist. Dann ist eine Entkalkung durch einen Fachbetrieb sinnvoll. Bei manchen Maschinen könnt ihr das auch selbst machen.

Um Säure zu reduzieren kann es auch sinnvoll sein, die Brühtemperatur zu erhöhen, also über die 93 hinaus.

Kaffeeauswahl

Bei allen Veränderungen von Einstellung ist sehr wichtig: wenn der Kaffee selbst schon viel schmeckbare Säure mitbringt, dann können wir durch Mahlgrad- oder Temperaturveränderungen die Säure nur noch wenig reduzieren. Deshalb ist die Auswahl eines Kaffees mit weniger Säure sinnvoll.

Es gibt einige Tipps zur Auswahl von Kaffee mit weniger Säure:

  • Dunklere Röstungen weisen weniger Säure aus, sind dafür aber oft bitterer.
  • Arabica führt zu mehr Säure in der Tasse. Robusta ist erdiger, kräftiger und bitterer, weshalb Säure nicht im Zentrum steht. Aber Achtung, vor allem minderwertige Robustas haben oft „defekte“ Bohnen, die dann wiederum nach unangenehmer Säure schmecken können.
Unser Tipp: probiere unseren Fine Robusta Mamy. Wenig Säure, viel Schokolade und Körper in der Tasse. Und zusätzlich unterstützt du ein soziales Projekt.

Gewohnheit

Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss von Gewohnheit bei der Wahrnehmung von Säure. Wer Säure in Kaffee nicht kennt, erlebt sie als deutlich stärker. Gewohnheit ist bei der sensorischen Wahrnehmung ein wichtiger Faktor!

Das führt auch dazu, dass nach dem ersten Schluck vor allem Säure wahrgenommen wird, die der eigenen Erfahrung folgend, nicht in den Kaffee gehört.

Eigentlich ist eine gewisse Säure jedoch ein wichtiges Bestandteil von gutem Espresso. Die Englische Sprache ist hier präziser als die deutsche, da sie „Sourness“ und „Acidity“ unterscheidet. Eine gewisse komplexe und angenehme Säure ist für guten Espresso (wie für Wein) wichtig, damit der Kaffee in sich balanciert schmeckt. Scharfe und agressive Säure (Unterextraktion) ist jedoch zu vermeiden. In diesem Artikel gehen wir der Säure in Kaffee genauer nach.

Es lohnt sich, auch wenn der erste Schluck zunächst sauer und unangenehm scheint, sich auf Säure einzulassen und zu erschmecken, ob es sich um eine positive oder negative Säure handelt. Anschließend können immer noch Maßnahmen ergriffen werden, um gegen die Säure im Kaffee vorzugehen… 

Frischer Kaffee

Zu frischer Kaffee ist ebenfalls sauer! Das liegt an dem noch vorhandenen CO2 im Kaffee, welches in der Tasse zu einem Geschmack nach Kohlensäure führt. Diese Säure zählt zu den geschmacklich unangenehmen im Espresso. Hinzu kommt, dass durch das Sprudeln des CO2s in der Extraktion die Wahrscheinlichkeit von Kanalbildung (Channeling) erhöht ist, was unangenehme Bitterkeit und Säure fördert.

Deshalb: Espresso ist ca. 2 bis 3 Wochen nach dem Rösten trinkreif und hat seine beste Phase bis zu zwei Monate nach der Röstung. Deshalb sprechen wir auch von einem „Semi-Frischeprodukt“.

frische kaffee

Bonus-Tipps: Channeling

Selbst wenn alle vorher besprochenen Tipps beherzigt werden, kann es immer wieder außer der Reihe zu unangenehm sauren Tassen kommen. Ein Grund dafür könnte Channeling sein. Channeling bedeutet, dass das Mahlgut nicht gleichmäßig im Siebträger verteilt wurde. Das Kaffeepulver bildet dann auch keinen gleichmäßigen Widerstand. Stattdessen gibt es Kaffeebereiche im Siebträger, die dem Druck des Wassers mehr nachgeben. Durch diese schießt das Wasser dann mit hoher Geschwindigkeit, während es durch andere Bereich zu langsam fließt.

Wir haben dadurch einerseits Bereiche mit Unterextraktion, was zu einer ausgeprägteren unangenehmen Säure führt. Auf der anderen Seite ist die Bitterkeit durch die Überextraktion anderer Bereiche erhöht. Unangenehme Säure und unangenehme Bitterkeit bilden dann gemeinsam eine sehr schlecht schmeckende Tasse. Zum davon laufen...

Das ist auch der Grund, warum Säure und Bitterkeit oft zusammen erlebt werden, manchmal vermischt werden und dann nicht passende Maßnahmen ergriffen werden!

Dabei ist hier die Maßnahme naheliegend. Gleichmäßig und sorgfältig den Kaffee im Siebträger vorbereiten und Tampen.

Tipp: Auch wenn wir in diesem Artikel ein Brührezept von 1:2 mit 9 zu 18 Gramm vorstellen, empfehlen wir immer das Brühen von einem doppelten Espresso. Die Kaffeemenge von 9 Gramm ist so gering, dass sie vor allem bei großen 58er Sieben Channeling provoziert.

Empfohlenes Zubehör

Gutes Equipment wie Siebe und Tamper unterstützen euch, gleichmäßige Extraktionen mit weniger Säure und guten Ergebnissen in der Tasse zu brühen.

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Podcast: Peter Lerch, Rainforest Alliance https://www.kaffeemacher.ch/blog/peter-lerch/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/peter-lerch/#comments Mon, 09 Dec 2024 15:55:49 +0000 Podcast Nachhaltigkeit Kaffeeanbau Kaffeewissen Kaffeemarkt https://www.kaffeemacher.ch/blog/peter-lerch/ Weiterlesen

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Die Kaffeepreise waren letztmals 1977 so hoch wie jetzt. Wen wird das auf der Kaffee wie betreffen?

Der Kaffeehandel sollte für Stabilität im Kaffeemarkt sorgen, ist aber momentan selbst in Schräglage. Kaum Margen für Händler und hohe Preise für Rohkaffee werden die Kaffeewelt in den nächsten Monaten prägen.

Um "den Handel" besser zu verstehen, rede ich mit Händlern direkt.

In diesem Gespräch zu Gast ist Peter Lerch, der seit fast 40 Jahren auf der ganzen Kaffeekette gearbeitet hat, auch als Händler.

Er sagt, dass es wohl einfach wieder Zeit wird, die alten Tugenden hervorzuholen: hinhören, vertrauen und die Langfristigkeit ins Zentrum setzen.

Peter Lerch im Gespräch mit Philipp Schallberger




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Wird Kaffee teurer? https://www.kaffeemacher.ch/blog/wird-kaffee-teurer/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/wird-kaffee-teurer/#comments Fri, 06 Dec 2024 19:30:00 +0000 Kaffeemarkt Nachhaltigkeit https://www.kaffeemacher.ch/blog/wird-kaffee-teurer/ Weiterlesen

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Der Kaffeemarkt befindet sich inmitten einer Preisrally, die in den letzten Wochen und Tagen praktisch nur eine Richtung gekannt hat: den steilen Weg nach oben. Extreme Wetterverhältnisse in Brasilien und Vietnam, die aus den Fugen geratene Weltwirtschaftslage, das Europäische Entwaldungsgesetz, die gestiegene Kaffee-Trinklust in asiatischen Ländern, die Kriege, Trump, Spekulanten, Krankheiten, Pilze, zu langsamer Fortschritt in der Pflanzen-Forschung und Logistikengpässe trugen und tragen jeweils das ihrige dazu bei. Was bedeutet dies für die entsprechenden Player entlang der Wertschöpfungskette? Wer profitiert und wer verliert? Und wie steht es um unsere Tasse Kaffee am Morgen? Wir ordnen ein.

Die letzten 47 Jahre

Am 27. November 2024 lag der Kaffeepreis bei $3.26/lb. Aufs Kilo Rohkaffee sind das 7.17 USD/kg. Das sind 70% mehr als noch vor 11 Monaten. 47 Jahre ist es her, seit es ein letztes Mal ein Rekordhoch von $3.11 pro pound oder $6.84 pro kg Rohkaffee an der Kaffee-Börse, dem ICE Arabica Futures oder auch “C price” genannt, gab. Händler, Röstereien und Endkonsumenten konnten fortan fast ein halbes Jahrhundert von teils verheerend tiefen Preisen profitieren. 

Die Produzentinnen und Produzenten waren und sind die Pricetaker. Sie mussten die Preise akzeptieren, welche an der Rohstoffbörse in New York bestimmt wurden.

Aus dieser prekären und misslichen Situation wurde der Gerechtigkeitssinn Vieler geweckt, die nebst dem Fokus auf Qualität auch viel Wert auf den sozialen Aspekt legten. Verschiedene Zertifizierungen wie beispielsweise Fair Trade, Max Havelaar oder Bird Friendly wurden ins Leben gerufen, um für gerechte Löhne einzustehen oder ein nachhaltiges Ökosystem zu fördern. Immer mehr wurde der Blick auf Partnerschaften mit Kooperativen oder gar Bäuerinnen und Bauern gelegt. “Beziehungskaffee” wurde zum Leitslogan ambitionierter und moralischer Händler und Röstereien der letzten Jahre.

Die Pflückerinnen, Produzenten und Kooperativen

Nur selten und punktuell war Kaffee in den letzten fünf Dekaden ein gewinnbringendes Geschäft für die Bauern, Produzentinnen und Kooperativen. Oder anders gesagt: es war ein körperlich anstrengendes, teils missliches Geschäft.

Diese fatalen Bedingungen in der Kaffeeproduktion sind schon lange bekannt. 

Die Hauptantwort wurde lange in der Produktionssteigerung gesehen. Ganze Programme von Händlern und Röstereien wurden hochgefahren, um diese technische Weiterentwicklung zu begleiten. Doch die Kaffeeproduktion ist nicht auf Ertrag pro Hektar zu reduzieren - sonst hätte die Produktionssteigerung pro Hektar Wunder wirken müssen. Systemische Armut im Kaffeebereich ist noch immer Realität und kann auch durch gut klingende Projekte nicht wegdiskutiert werden.

Pflückerinnen und Produzenten

Selbstständige Kaffeefarmer wie beispielsweise Doña Maria können vielleicht von den hohen Preisen profitieren. Für einmal können Produzierende beruhigt in die nahe Zukunft schauen und können teils gar auswählen, wem sie Kaffee verkaufen möchten. Ein langfristig hoher Börsenpreis könnte dazu führen, dass weniger Menschen aus den Anbauländern emigrieren und Kaffeefarmen verlassen würden und mit der Arbeit auf einer Kaffeefarm sogar genug verdient werden könnte. Dabei reden wir nicht vom grossen Geld, sondern von Einnahmen, die die Kosten decken und den Lebensunterhalt finanzieren.

Dona Maria

Die Kooperativen

Für Kooperativen wie beispielsweise Apas ist die aktuelle Situation mit dem hohen Börsenpreis eine enorme Herausforderung. Sie müssen die Balance zwischen den Interessen der Mitglieder und den Verpflichtungen zu Partnern finden. Wenn die Farmer sich nicht als loyal erweisen und ihre Kirschen anderen Kooperativen oder Zwischenhändlern, sogenannten Coyotes, verkaufen, stehen sie ohne Kaffee da und können vielleicht Verträge nicht erfüllen.

Die Händler

Im Kaffeehandel wird gerne zwischen den grossen, etablierten Kaffeehandelshäusern und modernen Händlern unterschieden, welche oft mit dem noch zu entmystifizierenden Begriff Direct Trade, also direktem Handel, assoziiert werden. Beide befinden sich in schwierigen Situationen.

Die Kaffeehandelshäuser

Etablierte Händler haben häufig festgefahrene Strukturen, wodurch sie wenig flexibel auf aussergewöhnliche Situationen reagieren können. Da sie vor allem an der Börse einkaufen, hat der Preis direkten Einfluss auf die Gewinnmarge. Ist der Börsenpreis niedrig, so ist ihre Gewinnmarge höher. Ist der Börsenpreis hoch, so ist ihre Marge dementsprechend kleiner. Hatten sie früher im Allgemeinen noch markant mehr Marge auf dem Produkt, so ist diese seit Jahren in tieferen Gefilden und Gewinn nur durch viel Volumen möglich. Durch die hohen Börsenpreise könnte diese kleine Restmarge ganz aufgefressen werden. Es ist mit Konkurs und Übernahmen zu rechnen.

Moderne Händler

Aus dem Bedürfnis, Menschen fair und gerecht zu behandeln und die Umwelt nachhaltig mitzugestalten, haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten viele soziale Zwischenhändler geformt. Sie sehen sich als Vermittler zwischen Partnerschaften und legen so die Basis für den Konsum mit gutem Gewissen. Oft zahlen die modernen Händler den Produzierenden einen fixierten Aufpreis zum Börsenpreis, welcher die anfallenden Kosten auf einer Farm besser decken soll. Auch bieten viele die Möglichkeit, bei der Berechnung verschiedener Kostenstrukturen zu unterstützen und die anfallenden Ausgaben auf einer Farm zusammen mit den Farmern zu berechnen. Wie die Kooperativen sind in der aktuellen Situation auch die modernen Händler in einer zwiespältigen Situation. Denn zum einen ist der genannte und festgemachte Aufpreis zur Börse kaum bezahlbar. Auf der anderen Seite steht der Partner, vielleicht eine Kooperative, die aber den hohen Preis bezahlen muss. Die verschiedenen Beziehungen werden aktuell arg strapaziert und auf die Probe gestellt.

roester

Die Röstereien

Mittlere und kleine Röstereien haben seit dem Aufkommen von Spezialitätenkaffee vor 20 Jahren viel Aufwind bekommen und wurden von der “Third Wave” Welle mitgetragen. Soziales Kaffeetrinken in einer hippen Kaffeebar wurde für Viele zum neuen Normal. Eines der Versprechen von Spezialitätenröstereien war, dass durch den Genuss von sorgfältig ausgewählten Bohnen die Nachhaltigkeit gefördert und Produzenten fair entlohnt würden – das hat den Nerv der Zeit getroffen.

Beziehungen zu sozial und nachhaltig engagierten Händlern oder direkt zu Produzenten wurden aufgebaut. Besuche von Kaffeefarmen standen auf der jährlichen Agenda, um direkt vor Ort Einfluss nehmen zu können und Projekte zu unterstützen. Viele haben Partnerschaften auch mit einem fixierten Preisaufschlag zum Börsenpreis besiegelt - wie die vorher genannten modernen Händler.

Wie geht es nun weiter? Was, wenn der Börsenpreis deutlich über dem liegt, was Spezialitätenröstereien noch vor einem Jahr bezahlt haben? Was, wenn es also keine monetären Anreize mehr gibt für Produzenten, hohe Qualität oder Bio zu machen, weil der Börsenpreis so hoch ist?

Die aktuelle Situation fordert uns alle. Als Rösterei führen wir aktuell intensive Gespräche mit unseren Partnern. Wir versuchen, unsere Kosten so gut wie möglich zu reduzieren und unsere Effizienz zu steigern, so dass wir einfacher auf die neuen Kaffeepreise reagieren können.

Und als Geniesserinnen und Geniesser?

Die erhöhten Preise werden über kurz oder lang auch Auswirkungen auf die Tasse Kaffee am Morgen und den Röstkaffee im Allgemeinen haben. Kaffee wird teurer werden. Mit vorsichtiger Auswahl und bewusstem Konsum kann auch als Geniesserin oder Geniesser geholfen werden, guten Kaffee zu unterstützen. Gut ist dabei nicht auf die Sensorik reduziert, sondern ebenso fest auf gerecht, fair, moralisch, umweltbewusst bezogen. Kaufen wir also Kaffee bei Röstereien ein, die viel Wert auf ihr Tun legen. Denn Kaffee ohne Werte ist wertlos. 

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Weber Key MK2 Mühle im Test https://www.kaffeemacher.ch/blog/weber-key/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/weber-key/#comments Wed, 04 Dec 2024 13:50:00 +0000 Espressomühlen Single Dosing https://www.kaffeemacher.ch/blog/weber-key/ Weiterlesen

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Die Weber Key Espressomühle in der Version MK2 ist eine hochwertige Single Dosing Mühle von Weber Workshops. Sie kostet rund 2200 Euro ab Lager in Deutschland! Ein stolze Summe Geld, wenn auch keine Überraschung. Bei Weber Workshops kostet die edle Stempelkanne BIRD auch über 300 Euro.

Jedes Produkt von Weber ist eine Investition, und jedes Produkt welches wir bisher angeschaut haben, ist auch gut verarbeitet und sehr hochwertig hergestellt. Und das gilt auch für die Weber Key!

Und während die Mühle vieles gut macht, hat uns dennoch nicht alles überzeugt. Wie ihr in diesem Test erfahren werdet, sind wir der Meinung, dass die Weber Key ihre Hauptaufgabe nicht gut erfüllt: Die geschmackliche Performance bei der Espresso-Zubereitung hat uns nicht überzeugt.

Wertigkeit und Eindruck

Die Weber Key Mk2 in der eigenen Kaffee-Ecke ist ein Statement in Sachen Hochwertigkeit, Ästhetik und Investitionsbereitschaft. Sie unterscheidet sich optisch von anderen Espressomühlen am Markt und setzt auch in der Verarbeitung Ausrufezeichen. Allerdings ist auffällig, dass Weber nirgendwo das genaue Material des Gehäuses kommuniziert. Zumindest konnten wir diese Information nicht finden.

Technische Daten

  • Maße: Tiefe 248mm x Breite 109,2mm x Höhe 349,6mm
  • Gewicht: 9 kg
  • Stromversorgung: 90-240V (weltweit kompatibel)
  • Leistung: 350W max
  • 83mm konische Mahlscheiben von Mazzer mit TiN-Beschichtung
  • Variabler Drehzahlbereich von 30-150 RPM

Die Mühle gibt es in weiß und schwarz und die Holzelemente können angepasst werden.

Weber hat die Mühle im Vergleich zum Modell 1 überarbeitet. Das heutige Modell hat ein höheres Drehmoment und soll damit auch hellere Bohnen ohne Probleme mahlen können. Wir hatten auch bei sehr hellen Röstungen keine Probleme damit, dass sich die Mühle festgefahren hat.

Auch wurde der Magic Tumbler verbessert, vergrößert und mit einem anderen Deckel ausgestattet. Was hier zu welchen Verbesserungen geführt hat, können wir jedoch nicht genau sagen, da wir nur das Modell MK2 angeschaut haben. Dieser Testbericht basiert also nur auf der Auseinandersetzung mit der Weber Mk2.

weber key naehe

Lautstärke Weber Key Mk2

Die Weber Key ist die leiseste Espressomühle, die bisher von uns gemessen wurde. Wir messen nur 67 Dezibel. Das ist ein sehr geringer Wert, angesichts dessen, dass viele Mühlen über 80 Dezibel liegen.

In der Regel ist es so, dass Espressomaschinen leiser sind als Mühlen. Die Weber Key ist eine der wenigen Mühlen, die auch beim Mahlen von Bohnen leiser ist als manche Espressomaschine.

Totraum, Geschwindigkeit und Konstruktion

Im Aufbau ähnelt die Weber Key einer großen Handmühle. Über eine zentrale Achse wird das konische 83-mm-Mahlwerk in die Gänge gebracht. Mit einer Handmühle gemeinsam hat die Weber Key auch den geringen Totraum. Wir messen insgesamt nur 0,2 Gramm absoluten Totraum. Das ist wirklich sehr, sehr wenig, zumal wir gar keinen permanenten Totraum festgestellt haben. Das hatten wir noch nie! Der geringe temporäre Totraum von 0,2 Gramm befindet sich technisch gesehen bereits auf dem halben Weg in den Siebträger. Er bleibt nämlich im Magic Tumbler hängen: einerseits an dem Drahtauflockerer und andererseits am Rand des Tumblers. Nochmals: Das ist fast nichts. Es ist aber dennoch unschön, weil diese 0,2 Gramm teilweise zu einem späteren Zeitpunkt aus der Mühle fallen und dann die Abstellfläche um die Mühle bestäuben.

Baubedingt und dank des geringen Totraums ist die Mühle äußerst konstant und gibt von Bezug zu Bezug die hineingegebene Kaffeemenge zuverlässig wieder aus. Dank der Bauweise der Mühle können wir sie außerdem ohne Aufwand schnell auseinanderbauen und komplett reinigen. Allerdings macht der geringe Totraum das nur selten notwendig.

Gemeinsam mit einer Handmühle hat die Weber auch die langsame Mahlzeit, was natürlich mit der geringen Drehzahl zusammenhängt. Wenn wir 18 Gramm in die Mühle geben, so braucht diese 25 Sekunden, um den Kaffee bei 90 RPM komplett durchzumahlen. Füllen wir den Hopper voll und mahlen 10 Sekunden, so erhalten wir eine Ausgabe von 8,1 Gramm. Damit ist die Mühle in der langsamsten Kategorie aller bisher getesteten Kaffeemühlen. Dieser Test wird immer mit dem gleichen Espresso sowie eingestelltem Rezept vorgenommen.

Der langsamen Mahlgeschwindigkeit verdankt die Mühle auch, dass das Mahlgut während der Mahlung nicht aufheizt. Wir messen eine durchschnittliche Temperatur von 30,92 °C bei fünf Bezügen hintereinander, die wir alle 20 Sekunden vornehmen. Damit besteht keine Gefahr, dass sich durch die Erwärmung des Kaffeegutes sensorische Eigenschaften verändern.

Partikelverteilungsmessung Key ansicht

Partikelverteilung und Espressoperfomance

In der wichtigsten Kategorie unseres Tests zeigt die Weber Key eine Auffälligkeit, die zu einem negativen Testergebnis führt. Nach dem Einmahlen jeder Mühle, nehmen wir Proben für vergleichende Partikelverteilungsanalysen. Dazu stellen wir jede Mühle auf den Apas Espresso bei immer gleichem Rezept ein und nehmen eine Probe (T4). Anschließend stellen wir die Mühle auf Ristretto (T5) sowie auf Lungo (T6) und kehren dann zurück zum ursprünglichen Espresso (T7). Diese Proben senden wir an die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft (ZHAW). Im dortigen Coffee Excellence Center wird die Partikelverteilung gemessen.

In den letzten Jahren haben wir über 60 Mühlen untersucht und verglichen und und die Partikelverteilungskurven mit unserer geschmacklichen Wahrnehmung abgeglichen. Vor dem Test der Partikelkurven waren wir bereits über den Geschmack der Espresso-Bezüge verwundert. Wir hatten das Gefühl, dass unsere Kaffees, die wir durch das tägliche Brühen sehr gut kennen, auffällig wenig auf den Punkt waren. Sie schmeckten wenig strukturiert, die Säure war eher unangenehm und es fehlte balancierende Süße.

Dieses Ergebnis passte zu den Messungen der Partikelverteilung. Die Weber Key liefert ein sehr, sehr breites Hauptpeak von über 447 Mikrometern! Zum Vergleich: In der Vergangenheit haben wir darüber gesprochen, dass ein Hauptpeak ab 320 Mikrometern breit sei und zu weniger strukturierten Tassen und zu weniger Klarheit im Kaffee führt.

Ein breites Hauptpeak bedeutet, dass eine Mühle wenig präzise Mahlgut in einer Größe liefert. Bei der Weber Key finden wir vor allem viele Partikel im groben Nebenbereich des Hauptpeaks. Es gibt eine ausgeprägte rechte Flanke.

Vergleich Key andere Muehlen

Das zeigt sich insbesondere auch im Vergleich zu anderen Mühlen, die wir aktuell gemessen haben. Die Weber Key zeigt eine Partikelverteilung, die wir sonst nur von sehr günstigen Espressomühlen kennen. Und nein, das hat nichts mit dem konischen Mahlwerk zu tun. Siehe z.B. Vergleich mit der Niche Zero in der obigen Grafik.

Extraktionsvergleich

Um das Extraktionsverhalten besser zu verstehen, haben wir einige Messreihen durchgeführt. Wir haben sowohl mit einer mittleren Röstung (Apas, Brasilien) als auch mit einer helleren Röstung (Limontitla, Mexiko) Extraktionen bei gleichem Rezept gemacht und den TDS gemessen. Als Vergleichsmühle haben wir eine relativ günstige Mühle, nämlich die Eureka Specialità, verwendet.

Die Extraktionen und die Stärke des Specialità waren bei beiden Kaffees deutlich höher. Vor allem bei der dunkleren Röstung war die Extraktionsausbeute durchschnittlich fast zwei Prozent höher! Der TDS war durchschnittlich 0,7 % höher. Das ist möglich aufgrund des gleichmäßigeren Mahlguts der Specialità sowie der geringeren Anzahl von Boulders (Grobpartikeln).

Eine hohe Extraktionsausbeute ist bei hochwertigen Kaffees wünschenswert!

extraktionsvergleich key apas


extraktionsvergleich key limontitla

Bei der helleren Röstung war der Unterschied weniger ausgeprägt, aber immer noch deutlich. Wir sprechen auch hier von rund 1,2 % mehr Extraktionsausbeute!

Fazit: Für wen ist die Weber Key MK2 die passende Mühle?

Die Weber Key ist hochwertig verarbeitet. Wir sehen wenig Gründe, warum die Mühle nicht mehrere Jahrzehnte auf der Home-Barista-Bar überdauern sollte. Die geringe Lautstärke erweitert ebenfalls den Einsatzzweck. Als leiseste bisher gemessene Mühle macht die Weber Key neben sehr leisen Maschinen wie der Sanremo You oder Maro Model 1 eine gute Figur in Büros oder Arztpraxen sowie in Haushalten, die auf Ästhetik und Hochwertigkeit großen Wert legen.

Der Totraum ist außergewöhnlich gering, und die Konstanz der Mühle ist sehr gut. Auch das Umstellen von Rezepten ist problemlos möglich, wobei kleinere Schritte wünschenswert wären. Wichtig ist, dass ihr euch der langsamen Geschwindigkeit bewusst seid. Die Weber Key Mk2 gehört zu den langsamsten Mühlen auf dem Markt!

Während die Wichtigkeit der Geschwindigkeit eine Geschmacksache ist, schätzen wir die tatsächliche Espressoperformance der Mühle als begrenzt ein. Vor allem bei helleren Spezialitätenkaffees waren wir von den Espresso-Ergebnissen oft enttäuscht. Das riesige Hauptpeak in der Partikelverteilung ist dafür verantwortlich. So ein breites Hauptpeak kennen wir sonst nur von sehr preiswerten Mühlen. Im Ergebnis waren unsere Espressos oft unharmonisch im Geschmack, weniger süß und konnten nicht mit den Ergebnissen anderer, auch deutlich günstigerer Mühlen mithalten. Was bei helleren Röstungen oft zu unangenehm dominierender Säure geführt hat, kann bei manchen dunkleren Espressi sich positiv äußern. Wir würden die Weber Key Mk2 deshalb eher im Bereich von dunkleren Röstungen sehen. Das hat sie gemeinsam mit einer Mühle wie der Pico von La Marzocco.

Da uns die Weber Key Mk2 geschmacklich nicht überzeugt hat, schließt dieser Testbericht auch mit einer enttäuschten Note. Die hochwertige Verarbeitung und der Ruf, großartige Materialien zu schaffen, eilt Weber Workshop voraus. Beim Test der Weber Key Mk2 wurden diese Erwartungen für uns nicht erfüllt.

Partikelverteilungsmessung Weber KEy


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G-Iota DF64 Gen 2 im Test https://www.kaffeemacher.ch/blog/g-iota-df64-gen2/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/g-iota-df64-gen2/#comments Wed, 04 Dec 2024 13:17:00 +0000 Espressomühlen https://www.kaffeemacher.ch/blog/g-iota-df64-gen2/ Weiterlesen

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Wir sind in der Schlussphase unseres Tests der G-Iota DF64 Gen 2. Bevor wir den Test abschließen, möchten wir gerne eure Erfahrungen aus der Praxis mit einbeziehen.

  • Was findet ihr an der Mühle im Alltag gut und was weniger gut?
  • Hattest du mit deinem Modell irgendwelche Schwierigkeiten?
  • Was sollten wir bei unserem Modell gegenprüfen?

Durch euer Feedback und eure Erfahrungsberichte wird unser Test dichter, aussagekräftiger und besser. Vielen Dank im Voraus!

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Varia VS6 Single Dosing Mühle im Test https://www.kaffeemacher.ch/blog/varia-vs6/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/varia-vs6/#comments Wed, 04 Dec 2024 13:10:00 +0000 Espressomühlen Single Dosing https://www.kaffeemacher.ch/blog/varia-vs6/ Weiterlesen

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Die Kaffeemühle Varia VS6 ist als „große Schwester“ der Varia VS3 auf den Markt gekommen und richtet sich an anspruchsvolle Home-Baristas. Der Mühlenmarkt erlebt derzeit einen Aufschwung – neue Hersteller bringen smarte Single-Dosing-Mühlen heraus, und auch Varia folgt diesem Trend mit der VS6. In diesem Blogbeitrag fassen wir die Erkenntnisse eines sechsmonatigen Tests zusammen. Wir haben mit Hilfe universitärer Hilfe Partikel analysiert, hatten die Mühle Zuhause und in unserer Kaffeeschule und sind nun bereit, unsere Ergebnisse zu präsentieren.

Wir beleuchten Design und Verarbeitung, Espresso- und Filterkaffee-Performance, Partikelverteilung, Geschwindigkeit, Lautstärke, Totraum sowie die Reinigung. Am Ende steht ein Fazit mit Stärken und Schwächen dieser Mühle und der Frage, ob die VS6 ihr Premium-Preisschild wert ist.

In den Kommentaren haben sich schon viele Erfahrungsberichte zur Varia VS6 gesammelt. Wir freuen uns, wenn ihr die Kommentarsektion nutzt, um weiter Eure Erfahrungen zu teilen und euch auszutauschen.

Anmerkung: Wir haben die Varia VS6 gekauft und berichten frei und unabhängig über unsere Erfahrungen mit der Mühle.

Design, Wertigkeit und äußere Fakten

Die Varia VS6 präsentiert sich in einem minimalistischen, modernen Design. Gefertigt aus einem massiven Aluminiumblock, strahlt sie hohe Wertigkeit aus. Das Gehäuse ist robust, langlebig und fühlt sich dank präziser Verarbeitung sehr hochwertig an. Die Form ist funktional: Die Mühle steht in einem Winkel von 76,5°, was nicht nur schlank und elegant wirkt, sondern auch der Totraum entgegenwirken soll. Wie gut das gelingt, besprechen wir weiter unten…

Mit Abmessungen von ca. 13 × 19 × 40 cm (B×T×H) und einem Gewicht von etwas über 10 kg ist die VS6 ein stattliches Gerät – deutlich größer und schwerer als das Einsteigermodell VS3. Varia positioniert die VS6 klar in der Profi-Liga: Preislich liegt sie die Mühle bei etwa 850–900 € und kostet damit fast das Dreifache der kleineren VS3.

Die Mühle folgt dem Single-Dosing-Prinzip, bei dem stets nur die abgewogene Portion Kaffeebohnen frisch vermahlen wird (statt Bohnen in einem Hopper zu lagern). Varia hat diesen Trend erkannt und konsequent umgesetzt. Es gibt also keinen großen Bohnenbehälter – man füllt die gewünschte Dosis oben in den kurzen Trichter ein. Zum Auffangen des Mahlguts gehört ein wertig verarbeiteter Dosierbecher aus Metall, der mit einem Magnet am Boden praktisch unter dem Auswurf positioniert wird. Dieser Becher ist optisch im gleichen Stil wie die Mühle gehalten und passt genau in einen 58 mm Siebträger, was das Umfüllen sauber und einfach macht. Die Mahlgradverstellung erfolgt stufenlos am Kopf der Mühle. Die Skala ist fein genug und leichtgängig, sodass man sehr exakt justieren kann. Insgesamt vermittelt das Design einen durchdachten, minimalistischen Eindruck – eine hochwertige Konstruktion, die Form und Funktion vereint.

Partikelverteilungsmessung Varia VS6

Espresso und Partikelverteilung

Für Espresso spielt die Mahlgut-Qualität eine entscheidende Rolle. Die VS6 überzeugte im Test mit einer sehr gleichmäßigen Partikelverteilung. Wir haben die Partikel in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaft untersucht: Das Mahlgut zeigt einen schmalen Haupt-Peak (konzentrierte Partikelgrößen) und einen gewissen Anteil an sehr feinen Partikeln. Eine enge Partikelverteilung bedeutet, dass das Kaffeepulver relativ homogen ist – ein wichtiger Faktor für eine gleichmäßige Extraktion. Tatsächlich schmeckte der Espresso aus der VS6 entsprechend klar und strukturiert, mit ausgeprägter Süße und weicher Textur. Selbst bei längeren Bezugszeiten zeigte der Espresso keine störende „Staubigkeit“ oder Bitterkeit, was auf die gute Mahlgutzusammensetzung zurückzuführen ist. Wir waren erstaunt, wie vollmundig und sauber der Espresso mit den 58 mm flachen Mahlscheiben der VS6 gelingt – vor allem auch mit einem derart schmalen Hauptpeak. Die Espresso Extraktionen unseres Apas Espresso schmeckten „sehr süß“ mit einer samtigen Textur und klarem Geschmacksprofil.

Eine Besonderheit der VS6 ist die variable Drehzahlregelung. Über einen Drehknopf lässt sich die Mahlwerksgeschwindigkeit zwischen 500 und 1600 U/min einstellen. Die Tests zeigten, dass diese Einstellung spürbare Auswirkungen auf Partikelverteilung und Geschmack hat. Langsame Drehzahl (z.B. 500 U/min) führte zu einem schmaleren Hauptpeak in der Partikelkurve – das Mahlgut ist noch homogener, die Tasse wirkt „klarer“ im Geschmack. Erhöht man die Geschwindigkeit Richtung Maximum (1600 U/min), wurde der Partikelpeak wieder etwas breiter; im Espresso zeigte sich dann tendenziell mehr Körper, aber mitunter auch eine ungleichmäßigere Extraktion. Wir empfehlen hier, mit der RPM-Einstellung zu experimentieren: Bei zu „ausgefransten“ Geschmacksprofilen oder leichtem Channeling kann eine niedrigere Drehzahl helfen, die Extraktion zu beruhigen und zu fokussieren. Dieses „Spiel mit der Drehzahl“ ist ein spannendes Feature der VS6, das unterschiedliche Geschmacksprofile ermöglicht, ohne dass man den Mahlgrad verändern muss.

Auch in puncto Konsistenz und Reproduzierbarkeit macht die VS6 einen hervorragenden Job. Im Test wurde die Mühle bewusst verstellt – von einem Espresso-Mahlgrad hin zu gröber für z.B. Lungo oder Filter und dann wieder zurück auf den ursprünglichen Espresso-Punkt. Dabei zeigte sich, dass man den einmal gefundenen Mahlgrad präzise wieder einstellen kann: Sowohl der Median der Partikelgröße als auch der Hauptpeak lagen nach dem Zurückstellen nahezu identisch bei den ursprünglichen Werten. Diese Stabilität spiegelt sich auch in der Tasse wider – einmal ermittelte Rezepte lassen sich verlässlich reproduzieren. Insgesamt bewerten wir das „Espressopotential“ der VS6 als sehr hoch, im Bereich sehr gut bis herausragend. Die Mühle liefert konstant volle, ausgewogene Espressi mit ausgeprägtem Geschmacksprofil und kann es in dieser Disziplin mit den Top-Modellen am Markt aufnehmen.

Mahlgradeinstellung varia vs6

Filterkaffee

Single-Dosing-Mühlen werden oft primär für Espresso entwickelt – umso interessanter war die Frage, wie sich die VS6 bei Filterkaffee schlägt. Die Antwort vorweg: überraschend gut. In unserem Intensivtest zeigte sich, dass die VS6 problemlos grob mahlen kann und sich daher auch für Handfilter, French Press & Co. eignet. Man konnte ohne Mühe einen passenden Filter-Mahlgrad einstellen und erhielt einen klaren, süßen Filterkaffee mit weichem Charakter. Auch die Filterkaffees waren „rund und süß“ mit sehr klaren Tassen, was auf die gleichmäßige Mahlung und das schmale Hauptpeak zurückzuführen ist.

Wir haben im Test verschiedene Filterkaffees gebrüht. Zur Vergleichbarkeit mit anderen Mühlen nutzen wir standardmäßig unseren Amigo-Filterkaffee, der wie der Apas-Espresso sehr konstant und zugänglich ist. Vor allem die Süße und Klarheit des Kaffees hat uns positiv überrascht. 

Ein großer Vorteil ist die feinfühlige Mahlgradverstellung der VS6, die ein schnelles Wechseln zwischen Zubereitungsarten erlaubt. Man kann etwa morgens Espresso und nachmittags Filterkaffee zubereiten, ohne sich Sorgen zu machen, den exakten Espresso-Mahlgrad später wiederzufinden. Die Skalierung ist so präzise und wiederholgenau, dass man nach dem Zurückstellen genau den gleichen Punkt erneut trifft – diese Form von Mahlgrad-Wiederholbarkeit sucht man bei vielen anderen Mühlen vergebens. Im Test konnte z.B. nach dem Brühen eines Filterkaffees der zuvor notierte Espressopunkt wieder eingestellt werden, und der nächste Shot lief genauso wie zuvor. Dadurch eignet sich die VS6 hervorragend als Allround-Mühle für Haushalt oder kleine Cafés, wo häufiger zwischen unterschiedlichen Brühmethoden gewechselt wird.

Geschwindigkeit, Lautstärke, Totraum

Die VS6 setzt eher auf Gründlichkeit als auf Eile. Im Test wurden bei mittlerer Drehzahl (~1000 U/min) in 10 Sekunden ca. 11,5 g Kaffee gemahlen. Für eine typische Espresso-Dosis von 18 g benötigt sie rund 20 Sekunden, bis wirklich alle Bohnen durch sind. Das ist deutlich langsamer als manch andere elektrische Mühle – die VS6 gehört damit eher zu den gemächlichen Modellen. Für den typischen Einsatzzweck (Single Dosing, also einzelne Shots nacheinander statt Dauereinsatz in der Bar) ist das jedoch selten ein Problem. Beim heimischen Zubereiten macht ein Unterschied von 5–10 Sekunden pro Mahlung wenig aus und fällt in einem sorgfältigen Workflow kaum negativ ins Gewicht. Wer es eilig hat, kann zudem die Drehzahl hochregeln – bei 1600 U/min würde sich die Mahlzeit verkürzen (allerdings mit den erwähnten Auswirkungen auf das Mahlgut).

Totraum

Totraum (Retention): Ein kritischer Punkt bei Single-Dosing-Mühlen ist der Totraum – also Kaffeemehl, das nach dem Mahlen im Inneren der Mühle zurückbleibt. Hier zeigt die VS6 Licht und Schatten. Technisch gesehen ist die Mühle darauf ausgelegt, möglichst wenig Retention zu haben: Der Auswurfschacht ist kurz und schräg, und es wird ein Blasebalg (Gummipumpe) mitgeliefert, mit dem man verbliebene Partikel aus dem Mahlwerk pusten kann. Tatsächlich ließe sich damit die Retention auf nahezu Null reduzieren – im Idealfall bleiben nur ca. 0,05 g Kaffeemehl in der Mühle zurück. Praktisch ergab sich im Test jedoch ein Problem: Bei üblichem Drücken des Blasebalgs verdreht sich geringfügig der Mahlgrad. Das heißt, man verstellt ungewollt den Mahlgrad, wenn man das letzte Quäntchen Kaffeepulver herauspusten möchte. Dieses scheinbar kleine Problem hat großen Einfluss, denn es macht das Single Dosing in der Anwendung unkomfortabel – niemand möchte nach jedem Pusten den Mahlgrad neu justieren müssen. In der Konsequenz haben wir den Blower nicht genutzt und den Totraum in Kauf genommen. Das ist frustrierend, denn hier geht das Konzept der Mühle nicht auf.

Ohne Einsatz des Blasebalgs verbleibt allerdings etwas mehr Kaffeemehl im Mahlwerk. Im Langzeittest wurden etwa 2,3 g Totraum gemessen, wenn man nach dem Mahlen nicht extra ausklopft oder -bläst. Davon ließen sich durch leichtes Klopfen an die Mühle rund 0,3–0,4 g lösen – dieser Teil wird als temporärer Totraum bezeichnet. Die restlichen ungefähr 2 g jedoch sitzen in Ecken des Mahlwerks fest (permanenter Totraum) und lösen sich nur bei einer gründlichen Reinigung der Mühle. Dafür muss die Mühle geöffnet und der Totraum rund um die Mahlscheiben abgelöst werden.

Verglichen mit anderen Single-Dosing-Mühlen ist das relativ viel Retention – einige konkurrierende Modelle schaffen <0,2 g ohne große Tricks. Bei der VS6 könnte man dank des effizienten Auswurfs und Blowers theoretisch ebenfalls in diese Region kommen, wenn der Blasebalg benutzbar wäre. So aber bleibt dieses Potenzial ungenutzt. Die Varia VS6 stellt sich hier selbst mindestens ein Bein.

Wir werden sehen, ob Varia da in Zukunft noch nachbessern wird. Eine Art Mahlgrad-Fixierung wäre wünschenswert. Bis dahin muss man abwägen: Entweder den minimalen Totraum akzeptieren und regelmäßig gründlich reinigen – oder beim Mahlen jedes Mal sehr vorsichtig den Blower nutzen und den Mahlgrad beobachten. In der täglichen Handhabung mindert dieser Schwachpunkt leider etwas den ansonsten hervorragenden Eindruck der VS6 als echte Single-Dosing-Mühle.

varia vs3 vs6

Die Varia VS3 links und die Varia VS6 rechts.

Reinigung

Bei der Reinigung und Wartung zeigt sich die Varia VS6 erfreulich benutzerfreundlich. Das Gerät ist so konstruiert, dass man mit ein paar Handgriffen an das Mahlwerk gelangt: Zunächst nimmt man den magnetisch gehaltenen Einstellring ab, dann kann das obere Mahlscheibenelement herausgeschraubt werden. Nun liegt die Mahlkammer offen und man kann sie bequem mit dem beiliegenden Pinsel ausbürsten. Dieser Vorgang ist simpel und dauert nur wenige Minuten – insgesamt ist die Reinigung sehr einfach zu handhaben. Im Langzeittest hat es sich bewährt, alle 4–6 Wochen eine gründliche Reinigung durchzuführen (bei täglichem Gebrauch). Das empfehlen wir, da der permanente Totraum der Mühle mit 2 Gramm gross ist.

Um die Reinigung zu erleichtern, hat Varia im Auswurfschacht Antistatik-Stifte verbaut. Diese Ionisierungsnadeln sollen die statische Aufladung des Kaffeepulvers reduzieren, sodass weniger Partikel an Wänden und Auswurf haften bleiben. Im Test zeigte sich tatsächlich, dass wenig Kaffeemehl statisch „kleben“ blieb, vor allem im Vergleich zu Mühlen ohne solche Technik.

Dennoch empfiehlt es sich – wie bei Single Dosing üblich – die Bohnen vor dem Mahlen ganz leicht anzufeuchten (bekannt als RDT-Methode, z.B. mit einem Wasserstoß aus der Sprühflasche). Gerade wenn man den Blasebalg nicht nutzt, hilft ein Hauch Wasser dabei, statische Aufladung zu minimieren und die Verklumpung zu reduzieren. So bleibt kaum etwas hängen, und man muss die Mahlkammer seltener komplett zerlegen. Einige Nutzer berichteten in Foren zwar von kleinen Herausforderungen bei der gründlichen Reinigung, insbesondere alle Reste aus Ecken zu bekommen. In unserem Test zeigte sich jedoch: Mit der beschriebenen Prozedur (regelmäßiges Auspinseln, gelegentliches Auseinandernehmen) lässt sich die VS6 ohne großen Aufwand sauber halten. Die Wartungsintervalle sind absolut praxisgerecht, und dank der durchdachten Konstruktion gibt es keine unzugänglichen Stellen – selbst der permanente Totraum von ~2 g kann bei Bedarf vollständig entfernt werden, wenn man die Mahlscheiben ausbaut und die Mühle ausbläst/-saugt. Insgesamt gibt es in puncto Reinigung und Pflege kaum Grund zur Klage.

Fazit Varia Vs6

Fazit zur Varia VS6

Die Varia VS6 erweist sich im Test als hochwertige Kaffeemühle mit vielen Stärken. Das Design und die Verarbeitung sind auf professionellem Niveau – vom soliden Gehäuse bis zu den präzisen Mahlscheiben spürt man die Qualität. In der Espressoperformance kann die VS6 voll überzeugen: Sie produziert eine sehr homogene Partikelverteilung, was zu klaren, süßen und strukturierten Espressi führt. Wir waren beeindruckt von der Konsistenz der Ergebnisse und der Vielseitigkeit der Mühle. Sowohl Espresso als auch Filterkaffee gelingen geschmacklich auf hohem Niveau – eine seltene Kombination, die die VS6 zu einem Allround-Talent für Kaffeeenthusiasten macht. Besonders hervorzuheben ist die ausgezeichnete Mahlgrad-Reproduzierbarkeit: Man kann zwischen verschiedenen Einstellungen wechseln und kehrt stets exakt zurück zum Ausgangspunkt. Diese Stabilität sowie die Möglichkeit, mit der Drehzahl zu spielen, eröffnen Spielraum für Experimente mit dem Geschmacksprofil, ohne die Bohnen wechseln oder eine zweite Mühle zu benötigen.

Doch wo Licht ist, fällt auch Schatten. Der Hauptkritikpunkt bei der VS6 betrifft ausgerechnet das zentrale Single-Dosing-Versprechen – nämlich die Retentionfreiheit. Zwar wäre die Mühle dank ihres Designs und des Blasebalgs in der Lage, nahezu keinerlei Kaffeemehl im Mahlwerk zu behalten. Aber in der Praxis verhindert ein Konstruktionsdetail diese Perfektion: Der Blasebalg verstellt den Mahlgrad, wenn man ihn einsetzt. Um die mühsam gewählte Einstellung nicht zu gefährden, verzichtet wir lieber auf den Blower – nehmen damit jedoch in Kauf, dass etwa 0,3 bis 0,4 g Kaffee im temporären Totraum verbleiben. Das nervt!

Für eine Mühle, die auf Single Dosing ausgelegt ist, ist das ein ärgerliches Manko, denn es schmälert den Vorteil, immer nur ganz frischen Kaffee in der Tasse zu haben. Varia hat hier zwar Pionierarbeit mit der variablen Drehzahl und dem Wechsel-Mahlwerk geleistet, lässt aber bei diesem kleinen (doch wichtigen) Detail Federn. Unterm Strich ist die Varia VS6 dennoch eine exzellente Mühle: hervorragend verarbeitet, technisch durchdacht und in der Tasse leistungsstark. Wer primär Espresso zubereitet und gelegentlich Filterkaffee, wird die präzise Einstellbarkeit und den ausgewogenen Geschmack lieben. Einzig wer absolutes Null-Retention-Single-Dosing erwartet, muss sich der erwähnten Einschränkung bewusst sein. Sollte Varia hier nachbessern können, wäre die VS6 nahezu perfekt. So wie sie jetzt ist, bleibt sie eine der besten Mühlen ihrer Klasse, aber eben mit einer besonderen Eigenheit, die jeder Home Barista für sich abwägen sollte. Für viele ambitionierte Kaffeefans dürften die gebotenen Vorteile jedoch deutlich überwiegen – die Varia VS6 liefert im Alltag genau das, was man von einer erstklassigen Single-Dosing-Mühle erwartet: konsistent großartigen Kaffee.

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Emil EM1 Single Dose Espressomühle im Test https://www.kaffeemacher.ch/blog/emil-em1-single-dose/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/emil-em1-single-dose/#comments Wed, 04 Dec 2024 13:05:00 +0000 https://www.kaffeemacher.ch/blog/emil-em1-single-dose/ Weiterlesen

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Klein, schick und vor allem erschwinglich – die Emil EM1 Single Dosing Mühle könnte die spannendste Einsteiger-Espressomühle auf dem Markt sein. Sie ist eine Single Dosing-Mühle, hat also keinen Bohnenbehälter und wird portionsweise befüllt. Mit einem Preis von rund 220 € ist sie die günstigste Mühle dieser Art, die wir bisher getestet haben – und liefert dafür überraschend viel Leistung. Wenn ihr zuhause guten Espresso zubereiten wollt, ohne gleich 500–1000 € für eine Mühle auszugeben, dürfte die Emil EM1 wie für euch gemacht sein. In diesem Test schauen wir uns Design, Bedienung und – natürlich – die Espresso-Qualität genauer an. Vorweg: Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist überragend, in dieser Preisklasse haben wir noch nichts Besseres gefunden. Doch der Reihe nach.

Design & Verarbeitung

Die Emil EM1 macht schon auf den ersten Blick eine gute Figur. Kompakt ist fast untertrieben: Mit nur ca. 9,6 cm Breite, knapp 30 cm Höhe und 17 cm Tiefe passt sie selbst in die kleinste Küche. Dabei wiegt sie immerhin 2,6 kg. Tatsächlich erinnert die Bauweise an eine große Handmühle – als hätte eine Comandante oder Kinu einen Motor verpasst bekommen. Im Scherz meinten wir im Team, diese Mühle wollte im „ersten Leben“ eigentlich eine Handmühle sein. Jetzt hat sie halt doch einen Motor und erspart uns die Kurbelei – durchaus willkommen im Alltag!

Optisch kombiniert die EM1 verschiedene Materialien. Der Deckel besteht aus Walnussholz – zwar eher rustikal verarbeitet, aber hey, echtes Holz! Der Bohnen-Trichter darunter ist aus Metall gefertigt, was in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich ist. Das Gehäuse und der Mahlgrad-Ring sind aus Kunststoff; hier merkt man, dass irgendwo gespart werden musste. Alles in allem wirkt die Mühle jedoch wertig genug. Klar, edle Premium-Materialien darf man nicht erwarten, aber im Kontext des Preises ist die Verarbeitung ordentlich. Nichts klappert, nichts wirkt übermäßig billig. Sie steht stabil und macht einen robusten Eindruck – mehr braucht es für den Hausgebrauch nicht.

Kleine Kritik am Design: An der Seite besitzt die Emil eine rote Kontrollleuchte, die dauerhaft leuchtet, sobald sie am Strom hängt. Das heißt, auch wenn nicht gemahlen wird, strahlt ein rotes Licht – quasi wie ein Mini-Nachtlicht in der Küche. Manche stört das kaum, aber uns hat es ehrlich gesagt genervt. Die Mühle ist ja entweder in Betrieb oder nicht; man bräuchte kein permanentes Licht zur Erinnerung. Unser Workaround: Stecker ziehen, wenn’s stört – oder die Mühle gleich als Orientierungslicht im Flur benutzen 😉. Kein großes Drama, aber erwähnenswert.

Funktion & Mahlwerk

Im Inneren der Emil EM1 arbeitet ein 40 mm Kegelmahlwerk aus Stahl. Angetrieben wird es von einem Motor, der das Mahlwerk mit ca. 750 U/min rotieren lässt. Auf dem Papier klingt das nicht spektakulär, doch in der Praxis zeigt sich: Die Kleine ist ein echter Sprintstar. In unseren Tests mahlte sie rund 14 g Kaffee in 10 Sekunden – das ist für eine so kleine Espressomühle insbesondere im Single Dosing Bereich flott. Eine typische Doppio-Dosis von 18 g Bohnen war in etwa 16 Sekunden durchgemahlen. Zum Vergleich: andere Single Dosing Mühlen in der Einstiegsklasse (z.B. die Varia VS3) benötigen für dieselbe Menge oft 25–30 Sekunden oder länger. Geschwindigkeit ist also eine ihrer Stärken.

Diese flotte Mahlleistung geht mit einer etwas höheren Lautstärke einher. Subjektiv erinnert das Geräusch der EM1 an einen kleinen Küchenmixer – ein hochfrequentes Surren, das durchdringender klingt als das tiefe Brummen mancher größerer Mühlen. Wir haben etwa 75 dB gemessen. In der stillen Früh gibt das einen kurzen Wachmacher für alle in der Wohnung. 😉 Aber bleiben wir fair: 16 Sekunden Lärm sind gut auszuhalten, und absolute Flüster-Mühlen sucht man in dieser Preisklasse vergeblich. Insgesamt bewegt sich das Geräuschniveau im üblichen Rahmen; empfindliche Ohren sollten es wissen, aber die meisten werden damit leben können, zumal der Mahlvorgang schnell vorbei ist.

Trotz des zügigen Mahlens konnten wir keine übermäßige Erhitzung des Mahlguts feststellen. Selbst bei mehreren Bezügen hintereinander blieb die Temperatur des gemahlenen Kaffees im unkritischen Bereich (um die 27 °C). Das ist wichtig, denn heiß werdendes Kaffeepulver kann Geschmackseinbußen verursachen – hier also Entwarnung. Die EM1 produziert kühles Kaffeemehl, was für konsistente Espresso-Ergebnisse von Vorteil ist.

emil em1

Single Dosing Performance

Als Single Dosing Mühle ist die Emil EM1 darauf ausgelegt, dass ihr jede Portion frisch abwiegt und mahlt. Entscheidende Kriterien sind hier der Totraum und die Reproduzierbarkeit. Totraum bezeichnet die Pulverreste, die nach dem Mahlen in der Mühle verbleiben. Ideal ist kein Totraum, denn dann kommt genau das heraus, was man oben reingibt – und alter Kaffee verfälscht nicht den nächsten Shot.

Die EM1 glänzt in dieser Disziplin. In unserem Test haben wir bei 18 g eingefüllten Bohnen stets ungefähr 17,9–18,1 g Kaffeemehl erhalten. Die Abweichungen lagen im Schnitt bei gerade mal 0,1 g – das ist praktisch nichts! Dieser minimal „hängengebliebene“ Rest wird als temporärer Totraum bezeichnet. Er beträgt hier also etwa 0,1 g, was ein hervorragender Wert ist. Zum Vergleich: Selbst deutlich teurere Single Dosing Mühlen lassen oft 0,3–0,5 g zurück.

Neben dem temporären gibt es auch den permanenten Totraum – Ablagerungen, die sich über viele Mahlvorgänge in Ecken und Kanten absetzen (quasi eine Kaffee-Patina im Mahlgehäuse). Auch hier hält sich die Emil wacker: Unter 1 g dauerhafte Reste sammelt sie im Schnitt an, solange man halbwegs regelmäßig reinigt. Das ist so wenig, dass es geschmacklich kaum ins Gewicht fällt. Kurz gesagt: Was ihr oben einfüllt, kommt unten wieder raus. Man schmeckt immer frischen Kaffee in der Tasse, genau so wie es Single Dosing sein soll.

Die Konstanz von Bezug zu Bezug ist ebenfalls erstklassig. Wir haben mehrmals hintereinander die gleiche Bohnenmenge gemahlen und äußerst gleichmäßige Ergebnisse erzielt. Weder variiert die Mahlmenge merklich, noch „wandert“ der Mahlgrad während des Betriebs. Das bedeutet: Habt ihr einmal den richtigen Mahlgrad für euren Espresso gefunden, könnt ihr euch darauf verlassen, dass der nächste Shot sehr ähnlich wird. Für Einsteiger nimmt das viel Frust heraus – niemand mag es, wenn ein Espresso perfekt gelingt und der nächste dann plötzlich völlig anders läuft. Mit der EM1 passiert das so gut wie nicht, solange Bohnenmenge und Bedienung konstant bleiben.

Partikelverteilungsmessun Emil EM1

Mahlgut & Espresso-Qualität

Kommen wir zum Wichtigsten: Wie schmeckt der Espresso, den die Emil EM1 produziert? Die Kurzfassung: Er kann sich sehen (und schmecken) lassen! Im Test haben wir mit einer mittelkräftigen Espresso-Röstung gearbeitet. Gleich der erste Bezug überraschte mit einer üppigen Crema und einem kräftigen Körper. Der Espresso war vollmundig, schokoladig und hatte eine milde Säure – so weit, so gut. Einer unserer Tester nahm einen Schluck und meinte augenzwinkernd: „Heiß, braun und flüssig – läuft!“ Übersetzt heißt das: Ja, der Espresso ist absolut trinkbar und vor allem schön kräftig.

Natürlich haben wir genauer hingeschmeckt und auch messbar überprüft, was das Mahlgut kann. Die Partikelverteilung des Kaffeepulvers ist bei Mühlen ein wichtiger Faktor für den Geschmack. Einfach gesagt: Je enger die Partikelgrößen beisammen liegen, desto klarer und nuancierter schmeckt der Espresso. Bei der Emil EM1 haben unsere Labormessungen eine relativ breite Partikelverteilung ergeben. Es gibt einen breiten  „Hauptpeak“ im mittleren Bereich (Durchschnittskorngröße ca. 330 μm) und einen nicht unerheblichen Anteil sehr feiner Partikel. Diese Mischung führt dazu, dass einige Bestandteile des Kaffees etwas überextrahieren (die ganz feinen) und andere etwas unterextrahieren (die gröberen). Im Ergebnis schmeckt der Espresso zwar intensiv und kräftig, aber feine Fruchtnoten oder höchste Komplexität darf man nicht erwarten. Die Aromen wirken ein wenig „verzettelt“, wie wir im Team gesagt haben – einzelne Noten treten nicht glasklar hervor, sondern es dominieren Grundtöne wie Körper und Röstaromen.

Jetzt muss man das ins Verhältnis setzen: Wir vergleichen hier natürlich mit High-End-Mühlen, die ein vielfaches kosten. Für eine Einsteiger-Mühle sind die Ergebnisse der EM1 in Ordnung. Der Espresso aus der Emil schmeckt deutlich besser als alles, was man mit vorgemahlenem Pulver hinbekommt, und übertrifft auch locker den Durchschnitts-Espresso aus so manchem Café. Im direkten Vergleich zu einer Profi-Mühle für 2000 € zieht die EM1 den Kürzeren – keine Frage. Aber niemand erwartet von einer 220 €-Mühle den perfekten Champion-Espresso. Was sie liefert, ist wirklich guter Espresso mit tollem Körper und angenehmer Balance.

Wichtig ist, die richtigen Bohnen zu verwenden: Helle „Third Wave“-Espressi liegen außerhalb ihres Wohlfühlbereichs. Sehr fruchtige, leichte Röstungen konnte die EM1 in unserem Test nicht optimal abbilden – da fehlte es an Feinheit und die Säure kam etwas unrund durch. Mittlere bis dunkle Röstungen dagegen sind genau ihr Metier. Schokoladige, nussige Espressoblends oder klassische italienische Röstungen gelingen wunderbar. Wer also gerne Cappuccino, Latte Art oder kräftigen Espresso trinkt, wird mit der Emil glücklich. Für die ausgefeilte sensorische Entdeckungsreise in die Welt der äthiopischen Single Origins gibt es geeignetere Mühlen – aber die kosten eben auch deutlich mehr.

Emil em1 mahlgrad

Bedienung & Reinigung

Die Emil EM1 ist einfach und intuitiv zu bedienen. Da sie keinen Bohnenbehälter hat, wiegt man vor jedem Bezug die gewünschte Menge Kaffeebohnen ab (z.B. 18 g), füllt diese oben ein und setzt den Deckel auf. Dann drückt man den Ein-Knopf – die Mühle hat einen seitlichen Kippschalter – und schon legt der Motor los. Sobald das Mahlen durch ist (man hört, wenn keine Bohnen mehr zerkleinert werden), schaltet man ab. Alternativ stoppt die EM1 von selbst nach etwa 60 Sekunden, aber so lange lässt man sie nie laufen, da sie ja spätestens nach 20 Sekunden fertig ist.

Die Mahlgrad-Einstellung erfolgt über einen Ring unter dem Bohnen-Trichter. Dieser Ring ist in feine Raster unterteilt, d.h. es gibt spürbare Klicks beim Verstellen. Die Rasterung ist genügend fein für Espresso, aber man muss schon genau hinsehen: Ein, zwei „Klicks“ verändern den Espressobezug um mehrere Sekunden. Im Test fanden wir den richtigen Punkt dennoch problemlos – einfach langsam an den Sweet Spot herantasten. Der Kunststoffring könnte haptisch etwas wertiger sein, erfüllt aber seinen Zweck.

Wie schon erwähnt, sollte man nach oder beim Mahlvorgang kurz den Silikon-Balg betätigen – dieses Feature nennt sich „Blow-Up“ oder Ausblas-Trichter. Durch mehrmaliges Drücken auf den Deckel bläst Luft durch das Mahlwerk und schleudert letzte Kaffeepartikel heraus. Im Prinzip funktioniert das wie ein kleiner Blasebalg und verhindert Ablagerungen oder statische Reste. Dieser Trick hat bei uns sehr gut funktioniert: Kaum gemahlen, einige Male pffft gedrückt, und fast alles Kaffeepulver landete im Auffangbecher bzw. Siebträger. Besser in den Dosierbecher mahlen, als in den Siebträger, denn sonst bläst oft einiges durch die Gegend.

Apropos Auffangbecher: Hier gibt es einen deutlichen Kritikpunkt von uns. Die Emil EM1 wird mit einem unförmig-zylindrischen Metallbecher geliefert, der das Kaffeemehl auffangen soll. An sich praktisch – allerdings hat der Becher in unserem Fall massive Kanalbildung gefördert. Er sackt sehr tief in den 58er Siebträger und schafft dabei einen breiten Krater, der sich auch nicht mit guter WDT Technik reduzieren lässt. In der Folge läuft das Brühwasser zu schnell durch dieses Loch und schafft Über- und Unterextraktion.

Unsere Empfehlung: Entweder den mitgelieferten Becher nicht direkt im Siebträger ausklopfen, sondern den Kaffee locker aus dem Becher in den Siebträger hineinschütten. Oder – noch einfacher – gleich einen anderen Dosierbecher verwenden. Wir haben selbst einen Becher mit Rand im Angebot, der genau auf dem Siebträger aufsitzt; so ein Zubehörteil macht hier Sinn, wenn man Sauerei vermeiden will. Im Zweifel tut’s aber auch jede passende Tasse oder ein gefaltetes Blatt als Rutsche – Hauptsache, der Kaffee kommt verlustfrei ins Sieb.

Reinigung der Emil EM1

Die Reinigung der Emil EM1 gestaltet sich unkompliziert. Durch das Single Dosing Prinzip fällt ohnehin wenig Dreck an – es bleibt ja kaum Kaffee in der Mühle. Dennoch lohnt es sich, alle paar Wochen mal das Mahlwerk zu säubern. Dazu kann man den Bohnen-Trichter und die obere Mahlwerkseinheit mit ein paar Handgriffen abnehmen. Wir waren positiv überrascht, wie einfach die Konstruktion zerlegbar ist. Ein paar Schrauben (nicht zu fest angezogen) lösen, und man kann die Mahlkammer öffnen. Selbst ohne großes handwerkliches Geschick ist das machba. Ein Pinsel genügt, um Kaffeereste auszubürsten. Da die Emil keine komplizierten Winkel oder versteckte Ecken mit Federn/Klappen hat, kommt man überall gut hin.

Im täglichen Einsatz überzeugt die Mühle also mit Simplizität. Bohnen rein, Knopf drücken, Kaffee raus – da gibt es keinen Schnickschnack. Genau das macht Single Dosing ja so attraktiv: Keine Bohnen altern im Hopper, keine Reste von gestern vermischen sich mit frischem Kaffee. Jeder Shot beginnt bei Null, und man hat die volle Kontrolle. Die Emil EM1 bringt diese Philosophie in einer sehr einsteigerfreundlichen Weise rüber. Nach ein paar Tagen hat man den Dreh raus und es gehört zum morgendlichen Ritual – ein Ritual, das richtig Spaß macht, wenn man erst den ersten guten Espresso damit aufgebrüht hat.

Vergleich mit anderen Mühlen

In der Preisklasse unter 300 € ist die Luft dünn – sprich, es gibt kaum Konkurrenzmodelle, die ähnlich ausgestattet sind. Die Emil EM1 steht hier fast konkurrenzlos gut da. Klassische Einsteiger-Espressomühlen mit Dosierbehälter (Hopper) gibt es zwar einige, aber als Single Doser kennt man derzeit vor allem Modelle wie die Varia VS3 oder die DF64 (oft teurer), die jedoch jeweils ein gutes Stück mehr kosten. Schauen wir uns kurz die Varia VS3 als Vergleich an, da sie oft als Alternative genannt wird.

Die Varia VS3 liegt je nach Version bei etwa 320–370 €. Sie verfügt über ein etwas größeres 48 mm Mahlwerk und ist insgesamt hochwertiger verarbeitet (viel Metall, schickes Design). In unseren Tests hat die VS3 sehr gute Ergebnisse für mittlere Röstungen geliefert und sich als robuste Mühle erwiesen. Allerdings ist sie deutlich langsamer – gerade mal ~6–7 g in 10 Sekunden mahlt die VS3, also weniger als die Hälfte der Geschwindigkeit der Emil. Auch die Lautstärke der Varia ist zwar tiefer, aber teils mit einem unangenehmen Ton verbunden (ein leicht jaulendes Geräusch). Geschmacklich nehmen sich beide bei dunkleren Röstungen nicht viel: Der Espresso ist kräftig und ausgewogen. Bei helleren Bohnen stößt aber auch die Varia VS3 schnell an ihre Grenzen (ihr Standard-Mahlkegel ist ebenfalls auf klassische Espressoprofile ausgelegt). Für Technik-Fans bietet die Varia optional verschiedene Mahlscheiben zum Upgraden – das kann die Emil in dieser Form nicht, hier bleibt man bei den verbauten 40 mm-Kegeln. Unterm Strich muss man sagen: Die Emil EM1 braucht sich vor der VS3 nicht zu verstecken. Wer weniger investieren möchte, bekommt mit der Emil mehr Speed fürs Geld. Wer bereit ist, rund 100–150 € draufzulegen, erhält mit der Varia eine etwas edlere Anmutung und theoretisch mehr Upgrademöglichkeiten. Beide Mühlen sind hervorragende Einstiegs-Single-Doser, und beide haben das Zeug, viele Espresso-Fans glücklich zu machen.

Wenn man das Budget-Segment betrachtet, lautet unser Fazit im Vergleich: In ihrer Klasse (ca. 200–250 €) ist die Emil EM1 aktuell ungeschlagen. Man muss schon deutlich mehr Geld in die Hand nehmen, um spürbar bessere Ergebnisse oder Features zu bekommen.

Emil em 1 fazit

Fazit Emil EM1

Wer sollte diese Mühle kaufen? Aus unserer Sicht ist die Emil EM1 ideal für Einsteigerinnen und preisbewusste Heim-Baristi. Wenn ihr gerade mit Espresso zuhause anfangen wollt oder von einer einfachen Mühle upgraden möchtet, aber das Budget klein ist, greift zu. Die EM1 liefert frischen Espresso ohne Qualitätsverluste durch alten Kaffee, sie ist leicht zu bedienen und bietet eine Konstanz, die in dieser Preisklasse schlichtweg unerreicht ist.

Warum die Emil EM1? Ganz einfach: Weil ihr für kleines Geld wirklich guten Espresso in die Tasse bekommt. Die Preis-Leistung ist überragend – man erhält hier eine Single Dosing Mühle mit Features, die vor ein paar Jahren in dieser Preisklasse undenkbar waren (geringster Totraum, solide Mahlscheiben, etc.). Klar, Perfektion darf man nicht erwarten. Die EM1 ist kein Präzisionswunder für Specialty-Geeks, und helle Espressoröstungen liegen ihr nicht. Auch könnte sie leiser sein und aus Vollmetall bestehen – aber dann würde sie eben doppelt so viel kosten. Für das, was sie kostet, leistet sie Großartiges: konstant gemahlener Kaffee, einfache Handhabung und zuverlässige Ergebnisse.

Wir denken, die Emil EM1 ist ein fantastischer Start in die Welt des Espresso. Man kann mit ihr jahrelang Freude haben, Neues lernen und Kaffeewissen aufbauen. Und wenn irgendwann das Aufrüsten juckt, verkauft man sie weiter (sie wird sicher Abnehmer finden) und steigt in die nächste Liga auf. Bis dahin aber gilt: Mit der Emil EM1 könnt ihr heute schon erstklassigen Espresso zuhause machen – ohne euer Sparschwein schlachten zu müssen. Diese kleine Mühle ist der Beweis, dass guter Kaffee nicht teuer sein muss.

Kurz und knapp: Die Emil EM1 Single Dosing Mühle ist klein, günstig und verdammt gut. In ihrer Preisklasse setzt sie den Maßstab. Für uns ganz klar die Empfehlung Nr. 1 für Budget-Espressomühlen – weil jeder großartigen Espresso verdient, auch mit schmalem Geldbeutel. Viel Spaß beim Mahlen und Genießen!

Was denkst du über die Emil EM1?

  • Was findet ihr an der Mühle im Alltag gut und was weniger gut?
  • Hattest du mit deinem Modell irgendwelche Schwierigkeiten?
  • Was sollten wir bei unserem Modell gegenprüfen?

Durch euer Feedback und eure Erfahrungsberichte wird unser Test dichter, aussagekräftiger und besser. Vielen Dank im Voraus!

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